Ja aber durch die Abschaffung von Privateigentum, nimmt man dem individium jedwede möglichkeit sich gegen die Masse zu wehren, wenn die etwas zu lasten einzelner individuuen bzw gruppen entscheidet.
Mal abgesehen davon, dass es nicht das Privateigentum selbst ist, welches das Indivduum vor irgendetwas schützt, sondern ein Staat, der bürgerliche Gesetze notfalls auch mit autoritärer Gewalt durchsetzt, welche das private Eigentum zu einem schützenswerten Gut erklären und ihm Vorrang vor den meisten der feierlich verkündeten Menschenrechte gewähren, ist das Argument, privates Eigentum schütze Minderheiten oder benachteiligte Individuen vor dem Mob der Masse, jetzt aber wirklich das blödeste Rechtfertigungsinstrument für den Kapitalismus, das sich seine VerteidigerInnen jemals ausgedacht haben - Dicht gefolgt von der großen Erzählung,...
Heute ist es unter anderem die möglichkeit sich Privateigentum teils durch arbeit anzueignen.
...man könne sich Privateigentum in einer zur Selbstbefreiung relevanten Menge durch eigene Arbeit "aneignen".
Das ist einfach nur der gute alte American Dream™, die Legende vom Tellerwäscher, der sich durch nichts als seiner eigenen Hände Arbeit zum Millionär hocharbeitet - Eine Fiktion aus der Hochzeit des Laissez-faire Kapitalismus, die den Kapitalisten dazu diente, sich ihre autoritäre Herrschaft über die ArbeiterInnen als wohlverdiente Belohnung für ihre eigene harte Arbeit zurecht zu rationalisieren, und die man gleichzeitig den arbeitenden Massen als hoffnungsschwangeres Zuckerbrötchen hinhalten konnte, um sie vom Knallen der ökonomischen Peitschen abzulenken, mit denen die eigentlichen Kapital-Aneigner ihnen ihren Arbeitsalltag als abhängig Beschäftigte durchzutakten pflegten.
Tatsächlich kann niemand im industriellen Spätkapitalismus durch eigene Arbeit so viel privates Eigentum anhäufen, dass er sich damit von "der Masse" befreien kann. Der ganze kapitalistische Produktionsprozess ist eine kollektive Massenveranstaltung. Private Unternehmen beschäftigen heute hunderte, tausende, hunderttausende oder sogar Millionen von ArbeiterInnen, Angestellten und ManagerInnen, die über einen Großteil ihrer im Wachzustand verbrachten Lebenszeit hinweg nichts anderes tun, als für ihren eigenen Lebensunterhalt und für die Vermehrung des privaten Eigentums der UnternehmenseignerInnen zu arbeiten.
Die allermeisten dieser abhängig Beschäftigten haben nicht die Freiheit, die Unterzeichnung eines Arbeitsvertrages abzulehnen, weil sie gezwungen sind, ihre Arbeitskraft in Geld zur Beschaffung von Lebensmitteln umzusetzen und weil sie das ohne Eigentum an entsprechend produktiven Produktionsmitteln nicht selbständig tun können. Und sie werden niemals mit Lohnarbeit so viel Geld verdienen und Eigentum ansparen können, dass sie sich damit von der Notwendigkeit, sich an kollektiven Produktions- und Distributionsprozessen zu beteiligen loskaufen könnten.
Der Kapitalismus ist ein soziales System. Er braucht eine Gesellschaft, die ihn aktiv betreibt, damit er funktionieren kann. Große Konzerne sind nichts weiter als autoritäre, zentralistische Planwirtschaften, in denen eine kleine Minderheit von KonzerneigentümerInnen, bzw. ihre hochbezahlten VertreterInnen in der Geschäftsführung das Plansoll für das nächste Quartalsergebnis aufstellen und in denen dann die entsprechenden Befehle durch einen totalitären, hierarchisch bürokratisierten Apparat bis ans untere Ende der Karriereleitern durchgegeben und in Arbeit umgesetzt werden.
Ob die Masse von Leuten, die gezwungen sind ihre Arbeitskraft von diesem Apparat verwerten zu lassen im Privatleben jetzt keusche PuritanerInnen sind, oder ob sie sich ihren Arbeitsstress in der Freizeit lieber auf S&M-Parties aus dem Hirn vögeln lassen, ist dem kapitalistischen Produktionsprozess vollkommen egal, so lange sie am nächsten Morgen nur wieder pünktlich zum Arbeitsbeginn ihren Dienst für das Unternehmen antreten.
Was die ganzen Freigeld-, Freiland-, Freiwirtschafts-, und generelle Freiheits-Ideologen, denen das Indivduum und sein Recht auf indivduelle Selbstbestimmung nur als Gegenentwurf zu einem seelenlosen, gleichmacherischen "Kollektivismus" denkbar erscheint, entweder nicht verstehen oder einfach nicht verständlich machen wollen, ist der Umstand, dass der Mensch ein soziales Herdentier ist, welches als Einzelwesen auch gänzlich ohne Kapitalismus, Sozialismus oder sonstwelchen -ismus kläglich zu grunde ginge, wenn es nicht in einer Gemeinschaft seiner Artgenossen leben würde, die gemeinsam daran arbeiten, ihr Überleben zu sichern.
Das Problem mit dem privaten Eigentum an den in einer Industrie- oder "Wissens-"Gesellschaft nunmal leider unverzichtbaren technischen Überlebensmitteln ist, dass in einer solchen Gesellschaft kein Indivduum - nicht mal ein superreiches - in der Lage wäre, aus seinem Eigentum Kapital zu schlagen, wenn ihm das Kollektiv nicht dabei helfen würde, daraus noch mehr Eigentum zu machen.
Kapitalismus sozialisiert die Arbeit und privatisiert ihre Erträge.