Zitat
Ich verstehe deinen Punkt. Ich glaube nicht.
Zumindest nicht, sobald du daraus ein Spezifikum für Wissenschaftler machen möchtest. Ich sehe generell einen Konformitätsdruck bei Karrierist*innen. Wenn du, verzeih mir diesen Ausflug ins romantische, aus deiner Liebe zu einem Thema eine Profession machen und zum Beispiel Professor rin werden möchtest, bist du darauf angewiesen, dass gewisse Gremien und Mentorinnen dich akzeptieren. Das ist genau das gleiche wie in einer politischen Partei. Übrigens ist es auch genau das gleiche wie in diesem Forum hier. Ich glaube nicht, dass ich mit meinen Ansichten hier mehrheitsfähig sein würde.
Die Freiheit unserer Forschung bedingt eben leider auch, dass die Gremien sich selbst fortpflanzen. Das ist in allen sich selbst verwaltenden Organisationen so.
Um es noch mal zu Plausibilisieren, es ist auch bei sich selbst verwaltenden Unternehmen so. Das ist ja ein neuer Trend im Zuge von new work, dass sich Eigentümer/Geschäftsführer rausziehen und ihre Mitarbeiter demokratisch das Unternehmen bestimmen lassen.
Man sieht dann häufiger, dass sehr ähnliche Menschen in diesem Unternehmen arbeiten. Komisch oder?
Ich für mich interpretiere es so, dass sich gleich und gleich einfach gern gesellt. Und solange du noch nicht dazu gehörst, versuchst du eben nicht an zu Ecken. Wenn du etwas erreichen willst. Das ist Teil unseres Leistungssystems. Mut macht, dass es immer besondere Charaktere gibt, die zeigen, dass es komplett anders gehen kann.
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Ich meine nicht, das du jemanden diskriminierst, aber du setzt es als selbstverständlich voraus. Wichtige Positionen werden laut deinem Post von Personen mit einem bestimmten Habitus (also einer sozialen Schicht) besetzt. Gleichzeitig sprichst du aber von einer Leistungsgesellschaft.
Das ist innerer Widerspruch. Wenn wir eine Leistungsgesellschaft hätten dann würde natürlich die Befähigung alleine bei der Besetzung einer Position eine Rolle spielen. In Wirklichkeit reproduzieren sich soziale Ungleichheiten (wie viele Studien zeigen). Angehörige unterer Schichten haben in Universitäten und in der freien Wirtschaft bei gleicher Qualifikation schlechtere Chancen als die Konkurrenz aus der Oberschicht.
Desweiteren sagst du, dass Kapitalismuskritik das System delegitimiert, wobei du ausserdem zeigst, dass deine Definition von Kapitalismus, die irgendwie wohl Marktwirtschaft und Demokratie beinhaltet, mit dem was man wissenschaftlich als Kapitalismus bezeichnet nichts zu tun hat.
Du scheinst zu glauben, dass es sich bei Hans Werner Sinn um einen Wissenschaftler handelt und nicht jemand der im Geschäft der Ideologieproduktion ist.
Offenbar hast du die neoliberale Ideologie vollkommen verinnerlicht, daraus ziehe ich die die Schlussfolgerungen das du am bestehenden System nichts verändern willst. Denn wer die Ideologie schluckt, der kann keine Änderung wollen. idologie ist wiederum als wissenschaftlicher Begriff in den Sozialwissenschaften zu verstehen, also das Denken der Herrschenden Klasse.
Ich halte weder Hans Werner Sinn noch Stefan Brunnhuber für geeignete Beispiele von Wissenschaftlern. Du hast dir die beiden Ausgesucht die nichts anderes tun als Ideologie von sich zu geben. Der Club of Rome z.B. sagt etwas völlig anderes.
Zitat von 1% ist Genug (Graeme Maxton, Direktor des CoR)
Um zu funktionieren, benötigt das derzeitige Wirtschaftssystem einen Ressourcendurchsatz – also Ressourcenverbrauch –, der unaufhörlich wächst. Das ist in der DNA des Systems angelegt. Die Menschen müssen immer mehr konsumieren und die Hersteller immer mehr produzieren, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern und das Fortbestehen des derzeitigen Systems zu sichern. In diesem Prozess aber nimmt die Menge der emittierten Treibhausgase zu, die das Klima unseres Planeten verändern.
Der Klimawandel ist bereits so weit fortgeschritten, dass sich in den kommenden Jahrzehnten die globalen Wettermuster verschlechtern und die Meeresspiegel steigen werden, und zwar unabhängig davon, was gegenwärtig dagegen unternommen wird. Jeder Versuch, das Wirtschaftswachstum zu steuern und die Schädigung der Umwelt zu verlangsamen, drosselt aber gewissermaßen den Treibstoffzufluss, der den Wirtschaftsmotor am Laufen hält.
Wahrscheinlich hat dir das Interview mit Ulrike Hermann dann weniger gefallen.