Die Neue macht sich bemerkbar

  • Guten Tag an alle jungen und naiven, auch an die nicht mehr so jungen und weniger naiven Menschen:-)

    Ich habe kein Thema als Vorstellungsthread gefunden und dachte aber, ich will nicht einfach irgendwo etwas dazuschreiben, ohne mich vorzustellen.


    Ich bin 34 - nicht mehr ganz so jung, aber doch leider noch sehr naiv und habe auf der langen Suche nach Orientierung und Sinn nun den Weg hier in dieses Forum gefunden.


    Ich bin politisch interessiert, aber aktuell verspüre ich das Verlangen, nicht nur ohnmächtig zuzusehen sondern mitgestalten zu wollen, bin mir aber sehr unsicher, welche Partei da wohl das Richtige für mich wäre. Die Linke ist noch das was am besten passt, aber auch dort fürchte ich, wird es nicht leicht:)


    Soviel erstmal zu Beginn.

    Bis bald in den Themen und bleibt gesund

    Analena

  • Unter "Was tun (?)!" findest Du schon einige Beispiele, was man auch ausserhalb von Parteien machen kann.


    (Zugegeben bin ich aber etwas enttäuscht, dass dort bisher noch nicht mehr Ideen zusammen gekommen sind.)


    Und unter "Kommunalpolitik" ist so ein wenig beschrieben, wie wir als Bürgerinitiative die Kommunalpolitik erleben.

  • Ja die PARTEI ist mir teilweise ein Rätsel.

    Also einiges was ich aus den Medien mitbekommen habe, war ganz cool. Aber als ich die Webseite betrachtet habe, habe ich gedacht: "Oh weh! Menschen die sich noch verrückter nach außen präsentieren als ich, die müssen mächtig schwierig im Umgang sein!" :)

  • Na toll,


    das stärkt aber nicht meinen Mut :-)

    Ich meine ich könnte vermutlich solche Videos produzieren, ohne das ich absichtlich merkwürdig rüberkommen wollte.

    Menschen verstehen mich meist völlig falsch.

    Also von der Art passe ich zu der Truppe wohl. Aber ob da politisch eine Veränderung eintritt weiß ich nicht. Vielleicht ist die Strategie der Partei die PARTEI ja auch so viele Stimmen zu bekommen bis sie regieren, dann machen sie alles neu und alles ist in Ordnung. Aber ich wüsste schon gerne vorher, wo die Reise hingeht.

  • Ja - auch Willkommen!

    Sozialistisch - hm ja ich finde es immer sehr hart und veraltet dieses Wort.

    Generell denke ich mir, dass jede Zeit seine Entwicklung und seine Stimmungen und seine Bewegungen hat. Zumeist sind es mehrere verschiedene. Aber - und das bin ich noch am knobeln - wieso muss es rein sozialistisch, rein liberal oder rein konservativ sein.

    Das sind ja die 3 Ideologien die es schon so lange gibt.

    Aber weshalb kommt niemand darauf, etwas Neues zu schaffen, was sich in dieser Zeit viel authentischer anfühlt. Ich persönlich fühle immer so ein wenig Staub auf den Lippen wenn ich davon spreche.

    Die PARTEI ist deshalb etwas Neues, weil sie es anders angeht - die PIRATEN waren es auch. Aber wieso glaubt man denn, es gäbe nichts anderes was alle Menschen zusammenbringt ? Ideen haben doch viele. Wieso entwickelt man nichts was sich harmonisch so über alles legen lässt und die Menschen zusammenführt?


    Ein Beispiel zu einer Zusammenführung:


    Quelle der Zitate: Wikipedia


    "Liberalismus : Die wichtigsten Prinzipien des Liberalismus sind das Recht auf Selbstbestimmung, die Freiheit gegenüber dem Staat und die Beschränkung politischer Macht sowie die Selbstregulierung der Wirtschaft auf der Basis des persönlichen Eigentums"


    Meine Meinung:

    - ich denke das ist nicht schlecht, aber die Problematik mit dem Eigentum muss verändert werden, denn es ist aus dem Ruder gelaufen. Und man muss sich fragen: Warum ist es aus dem Ruder gelaufen? Ich denke, es sind verdrehte Wertvorstellungen gepaart mit einem dominierenden Wettbewerbsgeist und der Angst vor Armut sowie die Unfähigkeit ohne Bewunderung glücklich zu sein.


    "Konservatismus

    Wichtigste Forderung ist die organische Gemeinschaft, an der sich die Politik primär auszurichten hat und deren Ordnung sich von der Religion her bestimmt. Aber auch aus den als gegeben betrachteten menschlichen Unterschieden (z. B. unterschiedliche Rollen des Mannes und der Frau in der Gesellschaft) und den gesellschaftlichen Traditionen. Traditionsbewahrung und langsame gesellschaftliche Entwicklung werden schnellen Veränderungen vorgezogen"


    Meine Sichtweise:

    Die Frage ist doch: Weshalb hält man an Altem fest? Ich denke, viele Menschen kennen das Problem, das man sich in einer sozialen Beziehung nicht mehr wohl fühlt, aber die Trennung vom Alten ist schwierig. Denn man hat sich ja eingelebt. Und wenn man das Alte aufgibt, entsteht eine Lücke .Diese Lücke macht unsicher und ängstlich und "besorgt" - Hier empfehle ich den Austausch von Religion durch Logik - aber auch der Glaube an Gemeinschaft kann eine Rolle spielen. Aber er darf eben nicht dazu führen, dass man sich aus Angst den neuen Problemen nicht stellt. Wer bescheid weiß, was passiert, der ist mutig genug für Veränderung. Dazu braucht es Logik und Kommunikation.


    "Sozialismus

    Im Frühsozialismus (Ende 18. Jahrhundert bis ca. 1848) führt die soziale Frage zu Utopien von neuen politischen wie ökonomischen Gesellschaftsformen. Gleichheit, Freiheit und Solidarität und der Glaube an das Gute in allen Menschen unter entsprechenden gesellschaftlichen Bedingungen sind die zentralen Maxime."


    Meine Ansicht:

    Grundsätzlich gute Maxime, aber heute wie damals- es funktioniert in dieser rabiaten Form nicht, da Menschen unterschiedlich sind. Menschen sind nicht alle gut. Ich denke, Menschen haben immer 2 Seiten, diese sind bei jemdem unterschiedlich gewichtet. Und es gibt Menschen die haben eben eine größere "dunkle Seite" und die muss in geregelte Bahnen gebracht werden.

    Menschen haben unterschiedliche Persönlichkeiten, Fähigkeiten und Lebensziele.

    Die Maxime sollten nicht erzwungen oder gewalttätig durchgesetzt werden, sondern allen Menschen als etwas Erstrebenswertes mitgegeben werden. Aber man darf Menschen nicht verurteilen, weil sie anders sind. Sie müssen das Ganze begreifen. Und das erklärt sich mit der Logik und dem Wissen über Mensch, Gesellschaft und Umwelt.


    Ich würde am Liebsten das Alte aufweichen und etwas Neues schaffen.

    Etwas was vereint und nicht spaltet. Etwas was Menschen freundlicher und glücklicher macht - unabhängig davon ob sie viel haben oder viel leisten oder ob sie einem Bild von einem "angepassten" Bürger entsprechen.


    Gibt es Menschen, die so etwas schon versucht haben?

    (Ich bitte zu entschuldigen, wenn ich gleich am ersten Tag meines Anwesenseins in diesem Forum mich als die Naivste oute, aber ich finde, es nicht schlimm Fragen zu stellen, wenn man die Antwort nicht weiß)





  • Ich meine ich könnte vermutlich solche Videos produzieren, ohne das ich absichtlich merkwürdig rüberkommen wollte.

    Menschen verstehen mich meist völlig falsch.

    also von dem her gesehen würdest du gut reinpassen, mir gehts da ähnlich und ich bin da auch nicht der einzige. im zweifelsfall war das einfach satire ;)


    Also von der Art passe ich zu der Truppe wohl. Aber ob da politisch eine Veränderung eintritt weiß ich nicht. Vielleicht ist die Strategie der Partei die PARTEI ja auch so viele Stimmen zu bekommen bis sie regieren, dann machen sie alles neu und alles ist in Ordnung. Aber ich wüsste schon gerne vorher, wo die Reise hingeht.

    und naja, die partei ist halt ganz klar im links-grünen spektrum unterwegs, nur das die meisten sich entweder nicht ernsthaft in ner anderen partei engagieren wollen oder sich da halt auch nicht so wirklich wiederfinden. andere waren auch schon bei der linken oder bei den grünen und fandens halt nicht so prickelnd. ich würd mich zb ansonsten vermutlich auch eher in der linken wiederfinden, mir passt da aber auch einiges nicht. ich finde vor allem, dass die irgendwie noch nich so richtig im 21ten jahrhundert angekommen sind, sowohl programmatisch als auch in der außendarstellung,. bin auch kein fan von bartsch und kipping, wobei sich das ja bald ändert. oder diese fraktion die den "genossen" noch richtig ernst nimmt und relativ blind gegenüber russland und putin etc ist.


    das is alles immer noch besser als der rest, aber halt auch nicht super überzeugend


    außerdem würd ich auch einfach mal behaupten, dass es die eine "die partei" sowieso nicht gibt, das ist von ortsverband zu ortsverband komplett unterschiedlich. natürlich hat das alles irgendwo einen gemeinsamen kern und lässt sich vermutlich am besten mit ner zeile aus dem parteilied zusammenfassen "wer das leben beleidigt ist dumm oder schlecht, wer die menschheit verteidigt hat immer recht". kann man natürlich auch eher vage finden


    und zur wirkung der partei kann man natürlich auch unterschiedlicher meinung sein, ob die jemals auf bundespolitischer ebene in erscheinung treten ist ziemlich fraglich, wobei wenn man sich anschaut was die etablierten parteien so treiben würd ichs auch nicht völlig ausschließen...


    auf lokaler ebene oder auch eu-ebene durch sonneborn sieht das ganze aber schon wieder anders aus. wir haben jetzt in meinem kreisverband in münchen ne stadträtin reinbekommen die sich dort den linken angeschlossen hat und die da auch keine schlechtere arbeit macht als leute von den grünen oder linken und vor allem denen auch n bisschen auf die finger klopft, was denen auch gar nicht schadet.


    was die partei meiner meinung nach ziemlich gut macht ist politik für junge leute überhaupt zugänglich zu machen, die sind ja regelmäßig zweit bis drittstärkste kraft bei schülerumfragen, weil man diese altergruppe durch den satirischen ansatz einfach sehr gut erreichen kann. ich hab das selber auch gemerkt, als ich unterschriften für die stadtratswahl in münchen gesammelt hab. du kommst halt mit so nem https://shop.titanic-magazin.d…ropa-a1-1mm-anschnitt.jpg sticker selbst mit völlig unpolitisierten 16 jährigen die in jogginghose durchs viertel laufen und gebrochen deutsch sprechen ins gespräch und die finden das dann auch cool was wir machen.


    was ich auch sehr gut finde ist, dass die partei ziemlich wirksam gegen die afd ist, siehe zb sowas hier https://www.spiegel.de/politik…02-0001-0000-000171168313, sehr aktiv bei demos gegen nazis etc...


    gerade der punkt mit den demos auf lokaler ebene, hier in bayern außerhalb der großen städte ist es halt so, dass du da relativ wenig präsenz von spd/linken/grünen siehst, da wird das feld halt weitestgehend der afd und der csu überlassen. wer da aber mittlerweile regelmäßig auftaucht zu gegendemos von nazis/coronaleugnern/sonstigen schwurblern sind halt leute von der partei, siehe https://www.sueddeutsche.de/mu…-und-realsatire-1.5028709. und ich halte das schon für wichtig da vor ort und einfach zu zeigen, dass es da gegenstimmen gibt und diesen leuten nicht einfach das feld zu überlassen.


    man kann vielleicht auch behaupten, dass wahlkampfversprechen wie das bruttosozialprodukt auf dein umwelt- und sozialverträgliches maß von 50% zu reduzieren das overton window in die richtige richtung verschieben.


    und naja, das ist erstmal was mir dazu einfällt und weswegen ich da mitmache. ich will dir die linke auch auf keinen fall madig machen oder dich abwerben, die linken können jemanden aus dem jung&naiv kosmos sicherlich auch gut gebrauchen. dein einstiegspost hat mich nur sehr an meine eigene situation bezüglich politik erinnert und ich bin dann eben bei der partei gelandet und glücklich damit :)

  • Sozialistisch - hm ja ich finde es immer sehr hart und veraltet dieses Wort.

    Generell denke ich mir, dass jede Zeit seine Entwicklung und seine Stimmungen und seine Bewegungen hat. Zumeist sind es mehrere verschiedene. Aber - und das bin ich noch am knobeln - wieso muss es rein sozialistisch, rein liberal oder rein konservativ sein.

    Das liegt allerdings auch daran, dass der Begriff heute insbesondere in Deutschland vor allem mit dem sogenannten real existierenden Sozialismus in der DDR und anderen Satellitenstaten der ehemaligen Sowjetunion assoziiert wird.

    Nicht wenige linke KritikerInnen dieser gesellschaftlichen Organisationsform bemängeln daran hingegen gerade den traurigen Umstand, dass dieser "Sozialismus" im Grunde auch als autoritärer "Staatskapitalismus" gesehen werden könne, weil darin der Staat, bzw. seine politisch auf Parteilinie gebrachten Planungskomissionen letztendlich die

    Kontrolle über die "volkseigenen" Betriebe und Plangenossenschaften und deren Produktionsmittel - sprich: über das gesellschaftliche Kapital - ausübte und den ArbeiterInnen und Bauern im "Arbeiter- und Baurnstaat" dabei nur wenig bis gar keine Mitsprache bezüglich der Verwendung und Entlohnung ihrer Arbeitskraft oder der damit produzierten Waren zuteil wurde


    Bezeichnenderweise ist immernoch weitgehend unbekannt, dass einige westeuropäische Unternehmen ihre Produkte, oder zu deren Herstellung benötigte Vorprodukte, während des kalten Krieges sehr günstig in der DDR herstellen ließen.

    Das "sozialistische" SED-Regime hatte also kein ernsthaftes Problem damit, seine Arbeiterklasse, oder sogar zur Zwangsarbeit verpflichtete Häftlinge, in den Dienst des privaten Kapitals zu stellen, so lange es dafür dringend benötigte Devisen erhielt, mit denen sich westliche Produkte importieren ließen. Gleichsam scherte sich auch das westliche Kapital - damals so wie heute - einen Dreck darum, von wem, unter welcher ideologischen Herrschaft und unter welchen Bedingungen produziert wurde, um seine schnellstmögliche Vermehrung zu noch mehr Kapital zu geringstmöglichen Kosten zu gewährleisten.


    Siehe dazu auch: DDR als Billiglohnland für den Westen (Deutsche Welle vom 06.05.2012)


    Wenn heutige "liberale" und konservative Kräfte, die sich insbesondere seit der neoliberalen Wende in den westlichen Gesellschaften zwischen Ende der siebziger und Anfang der neunziger Jahre die ideologische Deutungshoheit über nahezu alle politischen Begriffe aneignen konnten, von "Sozialismus" sprechen, dann evozieren sie damit in den Köpfen der meisten Menschen, die sich nie intensiver mit der historischen Entwicklung von links-libertären frühsozialistischen oder kommunistischen Ideen zu autoritären Unterdrückungssystemen beschäftigt haben, automatisch das Bild einer von einem ideologisch verhärteten, totalitären Überwachungsstaat in die Mangelwirtschaft getriebenen Gesellschaft, deren Mitglieder von diktatorisch herrschenden Politbüro-Bonzen notfalls auch mit Gewalt daran gehindert wurden, sich individuell zu entfalten und eine eigene politische Meinung zu artikulieren.


    Siehe dazu auch: Ulrike Herrmann - Die Westdeutschen und die Systemfrage: Kampfbegriff Sozialismus (taz vom 02.05.2019)


    Diese immer wieder als Schreckgespenst des "Sozialismus" an die Wand gemalte großflächige Konformierung und Gleichmachung der Gesellschaft - die es in der heute immer wieder im "liberalen" bis konservativen Mainstream propagierten Form so selbst in den Staaten des "real existierenden Sozialsismus" nicht allumfassend gegeben hat - ist jedoch nie das Ziel der schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandenen sozialistischen Bewegungen gewesen.

    Auch Marx & Engels haben nie für eine solche Ideologisierung und Überhöhung des Staates und seiner zentralistischen Apparate plädiert. Erst mit Lenin, bzw. vor allem mit Stalin, und mit der russischen Revolution hat sich die ursprüngliche Idee einer solidarischen Selbstorganisation der arbeitenden Klasse gegen die Macht des Kapitals über die Produktivkräfte in eine Bewegung zur gewaltsamen Ergreifung und zum unbedingten Erhalt der Macht politischer Kaderorganisationen und ihrer "kommunistischen" Parteien entwickelt.


    "Liberalismus : Die wichtigsten Prinzipien des Liberalismus sind das Recht auf Selbstbestimmung, die Freiheit gegenüber dem Staat und die Beschränkung politischer Macht sowie die Selbstregulierung der Wirtschaft auf der Basis des persönlichen Eigentums"


    Meine Meinung:

    - ich denke das ist nicht schlecht, aber die Problematik mit dem Eigentum muss verändert werden, denn es ist aus dem Ruder gelaufen. Und man muss sich fragen: Warum ist es aus dem Ruder gelaufen? Ich denke, es sind verdrehte Wertvorstellungen gepaart mit einem dominierenden Wettbewerbsgeist und der Angst vor Armut sowie die Unfähigkeit ohne Bewunderung glücklich zu sein.


    Das Problem in der heutigen Diskussion ist, dass durch die jahrzehntelange Vereinnahmung des Freiheitsbegriffes durch neoliberale Ideologie ein unüberwindbarer Widerspruch zwischen Sozialismus und individueller Freiheit behauptet und dabei selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass jene Unvereinbarkeit der beiden Konzepte den "Sozialisten" ("Kommunisten", "Marxisten") entweder völlig klar sei und dass sie diese Tatsache nur zu verschleiern suchten, um ihre eigene Machtergreifung vorzubereiten, oder dass sie schlicht zu einfältig davon ausgingen, der Mensch sei von Natur aus gut, edel und gerecht und müsse halt leider notfalls auch mit harter Bevormundung, mit Gewalt, oder mit sonstigen freiheitsfeindlichen Mitteln eines besseren Menschenbildes überzeugt und zu seinem sozialistischen Glück gezwungen werden.


    Leider hat sich diese hoch-moralisierte, postmaterialistische Sichtweise mittlerweile auch bis weit ins linksliberale Lager und selbst in sich selbst als radikal begreifende linke Gruppierungen durchgesetzt. Die ursprüngliche Kritik am Kapitalismus und damit an der materiellen, ökonomischen Macht des Kapitals über die Arbeit gerät dabei zunehmend in Vergessenhiet - sehr zur Freude all jener, die im Kapitalismus und in einem Staat, welcher den privaten EigentümerInnen des Kapitals das gesetzlich verbriefte, und notfalls mit aller Staatsgewalt durchgesetzte Recht auf profitable Verwertung ihres Eigentums garantiert, den Inbegriff einer "freiheitlich-demokratischen" Grundordnung sehen, oder diese gegenwärtigigen Verhältnisse zumindest öffentlich als solchen propagieren.


    Tatsächlich ist der Neo-Liberalismus aber gar nicht an einer größtmöglichen individuellen Freiheit interessiert, welche den ursprünglichen SozialistInnen, KommunistInnen und linken AnarchistInnen noch als tatsächlich erstrebenswertes Ziel ihrer revolutionären Absichten vorschwebte und welche die jüngeren Marx und Engels in ihrem "kommunistischen Manifest" schliesslich auf folgenden Satz reduzierten:

    An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.

    Der heutige "Liberalismus" hat sich hingegen vollständig dem Erhalt jener "bürgerlichen Gesellschaft" und der in ihr herrschenden Eigentumsverhältnisse verschrieben. Seine Idee von Freiheit ist die Freiheit des Individuums, sich durch die Aneigenung von Eigentum mit Hilfe der Arbeit anderer Menschen zu bereichern - oder seine Arbeitskraft gegen Lohn zu vermieten, um sich eine gefühlte Konsumfreiheit zu erarbeiten, mittels derer es für sich und seinen engsten Familienkreis die Illusion eines freien, selbstbestimmten Lebens aufrecht erhalten kann, während es sich dazu für einen Großteil seiner im Wachzustand verbrachten Lebenszeit unter die vollkommen undemokratische, autoritäre Herrschaft der KapitaleigentümerInnen begeben muss.


    Wenn man also von "Sozialismus" spricht, sollte man nicht nur daran denken, dass der real existierende Sozialismus undemokratisch und autoritär war, sondern auch im Auge behalten, dass Demokratie im Kapitalismus für die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung nur in der "Freizeit" stattfindet, während sie ausgerechnet am Arbeitsplatz defacto außer Kraft gesetzt wird - also dort, wo die moderne Industrie- und "Wissens-"Gesellschaft ihren materiellen Wohlstand im Überfluss produziert und damit überhaupt erst die Grundlage dafür schafft, sich ein ideelles, scheinbar postmaterialistisches Wertegerüst überzustülpen.


    Wie genau diese undemokratischen Verhältnisse überwunden werden könnten ist natürlich absolut diskussionswürdig und sollte sich in der Tat nicht an Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert festbeißen. Aber die Analyse und Kritik der früheren SozialistInnen an den grundsätzlichen Prinzipien kapitalistischer Verhältnisse hat nach wie vor ihre Gültigkeit.

    Und wer eine liberale (im Sinne von tatsächlich freiheitlich), demokratische Gesellschaft anstrebt, der sollte sich nicht der Begriffs-Deutungshoheit all jener unterwerfen, denen Freiheit und Demokratie eigentlich nur als lästige Sandkörner im Getriebe der kapitalistischen Marktwirtschaft gelten.

  • Utan Danke für die ganze Mühe.

    Nicht alles habe ich verstanden bzw. nicht alles sehe ich als wirkliches Problem. Ich halte mich nicht für dumm, ich denke gutes Mittelmaß.

    Aber ich vermute, dass wenn man den Menschen andere Konzepte und Begriffe und ein ganz anderes Auftreten einer Partei präsentiert, dass sie gar nicht auf die Idee kämen, dass das was gesellschaftlich einmal nicht funktioniert hat, diesmal wieder nicht funktioniert.

    Ich schäme mich etwas, aber eigentlich bin ich etwas aus der "Marketingecke" und Menschen wollen nix Altes. Sie wollen etwas Neues was Spaß macht und was zeigt, dass es ihr Leben verbessert.

    Ich mag Trump nicht, ich halte ihn für grausam. Aber vor etwa 1,5 Jahren habe ich einmal zu einem Bekannten gesagt. "Wenn ich die Menschen erreichen wollte, würde ich genauso reden". Da sprach noch der "Marketingmensch" aus mir. Das hat etwas mit der Wirkung zu tun. Die Menschen wollen jemanden, der ihnen sagt, dass alles besser wird und der Dinge durchzieht. Selbstverständlich ist die Arbeit von Trump nicht gut, aber was seine Außenwirkung angeht, konnte man gerade zu Beginn einiges lernen. Nicht, dass man das 1 zu 1 nun übernehmen kann, aber man müsste mal analysieren, was genau alles so erfolgreich war. Und ich persönlich habe nichts dagegen, das Wirksame mit dem Nützlichen und Guten zu verbinden. Das eine ist das Äußere und das andere das Innere. Die Menschen sind es seit vielen Jahren gewohnt, dass sie Produkte kaufen, die mehr versprechen als drin steckt. Man kann darüber schimpfen und sagen: Das ist Betrug, das darf nicht sein. Oder man kann sagen: Wenn das funktioniert, dann kann man diesen Effekt und das erlernte Verhalten nutzen um die Welt zu verbessern.

  • Hey Analena, willkommen im Forum :)


    Ich würde mir keine Partei suchen, sondern eine politisch aktive Gruppe außerhalb von der Parteienlandschaft. Gruppen wie z. B. Attac, Gewerkschaften, FAU usw.. Je nachdem, wer in deiner Nähe ist. Bewegungen von unten sind oft effektiver und waren in der Geschichte auch erfolgreicher, was sozialen Fortschritt angeht. Assimilierungsprozesse und Integration in die politische Klasse und in deren Weltbild finden in ausserparlamentarischen Gruppen weniger statt. Reformen über die offiziellen Kanäle sind auch viel schwieriger, weil sich oft ein Netz von Abhängigkeiten und Partikularinteressen der Wirtschaft bildet. Wichtig ist immer den Kontakt zu deiner Zielgruppe zu haben (z. B. Lohnabhängige, Immigranten ect.). Wenn du dich in den offiziellen Parteien bewegst, verlierst du den Bezug zu deiner Zielgruppe, daher würde ich eben die Parteien vermeiden. Wenn du irgendwann selbst Menschen unter einem gemeinsamen Ziel organisierst, lernst du auch viel mehr über dich selbst und über unsere Gesellschaft. Einführungen dazu gibt es von mir im Kapitalismus und Karl Marx Thread. Gute Literatur für politische Aktivisten findest du im Textesammlungen Thread ;)

  • Danke@JonnyMadFox


    Ich werde mich informieren. Aber - und das finde ich wichtig:


    Weil diese Fehler und Lücken und Fehlleistungen in der Vergangenheit so waren bspw. dass man den Kontakt zum Volk verliert und irgendwann auf einem "Egotrip" ist, heißt es nicht, dass es zukünftig so sein muss. Ich habe in meinem Leben etwas darüber gelernt, wie man diesem Problem entgegentreten kann.

    Ich vermute, dass Parteiarbeit sichtbarer ist und somit mehr verändern kann. Sichtbarkeit ist für Menschen sehr wichtig. Denn nur der Teil der Welt, den ein Mensch wahrnimmt, existiert in seiner Welt. Und nur auf das, was im Leben eines Menschen existiert, auf das was für ihn real ist, reagiert er und passt er sein Verhalten an.

    Das ist aber nur eine Vermutung.

    lg. Analena

  • Danke@JonnyMadFox


    Ich messe mich nicht an anderen und ich vergleiche mich nicht. ich mache keinen Test und lasse mich nicht analysieren.


    Das ist etwas für Unsichere und Menschen. Ich lasse mich nicht mehr verunsichern. Das ist der Fehler meines Lebens gewesen.

    Aber danke


    "Wer sich in bestehende Schubladen einordnen lässt, kann nichts Neues erschaffen, denn er steckt im Alten fest" Analena

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