Kapitalismus

  • Ich war jetzt auch mehr bei Zahngesundheit, Blinddarmentzündung usw.

    Also durchaus Erkrankungen, die nicht unbedingt zivilisatorische Gründe haben.

  • "Der Kapitalismus hat uns unfassbare Erfolge beschert. Auf der Welt lebt es sich insgesamt gesehen heute besser und sicherer, reicher und satter, gesünder und länger als es jemals für eine Menschheitsgeneration auf diesem Planeten galt". in der rede zitiert er auch harari, der witzigerweise in seinen büchern den gegenteiligen punkt macht und behauptet, dass wir vor der neolithischen wende schon besser, gesünder, satter und reicher gelebt haben :S das prinzip verantortung und warum es notwendig war dieses zu schreiben scheint auch vergessen und die geschichte des in der jugend gelesenen schmökers hat einen neuen inhalt bekommen :)

    Naja, dahinter (dem fett markierten) setze ich mal ein relativ großes Fragezeichen. Allein hierüber ließe sich vermutlich ziemlich lange diskutieren - problematisch an der Sache ist, dass uns nur recht Unspezifisches von den Zeitzeugen überliefert wurde. Und wenn Hararis Blick in die Vergangenheit ähnlich gut recherchiert ist wie sein Blick in die Zukunft (ich mochte die "Kurze Geschichte der Menschheit" bis zu dem Punkt, wo er sein Buch in sein "Homo Deus" weitergeführt hat, danach hat's mich nunr noch genervt), dann kann man auch hier und da Zweifel an seinen Ausführungen haben - auch wenn er in der Szene einen gewissen Popstartstatus hat.

  • Naja, dahinter (dem fett markierten) setze ich mal ein relativ großes Fragezeichen. Allein hierüber ließe sich vermutlich ziemlich lange diskutieren - problematisch an der Sache ist, dass uns nur recht Unspezifisches von den Zeitzeugen überliefert wurde. Und wenn Hararis Blick in die Vergangenheit ähnlich gut recherchiert ist wie sein Blick in die Zukunft (ich mochte die "Kurze Geschichte der Menschheit" bis zu dem Punkt, wo er sein Buch in sein "Homo Deus" weitergeführt hat, danach hat's mich nunr noch genervt), dann kann man auch hier und da Zweifel an seinen Ausführungen haben - auch wenn er in der Szene einen gewissen Popstartstatus hat.

    Ich find das gut vergleichbar. Wenn wir mal anschauen wie alt die Menschen zur Zeit der Neolithischen Revolution so wurden, was die bei uns schon für Zivilisationskrankheiten rumschleppen und dann haben die erst ein Viertel ihrer Lebenszeit erreicht, müssen also nochmal ewig damit leben die armen Schweine...

  • Bildungsmaterial für Eltern und Kinder (und alle anderen natürlich auch):


    Winner takes it all



  • Also dass Menschen vor der Jungsteinzeit relativ alt geworden sind (mal die enorm große Dunkelziffer an Kindssterblichkeit < 5-Jahre ausgelassen), das mag ja stimmen, aber die Fragen von satter und reicher ist schon mal schwieirig zu beantworten, weil das Konzept von Reichtum unseren vorfahrigen Mitbürgern vielleicht gar nicht mal so bekannt war. Außerdem wurden damals ja auch gut und gerne mal Leute natürlich ausselektiert, wo man heute gemeinhin sagen würden, "joa, der ist kerngesund, hat halt Typ-1-Diabetis, aber daran stirbt heute ja keiner mehr".


    Ich sag ja auch nur, dass ich dahinter ein Fragezeichen setzen würde.

  • Die Ernährung wurde durch Ackerbau und Viehzucht wesentlich einseitiger. Außerdem lebten die Menschen dann enger zusammen und halt durch die Sesshaftigkeit auch dichter an ihren eigenen Exkrementen, was dann wiederum die Seuchengefahr erhöht hat.


    Die archäologischen Funde weisen eigentlich ziemlich eindeutig darauf hin, dass die Lebenserwartung durch die Sesshaftigkeit kürzer wurde.


    Man darf halt das Leben in der Steinzeit - und eigentlich auch in keiner anderen vorindustriellen Zeit - mit unseren heutigen anspruchsvollen Standards messen. Ob die Leute als nomadische Jäger und Sammler glücklicher waren, als ihre landwirtschaftenden Nachfahren, wird man wohl nie erfahren, aber zumindest hat die neuzeitliche anthropoligische Forschung bei abgeschieden lebenden Urvölkern nicht festgestellt, dass die unter Burn-Out oder anderen psychischen wie physischen "Zivilisationskrankheiten" gelitten hätten.


    Ist halt alles eine Frage der Perspektive. Für uns wäre so ein Leben natürlich die Hölle.

  • mich hat harari auch irgendwann genervt und ich habe aufgegeben. aber darum ging es nicht, sondern um die behauptung in habecks rede: wir würden heute besser, gesünder, satter und reicher leben als jemals zuvor in der menschheitsgeschichte - um im anschluss einen autor zu zitieren, welcher das genaue gegenteil behauptet. ich finde diesen widerspruch kann man aufzeigen, ohne darin zu verfallen wer denn jetzt recht hätte (denn auch habecks aussage lässt sich nicht evidenz basiert wissenschaftlich beweisen)


    funfacts:
    - die fortschrittliche medizin weiß bis heute nicht welche funktion der bliddarm übernimmt
    (ist das kunst oder kann das weg?)

    - die ersten signifikanten zahnprobleme bekamen unsere vorfahren durch das mahlen von getreide (sesshaftwerdung): der steinabrieb beim mahlen sorgte dafür, dass durch den verzehr des brotes die zähne mit der zeit abgeschliffen wurden und offen lagen

    Nicht vergessen, dass ein großer Teil des medizinischen Fortschritts aus dem staatlichen Sektor kommt. Kapitalismus kann gut Snickers und Fernseher produzieren, aber bei Dingen, die die Menschheit wirklich braucht, sieht es schlecht aus. Und das kommt eben auch deswegen, weil der Kapitalismus auf kurzfristigen Gewinn aus ist und auf Technologie, die Wettbewerbsvorteile bei täglichen Konsumgütern oder induzierten Bedürfnissen bringt. Langfristige und ergebnissoffene Forschung sind mit Profitstreben nicht immer vereinbar.

  • Pandemien waren in so einer Jäger und Sammlergesellschaft auch nicht so verbreitet ;)

    Das Problem in einer post-neolithischen Gesellschaft ist halt die Klassenbildung, die mit der höheren Arbeitsproduktivität der Landwirtschaft einhergeht. Der produzierte Mehrwert schafft ja gerade die Grundlage, dass es Menschen gibt, die nicht arbeiten müssen. Adel, König und Klerus entstehen. Ein ganz nettes und auch humoristisches Buch dazu ist von Thorstein Veblen - The Theory of the Leisure Class. Oder auf deutsch Die Theorie der feinen Leute.

  • Weils halt einfach das effizienteste und beste System ever ist, nehmen darin nun die vormals Ausgebeutety die alten Ausbeuty aus und nutzen zur eigenen Organisation selbstverständlich die erprobten und bewährten Methoden des besten Systems ever


    Gute Analogie. YEA Arbeitsplatz der Zukunft. Bald für alle verfügbar. Innovation und Wachstum🥴

  • Ich mag diese Gedanken sehr und für mich sind sie immer wieder ein echter Steinbruch. Die Perspektiven, die er anbietet sind ungewöhnlich und sicherlich auch streitbar, aber mit Sicherheit nicht dumm.


  • man könnte auch langsam mal verstanden haben, dass es ohne die industrielle revolution...no comment

    Nur fürs Verständnis. War die nun womöglich von Kapitalinteressen getrieben oder von was anderem? Von der Liebe zur Technik?


    Den meisten Europäern war bewusst, dass das russische Reich reich an Land, natürlichen Ressourcen und wirtschaftlichen Möglichkeiten ist. In den frühen 1800 entwickelten die russischen Staats- und Regierungschefs Handelsbeziehungen zu anderen europäischen Nationen und exportierten große Mengen Getreide und Holz. Der größte Teil der Einnahmen, die in das Land flossen, war für Aristokraten und Landbesitzer bestimmt und wurde nicht in die Industrialisierung investiert.


    Industrieprojekte und Anreize wurden in Russland oft vorgeschlagen - aber sie wurden selten angenommen, oft weil sie die finanziellen Interessen konservativer Landbesitzer bedrohten. Russland hatte zwar einige Schwerindustrien - Bergbau, Stahlproduktion und Ölbohrungen -, aber sein Industriesektor war im Vergleich zu seinen Konkurrenten Großbritannien, Frankreich und Deutschland klein.


    Die Niederlage Russlands im Krimkrieg (1853-56) machte die Unterentwicklung des Reiches und die dringende Notwendigkeit einer Industrialisierung deutlich. Russische Fabriken konnten keine Waffen, Munition oder Maschinen herstellen, die ihren Feinden entsprachen. In Russland gab es nur sehr wenige technische Innovationen: Die meisten Industrietechnologien wurden aus dem Westen importiert. Der Krieg entlarvte das Eisenbahnsystem des Imperiums als absolut unzureichend, mit unzureichenden Strecken und Fahrzeugen, um Männer oder Ausrüstung in großen Mengen zu bewegen.

    Hat sich hier die (Liebe zur) Technik durchgesetzt oder wurden eigene Kapitalinteressen vor den von außen einfallenden Kapitalinteressen versucht mittels Einsatz neuer Technik zu verteidigen? Ist das ein Henne - Ei Problem?

    Ist am Ende die Erkenntnis, dass Kapitalismus nur als Technik verstanden werden soll?

    Verstehe weiterhin nicht worauf du hinaus willst. Aber wann auch immer ich da dann bissl draufschau komm ich irgendwie dahin, dass Kapitalinteressen der hauptursächliche Treiber der Dinge sind. Kann mich aber natürlich auch täuschen, betrachte das zugegeben dann gefühlt auch eher noch oberflächlich. Hab aber dann andererseits auch das Gefühl, dass deine Aussagen das ganz oft eher unterkomplex beleuchten oder zumindest beschreiben.


    Selbe Überlegung kann man dann für die Atomenergie anstellen. Die kam auch nicht in die UDSSR, weil die so technikverliebt waren.

  • Ist schon nen einfach super System zur fairen und effizienten Verteilung. Von so ziemlich allem...


    Danke. Noch nie diesen Blickwinkel mit den Domains gesehen. Das kann man auch leicht verallgemeinern, alle Strukturen, die dem kapitalistischen Markt unterworfen werden, führen zu einer Klassenstruktur und zur massiver Ungleichheit, was sich dann auch in politischer Machtasymmetrie niederschlägt und ähnliches.

  • @Technaeis Technik

    Funfact: man weiß ganz gut, wofür der Blinddarm gut ist.

    Er ist quasi die ArcheNiah, wenn im Darm Sinnflut ist.

    Darein ziehen sich die guten Darmbakterien zurück, wenn der Mensch mal Durchfall hat.


    Außerdem passt er mit einer Klappe auf, dass Nahrung vom Dünn-in den Dickdarm kommt- aber nix in die andere Richtung usw


    -wollt ich nur gesagt haben.

  • „Ohne Recht gibt es kein Eigentum“

    Interview: Katharina Pistor weiß, wie Anwälte die Reichen reicher machen. Sie unterrichtet Jura-Studierende



  • https://www.welt.de/wirtschaft…an-Olaf-Scholz-Seite.html


    „Zusammen können wir eine globale Mindeststeuer nutzen, um sicherzustellen, dass die Weltwirtschaft basierend auf gleichen Wettbewerbsbedingungen für internationale Unternehmen floriert und Innovation, Wachstum und Wohlstand ankurbelt“, sagte Yellen im Vorfeld des Finanzministertreffens und nannte sogar eine Zahl: 21 Prozent. Diesen Satz soll jedes Unternehmen in jedem Land der Welt mindestens auf seinen Gewinn in Zukunft zahlen müssen.

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