Beiträge von AlienObserver

    Ein Bloggerdem ich seit der Wirtschaftskrise folge beschreibt das so:


    Ich will nicht stören in eurem Zwist, aber ich hab da mal den Frage.


    Meine Behauptung ist, dass die Neoliberale Wende (u.a.) eine Antwort ist auf die unendliche Akkumulation in einer endlichen Welt. Weil das Wachstum nicht mehr ausreichte um gleichzeitig (wie bisher in der "goldenen Zeit" des Kapitalismus) zu einem Anstieg der Löhne und Gehälter bei einer gleichzeitigen Erhöhung der Vermögenseinkommen zu führen, musste die Ideologie des Kapitalismus überarbeitet werden. Der Neoliberalismus, der das Lohndumping ermöglichte das seit dem stattfand, löste den Keynesianismus ab der Lohnsteigerungen als Vorraussetzung für Wachstum propagierte.


    Die Ulrike Herrmann formuliert das genau anders rum. Sie sagt weil der Neoliberale Turn die Löhne beschnitt hat der Neoliberalismus das Wachstum verlangsamt.


    Welche Nachweise gäbe es für die eine oder die andere Argumentation?


    Der Effekt ist der Gleiche. Wachstum und Produktivitätdssteigerung dient seit dem Anhäufen von Kapital. Der andere Effekt, da würde ich Ulrike Herrmann zustimmen, ist der Finanzkapitalismus. Höhere Löhne verursachen "Fortschritt". Stagnierende Löhne führen zu einem Stillstand der Investition in Kapital und einer Abwanderung des Kapitals in die Spekulation.

    Naja, du könntest ja auch mal zurück verfolgen, mit welchen Kandidaten die SPD bisher immer erfolgreich war. Sowohl als MP als auch als Kanzler. Linke Ideologen und Träumer gewinnen eben keine Wahlen. Die erwärmen vielleicht das Herz von kosmopoliten Studenten, Forennutzern und hippen Politjournalisten, aber die holen dir nicht die benötigten Prozente aus dem ökonomischen Mittelschicht die du brauchst um mit irgendeinem Koalitionspartner den Arsch über die 50% zu bekommen.

    Und die Leute haben ( weil es ja weiter oben anklang) auch nicht Wolfgang Schäuble, sondern eben Angela Merkel gewählt und die tritt dieses mal eben nicht mehr an und die Wähler die nach H4 von der SPD zur CDU liefen ( kleiner reminder, die Wahl nach Hartz 4 bestritt die SPD übrigens noch mit 34%) haben Merkle in den ersten beiden Wahlperioden hauptsächlich dafür gewählt, dass sie die einsetzenden Erfolge der Agenda 2010 verwaltet hat.

    Komisch, nach deiner Theorie dürften dann Podemos, Syriza, La France insoumise, Sinn Féin usw nicht erfolgreich sein. Welche Evidenz hast du für diese Behauptung?

    Das ist hier eine leicht dysfunktionalen linke Kommune. Alte konflikte die zum tausendsten mal aufgewärmt werden " Aber du hast damals den Abwasch nicht gemacht" ....

    Weil tote Kinder an unsere Strände in Griechenland gespült werden, gibt es eine Diskrepanz zwischen den Werten (Humanismus, Freiheitlich demokratischen Ordnung etc) und der Realität.


    10% der Menschen verbrauchen 80% der global verfügbaren Ressourcen. Diese 10% sind wir, die wir uns dieser Werte rühmen. Den anderen 90 % der Weltbevölkerung ist aber ziemlich klar, dass die westlichen Länder ihren Wohlstand auf ihre Kosten erwirtschaften. An eine Angleichung der Lebensumstände ist einfach nicht zu denken, so lange westliche Industrienationen auf Kosten der ausgebeuteten Welt leben.


    Diese Situation wird sich verschärfen. Die Frage wie man damit Umgeht hat zwei Lösungen:

    A: Eine wirkliche Solidarität in den westlichen Ländern die ihren Ressourcenverbrauch massiv senken und eine Angleichung der Lebensumstände beginnen in dem Sie zugunsten anderer auf ihren Wohlstand verzichten aber dafür ihre Werte behalten.


    B: Die Lösung Mauer. Der Westen scheisst auf seine Werte und bekennt sich zur imperialen autoritären Ausbeutung des globalen Südens auch wenn das massive Menschenrechtsverstösse verursacht. Anstatt was abzugeben stecken wir diejenigen die mit dieser Situation unzufrieden sind und zu uns kommen z.B. in KZs.


    Was die Union, die FDP und die SPD (mit Kandidat Scholz) versprechen ist, dass wir den Kuchen essen und behalten können. Angeblich stehen wir für unsere Werte, aber sind nicht gewillt etwas von unserem Wohlstand dafür zu opfern. Diese Option ist eine kolossale Verarschung der Bevölkerung die das Abdriften der Bevölkerung nach rechts befeuert. Ich denke weit mehr wären bereit etwas abzugeben, das Klima zu retten und unsere Werte, wenn man die Bevölkerung mitnimmt. Das ist aber nur möglich wenn die Reichen dafür zur Kasse gebeten werden und genau dahin wird ein Kanzler Scholz als Genosse der Bosse und neoliberaler Autokrat niemals gehen.


    Scholz ist eine Marionette des Kapitals und ein Steigbügelhalter der AFD der die Zukunft der nächsten Generation in die Tonne tritt.

    Zitat

    "Die millionen Demonstranten hätte es eigentlich gar nicht geben sollen, weil es die Aufgabe der Politiker ist, Reformen einzuführen, die den Klimawandel verlangsamen."

    Ich halte das für einen hervorragenden Arschtritt nach oben.

    @JonnyMadFox Die ist 17 oder so?

    Deine Erwartungen sind da überzogen. Es ist das Vorrecht der Jugend oberflächlich zu sein. Ich finde sie wesentlich reifer und informierter als ich in dem Alter war. Kurz ich bin totaler Fan von Luisa Neubauer.


    Währe Schlimm wenn jeder als so zynischer alter Sack wie ich (oder andere hier) geboren würde.

    Ich gebe da die Fackel einfach an Fridays for Future ab. Mit meiner Generation (bin 50+) war das nicht zu machen.


    Was mich immer wieder mit Hoffnung erfüllt ist, dass die Union und die FDP weit mehr Wähler an die Gruppe der Verstorbenen verlieren als sie Neuwähler gewinnen. Es wird wohl so sein, dass die älteren Wegsterben müssen um einer neuen Gesellschaft den Weg zu ebnen.


    Progress happens one death at a time.

    Ich meine nicht, das du jemanden diskriminierst, aber du setzt es als selbstverständlich voraus. Wichtige Positionen werden laut deinem Post von Personen mit einem bestimmten Habitus (also einer sozialen Schicht) besetzt. Gleichzeitig sprichst du aber von einer Leistungsgesellschaft.


    Das ist innerer Widerspruch. Wenn wir eine Leistungsgesellschaft hätten dann würde natürlich die Befähigung alleine bei der Besetzung einer Position eine Rolle spielen. In Wirklichkeit reproduzieren sich soziale Ungleichheiten (wie viele Studien zeigen). Angehörige unterer Schichten haben in Universitäten und in der freien Wirtschaft bei gleicher Qualifikation schlechtere Chancen als die Konkurrenz aus der Oberschicht.


    Desweiteren sagst du, dass Kapitalismuskritik das System delegitimiert, wobei du ausserdem zeigst, dass deine Definition von Kapitalismus, die irgendwie wohl Marktwirtschaft und Demokratie beinhaltet, mit dem was man wissenschaftlich als Kapitalismus bezeichnet nichts zu tun hat.


    Du scheinst zu glauben, dass es sich bei Hans Werner Sinn um einen Wissenschaftler handelt und nicht jemand der im Geschäft der Ideologieproduktion ist.


    Offenbar hast du die neoliberale Ideologie vollkommen verinnerlicht, daraus ziehe ich die die Schlussfolgerungen das du am bestehenden System nichts verändern willst. Denn wer die Ideologie schluckt, der kann keine Änderung wollen. idologie ist wiederum als wissenschaftlicher Begriff in den Sozialwissenschaften zu verstehen, also das Denken der Herrschenden Klasse.


    Ich halte weder Hans Werner Sinn noch Stefan Brunnhuber für geeignete Beispiele von Wissenschaftlern. Du hast dir die beiden Ausgesucht die nichts anderes tun als Ideologie von sich zu geben. Der Club of Rome z.B. sagt etwas völlig anderes.


    Zitat von 1% ist Genug (Graeme Maxton, Direktor des CoR)

    Um zu funktionieren, benötigt das derzeitige Wirtschaftssystem einen Ressourcendurchsatz – also Ressourcenverbrauch –, der unaufhörlich wächst. Das ist in der DNA des Systems angelegt. Die Menschen müssen immer mehr konsumieren und die Hersteller immer mehr produzieren, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern und das Fortbestehen des derzeitigen Systems zu sichern. In diesem Prozess aber nimmt die Menge der emittierten Treibhausgase zu, die das Klima unseres Planeten verändern.

    Der Klimawandel ist bereits so weit fortgeschritten, dass sich in den kommenden Jahrzehnten die globalen Wettermuster verschlechtern und die Meeresspiegel steigen werden, und zwar unabhängig davon, was gegenwärtig dagegen unternommen wird. Jeder Versuch, das Wirtschaftswachstum zu steuern und die Schädigung der Umwelt zu verlangsamen, drosselt aber gewissermaßen den Treibstoffzufluss, der den Wirtschaftsmotor am Laufen hält.

    Wahrscheinlich hat dir das Interview mit Ulrike Hermann dann weniger gefallen.

    Wahnsinn, hier findet in einem Absatz soziale Schichtung, Diskriminierung von Andersdenkenden und Leistungsprinzip gleichzeitig statt. Das sind die eigentlich unvereinbaren Widersprüche neoliberaler Ideologie in einem schönen Paket.


    Übrigens sehen die meisten Kapitalismuskritiker kein Problem darin die Erfolge des Kapitalismus anzuerkennen.

    Anstatt dir das völlig ausgearbeitetes Alternativsystem anzubieten muss ich aber fragen warum der Kapitalismus anscheinend keine Rechtfertigung in Zeiten des Klimawandels braucht.

    Der fortgesetzte Kapitalismus führt gerade dazu dass wir den nächsten Generationen den Planeten zerstören. Ich sehe da durchaus Anlass zu Kritik und einer Abschaffung dieses Systems.


    Anscheinend ist deine Selbstwahrnehmung die eines rationalen, aufgeklärten Intellektuellen. Eine irgendwie aufgeklärte und rationale Vorstellung der Welt die eine realistische Zukunftsperspektive bietet sehe ich aber leider nicht, nur die völlig idiotische Vorstellung, dass alles so weitergehen kann wie bisher.


    Deine Haltung kann man nur haben wenn man Wissenschaft ignoriert oder einem die nächsten Generationen egal sind. Völlige Ignoranz (also zum Beispiel der Glaube Kapitalismus hätte nichts mit dem Klimawandel zu tun ) wäre allerdings auch noch möglich.

    @Cle Wow, bin sprachlos.

    Wenn ich mich also nur genug mit der Neoklassik beschäftige werde ich ebenfalls erkennen dass ich als unwissenschaftlicher, linker und unwürdiger (womoglich sogar marxistischer) Kritiker des Kapitalismus fehlgeleitet bin und mich dann gleich dir an der Weisheit des H.W. Sinn erfreuen? Verstehe ich dich da richtig?

    Das ist sehr nett von dir das zu sagen.

    Es zeigt sich (um den Thread aufzugreifen) dass die SPD kein bisschen ne Vorstellung hat wie ernst die Lage ist. Sie haben tatsächlich nix kapiert.


    In meiner Fantasie hört sich das so an:

    "Wir, die SPD, haben mit dem Klimakompromiss das beste rausgeholt was möglich war! Wir können total Stolz auf die SPD sein, weil wir haben ja richtig was gegen den Klimawandel getan. Dass was die Fridays for Future fordern, (Oder die Scientists for Future, oder der Club of Rome, oder das IPCC) ist eh total unrealistisch und im Moment politisch nicht machbar, aber da ist halt nur die Union dran schuld. Die SPD ist nämlich die geilste aller Klimaretterparteien! Und das tollste ist, unsere Freunde in der Industrie sind auch voll zufrieden. Das Klima muss jetzt der Industrie auch ein bisschen entgegenkommen.

    Das gleiche gilt für die Flüchtlinge. Wir können ja auch nicht JEDEN rein lassen oder? Wir haben lauter Rentner die uns wählen, die haben Angst vor Fremden, die muss man auch ernst nehmen.

    Und Vermögenssteuer, das kündigen wir jetzt vielleicht im Wahlkampf an, aber das merkt gar niemand wenn die wieder nicht kommt und das mit dem hartz4, da hat zwar das Verfassungsgericht gesagt, dass das nicht ok war, aber wenn wir jetzt das wieder Rückgängig machen, dann wollen die Leute ja vielleicht alle mehr Geld verdienen? Was wird dann aus der Schwarzen Null und der Exportweltmeisterschaft .... usw."


    Sorry für die Unterbrechung. Wir waren hier stehengeblieben: Bei der Feststellung, dass die Wissenschaft nicht wirklich frei ist, mit der Ergänzung von mir, dass das mehr oder weniger für alle Fakultäten gilt. Was man in diesem Kontext noch erwähnen sollte ist die Abhängigkeit von Geldern aus der Industrie.

    Dass die Politikwissenschaft Gelder aus der Industrie kriegt bezweifle ich mal schwer.

    Ich vermute eher die Angst durch zu harsche Kritik und politische Positionierung als "unwissenschaftlich" weil "nicht neutral" zu gelten.

    Ich hab das alles im Konjunktiv geschrieben weil ich mir da auch nicht ganz sicher bin ob es einen Ausleseprozess in deutschen Unis gibt. Ich wünsche mir eben nur etwas handfestere Kritik wenn man schon in einer solchen Position ist.


    Es gibt wahnsinnig viele Wissenschaftler in aller Welt die richtig losledern über den Kapitalismus und da keine Hand vor den Mund nehmen. Wenn nicht im akademischen Umfeld wo dann? Wo soll den diese weichgespülte Kritik hinführen?


    Der Wolfgang Streeck hatte wohl übrigens schon vorher nen Freibrief, weil er mit verschiedenen SPD Regierungen ziemlich dicke war. Mir persönlich ist der Streeck auch noch etwas zu "mild".


    In der Soziologie find ich dass eher Urgesteine wie Klaus Dörre oder Stefan Lessenich die richtigen Worte finden. Politikwissenschaftler kenn ich kaum, hatte aber schon immer das Gefühl dass diese Disziplin eher "Staatstragend" ist.