Kapitalismus

  • Besser als kalt duschen und frieren für die Freiheit wäre es ja eigentlich, Energie zu sparen die nur deshalb gebraucht wird, damit die Produzenten von Massenprodukten mehr Profit machen können...


    Da sieht man wieder mal, dass du keine Ahnung von der Industrie hast.


    Die Industrie braucht kein Wachstum. Gerade kapitalintensive Unternehmen, was auf die meisten Industrieunternehmen zutrifft, leiden eher unter Wachstum. Knappheiten drücken auf die Materialpreise und der Arbeitermangel drückt die Löhne hoch, gleichzeitig macht man vielleicht auf dem Papier Gewinne, in der Praxis fließt das Cash aber in die benötigten zusätzlichen Maschinen und das steigende Working Capital (Umlaufbestände und Forderungen). Oft frisst Wachstum so deutlich mehr Cash als im operativen Geschäft generiert werden kann. Aktuell besonders heftig der Fall für die Industrie. Dann müssen bei negativem Cashflow auch noch Steuern auf die Gewinne auf dem Papier gezahlt werden.


    Bei Degrowth ist das Gegenteil der Fall. Es wird immer mehr Cash frei, es müssen weniger Steuern gezahlt werden und statt einem Kampf um Arbeiter kann man die Nulpen endlich mal rauswerfen.

    Also ich bin voll für Degrowth und viele andere Unternehmer sicher auch.

    Der Lebensstandard der Arbeiterklasse sinkt dann halt deutlich.

  • Prof. Wolff hat ja schon einige Beispiele für Degrowth genannt die im Kapitalismus offenbar unmöglich umzusetzen sind. Eine anderes hab ich schonmal erwähnt, aber mache das gerne nochmal.


    Die beste Möglichkeit den Ressourcenbedarf in der Industrieproduktion zu reduzieren wäre die Lebensdauer der Produkte massiv zu erhöhen. Technologisch ist das kein Problem. Nehmen wir an, wir würden jetzt ein Gesetz beschliessen, dass die Lebensdauer von Produkten verzehnfacht.


    Wenn wir den Wohlstand unserer Gesellschaft anschauen, den ich als die Menge der nützlichen Dinge definieren würde, die wir besitzen, würde sich daran nichts ändern. Wenn die Industrieproduktion um 90 % zurückgeht, braucht man aber sicher nicht nur weniger Ressourcen sonder natürlich auch wesentlich weniger menschliche Arbeit. Wir könnten also das gleiche Wohlstandsniveau bei wesentlich weniger Arbeitsaufwand und wesentlich geringerem Impact auf unser Ökosystem haben. Eine Win-Win Situation möchte man meinen.


    Die Frage ist natürlich vorher wie nachher wie dieser Wohlstand verteilt ist, sprich wer die Dinge haben darf die Produziert werden, aber diese Verteilungsfrage gibt es eben auch jetzt und ist natürlich im Kapitalismus im Sinne der Kapitalisten geregelt.


    Das einzige was sich aber wirklich verändert wenn die Lebensdauer der Produkte erhöht wird ist aber eben der Profit der Kapitalisten, die eben als einzige an einem hohen Durchsatz von Ressourcen und einer (künstlichen?) Kurzlebigkeit interresse haben.


    Wird ein Hersteller von Waschmaschinen also plötzlich dafür sorgen, dass seine Produkte 10 mal so lange halten und dadurch seinen Umsatz um 90% reduzieren? Natürlich nicht! Im Gegenteil, Lobbygruppen verhindern gerade mit aller Macht jeden Vorstoß in dieser Richtung in der EU.


    Politiker wiederum, haben im Kapitalitischen System Angst davor dass ein solcher Vorstoss zu einer "Wirtschaftskrise" führen und "Arbeitslosigkeit" nach sich ziehen könnte. Wirtschaftskrise ist eben dann, und genau dann, wenn die Profite der Kapitalisten nachlassen.


    Dass sich der Rest der Bevölkerung aufgrund des Kapitalismus seit Jahren permanent zunehmend in einer extremen Not befindet, Krankheiten, Selbstmord, Burnout, Suchtkrankheiten etc. in diesem System um sich greifen, wurde noch nie mit dem Wort "Krise" bezeichnet. Arbeit aber ist wiederum anscheinend nur was Kapitalisten reicher macht. Dass Menschen vielleicht auch andere, bessere Dinge zu tun haben als das Bankkonto des Industriellen zu füllen, darf natürlich nicht sein.


    Also, längere Lebensdauer der Produkte würde bei gleichem Wohlstand "Degrowth" bewerkstelligen und das einzige was die Mehrheit der Menschen dafür aufgeben müsste ist Arbeit aber es wird nicht gemacht weil es der Logik der Kapitalakkumulation widerspricht.


  • lol


  • Sehr guter Vortrag.

    Besonders interessant:

    Es gibt so gut wie kein Gesamtwerk zur Geschichte der Lohnarbeit. Ausseinandersetzungen mit dem Thema findet meist untergeordnet in Literatur zu Sklaverei statt.

    Antike Lohnarbeitsverträge wurden mit ehemaligen Sklaven vereinbart bzw. Lohnarbeit ist aus Sklaverei entstanden.



  • Aldi wirbt mit Rabatt, wenn man in Massen kauft🤔 Also wenns eine Lebensmittelknappheit gibt, kann man nochmal gut Geld sparen, wenn man anderen Leuten Lebensmittel wegnimmt.

  • Man hat da auch nicht die besten Dinge zusammengeschnitten ...


  • Der beste Weg den Pöbel zu mehr Arbeit für das Kapital zu nötigen und sich auf dem Arbeitsmarkt feil zu bieten, ist eben immer noch, die Kosten für den Lebensunterhalt in die Höhe steigen zu lassen und die Löhne nicht zu erhöhen.

  • - $ 2.13 Stunde

    ...ist noch nicht mal ein Drittel des bundesweiten gesetzlichen Mindestlohnes von 7,25 Dollar.


    Aber der amerikanische Gesetzgeber of freedom and democracy hat natürlich seiner regelbasierten Ausbeutungsordnung eine schöne Ausnahmeregel hinzugefügt, welche besagt...

    An employer may pay a tipped employee not less than $2.13 an hour in direct wages if that amount plus the tips received equal at least the federal minimum wage, the employee retains all tips and the employee customarily and regularly receives more than $30 a month in tips. If an employee's tips combined with the employer's direct wages of at least $2.13 an hour do not equal the federal minimum hourly wage, the employer must make up the difference.

    Some states have minimum wage laws specific to tipped employees. When an employee is subject to both the federal and state wage laws, the employee is entitled to the provisions of each law which provide the greater benefits.

    ...dass sich das Bedienpersonal im Restaurant den Abstand zum Mindestlohn doch bitte vorzugsweise selbst bei den zu bewirtenden Gästen erschleimen soll.


    Immerhin muss der AusbeuterArbeitgeber seinen KnechtInnen das Gehalt bis zum bundesweiten Mindestlohn aufstocken, wenn sie auch mit Trinkgeld nicht auf das fürstliche Salär von sieben Dollar fünfundzwanzig pro Stunde kommen.


    Aber dann kann er sie natürlich auch einfach rausschmeissen, weil sie ja offensichtlich gegenüber seiner zahlenden Kundschaft nicht unterwürfig genug auftreten. :thumbup:

  • Korrelation vs. Kausalität ;) Wir können froh sein, dass es nicht andersrum ist: Mäuse gründen erfolgreiche Start-Ups und wir (bzw. Katzenbesitzer*innen) werden massenhaft in den Suizid getrieben.

    Der Artikel ist ja noch länger. Und da steht, dass der Toxoplasmoseerreger die Risikobereitschaft erhöht, auch beim Menschen.

  • Mal unabhängig davon, wie viel oder wenig Sinn das ergibt, ist der Titel und Subtext darunter sehr reißerisch formuliert. Es wird ja sogar suggeriert, die Parasiten machen einen nicht nur eher, sondern auch zu besseren Unternehmern.

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