Kapitalismus

  • Noch kurz ein Kommentar zu Maya Göbel.

    In ihrem Buch schreibt sie:


    Der amerikanische Ökologe Garrett Hardin beschrieb 1968 in einem inzwischen berühmten Aufsatz einen Mechanismus, den er »Tragedy of the commons« nannte, was sich mit »Die Tragik der Allmende« übersetzen lässt. Commons oder Allmende sind sogenannte Gemeingüter. Das Beispiel, das Garrett Hardin anführte, war eine gemeinschaftlich genutzte Weide, auf der die Bauern der Umgebung ihre Kühe grasen ließen. Da die Weide niemandem gehörte, konnte niemand von ihrer Nutzung ausgeschlossen werden. Also trieben alle so viele Kühe auf die Weide, wie sie wollten, und ließen sie dort so lange stehen, wie sie konnten. Alle stellten ihren kurzfristigen Ertrag über die langfristige Nutzbarkeit des gemeinschaftlichen Gutes. Die Folge war eine Überweidung und zu wenig Gras für alle. Raubbau durch Einzelne zulasten aller – das ist das klassische Ergebnis eines regelfreien Raums, in dem sich jede Person wie ein homo oeconomicus verhält. So gesehen ist es eher verwunderlich, wenn der Markt nicht versagt: Er funktioniert in der Regel nur gut für klassischen Gütertausch.Zumindest für die Commons haben inzwischen fast alle Ökonom*innen die Position bezogen, dass die Überfischung der Meere, die Überdüngung der Böden oder die illegale Rodung der Regenwälder staatliche Eingriffe zur Definition der Nutzungsregeln nötig macht.


    Das ist wieder die alte Kamelle der Tragik der Allmende, mit der Privatisierung als auch Verstaatlichung ideologisch legitimiert werden. Es gibt aber eben noch die dritte Möglichkeit, Selbstverwaltung durch die Leute, die von der Ressourcenverteilung direkt betroffen sind. Elinor Ostrom hat mit ihrer Arbeit gezeigt, dass Selbstverwaltung der Betroffenen in vielen Fällen effizienter ist als Verstaatlichung oder Privatisierung. Sie hat sich solche Selbstverwaltungen über dem ganzen Globus verteilt angeschaut und Bedingungen zusammengestellt, unter denen so eine Selbstverwaltung erfolgreich ist (anhand ihrer empirischen Untersuchungen).


    Dann nochmal dazu:


    Der Staat müsste sich nur dazu entscheiden, sie einzuführen. Außer ihm – und genau das meint John Maynard Keynes – kann es nämlich sonst niemand.


    Hiermit meint sie allgemein, dass nur der Staat regulierungen einführen kann, weil Unternehmen das halt nicht selbst machen. Bzw. die blinden Flecken der Privatwirtschaft wie z. B. Externalitäten werden von der Unternehmen nicht beachtet und nur der Staat könne da was machen. Das stimmt auch nicht. In Dänemark gibt es keinen gesetzlichen Mindestlohn, weil die Gewerkschaften die Löhne regelmäßig aushandeln. Eine Sache zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber. Wenn die Gewerkschaften durch direkte Aktionen, Streiks usw. das hinbekommen, sollte der Staat sich auch raushalten. Also Gewerkschaften haben sehr viel Macht, ihr Unternehmen unter Druck zu setzen und das Management zu Reformen zu zwingen. Dass nur der Staat das alleine könnte ist doch Quark.

  • Nö, bei mir geht es die ganze Zeit über den Kapitalismus. Ich sehe diese Epidemie nicht als aussergewöhnliches Ereignis sondern als die neue Normalität des Kollaps des Kapitalismus mit der wir uns auseinandersetzen müssen

    Naja. Dann könnten wir uns aber auch über Britney Spears und ihre Karriere unterhalten.

  • Ist ja alles richtig, Jonny.


    Aber wie kommen wir da hin?


    Wie transformiert sich ein kapitalistischer Staat in eine demokratischere Wirtschafts- und Gesellschaftsform?

    Politischer Aktivismus, Aufklärungsarbeit, Organisationsarbeit, wohlwollende Politiker wählen. Ungefähr so, wie es die letzten 200 Jahre passiert ist. Oder was glaubst du, woher z. B. der 8-Stundentag und anderes kommt?

    Oder soll ich etwa einen im Detail ausgeklügelten Plan entwerfen (könnte ich theoretisch schon irgendwie), den du als selbsterklärtes Arbeiterkind und "Salonmarxist" dann absegnen kannst? Was es für Alternativen gibt, dazu habe ich schon eine Milliarden mal was geschrieben.

  • Gemeinsam und einen Schritt nach dem anderen :)

    Ich stelle mir vor, wie sich der alte Affe gerade die roten Haare rauft... 😏


  • Naja. Dann könnten wir uns aber auch über Britney Spears und ihre Karriere unterhalten.

    Wenn du damit Einverstanden bist, dass das geschieht, im Grunde ja. Wie der Kollaps alllerdings von statten geht kann erhebliche Auswirkungen auf unser Leben haben.


    Am besten wäre natürlich, dass statt einem Kollaps ein geordneter und geplanter Übergang geschieht.

  • Ist das denn so schwer? Warum man das gerade in diesem Forum erklären muss, dass der vom Kapitalismus verursachte Klimawandel diesen in eine Krise führt aus dem er nicht herauskommt ist mir schleierhaft. Wie viele Gäste gab es bei Tilo die dazu forschen und schreiben?


    Was an der Kapitalismuskrise ist noch Rätselhaft? Die Forschung zu den Grenzen des Wachstums existiert seit 50 Jahren und kommt doch für einige anscheinend als Überraschung?

    Surprise! Die Erde ist endlich groß!

  • Ist das denn so schwer? Warum man das gerade in diesem Forum erklären muss, dass der vom Kapitalismus verursachte Klimawandel diesen in eine Krise führt aus dem er nicht herauskommt ist mir schleierhaft. Wie viele Gäste gab es bei Tilo die dazu forschen und schreiben?


    Was an der Kapitalismuskrise ist noch Rätselhaft? Die Forschung zu den Grenzen des Wachstums existiert seit 50 Jahren und kommt doch für einige anscheinend als Überraschung?

    Surprise! Die Erde ist endlich groß!

    Warum ist es nicht schon längst passiert? Das ist noch das schleierhafte.

  • Ist das denn so schwer? Warum man das gerade in diesem Forum erklären muss, dass der vom Kapitalismus verursachte Klimawandel diesen in eine Krise führt aus dem er nicht herauskommt ist mir schleierhaft. Wie viele Gäste gab es bei Tilo die dazu forschen und schreiben?


    Was an der Kapitalismuskrise ist noch Rätselhaft? Die Forschung zu den Grenzen des Wachstums existiert seit 50 Jahren und kommt doch für einige anscheinend als Überraschung?

    Surprise! Die Erde ist endlich groß!

    Weil Grenzen des Wachstums ein viel zu schmalspuriger Kritikpunk ist. Kapitalismus soll abgeschaft werden, weil er systematisch Mensch und Natur zerstört. Das Wachstum offensichtlich Grenzen hat, ist nur ein Problem des Kapitalismus von vielen seinen Problemen. Man muss schon viel früher ansetzen.

  • Weil Grenzen des Wachstums ein viel zu schmalspuriger Kritikpunk ist. Kapitalismus soll abgeschaft werden, weil er systematisch Mensch und Natur zerstört. Das Wachstum offensichtlich Grenzen hat, ist nur ein Problem des Kapitalismus von vielen seinen Problemen. Man muss schon viel früher ansetzen.

    Ausser dass du Bock auf streit hast und mich evtl. nicht magst, was ist dein Punkt?


    Wenn ich in der Wüste grade verdurste dann kann ich mich auch darüber beschweren, dass diese Wüste extrem unangenehme Sandflöhe hervorbringt.


    Ja ich halte den Kapitalismus insgesamt für ein unsäglich dummes Wirtschaftssystem. Es geht aber grade darum ob zukünftige Generationen eine bewohnbare Erde vorfinden. Wo würdest du jetzt statt dessen die Prioritäten setzen?

  • Ausser dass du Bock auf streit hast und mich evtl. nicht magst, was ist dein Punkt?


    Wenn ich in der Wüste grade verdurste dann kann ich mich auch darüber beschweren, dass diese Wüste extrem unangenehme Sandflöhe hervorbringt.


    Ja ich halte den Kapitalismus insgesamt für ein unsäglich dummes Wirtschaftssystem. Es geht aber grade darum ob zukünftige Generationen eine bewohnbare Erde vorfinden. Wo würdest du jetzt statt dessen die Prioritäten setzen?

    Wenn hier jemand Bock auf Streit hat, dann bin ich es!



    Es passiert gerade, das war was ich sage:


    Nö, bei mir geht es die ganze Zeit über den Kapitalismus. Ich sehe diese Epidemie nicht als aussergewöhnliches Ereignis sondern als die neue Normalität des Kollaps des Kapitalismus mit der wir uns auseinandersetzen müssen

    Das wird erstmal nichts ändern. Die Leute gehen eher wegen einer Maske auf die Straße. Und nur weil es normativ angebracht sei, muss es sich noch nicht gleich verändert. Siehe Thread:


    https://www.spiegel.de/wissens…ocket-newtab-global-de-DE

    Umso mehr der Kapitalismus verrottet, desto mehr gedeiht er.

  • Politischer Aktivismus, Aufklärungsarbeit, Organisationsarbeit, wohlwollende Politiker wählen. Ungefähr so, wie es die letzten 200 Jahre passiert ist. Oder was glaubst du, woher z. B. der 8-Stundentag und anderes kommt?

    Oder soll ich etwa einen im Detail ausgeklügelten Plan entwerfen (könnte ich theoretisch schon irgendwie), den du als selbsterklärtes Arbeiterkind und "Salonmarxist" dann absegnen kannst? Was es für Alternativen gibt, dazu habe ich schon eine Milliarden mal was geschrieben.,

    Du sollst keinen Plan entwerfen den ich oder sonst irgendein Klugscheisser hier im Forum dann "absegnen" kann. Alleine der Gedanke daran, sowas einfach mal eben planen zu können ist schon völlig fehl am Platze - meinte jedenfalls damals auch Herr Dutschke und hatte vollkommen recht damit.


    Du sollst mir und den anderen Klugscheissern hier ekrlären, wie man genug Leute dafür gewinnen kann, politischen Aktivismus, Aufklärungs- und Organisationsarbeit zu leisten um ausreichende Mehrheiten dafür zustande zu bringen, wohlwollende Politiker für Alternativen zum Kapitalismus zu gewinnen, oder überhaupt irgendwelche PolitikerInnen zu finden, die solchen Alternativen wohlgesonnen sind und die dabei nicht in irgend einem Gemeinderat als Ein-Mann-Fraktion auf der Hinterbank sitzen und null Entscheidungsmacht haben.


    Denn wenn Du das nicht erklären kannst, dann kannst Du hier noch zwanzig Fantastilliarden mal reinschreiben was DU gerne hättest und wirst damit trotzdem nicht verhindern, dass die Leute die Du davon - im Gegensatz zu mir! - eigentlich überzeugen müsstest, ihren ganzen Aktivismus, ihre "Aufklärungs-", und ihre Organisationsarbeit lieber darauf ver(sch)wenden, z.B. einer Bande von Angstmachern, Populisten und Bauernfängern hinterher zu laufen, für die der demokratische Widerstand, die "Alternative", und das höchste an "Veränderungs-"Bereitschaft darin besteht, alles wieder genau so weiter richtung Abgrund laufen zu lassen wie es das vor der jeweils gerade aktuellen Kapitalismuskrise auch schon tat.


    Mit Deiner oder meiner sympathischen, herzlichen Persönlichkeit allein werden wir das wahrscheinlich eher nicht hinbekommen.


    Und dann wüsste ich auch noch gerne, wieviel Zeit wir dazu Deiner Meinung noch haben?


    Ich mein' ja bloß - Der letzte katastrophale Zivilisationsbruch in Folge einer Kapitalismuskrise ist schliesslich erst ungefähr 80 jahre her, und der Klimawandel, der nächste Finanzmarktcrash oder die nächste Pandemie werden sich sicher noch ein bisschen Zeit nehmen, bis die ungefähr seit zwanzig Jahren mausetote deutsche Arbeiterbewegung sich am eigenen Schopf wieder aus dem Grab hervor gezogen hat.

  • Du sollst keinen Plan entwerfen den ich oder sonst irgendein Klugscheisser hier im Forum dann "absegnen" kann. Alleine der Gedanke daran, sowas einfach mal eben planen zu können ist schon völlig fehl am Platze - meinte jedenfalls damals auch Herr Dutschke und hatte vollkommen recht damit

    Zitat von Utan

    Du sollst mir und den anderen Klugscheissern hier ekrlären, wie man genug Leute dafür gewinnen kann, politischen Aktivismus, Aufklärungs- und Organisationsarbeit zu leisten um ausreichende Mehrheiten dafür zustande zu bringen, wohlwollende Politiker für Alternativen zum Kapitalismus zu gewinnen, oder überhaupt irgendwelche PolitikerInnen zu finden, die solchen Alternativen wohlgesonnen sind und die dabei nicht in irgend einem Gemeinderat als Ein-Mann-Fraktion auf der Hinterbank sitzen und null Entscheidungsmacht haben

    🤦🏻‍♂️

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