Kapitalismus

  • Und warum sollte ich mir dann Geld leihen, wenn ich keinen Zugriff drauf habe, weil das auf einem Sperrkonto liegt?


    Das Geld was Du willst existiert ja nur 1x. Da ist nix mit "Sperrkonto". Entweder du hast es, oder der der es geliehen hat. Dann ist es aber bei dir weg.

    jap ist es. Aber es muss ja irgendwie bilanziert werden. (Überweisung mit Forderung auf Rückzahlung und hinterlegten Sicherheiten Etc. Also auch mit Sicherheiten, aber nicht als Kredit.) Aber stimmt schon ich habe nur eine geringe Ahnung was für Schandtaten alles im Bankensektor ablaufen. (Als ich davon gehört habe, dass Aktien von Banken verliehen werden, dachte ich mir wtf.)

  • jap ist es. Aber es muss ja irgendwie bilanziert werden. (Überweisung mit Forderung auf Rückzahlung und hinterlegten Sicherheiten Etc. Also auch mit Sicherheiten, aber nicht als Kredit.)

    Das geht aber nicht. Das was Du da beschreibst IST ein Kredit.


    Das ist als wenn du sagst: "Ich möchte Ein Werkzeug mit dem ich gut Nägel reinschlagen kann, mit einem Holzstiel und einem Eisenkopf, es soll aber kein Hammer sein.


    Die Buchhaltung ist ja eben genau das "Problem" / die Wurzel!

  • Das geht aber nicht. Das was Du da beschreibst IST ein Kredit.


    Das ist als wenn du sagst: "Ich möchte Ein Werkzeug mit dem ich gut Nägel reinschlagen kann, mit einem Holzstiel und einem Eisenkopf, es soll aber kein Hammer sein.


    Die Buchhaltung ist ja eben genau das "Problem" / die Wurzel!

    Bei einem Kredit wird neues Geld (beidseitige schuld) geschaffen. Es entsteht Geld, aus dem nichts, was für Nachfrage verwendet werden kann. In meinem Beispiel wird nur Geld weitergegeben.


    nun und naja gegen Sicherheiten etc.


    Wenn ich 80 euro habe kann ich ja auch diese weitergeben und in einem vertrag festhalten das bei Nichtzahlung eines betrax x in gewissen Abstand, ich berechtigt bin, Gegenstand y zu pfänden. (hier wurde nur geld wetergegeben ich kann den betrag x nicht selbst zur nachfrage verwenden, sondern nur das was weitergegeben ist.


    Kredit erschaft neues geld.


    verleihen nimmt bereits vorhandenes geld und lässt andere dieses für nachfrage nutzen.


    Beides erhöht die nachfrage wobei verleihen besser ist wie Kredit. (verleihen reduziert gleichzeitig die mögliche Nachfrage)

  • Kredit erschaft neues geld.

    Jain.


    Der Kredit erschafft neues Buchgeld/Giralgeld, aber keine Münzen/Scheine.


    Und genau so funktionieren Banken und die Geldschöpfung. Geld entsteht bilanziell durch Bilanzverlängerung. Und die Sicherheit ist genau das was Du der Bank auch heute geben musst, obwohl die ja gar nichts "verleiht" sondern das "Geld" einfach per Buchung auf deinem Konto erscheint und die Bankenbilanz verlängert.


    Genau genommen erschafft auch nicht der Kredit das Geld, sondern die Buchung in der Buchhaltung. Der Kreditvertrag ist nur die rechtliche Grundlage für diese Buchung/Gelderschaffung.


    ich berechtigt bin, Gegenstand y zu pfänden. (hier wurde nur geld wetergegeben ich kann den betrag x nicht selbst zur nachfrage verwenden, sondern nur das was weitergegeben ist.

    Ja aber das ist ja nur die Gegenbuchung! Durch die Buchung auf der aktivseite wird ja das Geld erzeugt, und das ist kein Aktivtausch was du da beschreibst sondern eine Bilanzverlängerung. Und genau da müssen wir weg. Wir müssen die Buchhaltung ändern!


    Die Bank darf ja gar nicht das Geld von anderen verleihen. Das ist gesetzlich verboten.

  • Dazu man sagen dass eine Bank mehr Geld verleihen kann als Sie wirklich hat. Je nach bilanztricks hat eine Bank eine Eigenkapitalquote von 1 %



    @Brakteatenzeit du meinst eine Art wie Vollgeld nehme ich an

  • @Brakteatenzeit du meinst eine Art wie Vollgeld nehme ich an

    Ja, das ist auch meine Vermutung.

    Mit der heutigen Buchhaltung und Zinsen kann es aber kein Vollgeld geben, denn die Zinsen und "Kontostände" entstehen ja in der Buchhaltung und dort sind diese eben nicht mehr "gedeckt".


    Brakteatenzeit

    Das Problem bei den Vollgeld Anhängern ist, das die keine Ahnung von Buchhaltung haben.


    Wenn Du 3 Gold auf dein Konto einzahlst und die Bank würde das "verleihen", dann wären deine 3 G auf dem Konto ja nicht mehr gedeckt.

    Mit einem ECHTEN Vollgeld, wäre das Geschäftsmodell Bank somit am Ende.


    Dazu kommen dann noch unzählige andere Nachteile wie das das Gold die ganze Wirtschaft durch Deflation ständig abwürgen würde.


    Warum? Weil ja ständig mehrwert Produziert wird, aber die Geldmenge nicht entsprechend steigt. Somit hast du permanent Deflation.


    Deflation ist aber des schlechteste was geht, weil keiner mehr Investieren würde. -> Stagflation.


    Das geht dann solange bis ein "Vollgeldverbot" ;) kommt. Und dann wird wieder munter geschöpft und verschuldet..... Weil es eben nicht anders geht.


    Das ganze Leben besteht aus Schuld und Schuldentilgung. Auch Du schuldest deinem Körper und Geist regelmäßig Nahrung und musst diese Schulden tilgen.


    Darum nennt man das ganze System auch Debitismus.

  • Wie gesagt ich unterscheide zwischen kredit und verleihen.


    Und wenn verleihen = Vollgeld ist dann ja es sollte mehr verliehen werden aber ich würde den Kredit nicht abschaffen wollen. Den alles Geld muss ja trotzdem erst durch kredit geschaffen werden.


    Was die Zinsen angeht. (Das problem hat man auch wenn einfach nur genug Leute Sparen, dann ist auch weniger Geld in umlauf als Schulden. Dafür gibt es dann aber lange laufzeiten udn Kredite können auch mal ausfallen.)



    Weniger kreitvergabe


    Mehr Vollgeldartiger verleih durch einführung einer Umlaufgebühr.


    Sparen geht immernoch nur dann eben mit niedrigeren Zinsen.


    Wir haben zu viel Geld im System was nur irgendwo geparkt wird, also nicht zurückfließt welches aber jederzeit abruppt zurückfließen könnte und so bestimmte Waren ruckartig verteuern kann. (und das von nur wenigen Aktueren.)


    Wenn die 10 reichsten Männer unf Frauen der Welt beschließen Alle oder zumindest viele Waren eines Landes/einmal das 1/4 des BIPs Aufkaufen, was passiert dann mit der Währung?



    Was wir im Moment haben. Einen Negativzins auf einlagen bei der EZB, während angeregt wird mehr Kredite zu vergeben und damit mehr Geld zu schaffen. Was letzendlich in gebühren endet aber nicht für einen für alle gleichen % auf das Liegen Lassen von Geld (So etwas würde dann natürlich erst sich auf Häuserpreise Auswirken, weshalb eine Einführung Ohne das andere Natürlich zur Katastrophe führt.)

  • das Problem sind nicht die superreichen sondern die Notenbanken


    Es gibt 2 Sachen die immer überschätzt werden: DIe eigene Penislänge und das Vermögen von reichen Leuten.

  • Noch eine historisch materielle Erklärung, was ab den 70igern passiert ist:



    Auf dem Diagramm ist die weltweite Profitrate dargestellt, die klar einen, wie von Marx vorhergesagt, Trend zum sinken hat. In manchen Perioden gab es Mechanismen, die das Sinken kurzfristig verhindert haben. Zwischen 1965 und 1983 kam es dann wieder zu einem Fall der Profitrate bis in das neoliberale Zeitalter bis zur Finanzkrise 2007.


    Zur Profitrate:


    p ist die Profitrate


    m Mehrwert:

    Mehrwert wird in der Zeit erarbeitet, nachdem man seinen Lohn erarbeitet hat. Bei einer Ausbeutungsrate von 100% arbeitet man z. B. bei einer Arbeitszeit von 8 Stunden 4 Stunden für seinen Lohn und 4 Stunden für den Profit des Unternehmens.


    v Variables Kapital:

    Lohn


    c Konstantes Kapital:

    Produktionsmittel wie z. B. Werkzeuge.


    Der Wert einer Ware besteht aus diesen Kompomenten:

    W = c + v + m


    Schaut man sich die Profitrate an, sieht man, dass sie fällt, wenn entweder c oder v steigt. Im Wettbewerb versuchen alle Unternehmen ihre Produktivität zu erhöhen, in dem sie bessere Technologie einsetzen. Also dass sie c, das konstante Kapital, erhöhen (Maschinen ersetzen Arbeiter).

    Dadurch existiert im Kapitalismus immer die Tendenz, dass die Profitrate sinkt (was sie empirisch auch macht, wie man anhand der Kurve oben sieht).

    Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieser Tendenz entgegen zu wirken:


    1. Erhöhung des Exploitationsgrades der Arbeit:

    Sie kann 100% sein, wenn man also die gleiche Anzahl an Stunden für seinen Lohn und für den Profit des Unternehmens arbeitet. Aber das Verhältnis kann sich natürlich ändern. Z. B. bei 8 Stunden Gesamtarbeitszeit 3 Stunden für seinen Lohn und 4 Stunden für den Profit des Unternehmens. Man kann das entweder durch eine Verlängerung des Arbeitstages machen oder indem man den Wert des Lohns verringert (höhere Produktivität oder auch günstigere Lebensmittel, Miete ect.).

    2. Herunterdrücken des Lohns v:

    Was in Deutschland mit der Einführung des Niedriglohnsektors passiert ist.


    3. Die relative Überbevölkerung:

    Durch die Globalisierung ist der Arbeitsmarkt flexibler geworden. Immigranten, die für einen niedrigeren Lohn arbeiten, können die inländigen Arbeiter ersetzen. Die relative Überbevölkerung befindet sich daher sozusagen im Ausland.


    4. Auswärtiger Handel:

    Import von z. B. günstigeren Produktionsmitteln und günstigeren Lebensmitteln. Auch die Erweiterung Erschließung von neuen Märkten durch die Globalisierung erhöht die Profitrate.


    5. Zunahme des Aktienkapitals:

    Kapital wird in Aktienspekulationen investiert, die dann Dividenden abwerfen.


    Zu den einzelnen Punkten gibt es noch mehr Details, aber im Grunde glaube ich, dass genau das ab der neoliberalen Periode und durch die neoliberalen Reformen passiert ist. Besonders Globalisierung und Deregulation der Finanzspekulation.


    https://de.m.wikipedia.org/wik…llen_Falls_der_Profitrate

  • Was @JonnyMadFox also sagt ist: Weil Reiche reich sind sind Arme arm!

    Das Problem sind wohl doch die Milliardäre.


    Der Wirtschaftsmathematiker Jürgen Kremer leitet das Problem nochmal hieraus den klassischen Wirtschaftstheorien ab:

    Wir betrachten noch einmal die Gleichung
    Y = W + R. [ Y = BIP; W = Einkommen; R = Vermögenszuwächse]

    Zur Zeit wächst das Bruttoinlandsprodukt Y kaum noch, aber die Vermögen der Haushalte wachsen auf Grund der durch den Zinseszinseffekt wachsenden Zinserträge R stark an. Daraus schließen wir aber unmittelbar, dass die Einkommen W sinken müssen

  • Übrigens, dass die Reichen das Problem sind ist sogar das Ergebnis einer Studie des neoliberalen Mainstreams (DIW) von 2011:


    Ungleichheit ist schlecht für die Konjunktur


    Die steigende Kluft zwischen armen und reichen Haushalten bremst einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge die Entwicklung der deutschen Konjunktur.

    In den vergangenen Jahren hätten einkommensstarke Haushalte ihre Einnahmen überdurchschnittlich gesteigert, teilte das Berliner Institut am Mittwoch mit. Grund sei der Anstieg der Einkünfte aus Unternehmertätigkeit und Vermögen in den letzten Konjunkturphasen. Diese Haushalte konsumierten aber vergleichsweise wenig. „Die Entwicklung der Einkommensstruktur des letzten Jahrzehnts ist nicht nur verteilungspolitisch, sondern auch makroökonomisch problematisch“, sagte der neue DIW-Vorstandsvorsitzende Gert Wagner. Die Löhne sind in Deutschland in den vergangenen Jahren kaum gestiegen, ebenso wenig die Sozialtransfers des Staates – die Unternehmensgewinne und Vermögen dagegen schon. ...


    Seit dem hat sich dieses Problem natürlich noch verschärft.


    Ergebnis der Studie in Kürze:

    Wenn die Reichen zu reich sind sind die Armen zu arm um die Reichen noch reicher zu machen. Das ist natürlich ein echt schlimmes Problem für die Reichen. Seit dem behilft an sich ja auch dadurch, dass man das Geld direkt aus dem Steueraufkommen klaut anstatt darauf zu warten, dass die armen mit ihrem Geld das sie nicht haben einkaufen gehen. Das ist ja auch viel einfacher..

  • Aus dem Interessante Sendungen und Links -Thread.

    wenn in grichenland die Waren billiger sind dann sollte das auch kein problem sein, wenn unsere Inflationsrate niedriger ist, wie die in grichenland.

    Kein Problem wofür?


    In der Diskussion um Griechenland ging es (laut Flassbeck et al.) nie um nominale Preisunterschiede für EndverbraucherInnen, sondern um unterschiedliche Wettbewerbsfähigkeiten zwischen Ländern mit der selben Währung. Die Wettbewerbsfähigkeit hängt vor allem von den Lohnstückkosten für exportierte Güter (z.B. Autos, Waschmaschinen, Olivenöl) und Dienstleistungen (z.B. Tourismus, Unternehmensberatung, Investmentbanking) ab, und nicht von den nominalen Preisen für Arbeit, Wohnungen, oder Feta-Käse auf dem jeweiligen nationalen Markt.


    Das deutsche allgemeine(!) Produktivitätsniveau war schon immer höher als das griechische, weil in Deutschland die Industrialisierung und Fixierung auf den Export schon lange vor der Eurokrise viel weiter voran geschritten war, als in Griechenland, wo noch viel mehr für den Binnenmarkt, für den Tourismus, und für den Staat gearbeitet wurde.

    Deshalb ist es für die Wettbewerbsfähigkeit auch erstmal kein Problem, wenn abhängig Beschäftigte in Deutschland nominal höhere Löhne bekommen, und wenn das allgemeine nominelle(!) Preisniveau in Deutschland aufgrund der höhreren nominellen(!) Kaufkraft der deutschen LohnempfängerInnen höher ist, als das in Griechenland.


    Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit ist hingegen, wieviel Warenoutput pro Arbeitszeit für den Export(!) produziert werden kann. Die Lohnstückkosten beziehen sich nicht auf die Höhe der Nominallöhne, also nicht auf absolute Werte, sondern sie sind ein Ausdruck des Verhältnisses zwischen Lohnhöhe und Produktivität. Konkret beschreiben sie also wieviel Lohnkosten im Preis für ein Stück produzierter Ware stecken. Ist die Produktivität (in Deutschland) hoch, so können bei gleichen oder sogar höheren nominellen Arbeitskosten im volkswirtschaftlichen Durchschnitt(!) mehr, oder qualitativ hochwertigere Waren produziert werden als bei einem deutlich niedrigeren Produktivitätsniveau (in Griechenland).
    Die griechischen Löhne waren vor Ausbruch der Finanzkrise im Vergleich(!!!) zwischen den Eurozonenländern im innereuropäischen und internationalen Wettbewerb zu hoch für das realtiv(!) niedrigere griechische Produktivitätsniveau. In Griechenland konnte also pro entlohnter Arbeitszeiteinheit weniger, oder qualitativ weniger hochwertige Ware produziert werden als in Deutschland.


    In der Inflationsrate drückt sich dabei - laut Flassbeck et al. - nur aus, ob eine Steigerung der Lohnstückkosten stattfindet oder nicht. Steigen die Löhne nicht nur mit der bereits herrschenden Inflationsrate (Deutschland nach der Wiedervereinigung und der neoliberalen Wende), sondern auch mit der Rate der Produktivitätssteigerung oder gar höher (Deutschland in der sogenannten sozialen Marktwirtschaft™), dann führt das auch zu einer steigenden Inflationsrate.

    Sinken die Löhne hingegen im Vergleich zur Produktivität, dann sinkt auch die Inflationsrate.


    Flassbeck geht es aber eigentlich überhaupt nicht um die Inflation, weil er sie nicht als Symptom einer Ausweitung der Geldmenege betrachtet, sondern als Resultat steigender Löhne. Die Löhne treiben die Inflation - nicht umgekehrt. Deshalb war es - laut Flassbeck et al. - auch ein Fehler, der EZB lediglich das Mandat zu geben, die Geldwertstabilität der gemeinsamen Währung insgesamt zu gewährleisten und dabei keine Rücksicht auf die Unterschiede bei der Lohnstückkostenentwicklung und bei den Beschäftigungszahlen der Mitglieder des von ihr überwachten Währungsraumes zu nehmen. Und das wurde deshalb so eingerichtet, weil es den Architekten der Währungsunion nie darum ging, politisch für eine Angleichung der unterschiedlichen Produktivitäts-, Wettbewerbs- und Wohlstandsniveaus in der Eurozone zu sorgen, da man schliesslich der Überzeügung war, der Markt würde diese Angleichung schon von alleine besorgen, wenn man nur die Währung und ihren Wechselkurs einigermaßen stabil hielte.


    Deshalb hat das neoliberale Austeritätsregime den Griechen ja auch verordnet, alles dafür zu tun, um die griechischen Löhne zu senken, somit die Lohnstückkosten dem niedrigeren griechischen Produktivitätsniveau anzugleichen und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, während man es gleichzeitig tunlichst vermied, die - im Vergleich zum nationalen Produktivitätsniveau(!!!) - in Deutschland und anderen Überschussländern zu niedrigen Löhne gleichermaßen dem dort deutlich höheren Produktivitätsniveau anzugleichen.

    Es galt schliesslich, die griechische Wirtschaft marktkonformer zu machen, auf dass sich irgendwann in Griechenland die neoliberale Erkenntnis durchsetze, dass nur ausreichende Wettbewerbsfähigkeit in einer globalisierten kapitalistischen Marktwirtschaft zum ersehnten Wohlstand für alle™ führen könne, und dass auf dem Weg ins Paradies leider erst mal die minderleistende Spreu vom ökonomischen Weizen zu trennen sei.

    Und um die frischgewählte linke Regierung in Athen und ihren aufmüpfigen Finanzminister unter die Knute zu zwingen und sämtliche Staatsausgaben die sich inflationstreibend auf das allgemeine Lohnniveau hätten auswirken können zurückzufahren, hat man die hohe Verschuldung des Griechischen Staates in Euro als Erpressungspotenzial benutzt.


    Das wurde dann - leider sehr erfolgreich - in der öffentlichen und veröffentlichten Meinung der westlichen Überschussländer vor allem dadurch verschleiert, dass man aus einer Wettbewerbskrise eine "Staatschuldenkrise" gemacht und so getan hat, als ginge es bei den verordneten Sparmaßnahmen darum, den Gläubigern des griechischen Staates - also hauptsächlich deutschen und französischen Banken, die bis kurz vor Ausbruch der Finanzkrise noch munter in relativ hoch verzinste griechische Staatsanlehien investiert hatten - ihr hart verdientes Anlagekapital wieder zurück zu geben.

    Tatsächlich hat man aber diverse Finanz-"fazilitäten" geschaffen, die dafür sorgten, dass die drohenden Verluste der privaten Banken und Investmentfonds von der Gemeinschaft der europäischen SteuerzahlerInnen abgesichert wurden, und dann das Märchen verbreitet, Griechenland könne seine nun an den ESM und die EZB outgesourceten Schulden schon irgendwann zurück bezahlen, wenn es nur eifrig genug seine ohnehin schon vergleichsweise schwache Wirtschaftskraft durch weitere Sparmaßnahmen abwürgte.


    Nach der Lesart der Troika sollten die Preise für in Griechenland produzierte Waren sinken, indem man den Anteil der Lohnkosten pro Stück verkaufter Ware senkte. Die griechische Wettbewerbsfähigkeit im internationalen und innereruopäischen Warenhandel sollte durch Lohndumping erhöht werden - also durch genau das, was Deutschland besonders nach der Wiedervereinigung systematisch betrieben hat, um Exportweltmeister zu werden. Da aber die Griechische Wirtschaft ohnehin schon deutlich weniger produktiv war als die Deutsche hat das natürlich überhaupt nicht funktioniert. Es gibt keine Autoindustrie in Griechenland.


    Und da sind wir dann am Ende auch wieder beim Kapitalismus, bei seiner Tendenz der fallenden Profitraten, und bei der Macht des Kapitals, seiner Lobbyverbände und seiner bezahlten Ökonomie-ExpertInnen, die ideologisch auf Linie gebrachte Politik zu instrumentalisieren um den Fall der ganz persönlichen Profitraten der KapitaleigentümerInnen durch Reduktion von Arbeitskosten für ihre Unternehmen zu kompensieren.

  • Also ich habe ja die vorträge von hans werner unsinn geschaut (vertreter von sekungen in grichenland/Eurogegner) und von Heiner flassbeck.


    Allerdings ohne die aktuellen echten Preise zu kennen.


    Beide haben ihre "analysen" auf den selben Daten ehoben.



    Für mich kommt es so vor das Hans werner sinn der "Blinde" affe ist (nichts sehen)


    Und heiner flassbeck zumindest auf einem Auge blind ist.


    Klar die produktivität in grichenland mag ja niedrig sein (vielleicht haben die einfach nicht so viele maschinen etc)


    Aber, wenn in Grichenland der lohn wirklich nur im Schnitt 710 euro sind und bei uns


    Das durchschnittliche monatliche Bruttogehalt eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland lag im Jahr 2019 bei ca. 3.994 Euro. Betrachtet man alle Arbeitnehmer in Deutschland, also auch alle Arbeitnehmer in Teilzeit oder in geringfügiger Beschäftigung, lag das durchschnittliche Gehalt im gleichen Jahr bei rund 3.099 Euro im Monat. Das durchschnittliche Nettoeinkommen aller Arbeitnehmer betrug monatlich 2.079 Euro.

    Nun ich weiß natürlich das der Durchschnitt von 500 euro x20 millionen und wenige die einige millionen verdienen höher ausfällt. Aber niemand sollte ernsthaft behaupten können das 710 Euro Monatslohn auch nur ansatzweise mit dem eher 3 fachen Monatslohns Deutschlands vergleichbar ist.


    Dieses noch weiter zu senken (Hans werner Sinn/Wolfgang schäuble) oder da Deutsche schlicht weiter zu ehöhen (heiner flassbeck) halte ich beides nicht für die richtige Lösung.


    Wie wirken sich in deutschland steigende Löhne auf den Braindrain aus Grichenland etwa aus?



    Nichts für Ungut flassbeck hat schon recht mit seiner Argumntation, unter berückscihtigung des 3 fachen lohngefälles und teils doppel so großen Presunterschieden (siehe Miete) erscheint das ganze aber aus einem etwas anderen licht.


    Wenn alle Löhne in Deutschland steigen, steigen auch alle Preise in Deutschland. Zurzeit sind die griechischen preise des allgemeinen Warenkorbes etwa halb so groß, wenn jetzt die Preise des Deutschen allgemeinen Warenkorbes weiter steigen. Wer möchte den dann noch in Griechenland arbeiten?


    Es müssten sich die Löhne und die Prduktivität und die Preise Grichenlands erhöhen. Also nicht so wie flassbeck sagt und auch nicht wie hans werner sinn sagt. (wenn ich auf die Preise des allgemeinen warenkorbes gucke)

  • Mir ist flasbecks argumentation durchaus bekannt. (2 stunden vorträge (mehrere) und zum vergleich eben auch welche von Hans werner sinn und immer hatte ich den eindruck irgendetwas fehlt, irgendetwas übersehe ich. Dann war es so etwas simples das es einfach mal so extreme Lohngefäälle zwischen den EU staaten gibt. (was ich gemerkt hätte, wenn mir überhaupt der gedanke gekommen wäre das diese so garvierend sind.)


    Was sind schon 2% Inflation im vergleich zu 100 - 200 % Durchschnittlicher Lohnunterschied?


    (zu lang)

  • Übrigens die Inflation.

    Was hier bisher nicht zur Sprache kam ist, dass im Gegensatz zur Behauptung der Marktideologen die Inflation etwas ist was wir begrüssen sollten. Wenn die Inflation von einer Lohnentwicklung getrieben wird, ist sie das beste Instrument im Kapitalismus um die (Real-)Vermögen zu Gunsten des (realen) Volkseinkommens sozialverträglich abzubauen. Das ist auch der Grund warum die Vermögenden davor so Angst haben. Was nutzt einem das viele Geld, wenn es nix mehr Wert ist.


    Andere Mittel, wie Währungsreform bzw. Haircut, führten dagegen immer zu sozialen Verwerfungen. Der letzte Generalstreik Deutschlands wurde durch die letzte Währungsreform ausgelöst.


    Was Flassbeck auch berechnet hat ist, dass wenn Deutschland von heute auf Morgen die verpassten Inflationsziele der EU aufholen wollen würde um mit Frankreich, Griechenland usw. gleichzuziehen, dann müssten die Löhne hier auf einen Schlag um 30% steigen.


    Deutschland ist deshalb Verursacher der Euro Krise weil Deutschland sich nicht an die Inflationsziele der EU hielt. Weil in Deutschland die Lohnsteigerungen nicht durchgeführt und die Lohnstückkosten gegenüber den Nachbarländern reduziert hat, hat es die anderen Volkswirtschaften abgewirtschaftet.

  • und doch haben wir noch 3 fache löhne wie in grichenland. (übertrieben Formuliert lässt sich bestimmt nicht so leicht vergleichen)


    Und ja ich befürworte Inflation (aber keine galloppierende/abruppte etc) sondern möglichst gleichbleibend steigende was nicht möglich ist.



    Allerdings befürworte ich auch das, dasselbe brot in grichenland Hergestellt, so viel kostet wie in deutschland hergestellt. (diese Preise zusammenzubringen wiederspricht aber dem ziel gleicher Inflationsraten)

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