#744 - Virologe Christian Drosten

  • Das Interview samt seiner Beteiligten sowie seiner Rezeption erinnert ein bißchen an …


    "Wir sind Papst" -Ratzinger als ausgewiesener Experte seines Fachs, mit pendantischen Faible für disziplin-interne Formalismen, sowie mit braver Gefolgschaft.

    Im Vergleich zum frischeren Wind im Vatikan seit Franziskus mag man ahnen, welchen Bärendienst Drosten & Co dem dringlicher werdenden Kampf gegen Wissenschaftsfeindlichkeit erweisen, wenn sie sich nur hinter ihrer Expertise zu verstecken.


    Gut, wenn Michael Barenboim den Mund aufmacht und sich nicht nur seiner Bratsche widmet.

    Naiv, wenn Drosten das Parlament als Austragungsort gesellschaftliche Grundsatzdiskussionen sieht.

    Gut, wenn Adam Tooze oder Isabella Weber sich auch mal in Talkshows wagen.

    Naiv, wenn Drosten dual-use für seine weiße Weste zwar ablehnt, aber zur Abschaffung der Zivilklausel an Universitäten schweigt.

  • Also ein Wort an Hans: Die letzte Frage an Christian zeigte, dass Du leider nicht offen dafür bist, die journalistische Mitverantwortlichkeit voll anzuerkennen im "Kommunikationssystem" Öffentlichkeit. Christian hatte Tilo sehr eindringlich beschrieben, wie das mit der falschen Expertise ist.

    und dürfen es Journalisten? Ich fand es sehr interessant, wie Christian die Versäumnisse der "Medien" bei der Unterscheidung von wissenschaftlicher Debatte und Verflachung hinsichtlich bloßen Meinungs-Wrestlings beschrieben hat. Tilo hat da durchaus gut zugehört schien mir, Hans wohl nicht, wie die letzte Frage zeigte (Erläuterungen von CD ab ca. 4:36:00) . Bei Min. 4:38:20 sagt CD, ein Journalist sollte ungefähr ein Bild darüber haben, was ein Professor z.B. in einer Talkrunde "verstehen kann und wo er dann nur noch Bürger ist" und davon absehen, aus ihm etwas rauskitzeln zu wollen.

    Hier mit sagt Christian nicht mehr als dass Journalisten sich die gleichen Gedanken machen müssen wie jeder medienkonsumierende Bürger + ihre Berufspflichten oben drauf. Keine False Balance zulassen, indem sie klar kommunizieren, der Meinung zu sein, Professor:in XY sei keine Fachfrau in der spezifischen Virologie und ihre Äußerungen können daher nicht in Kontrapunkt zu z.B. Drosten gesehen werden.


    Hier ist die "Erdrutschlinie! Die Journalisten müssen sie auf Biegen und Brechen verteidigen. Keine Gleichsetzung von Meinungen eher fachferner Professoren wie Badghdi und Streeck mit jenen absoluter Experten für exakt diese Art von Viren.

    Die Journalisten sind sich in dem Augenblick nicht sicher? Dann müssen sie eben recherieren und z.B. die Journalist:innen der NDR-Wissenschaftsredaktion einladen statt immer nur die nächsten "Virologen" aus der Kiste zu kramen.


    Hans´ Reaktion ab 4:39:40 war nicht so super souverän und klang ein wenig "herauswindend" für die ganze Zunft. Vielleicht war er zuvor beschäftigt mit dem Chat, und hört den Part im Gespräch von CD mit Tilo nach.


    Ich glaube, die Bedeutung des Journalismus für die "Preparedness" des Landes für die nächste Pandemie kann gar nicht überschätzt werden.

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