#742 - Syrien-Expertin Kristin Helberg

  • Dienstag (10. Dezember), ab 15 Uhr, LIVE



    Zu Gast im Studio: Journalistin Kristin Helberg. Sie studierte in Hamburg und Barcelona Politikwissenschaft und Journalistik. 1995 bis 2001 arbeitete sie beim NDR. Von 2001 bis 2008 lebte sie in Damaskus in Syrien, wo sie lange Zeit die einzige offiziell akkreditierte westliche Korrespondentin war. Sie arbeitet als freie Journalistin für die ARD, den ORF, das Schweizer Radio DRS und das Schweizer Fernsehen.


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  • Ich weiß nix über das Land. Wie steht es um die Landwirschaft, das Wasser, die Böden und die Bauernschaft? Ist Syrien ein Land, das sich rein statistisch selbst ernähren könnte?

    Auf TV-Bildern aus Damaskus sieht man ganz normale Leute mit einfacher, westlicher Kleidung, Autos und die für den Nahen Osten so typische potthässliche Betonarchitektur. Gibt es dort verarbeitende Industrie? Kann man als Familienvater oder als Elternpaar mit regulärer Arbeit eine Wohnung und genug zu Essen finanzieren? Wie groß ist der Anteil des Einkommens, den man für Korruption einplanen muss?

  • Die kleine US-Besatzungszone in Syrien (Al-Tanf) ist im Süden Syriens. Wovon redest du?

    Hier wurde es im Bundestag bereits diskutiert: https://www.bundestag.de/resou…f54cd/WD-2-121-19-pdf.pdf


    Hier ist die Quelle zum Nordosten und den Ölfeldern.:

    https://www.zlv.lu/db/1/1415336798825/0


    Ergänzende Quelle: https://perspektive-online.net…tuetzpunkt-in-syrien-auf/


    ... ich kann über die Seriosität dazu nichts sagen, aber es ist zumindest schon einmal, ein sehr bekanntes Gerücht.

  • Im Nordosten sind die syrischen Kurden. Deren Schutzmacht sind die Amerikaner. Deren Interessen sind naheliegend. Aber besetzt haben sie in Syrien nur Al-Tanf.

    Dann gehe ich davon aus, dass Du der Argumentation folgst, dass die Amerikaner halt zufällig bei den Ölfeldern landeten um diese vor dem IS, aber auch um die Kurden dort zu beschützen.


    Nun, ich halte das für einen unglaubwürdigen Vorwand um letztlich natürlich Assad zu schaden. Nebenbei kann damit natürlich auch ein wenig Geld für die Armee reinholen. Was gemeint ist, ist denke ich klar. Vielleicht könnt Ihr mir ja etwas mehr dazu berichten. Ich denke Frau Hellweg, wird Dir nicht wesentlich widersprechen, sondern das ganze als legitime Besatzung verargumentieren.

  • Leider etwas enttäuschend, dass sie Arabisch zwar spricht aber es nicht richtig lesen und schreiben kann. Vielleicht erklärt das auch, dass sie gleich zu Beginn einen ziemlichen Widerspruch aufmacht, indem sie zuerst sagt, sie freue sich darüber, dass "das syrische Volk" jetzt endlich seine Revolution vollbracht und die Diktatur des Assad-Clans beendet habe, aber dann damit fortfährt zu erklären, wie gespalten dieses "syrische Volk" schon zu Beginn des sogenannten "arabischen Frühlings" war und auch heute immer noch ist, und vor allem: wer da noch alles aus dem Ausland schon damals Partei ergriff und bis heute seine Finger mit im Spiel hat.


    Ich fürchte, ihre sehr positiv geschilderte Beziehung zu Land und Leuten aus früheren Zeiten verstellt ihr doch sehr den Blick darauf, dass das unter den Assads zwar brutal aber eigentlich eher säkular und gar nicht religiös geführte "syrische Volk" bei dieser, von einer zwar von einem charismatischen syrischen Ex-Al-Qaida-Mann geführten, aber aus Gotteskriegern aus allen möglichen Ländern bis nach Zentralasien bestehenden Bündnis religiöser Fundamentalisten angeführten "Revolution" eher wenig bis gar nichts mitzureden hatte, und wohl auch in Zukunft nicht haben wird.

  • Mich hat gestört, dass sie am Anfang für den wirtschaftlichen Niedergang des Landes und das Elend der Bevölkerung ausschließlich den Diktator Assad und dessen korrupte Gefolgsleute verantwortlich macht (was sicher zutrifft), aber dabei das immer noch bestehende Sanktionsregime der EU unerwähnt läßt. Aber warum sollte man erwarten, dass sie bei Tilo Dinge sagt, die bei ihrem Brötchengeber tabu sind.


    Dabei wäre der Punkt interessant, denn dass Assad offenbar auch bei seinem Militär so gar keinen Rückhalt mehr hatte, das könnte durchaus mit der chronischen Finanznot des Regimes zusammenhängen.

  • In Details würde ich auch relativieren, aber insgesamt wohl nach bestem Wissen und Gewissen.


    Journalismus ist nicht nur eine Momentaufnahme, die kann auch weit von der Wahrheit entfernt sein. Wahrheiten gibt es in Syrien viele, eine Wahrheit sind auch abgeschnittene Köpfe, Tote hinter Autos hergezogen, Exekutionen nach freier Willkür (selbst auf Intensivstationen) und das alles wird sich noch länger fortsetzen.


    Vielleicht verkauft man Jolani erfolgreich als diverses Honigkuchen-Demokratie-Produkt, viele Fußsoldaten sind verrückte Sadisten wie wir sie uns garnicht vorstellen können und sie gerne von uns selbst fern halten.

  • Karin Leukefeld ist vielleicht eine sinnvolle Ergänzung.

    https://globalbridge.ch/syrien…-die-medien-verschweigen/


    Die im Text vorkommenden Begriffe "Caesar Gesetz" ("Ceasar Act", Handel mit Syrien wird von den USA kriminalisiert und mit finanziellen Sanktionen bestraft) und "Timber Sycamore" (Programm aus der Obama-Zeit über 500 Millionen Dollar für Ausbildung und Bewaffnung „moderater Rebellen") kann man ggf. googeln.


    Bezüglich der syrischen Ölquellen macht Kristin ein bisschen widersprüchliche Angaben. Einerseits sagt sie, dass vor dem Syrien-Krieg durchaus Öl von Syrien nach Europa geliefert wurde, andererseits seien die Quellen so unergiebig, dass es noch nicht mal reiche, um Syrien selbst zu versorgen. Deswegen hätten die USA gar kein Interesse an der Ausbeutung dieser Ressourcen. Im Rahmen des "Ceasar Act" macht Letzteres sogar Sinn: Syriens Wirtschaft sollte völlig ausgetrocknet werden, das schließt auch die fossile Energie im eigenen Boden mit ein.

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