Kapitalismus

  • AlienObserver ignoriert Industrieller weil zu viel BS.


    Die Armen glauben natürlich nicht unbedingt an die neoliberale Ideologie. Sie wissen, dass das Leben mehr enthält als das streben nach Reichtum. Neoliberalismus ist was sich der Reiche selbst erzählt um Nachts gut schlafen zu können.


    Neben der Ideologie braucht der Kapitalismus daher auch eine Form der Herrschaftsaussübung (Foucault: Gouvernmentalität) die die Beherrschten so verinnerlicht haben, dass sie die Herrschaft (der Kapitalisten) akzeptieren.


    Im Kapitalismus neoliberaler Ideologie ist dies die Prekarität (nach Pierre Bourdieu). Wer Bourdieus Text "Prekarität ist überall" nicht kenn sollte ihn jetzt lesen. Nur wer den Abgrund stehts vor Augen hat und die reale Gefahr sieht selbst darin zu landen, ist bereit aus Angst die Ausbeutung durch die Kapitalisten zu ertragen.


    Wie man jetzt gerade in den USA sieht, bricht dieses System zusammen wenn zu viele über den Abgrund gestürzt sind und nicht tiefer fallen können.


    Warum erlaubt der Kapitalist den Sozialstaat? Weil er versteht, dass er sonst bald vom Laternenmast baumelt.

  • Ein starker Sozialstaat, starke wettbewerbsrechtliche Regulierung, staatliches Fiat-Geld, keynesianische Geldpolitik, Steuern zur Internalisierung von Externalitäten, etc.

    Hallo, liebes INSM-Entwicklerteam, Euer Bot hat mal wieder Neoliberalismus mit Sozialdemokratie verwechselt.


    Also so wird das nix mit der Unterwanderung des Forums.

  • Hallo, liebes INSM-Entwicklerteam, Euer Bot hat mal wieder Neoliberalismus mit Sozialdemokratie verwechselt.


    Also so wird das nix mit der Unterwanderung des Forums.

    Sozialdemokratie und Neoliberalismus haben viele Gemeinsamkeiten.

    Große Sozialdemokraten wie Gerhard Schröder, Wolfgang Clement, Helmut Schmidt und Willy Brandt haben viele Ideen des Neoliberalismus in Deutschland umgesetzt, wesentlich mehr als zum Beispiel Helmut Kohl.

  • Du verwechselst schon wieder Sozialdemokraten mit Neoliberalen die einer ehemals sozialdemokratischen Partei angehören.


    Der große Sozialdemokrat Wolfgang Clement war sogar ein so überzeugter Keynesianer, Sozialstaatsverteidiger und Internalisierer von Externalitäten, dass er Kuratoriumsvorsitzender beim Auftraggeber Deiner Bot-Betreuer wurde und in die neoliberale FDP eintrat, nachdem sein heiliger Dienst am deutschen Sozialsystem als Superminister in der Schröder-Regierung abgeleistet war.

  • Philip Mirowski ist der Meinung, dass Neoliberalismus weit mehr als eine radikale Marktorganisation von Mensch und Gesellschaft ist. Nämlich dass er eine Bewegung ist, die gegen die Ideen der wissenschaftlichen Revolution im 17. Jahrhundert und gegen die Ideen der Aufklärung gerichtet ist. Im speziellen auf der epistemologischen Eben. D. h. Erkenntnis wird nicht, wie in der Aufklärung, aus rationalen und vernunftbasierten Überlegungen gewonnen (wozu jeder Mensch im Grunde fähig ist), sondern der Markt, als monolithisches Objekt, ersetzt den Menschen als Mechanismus, um Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei ist der Markt prinzipiell in seinen Erkenntnissen, in jeder Hinsicht dem Mensch überlegen. Der Markt sei eine Art Informationsprozessor, der immer zu dem optimalsten Ergebnis kommt (egal auf welcher Ebene: sozial, politisch, kulturell, wirtschaftlich ect.). Das ist auch interessant, weil das eine direkte Widerlegung des Sozialismus und der Planwirtschaft ist.

    "Im Sozialismus planen Menschen mit ihrem Wissen die Wirtschaft." -> "Kein Mensch kann mehr wissen als der Markt."

    "Sozialismus ist daher nicht mal im Ansatz machbar."

    Das ist die kürzeste Widerlegung des Sozialismus, die es gibt, wenn man die These von Mirowski ernst nimmt. Er bezieht sich dabei auf späte Aussagen von Hayek.


    (weiß leider nicht mehr ab welcher Minute, aber ich kann den Vortrag und alles von Mirowski sowieso empfehlen).


    Natürlich weiß jedes Kind, dass Märkte das natürlich nicht können, sondern dass sie meistens bis immer überhaupt kein optimales Ergebnis liefern. Aber interessant, dass es anscheinen Neoliberale gibt/gab, die solche Ideen hatten.


    edit/ Das würde auch fake-news erklären. Monetarisierter Journalismus generiert Wahrheit durch Marktprozesse (laut neoliberalen).

  • ich hinke leider etwas hinterher, sory für den interrupt:

    SeBu Gibts auch eine Antwort auf meinen post über Arbeitsteilung oder ist das schon wieder zu "akademisch" 🤔

    fand ich soweit verständlich, aber über einige stelle könnte man ggf. diskutieren:

    Es gibt auch die natürliche Arbeitsteilung, z. B. Frau kümmert sich um den Haushalt, Mann geht jagen.

    wenn wir in die geschichte zurückgreifen um vom natürlichen sprechen zu können: so etwas wie einen "haushalt" gab es wohl dann erst mit dem ackerbau, da würde ich gerne auf die strukturelle kopplung der entspr. techniken verweisen. ob dieser dann auf natürliche weise der frau bestimmt war, keine ahnung. so viel jagen tut man dann halt auch nicht mehr, wenn man nen feld und hof hat, deswegen macht man das ja vermutlich auch.

    Zum Beispiel hat die Einführung des Bachelor - Mastersystems zu einer höheren Arbeitsteilung geführt, durch die man die Löhne senken kann.

    keine ahnung, ich würde es eher andersherum sehen: auf grund höherer arbeitsteilung in der gesellschaft, muss das bildungssystem angepasst werden. sonst erfüllt es nicht die aufgabe qualifizierte arbeiter , als auch vernünftige und mündige bürger zu bilden. *hust*
    jedenfalls würde ich auch hier an eine art strukturelle kopplung denken, wenn man z.b. die einführung des informatik-studiengangs betrachtet.

    Früher musste man einzelne, selten vorkommende Spezialisten bezahlen, die sich zufälligerweise in einem Gebiet auskennen (z. B. man braucht einen Fachmann für Wappenkunde und engangiert dann einen allgemeinen Mediavisten, der sich zufälligerweise damit auskennt). Heutzutage gibt es für alle möglichen Gebiete Spezialisten mit Hochschulbildung (Wappenkunde ist jetzt ein eigener Studiengang).

    hier bin ich ziemlich einverstanden.

    Was verstehst du denn unter Arbeitsteilung bzw. wie wird das in der Techniksoziologie gesehen? Was ich mir vorstellen könnte, wären die Folgen auf die Qualität der Arbeit, die das "deskilling" im Zuge der Erhöhung der Arbeitsteilung, nachsichziehen. Also z. B. im Mittelalter waren Schmiede oder Handwerker sehr angesehen. Sie besaßen viele Fertigkeiten und viel Wissen. Wenn die Fertigkeiten, die ein einzelner Handwerker hatte, plötzlich in eigene Berufszweige aufgeteilt werden, dann kann es schon zu einem Prestigeverlust des Handwerkers führen oder sogar zu der Zerstörung eigener Handwerkertraditionen und Kultur (was dann ja auch passiert ist).

    ja keine ahnung, deswegen frage ich ja. aber wie ich oben schon angedeutet habe, fände ich es interessant die strukturelle kopplung herauszuarbeiten. ich denke z.b., dass die meisten handwerkstraditionen eher von mechanisierung und automatisierung zerstört wurden. jedenfalls bin ich mir nicht sicher in wie weit man arbeitsteilung ggf. mit funktionaler differenzierung in verbindung bringen kann bzw. es eine frühe form ist, oder auch nicht. dann könnte man auch soziologisch ansetzen.


    aber eigentlich geht es hier ja um ein anderes thema. daher um mich zu retten:

    weitermachen

  • @JonnyMadFox Den Neoliberalismus ausdiskutieren schafft man nicht in so einem Forum. Ideologie ist vielschichtig und Wandelbar.


    Neoliberale Ideologie sah anders aus in Chile (wo die Kritiker der Chicago Boys in Chile unter Pinochet den Begriff prägten) als Beispielsweise in Deutschland unter Schröder.

  • Philip Mirowski ist der Meinung, dass Neoliberalismus weit mehr als eine radikale Marktorganisation von Mensch und Gesellschaft ist. ....

    Ich hab mir den nervigen Vortrag angeschaut und Kann P. Mirowski nicht viel abgewinnen. Ich weiss nicht wer die "Linken" sind an denen er sich da abarbeitet. Er Argumentiert nicht, sondern behauptet. Manche seiner Sichtweisen sind allerdings neu und geben Ansatzpunkte wenn auch nicht von großem Erkenntnisgewinn.


    Jetzt kommt was ganz wichtiges:

    Der Neoliberalismus ist dann erfolgreich wenn der Kapitalismus erfolgreich ist, (und umgekehrt).


    Das was Mirowski über Neoliberalismus sagt ist deshalb unerheblich weil die vom Neoliberalismus behauptete Existenz grenzenlosen Wachstums uns um die Ohren Fliegt.


    Kapitalismus hat eindeutige Errungenschaften in der Vergangenheit vorzuweisen aber er kollabiert da wir die Grenzen des Wachstums erreicht haben. Er kollabiert weil die Neoliberale Ideologie zu viele aus der Prekarität ins Elend geführt hat.


    Grenzenloses Wachstum muss aber ein Kernstück der Ideologie sein, denn nur durch grenzenloses Wachstum ist grenzenlose Akkumulation möglich. Grenzenlose Akkumulation aber ist Bedingung für die (grenzenlose) Existenz des Kapitalismus.


    Wenn der Neoliberalismus den Kapitalismus nicht legitimieren kann dann hat er keine Existenzberechtigung.


    Wo Mirowski recht hat ist, dass der Neoliberalismus ein Epistem (wie Foucault es versteht) geschaffen hat. Wenn Episteme durch neue ersetzt werden (Brüche) ist das ein sehr volatiler Prozess. Das was vorher unangefochtene "Wahrheit war" ist jetzt plötzlich fragwürdig.


    Wenn Medien vorher "Wahrheit" produziert haben weil sie diesem Epistem entsprachen, produzieren sie "Fake News" wenn das Epistem nicht mehr anerkannt ist.

  • AlienObserver Naja. Dass es unendliches Wachstum geben soll, hat ja nicht der Neoliberalismus erfunden, sondern das kommt aus dem Kern des Kapitalismus.


    Kapitalismus hat eindeutige Errungenschaften in der Vergangenheit vorzuweisen


    Welche sollen das sein?


    Das was Mirowski über Neoliberalismus sagt ist deshalb unerheblich weil die vom Neoliberalismus behauptete Existenz grenzenlosen Wachstums uns um die Ohren Fliegt.


    Kannst du das näher ausführen? Mirowski zeigt anhand von Zitaten bekannter Neoliberaler, was Neoliberalismus ist.


    Wenn der Neoliberalismus den Kapitalismus nicht legitimieren kann dann hat er keine Existenzberechtigung.


    Weder Neoliberalismus noch Kapitalismus haben Existenzberechtigungen.

  • @Jonny Bist Du jetzt eingeschnappt weil ich Mirowski kritisch sehe?


    Der Kapitalismus "behauptet" gar nix, seine Ideologie behauptet.

    Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem.

    Das Wirtschaftssystem der Sovietunion war die Planwirtschaft.


    Beide legitimier(t)en sich durch ihre Ideologie.

    Die Ideologie wurde im Fall des Neoliberalismus von Ökonomen wie Hayek und Friedman produziert. Sie existiert ausschliesslich weil sie den Kapitalismus legitimiert. Der Neoliberalismus existiert deshalb im Umkehrschluss nicht mehr wenn er den Kapitalismus nicht mehr legitimieren kann.


    Neoliberale Ökonomen/Ideologen behaupten kurz gefasst: Wachstum ist unendlich weil wenn Ressourcen Knapp werden die "unsichtbare Hand" des Marktes den technologischen Fortschritt beflügelt der diese Ressourcen unnötig macht. (Siehe z.B: Tilos Interview mit Peter Altmeier)


    Beispiel: Wenn nicht genug Kautschuk produziert werden kann um alle Autoreifen herzustellen "erfindet" der "Markt" den synthetischen Gummi der ein ganz neues Wachstum ermöglicht.


    Errungenschaften des Kapitalismus sind natürlich vielfältig und es ist gerade für Linke extrem dämlich diese nicht sehen zu wollen.


    Die Erfindung, Produktion und Vermarktung von Produkten die das Leben aller Menschen extrem verbessert haben gelang in der Frühphase des Kapitalismus eindeutig besser als im Soviet System (das natürtlich ebenfalls viele Errungenschaften hatte, wie z.B. Hitlerdeutschland besiegen).


    Ich behaupte mal die Waschmaschine und die Spülmaschine haben mehr zur Befreiung der Frau aus unbezahlter Arbeit getan als jeder spätere soziale Fortschritt.


    Der Kapitalismus war natürlich eine erhebliche Verbesserung zum Merkantilismus und Feudalismus. Offensichtlich fallen eine Unzahl von sozialen Fortschritten in die Zeit des Kapitalismus. In der Zeit als Kapitalismus und Sozialismus gegeneinander konkurrierten und Wachstum ein echter Gewinn für alle war, war der Kapitalismus besonders erfolgreich. Vor allem der Fordismus verschaffte den Arbeitern massive Verbesserungen ihrer Lebensumstände, vor allem Anstellungssicherheit und Vergütung.


    All das änderte sich aber als das Wachstum mit dem Vermögenseinkommen der Superreichen nicht mehr Schritt halten konnte und (quasi gleichzeitig) das Sovietsystem kollabierte. Weitere Akkumulation war nur noch dann möglich wenn man zukünftiges Wachstum nicht mehr mit den Arbeitern teilt.

    Die "Zusammenarbeit" bzw. die Kompromisse mit Gewerkschaften und Sozialisten im Westen wurden aufgekündigt. Thatcher, Raegan, Blair und Schröder mussten eine härtere Gangart anschlagen, sozialsystem abbauen, Gewerkschaften entmachten und die Prekarität (Help and Hassle, Hartz4. ...) als Herrschaftsinstrument einführen. Der Neoliberalismus wurde damit zur offiziellen Ideologie des Kapitalismus.


    Als Michael Mann aber 1999 seine "Hockey Stick" Kurve vorstellte war der Bush Senior Regierung vollauf bewusst, dass damit das Ende des Kapitalismus eingeläutet wurde. Um zu verhindern, dass die Neoliberale Ideologie dadurch sofort zusammenbricht (wie sie es hätte tun sollen) hat man dafür die Wissenschaft selbst gopfert.


    Mike Morano, spin doctor der Republikanischen Partei, heckte den Plan aus, dasss wenn man die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft selbst attackiert, man den Kapitalismus retten, bzw. die eigene Macht und die Macht der Kapitalisten deren Interessen man vertritt sichern kann.


    Wissenschaftsfeindlichkeit wurde erst damit, quasi aus Verzweiflung über den Klimawandel, Teil der Neoliberalen Ideologie, ungeachtet dessen, dass diese Vorher das Fundament der Idologie lieferte. Neoliberale Ökonomen wollten immer wie Physiker sein, jetzt aber wurden Naturwissenschaftler mögliche Feinde des Neoliberalismus.


    Klimawandel, das Artensterben und Peak Oil sind Probleme die (so ähnlich auch Corona) keine technologische Lösung haben, sondern eine Veränderung unseres (wirtschaftlichen) Handelns notwendig machen. Es kann dazu keine Lösung im Kapitalismus gefunden werden die ihn nicht selbst in Frage stellt.


    Der Kapitalismus kann aber trotz erreichen der Grenzen der Tragfähigkeit noch eine Weile im "Overshoot" Zustand weiter existieren. Seine Ideologie aber verliert ihre Glaubwürdigkeit. Seit Jahren benötigen wir die Tragfähigkei von drei Erden um weiteres Wachstum zu generieren. rauben aber zukünftigen Generationen dabei ihre Existenzgrundlage. Am Ende MUSS er aber kollabieren.


    Wenn ich den Kapitalismus kritisiere, dann vor allem deshalb.



  • @Jonny Bist Du jetzt eingeschnappt weil ich Mirowski kritisch sehe?


    Wie kommst du da drauf?


    Der Kapitalismus "behauptet" gar nix, seine Ideologie behauptet.

    Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem.

    Das Wirtschaftssystem der Sovietunion war die Planwirtschaft.


    Kapitalismus ist weit mehr als ein Wirtschaftssystem. Kapitalismus ist eine Totalität. Eine bestimmte Form der gesellschaftlichen Organisation, die versucht, alle Lebensbereich zu durchdringen, egal ob Kultur, Politik, eben die Wirtschaft, Staat, das Soziale. Wachstumszwang ist auch nicht nur eine Ideologie, in die der Kapitalismus eingehüllt wird. Wachstumszwang ist dem Kapitalismus systemimmanent. Er ist nicht nur eine Ideologie, sondern so funktioniert der Kapitalismus auch. Es ist der ununterbrochene Drang nach Mehrwertgeneration, die dem Kapitalismus seinen expansiven Charakter verleiht und ohne den er zusammenbrechen würde. Das wird nicht nur von Neoliberalen so gesehen (obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich deren Auffassung ist), sondern diese Auffassung hat eine lange Tradition bei liberalen Denkern, die bis zur Aufklärung zurück geht. Ist also nichts, dass speziell von Neoliberalen behauptet wird.



    Neoliberale Ökonomen/Ideologen behaupten kurz gefasst: Wachstum ist unendlich weil wenn Ressourcen Knapp werden die "unsichtbare Hand" des Marktes den technologischen Fortschritt beflügelt der diese Ressourcen unnötig macht. (Siehe z.B: Tilos Interview mit Peter Altmeier)


    Ja das stimmt. Und mit Unsichtbarer Hand ist Wettbewerb gemeint. Dabei muss man aber beachten, dass Neoliberale, im Unterschied zu klassischen Liberalen oder zu Laisser-Faire, nicht auf "freie" und "deregulierte" Märkte setzen. Neoliberalismus ist ein konstruktivistische Idee. Märkte sind selten stabil, vor allem weil der Populus mit seiner Forderung nach Demokratie, laut den Neoliberalen, das "funktionieren" der Märkte verhindert. Dahen muss der Staat Märkte schaffen, die auch gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden müssen. Es geht also weniger um den natürlich entstehenden Markt, wie in den Vorstellungen alter liberaler Denker. Auf der anderen Seite wird der Markt von den Neoliberalen aber auch als eine Art natürliches Phänomen gesehen, der aber erst geschaffen werden muss, der sich nicht von selbst schafft.


    Die Erfindung, Produktion und Vermarktung von Produkten die das Leben aller Menschen extrem verbessert haben gelang in der Frühphase des Kapitalismus eindeutig besser als im Soviet System (das natürtlich ebenfalls viele Errungenschaften hatte, wie z.B. Hitlerdeutschland besiegen).


    Die Soviet Union war eine Diktatur, wieso klassifizierst du das als eigenes, dem Kapitalismus engegengesetzes Phänomen? Die Industrialisierung basierte zum Großteil auch auf Sklavenarbeit. Dass der Kapitalismus die Lebenssituation der Menschen verbessert hat, stimmt nicht. Es waren Gewerkschaften und soziale Bewegungen, die Forderungen gestellt haben, gegen die Arbeitgeber und gegen die Logik des Kapitalismus. Gleiches in der fordistischen Zeit. Woher weißt du, dass solche Verbesserungen nicht auch in einem anderen System möglich wären? Das ist eine falsche Dichtomie zwischen Kapitalismus und Diktatur/Zentralistischer Planwirtschaft.



    Wissenschaftsfeindlichkeit wurde erst damit, quasi aus Verzweiflung über den Klimawandel, Teil der Neoliberalen Ideologie, ungeachtet dessen, dass diese Vorher das Fundament der Idologie lieferte.


    Neoliberale (ThinkTanks usw., Cato Institut, Atlas Initative ect.) haben eine langfristige Strategie. Wissenschaftsfeindlichkeit im Falle des Klimawandels ist die erste kurzfristige Strategie (bzw. denialism), die so lange wirkt, bis politische gehandelt werden kann. Die neoliberale Lösung zum Klimawandel ist, dass Start-Ups und das Entrepreneurs mit ihren "Innovationen" das Problem lösen sollen, in diesem Fall mit Ideen zum Geoengineering, womit man auch wieder Profit machen kann, weil man den ganzen Planeten wortwörtlich monetarisiert.


    Ich weiß gar nicht, was dein Punkt sein soll? Dass Neol. und Kap. nicht identisch sind? Das nur ihre Ideologie anders ist? Dass Kapitalismus irgendwelche Vorteile hat oder in der Vergangenheit zu etwas gutem geführt hat, stimmt nicht bzw. liegt das an deiner Kreativlosigkeit. Und der Staat war in jeder Phase des Kapitalismus immer sehr start involviert.

  • @JonnyMadFox

    Worauf ich hinaus will? Was ist denn das für den Fage? Na ich hab versucht auf deinen Beitrag zu antworten.


    Auf was wolltest du denn mit deinem Mirowski Beitrag hinaus? Das Neoliberalismus mehr als Marktideologie ist? Duh.

    Du hast in dem einen Beitrag Lionell Robins zitiert, der richtiger Weise geschrieben hat, dass Neoliberalismus eine allgemeine Theorie ist, wie Menschen funktionieren (praktisch nur, dass sie im Grunde dumm sind). Ich wollte mit meinem Beitrag eigentlich nur zeigen, dass die Ideologie des Neoliberalismus sogar bis auf die epistemologische Ebene geht, weil sie eben eine neue Form der Produktion von Wissen beansprucht, die anti-aufklärerisch ist. Und auch ja, dass neol. mehr als nur Marktideologie ist.

  • Hab mal durchgezappt, hört sich nach sehr flachem gelaber an.

    der "liberale" ist unerträglich für mich. ich finde das lars da einen punkt anspricht der auch so stimmt. die Medien nehmen das Thema zwar an aber stellen die falschen fragen oder benennen es falsch. die reden von Einkommen aber es sollte um vermögen gehen.

    die einen sagen falch die anderen halt zeitgemäß. die ernsthafte Kapitalismus Debatte mit Marx Zitaten ... tausendmal gehört und trocken.

    war eh nur eine Episode und da kann man nicht so viel erwarten aber der eine punkt ist schon richtig,

    es geht gar nicht um den Kapitalismus an sich, es geht in der folge um den Diskurs in den Medien und der gesellschaft.

    die ungleichheits debatte wird ja geführt aber mit neoliberalen framing. da werden dinge besprochen die gern von neoleberalen eingebracht werden nur ist der ansatz schon der falsche.

    bei ungleichheit geht es nicht um verdienst sondern um vermögen. aber das sagte ich ja schon.

  • Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem.

    Das Wirtschaftssystem der Sovietunion war die Planwirtschaft.

    Was bereits Propaganda ist, da so simplifizierend, dass es falsche Implikationen weckt (und wecken soll!).


    Der Unterschied war die ART der Planwirtschaft. Im Kapitalismus gibt es eine dezentrale Planwirtschaft, wo die Pläne für jedes Unternehmen im Detail recht unterschiedlich sind von den Kapital-Fürsten abgesegnet werden.


    In der zentralen Planwirtschaft der Sowjetunion wurden die großflächigen Pläne von den durchgeknallten Partei-Diktatoren abgesegnet.


    Der wesentliche Unterschied ist "zentral" vs. "dezentral". Aber natürlich gab es ne Menge weiterer Unterschiede. Da "Planwirtschaft" zu einem Kampfbegriff geworden ist, der direkt eine extreme Ablehnung in den Köpfen hervorrufen soll, darf natürlich der Kapitalismus damit nix zu tun haben... obwohl genau das der Fall ist, weil jedes Unternehmen Pläne bis zum geht nicht mehr hervorbringt.

  • Eine Sache muss der Vollständigkeit wegen noch gesagt werden. Was unsere Sozialpolitik angeht ist die Verortung der Verantwortung für die soziale Lage im Subjekt durch den Neoliberalismus der wichtigste Aspekt der neoliberalen Ideologie, die er aber mit anderen rechten ideologien teilt. Eine Zentrale neoliberale Behauptung ist: "Wer Arm ist, ist selber schuld und Reiche haben sich ihren Reichtum verdient." Neoliberale Sozialpolitik muss deshalb "aktivierend" sein (Hartz4), denn Arme sind einfach nur "zu Faul zum Arbeiten".


    Dieser Teil der Ideologie ist extrem bedeutend wenn es um die Rechtferigung der sozialen Schieflage geht, er legitimiert nicht den Kapitalismus als Wirtschaftssystem sondern die Existenz von Reichtum und Armut an sich (möglicherweise unabhängig vom Wirtschaftssystem). Auch ein autoritärer zentralistischer (Orwellscher) Staat ohne Privates Kapital könnte diesen Teil der Ideologie vertreten.


    Dieser Teil der Ideologie steht auch Abseits von der Marktideologie, weil er eben keine makroökonimischen Zusammenhänge des Kapitalismus beschreibt um ihn zu legitimieren sondern sich in seiner Wirkung auf das Subjekt in all seinen Aktivitäten bezieht, auch fernab des wirtschaftlichen Handelns.


    z.B: Die Psychiatrie neoliberaler Prägung würde vlt sagen: "Wenn jmd. Depressiv ist, ist das ein krankhafter Zustand meist begründet in der Biologie des Subjekts der durch Medikamente behandelt werden kann.

    (Die WHO sagt übrigens: "People who have gone through adverse life events (unemployment, bereavement, psychological trauma) are more likely to develop depression.")


    Viel wichtiger als die Wissensproduktion der Neoliberalen die JonnyMadFox anspricht ist eben meiner Meinung nach wie neoliberale Ideologie unsere Gesellschaft in allen Teilen prägt und zwar weit über den Einfluss des Kapitalismus hinaus.


    Weil eben Prekarität das internalisierte Herrschaftsinstrument des neoliberalen Kapitalismus ist und Armutsbetroffene selbst für ihre Armut verantwortlich sind, ist der neoliberale Kapitalismus eine Ideologie die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit produziert, soziale Gruppen ausschliesst und massiv entfremdend und zerstörerisch auf die Gesellschaft wirkt.


    Es gibt einen Unterschied im Kapitalismus der durch die neoliberalen Wende verursacht wurde.

    Ich denke, dieser Umstand ist eine Anpassung an veränderte Bedingungen des Kapitalismus.


    Ich bin der Meinung der Neoliberalismus ist eine Antwort darauf, dass der Anstieg der Vermögenseinkommen das gesamte Wirtschaftswachstum irgendwann auffrass und alle anderen nicht mehr vom Wachstum profitieren konnten.


    Das ist mir deshalb wichtig, weil es viele gibt die der Meinung sind deshalb, weil der Neoliberale Kaptialismus zerstörerischer für Mensch und Umelt ist als der Keynesianische Kapitalismus der ihm voranging, gäbe es die Möglichkeit eines "grünen und gerechten Kapitalismus". Ich sehe diese Möglichkeit nicht. Die Entwicklung ist meiner Meinung nache eine zwangsweise Folge unendlicher Kapitalistischer Kapitalakkumulation in einer endlichen Welt.

  • Ich bin der Meinung der Neoliberalismus ist eine Antwort darauf, dass der Anstieg der Vermögenseinkommen das gesamte Wirtschaftswachstum irgendwann auffrass und alle anderen nicht mehr vom Wachstum profitieren konnten.

    soweit ich mich erinnern kann hat man die neoliberalen Reformen in einer zeit wachsender Arbeitslosigkeit eingeführt. passte den neoliberalen natürlich ganz gut, so konnten sie weiter angst schüren. im Namen der Wettbewerbsfähigkeit.


    ich bin der Meinung das es nicht funktionieren kann weil das versprechen jeder kann nach oben kommen nicht gehalten werden kann den in diesen System kann nicht funktionieren wenn alle profitieren.

    dazu diesen kommentar zur podcastfolge die ich gepostet hatte.

    https://tinyurl.com/y6afqhu8

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