gibts irgendwelche systeme/regierungsformen/epochen von denen man sagen würde, dass da tatsächlich inhaltliche politische debatten stattfanden?
Ich würde sogar sagen, in allen westlichen Demokratien waren die politischen Debatten - natürlich nur im Rahmen der Systemgrenzen - früher durchaus gehaltvoller und schärfer. Man hat ja auch eigentlich erst seit Schröders Rot-Grüner Regierung damit angefangen, alle großen politischen Weichen für die nächste Legislatur möglichst schon vor der Regierungsbildung in Koalitionsknebelvertägen festzuzementieren und sich dann nur noch als technokratische AbarbeiterInnen von Programmpunkten betätigt.
Bevor Schröder die sPD vollends neoliberalisert hat (und Fischer die Grünen) gab es ja durchaus noch harte Unterschiede zwischen den kapitalistischen Parteien. Die FDP ist damals in den 80ern aus der Sozialliberalen Koalition ausgestiegen, weil die SPD unter Schmidt noch nicht willig genug war, die maximierung der nationalen Wettbewerbsfähigkeit zur oberste Staatsräson zu erklären.
Heute ist das eigentlich parteiübergreifend als alternativlos akzeptiert und wird der ganzen EU von Lobbyverbänden und Ideologiefabriken als Mantra vorgebetet, um die nationalen Interessen gegeneinander auszuspielen und dem Großkapital sein Erpressungspotenzial zu erhalten. Der "Sozialismus" als Systemalternative gilt seit dem Fall der Mauer offiziell ohnehin als endgültig gescheitert.
Und 12 Jahre große Koalition (mit kurzer Unterbrechung diurch das Regierungs-Gastspiel der künftigen Kanzlermehrheitsbeschaffungspartei fdP) haben jetzt auch nicht gerade dafür gesorgt, dass die Sozialdemokratie sich von der Kapitalseite emanzipieren und eigene Positionen hätte glaubhaft machen können. [Edit: sofern sie es denn - so rein hypothetisch - überhaupt gewollt hätte.]