Beiträge von AlienObserver

    Der Einwand von JonnyMadFox bringt mich auf ein Beispiel, dass sich vielleicht ganz gut eignet um zu beschreiben was ich meine. Wenn man von der Wirtschaft übergeht zu einer Betrachtung der Macht im Kapitalismus dann wird das vielleicht klarer warum ich die Trennung von Kapitalismus und Ideologie als hilfreich für den Erkenntnisgewinn sehe.


    Ich halte Michel Foucaults Ansätze für extrem Lehrreich und hatte schon über Episteme geredet. Foucault spricht viel über Macht-Wissens-Komplexe, die wie ich finde, die Vorstellung der Episteme erweitern. In Kürze: Macht und Wissen(schaft) sind so verflochten, dass sie im Grunde zwei Aspekte eines Komplexes, dem "Macht/Wissen", sind.

    Anm: Macht in Foucaults Sinn ist übrigens "Das Handeln dass das Handeln anderer bestimmt" und ihre Ausübung findet im Diskurs über soziale Prozesse statt. Kurz: Macht = Ideologie.


    Innerhalb der Wissenschaft gibt es einige Disziplinen die mit der Macht eine besonders Enge Beziehung eingehen und auf die die Macht sich beruft um ihre Herrschaft zu legitimieren (also Ideologie zu produzieren). Foucault beschäftigte sich ausführlich mit Nazideutschland, weil der Bruch nach dem zweiten Weltkrieg eine völlige Neustrukturierung der dieser Macht-Wissens-Komplexe nach sich zog. Man kann an diesen Brüchen diese Gebilde besonders gut sehen.


    Die Disziplin der Volkskunde z.B:, die in dieser Art eine sehr Deutsche Disziplin ist, sah es vor der Nazi-Diktatur als ihre Aufgabe zu Konstruieren "Was" ein "Deutscher" ist. Die Gebrüder Grimm und andere versuchten mittels einer "Erfundenen Tradition" der Deutschen, die Entstehung einer Deutschen Nation zu befördern. Die Nazis haben viele Ideen der VK aufgegriffen und sie universitär Institutionalisiert. Vor der Nazi-Herrschaft gab es zwar Volkskunde, aber es gab keine Lehrstühle an den Unis.


    Viele Volkskundler in der Nazi Zeit sahen es (aus Dank?) als ihre selbstgewählte Aufgabe die abstruse Rassenideologie der Nazis "wissenschaftlich" zu untermauern. Nazis widerum stützten ihre "Politik" der Vernichtung auf diese fiktionale Wissenschaft. Sie diente den Verbrechern als Rechtfertigung und Gewissensberuhigung. Die VK hat sich mit Schuldig gemacht am Holocaust.

    (Es gab aber natürlich auch VKler wir Prof Huber von der weissen Rose).


    Nach dem zweiten Weltkrieg hörte die VK beinahe auf zu existieren. Nach einem langen Prozess der Aufarbeitung entstand sie dann neu als Europäische Ethnologie, soziale oder empirische Anthropologie usw. Die VK ist heute kritisch, weiblich, links, spielt aber im Macht-Wissen Komplex heute keine Rolle mehr und ihre Institute bangen um ihre Existenz.


    Die Ökonomie gab es zwar vor dem 2. WK an den Universitäten, aber sie erlebte einen extremen Boom (in der BRD) nach dem 2.WK. Die neuen Ökonomen sahen als als ihre selbstgewählte Aufgabe die Legitimation für den alles beherrschenden Kapitalismus zu liefern und werden heute dafür an den Unis reich beschenkt mit Lehrstühlen, Forschungsaufträgen usw.


    Mächtige Lobby-Organisationen und ihre Propagandaorgane, wie der BDI, die INSM , das DWI, die Bertelsmannstiftung..., , verstärken diesen Macht-Wissens komplex zusätzlich weil sie Ökonomen für ihre Ideologieproduktion reich belohnen.. Ökonomen, meist die von der INSM geförderten, treten dann in jeder Talkshow auf um die Propaganda verbreiten. Die Ökonomie ist also mit Schuldig an den Zerstörungen des Kapitalismus.


    Das was die mainstream Ökonomen verbreiten ist keine Wissenschaft und beschreibt keine realen wirtschaftlichen Zusammenhänge sondern dient nur diesem einen Zweck der Rechtfertigung des herrschend Macht/Wissens. Wenn Ökonomen kritisch wären und wirkliche Wissenschaft die keine Fiktion liefert, sondern sich an der Realität misst, dann hätten sie diesen gesellschaftlichen EInfluss nicht.


    Der offizielle Ausdruck für das System Deutschlands ist:

    "Geschichtete kapitalistische Gesellschaft in einer representativen Demokratie".


    Der Ausdruck Kapitalismus beschreibt ein Wirtschaftsysstem, representative Demokratie ein Staatsgebilde.

    Neoliberalsimus durchzieht beide Aspekte als Ideologie. Unter Ideologie versteht man wissenschaftlich (ausschliesslich) die Denksysteme der Herrschenden Eliten.


    @JonnyMadFox Als Marx kenner sollte ich dir den Ideologiebegriff aber nicht erklären müssen.

    Präkarisierung und Individualismus (Selbstverantwortung) sind aber keine Ideologien, die erst mit dem Neoliberalismus aufkamen. Sie sind schon immer Teil des Kapitalismus als Ideologie Die Bauernbefreiung und die Abschaffung feudaler Herrschaftsrechte hat die Bauern individualisiert. Jeder war praktisch nur noch für sein eigenes Glück auf dem Arbeitsmarkt zuständig. Individualisierungsideologie hat auch eine reiche Tradition bei bekannten Liberalen zurück bis in die Aufklärung.


    So etwas wie einen Sozialstaat gab es im 18. - 19. Jahrhundert auch nicht. Es gab keine Arbeiterrechte, Gewerkschaften (Combinations of Workers) waren bis zum Master and Servant Act 1871 verboten, wenn du während der Arbeitszeit abwesend warst, musstest du entweder für einen Monat ins Gefängnis oder zur Zwangsarbeit in eine Mine oder Steinbruch. Das ist also alles nix neues. Du machst den Unterschied zwischen Kapitalismus und Neoliberalismus zu groß IMO. Nel. und Kap. unterscheiden sich in Grunde dadurch, dass die Neoliberalen eine andere Auffassung von Märkten haben.

    Wenn dir das Hilft, dann bitte.


    Ich empfinde es als hilfreich eine Unterscheidung zwischen Ideologie und Wirtschaftssystem zu machen. Vor allem weil der Neoliberalismus in so vielen Teilen totalen Unsinn propagiert.


    Kapitalismus ist eine Realität, Neoliberalismus ist eine Fiktion.

    WUtan Clan

    Lies genau. Ich meinte, dass der Teil der zuschreibung der Verantwortung an das Subjekt unabhängig vom Kapitalismus ist.

    Ich schreib das nur, weil in anderen Ideologien (rechts aussen) diese Idee auch zu finden ist. Neoliberalismus in seiner Gänze ist natürlich eine Ideologie des Kapitalismus. Das schreib ich aber auch.

    soweit ich mich erinnern kann hat man die neoliberalen Reformen in einer zeit wachsender Arbeitslosigkeit eingeführt. passte den neoliberalen natürlich ganz gut, so konnten sie weiter angst schüren. im Namen der Wettbewerbsfähigkeit.


    ich bin der Meinung das es nicht funktionieren kann weil das versprechen jeder kann nach oben kommen nicht gehalten werden kann den in diesen System kann nicht funktionieren wenn alle profitieren.

    dazu diesen kommentar zur podcastfolge die ich gepostet hatte.

    https://tinyurl.com/y6afqhu8


    Es kommt nicht drauf an ob das System tatsächlich halten kann was es verspricht sondern nur, dass genug Leute daran glauben.

    Eine Sache muss der Vollständigkeit wegen noch gesagt werden. Was unsere Sozialpolitik angeht ist die Verortung der Verantwortung für die soziale Lage im Subjekt durch den Neoliberalismus der wichtigste Aspekt der neoliberalen Ideologie, die er aber mit anderen rechten ideologien teilt. Eine Zentrale neoliberale Behauptung ist: "Wer Arm ist, ist selber schuld und Reiche haben sich ihren Reichtum verdient." Neoliberale Sozialpolitik muss deshalb "aktivierend" sein (Hartz4), denn Arme sind einfach nur "zu Faul zum Arbeiten".


    Dieser Teil der Ideologie ist extrem bedeutend wenn es um die Rechtferigung der sozialen Schieflage geht, er legitimiert nicht den Kapitalismus als Wirtschaftssystem sondern die Existenz von Reichtum und Armut an sich (möglicherweise unabhängig vom Wirtschaftssystem). Auch ein autoritärer zentralistischer (Orwellscher) Staat ohne Privates Kapital könnte diesen Teil der Ideologie vertreten.


    Dieser Teil der Ideologie steht auch Abseits von der Marktideologie, weil er eben keine makroökonimischen Zusammenhänge des Kapitalismus beschreibt um ihn zu legitimieren sondern sich in seiner Wirkung auf das Subjekt in all seinen Aktivitäten bezieht, auch fernab des wirtschaftlichen Handelns.


    z.B: Die Psychiatrie neoliberaler Prägung würde vlt sagen: "Wenn jmd. Depressiv ist, ist das ein krankhafter Zustand meist begründet in der Biologie des Subjekts der durch Medikamente behandelt werden kann.

    (Die WHO sagt übrigens: "People who have gone through adverse life events (unemployment, bereavement, psychological trauma) are more likely to develop depression.")


    Viel wichtiger als die Wissensproduktion der Neoliberalen die JonnyMadFox anspricht ist eben meiner Meinung nach wie neoliberale Ideologie unsere Gesellschaft in allen Teilen prägt und zwar weit über den Einfluss des Kapitalismus hinaus.


    Weil eben Prekarität das internalisierte Herrschaftsinstrument des neoliberalen Kapitalismus ist und Armutsbetroffene selbst für ihre Armut verantwortlich sind, ist der neoliberale Kapitalismus eine Ideologie die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit produziert, soziale Gruppen ausschliesst und massiv entfremdend und zerstörerisch auf die Gesellschaft wirkt.


    Es gibt einen Unterschied im Kapitalismus der durch die neoliberalen Wende verursacht wurde.

    Ich denke, dieser Umstand ist eine Anpassung an veränderte Bedingungen des Kapitalismus.


    Ich bin der Meinung der Neoliberalismus ist eine Antwort darauf, dass der Anstieg der Vermögenseinkommen das gesamte Wirtschaftswachstum irgendwann auffrass und alle anderen nicht mehr vom Wachstum profitieren konnten.


    Das ist mir deshalb wichtig, weil es viele gibt die der Meinung sind deshalb, weil der Neoliberale Kaptialismus zerstörerischer für Mensch und Umelt ist als der Keynesianische Kapitalismus der ihm voranging, gäbe es die Möglichkeit eines "grünen und gerechten Kapitalismus". Ich sehe diese Möglichkeit nicht. Die Entwicklung ist meiner Meinung nache eine zwangsweise Folge unendlicher Kapitalistischer Kapitalakkumulation in einer endlichen Welt.

    Was bereits Propaganda ist, da so simplifizierend, dass es falsche Implikationen weckt (und wecken soll!).


    Ich hab das so verkürzt geschrieben um darzustellen, dass meiner Meinung nach eine Trennung von Wirtschaftssystem und Ideologie notwendig ist. Ja, das ist vereinfacht weil ein Forumspost und keine Monographie.

    @JonnyMadFox

    Worauf ich hinaus will? Was ist denn das für den Fage? Na ich hab versucht auf deinen Beitrag zu antworten.


    Auf was wolltest du denn mit deinem Mirowski Beitrag hinaus? Das Neoliberalismus mehr als Marktideologie ist? Duh.

    Hinreichende Definition der Freiheit die Liberalismus widerlegt:

    Zitat

    „Zwischen dem Starken und dem Schwachen, zwischen dem Reichen und dem Armen, zwischen dem Herrn und dem Diener ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.“ (Jean Babtiste Henry Lacordaire 1802-1862)

    Dieses Zitat stammt aus einer Predigt die Stellung nimmt zu Forderungen von sog. Liberalen dieser Zeit das Verbot der Sonntagsarbeit aufzuheben.


    Den sog. Liberalen war schon immer die Freiheit der Herrschenden weit mehr Wert als die Freiheit der Beherrschten. Die immer gleichen Diskussionen dazu führen wir seit 200 Jahren. Während Corona forderte die FDP verkaufsoffene Sonntage.

    @Jonny Bist Du jetzt eingeschnappt weil ich Mirowski kritisch sehe?


    Der Kapitalismus "behauptet" gar nix, seine Ideologie behauptet.

    Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem.

    Das Wirtschaftssystem der Sovietunion war die Planwirtschaft.


    Beide legitimier(t)en sich durch ihre Ideologie.

    Die Ideologie wurde im Fall des Neoliberalismus von Ökonomen wie Hayek und Friedman produziert. Sie existiert ausschliesslich weil sie den Kapitalismus legitimiert. Der Neoliberalismus existiert deshalb im Umkehrschluss nicht mehr wenn er den Kapitalismus nicht mehr legitimieren kann.


    Neoliberale Ökonomen/Ideologen behaupten kurz gefasst: Wachstum ist unendlich weil wenn Ressourcen Knapp werden die "unsichtbare Hand" des Marktes den technologischen Fortschritt beflügelt der diese Ressourcen unnötig macht. (Siehe z.B: Tilos Interview mit Peter Altmeier)


    Beispiel: Wenn nicht genug Kautschuk produziert werden kann um alle Autoreifen herzustellen "erfindet" der "Markt" den synthetischen Gummi der ein ganz neues Wachstum ermöglicht.


    Errungenschaften des Kapitalismus sind natürlich vielfältig und es ist gerade für Linke extrem dämlich diese nicht sehen zu wollen.


    Die Erfindung, Produktion und Vermarktung von Produkten die das Leben aller Menschen extrem verbessert haben gelang in der Frühphase des Kapitalismus eindeutig besser als im Soviet System (das natürtlich ebenfalls viele Errungenschaften hatte, wie z.B. Hitlerdeutschland besiegen).


    Ich behaupte mal die Waschmaschine und die Spülmaschine haben mehr zur Befreiung der Frau aus unbezahlter Arbeit getan als jeder spätere soziale Fortschritt.


    Der Kapitalismus war natürlich eine erhebliche Verbesserung zum Merkantilismus und Feudalismus. Offensichtlich fallen eine Unzahl von sozialen Fortschritten in die Zeit des Kapitalismus. In der Zeit als Kapitalismus und Sozialismus gegeneinander konkurrierten und Wachstum ein echter Gewinn für alle war, war der Kapitalismus besonders erfolgreich. Vor allem der Fordismus verschaffte den Arbeitern massive Verbesserungen ihrer Lebensumstände, vor allem Anstellungssicherheit und Vergütung.


    All das änderte sich aber als das Wachstum mit dem Vermögenseinkommen der Superreichen nicht mehr Schritt halten konnte und (quasi gleichzeitig) das Sovietsystem kollabierte. Weitere Akkumulation war nur noch dann möglich wenn man zukünftiges Wachstum nicht mehr mit den Arbeitern teilt.

    Die "Zusammenarbeit" bzw. die Kompromisse mit Gewerkschaften und Sozialisten im Westen wurden aufgekündigt. Thatcher, Raegan, Blair und Schröder mussten eine härtere Gangart anschlagen, sozialsystem abbauen, Gewerkschaften entmachten und die Prekarität (Help and Hassle, Hartz4. ...) als Herrschaftsinstrument einführen. Der Neoliberalismus wurde damit zur offiziellen Ideologie des Kapitalismus.


    Als Michael Mann aber 1999 seine "Hockey Stick" Kurve vorstellte war der Bush Senior Regierung vollauf bewusst, dass damit das Ende des Kapitalismus eingeläutet wurde. Um zu verhindern, dass die Neoliberale Ideologie dadurch sofort zusammenbricht (wie sie es hätte tun sollen) hat man dafür die Wissenschaft selbst gopfert.


    Mike Morano, spin doctor der Republikanischen Partei, heckte den Plan aus, dasss wenn man die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft selbst attackiert, man den Kapitalismus retten, bzw. die eigene Macht und die Macht der Kapitalisten deren Interessen man vertritt sichern kann.


    Wissenschaftsfeindlichkeit wurde erst damit, quasi aus Verzweiflung über den Klimawandel, Teil der Neoliberalen Ideologie, ungeachtet dessen, dass diese Vorher das Fundament der Idologie lieferte. Neoliberale Ökonomen wollten immer wie Physiker sein, jetzt aber wurden Naturwissenschaftler mögliche Feinde des Neoliberalismus.


    Klimawandel, das Artensterben und Peak Oil sind Probleme die (so ähnlich auch Corona) keine technologische Lösung haben, sondern eine Veränderung unseres (wirtschaftlichen) Handelns notwendig machen. Es kann dazu keine Lösung im Kapitalismus gefunden werden die ihn nicht selbst in Frage stellt.


    Der Kapitalismus kann aber trotz erreichen der Grenzen der Tragfähigkeit noch eine Weile im "Overshoot" Zustand weiter existieren. Seine Ideologie aber verliert ihre Glaubwürdigkeit. Seit Jahren benötigen wir die Tragfähigkei von drei Erden um weiteres Wachstum zu generieren. rauben aber zukünftigen Generationen dabei ihre Existenzgrundlage. Am Ende MUSS er aber kollabieren.


    Wenn ich den Kapitalismus kritisiere, dann vor allem deshalb.

    Philip Mirowski ist der Meinung, dass Neoliberalismus weit mehr als eine radikale Marktorganisation von Mensch und Gesellschaft ist. ....

    Ich hab mir den nervigen Vortrag angeschaut und Kann P. Mirowski nicht viel abgewinnen. Ich weiss nicht wer die "Linken" sind an denen er sich da abarbeitet. Er Argumentiert nicht, sondern behauptet. Manche seiner Sichtweisen sind allerdings neu und geben Ansatzpunkte wenn auch nicht von großem Erkenntnisgewinn.


    Jetzt kommt was ganz wichtiges:

    Der Neoliberalismus ist dann erfolgreich wenn der Kapitalismus erfolgreich ist, (und umgekehrt).


    Das was Mirowski über Neoliberalismus sagt ist deshalb unerheblich weil die vom Neoliberalismus behauptete Existenz grenzenlosen Wachstums uns um die Ohren Fliegt.


    Kapitalismus hat eindeutige Errungenschaften in der Vergangenheit vorzuweisen aber er kollabiert da wir die Grenzen des Wachstums erreicht haben. Er kollabiert weil die Neoliberale Ideologie zu viele aus der Prekarität ins Elend geführt hat.


    Grenzenloses Wachstum muss aber ein Kernstück der Ideologie sein, denn nur durch grenzenloses Wachstum ist grenzenlose Akkumulation möglich. Grenzenlose Akkumulation aber ist Bedingung für die (grenzenlose) Existenz des Kapitalismus.


    Wenn der Neoliberalismus den Kapitalismus nicht legitimieren kann dann hat er keine Existenzberechtigung.


    Wo Mirowski recht hat ist, dass der Neoliberalismus ein Epistem (wie Foucault es versteht) geschaffen hat. Wenn Episteme durch neue ersetzt werden (Brüche) ist das ein sehr volatiler Prozess. Das was vorher unangefochtene "Wahrheit war" ist jetzt plötzlich fragwürdig.


    Wenn Medien vorher "Wahrheit" produziert haben weil sie diesem Epistem entsprachen, produzieren sie "Fake News" wenn das Epistem nicht mehr anerkannt ist.

    Naja, man kann sie nur biografisch ein wenig auseinanderhalten. Wer kommt woher? Wie ist jemand aufgewachsen. Die Namen, die du nennst haben ja höchst unterschiedliche Lebenswege hinter sich. Stracher der glaube ich Zahntechniker war, also ausm recht kleinbürgerlichen Milieu. Putin der im Militär & Geheimdienst seine Sporen verdient hat (siehe Tilos Interjuh mit Seipel) und sein Netzwerk in der russischen Verwaltung ausgebaut und geplegt hat. Xi hat jahrelang inner fucking Höhle durch die Verbannung in der Kulturrevolution verbracht und ist mächtiger als Mao, selber ein Bauernsohn. Das kann so fortsetzen. An der Stelle auch nochmal ein Buchtipp vom niederländischen Historiker Frank Dikötter namens "Diktator werden: Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht" Wollt ich mir noch holen und ist bestimmt auch ein toller Interviewgast. Spannend ist doch, wie es diese Leute schaffen ein Regime und Personenkult aufzubauen.

    Falsch verstanden.


    Ich meinte ich kann nicht entscheiden ob die genannten Personen Faschisten, Unternehmer oder Mafiosi sind. Manche sind sogar auch noch Politiker und Diktatoren.

    @JonnyMadFox Den Neoliberalismus ausdiskutieren schafft man nicht in so einem Forum. Ideologie ist vielschichtig und Wandelbar.


    Neoliberale Ideologie sah anders aus in Chile (wo die Kritiker der Chicago Boys in Chile unter Pinochet den Begriff prägten) als Beispielsweise in Deutschland unter Schröder.

    AlienObserver ignoriert Industrieller weil zu viel BS.


    Die Armen glauben natürlich nicht unbedingt an die neoliberale Ideologie. Sie wissen, dass das Leben mehr enthält als das streben nach Reichtum. Neoliberalismus ist was sich der Reiche selbst erzählt um Nachts gut schlafen zu können.


    Neben der Ideologie braucht der Kapitalismus daher auch eine Form der Herrschaftsaussübung (Foucault: Gouvernmentalität) die die Beherrschten so verinnerlicht haben, dass sie die Herrschaft (der Kapitalisten) akzeptieren.


    Im Kapitalismus neoliberaler Ideologie ist dies die Prekarität (nach Pierre Bourdieu). Wer Bourdieus Text "Prekarität ist überall" nicht kenn sollte ihn jetzt lesen. Nur wer den Abgrund stehts vor Augen hat und die reale Gefahr sieht selbst darin zu landen, ist bereit aus Angst die Ausbeutung durch die Kapitalisten zu ertragen.


    Wie man jetzt gerade in den USA sieht, bricht dieses System zusammen wenn zu viele über den Abgrund gestürzt sind und nicht tiefer fallen können.


    Warum erlaubt der Kapitalist den Sozialstaat? Weil er versteht, dass er sonst bald vom Laternenmast baumelt.

    Spätestens seit Lionell Robbins Satz:

    Zitat

    "Ökonomie ist eine Wissenschaft, die menschliches Verhalten als Beziehung zwischen Zielen und knappen Mitteln mit alternativen Verwendungen untersucht.“ Lionel Robbins (1935)

    haben die Ökonomen als Produzenten der Ideologie den Anspruch, dass ihre Ideologie nicht nur wirtschaftliche Zusammenhänge beschreibt, sondern eine Theorie ist die ALLE zwischenmenschlichen Beziehungen abdeckt.


    Hier geht es um weit mehr als nur ein Wirtschaftssystem und eine Theorie, hier geht es um eine allgemeine Theorie darüber wie Menschen "funktionieren".


    Das streben im Wettstreit um Knappe Ressourcen auf einem freien Markt einen Vorteil zu haben ist also eine hinreichende Beschreibung menschlicher Motivation. Ich hab an anderer Stelle die Marktideologie als Teil der Neoliberalen Ideologie beschrieben. Mit Robbins Satz wird daraus das Fundament des Ideologiegebildes, dass wir Neoliberalismus nennen.

    Was sagt ihr zum Unterschied zwischen Neoliberalismus und Kapitalismus? Ist Neoliberalismus einfach nur Kapitalismus oder ist er etwas Spezielleres? Meinungen? ;)

    Das ist keine relevante Frage.


    Man hat ein Wirtschaftssystem "Kapitalismus" und eine Ideologie "Neoliberalismus" die dieses Wirtschaftssystem legitimiert.

    Kapitalismus ist das Wirtschaftssystem dass dafür sorgt dass Reiche noch reicher werden,

    Neoliberalismus sagt warum die Reichen glauben dass das ihr recht ist.

    Erdogan ein Maffiosi?

    Wer kann überhaupt unterscheiden ob die rechtsautoritäre Banditen die heute an der Macht sind, Maffiosi, Unternehmer oder Faschisten sind. Ich konnte das bei Erdogan, Berlusconi, Putin, Trump, Strache, Lukaschenko, Orban, Bolsonaro ..... usw nie auseinanderhalten. Eigentlich gehören die immer in den Knast und nicht an die Macht.


    PS: Das wäre bei den A. von der AFD genau so.

    ?

    Huawei ist kein "demokratisches" Unternehmen wie Mondragon. So wie ich das verstehe, sind die Gewerkschaften deren Mitglieder die Anteile halten, Kader der Parteien, weshalb zwar Huawei ein Mitarbeitergeführtes Unternehmen ist, aber letztendlich die Parteibonzen autoritär Macht ausüben können (Was Huawei de facto zu einem Staatsbetrieb macht).