#474 - Richard David Precht

  • Here we go...



    Wir sind zu Gast im Restaurant Nola's und sprechen, wie jedes Jahr, mit dem Philosophen Richard David Precht. Richard hat seinen dritten Band der Philosophiegeschichte veröffentlicht und sitzt bereits am vierten. Wir reden zu Beginn über Heidegger und dessen Bedeutung heutzutage: Wann und wieso schließen sich Konservative dem Rechtsaußenlager an?


    Wir sprechen über die aktuellen Corona-Demos, ziehen Parallelen zu religiösen Überzeugungen im Mittelalter und warum das Internet als Brandbeschleuniger wirkt. Richard verrät, warum er die kommende Bundestagswahl nicht mit Spannung erwartet und was er von den Strategien von SPD, CDU, Linken und den Grünen hält. Hält er Olaf Scholz für den richtigen Kanzlerkandidaten? Es geht um die mangelhafte Klimaschutzpolitik und wieso die AfD der größte Profiteur des Klimawandels werden könnte.


    Im zweiten Teil geht's um Richards Irrtum bei selbstfahrenden Autos: Weshalb hat er seine Meinung revidiert? Welche Gefahren sieht er bei autonomen Fahrzeugen? Wieso müssen wir uns in Innenstädten was anderes einfallen lassen?


    Außerdem geht's um künstliche Intelligenz: Was werden Maschinen nicht lernen können? Können Roboter Spaß haben, neugierig und kreativ sein? Was ist der Unterschied zwischen schwacher und starker KI? Wer sollte die künstliche Intelligenz besitzen, wenn dadurch immer mehr Arbeitsplätze verloren gehen?


    Das und vieles, vieles mehr in Folge 474 - wir haben sie am 2. September 2020 im Nola's (Berlin Mitte) aufgezeichnet.


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    Vorherige Folgen mit Richard David Precht:
    - Folge 293
    - Folge 369
    - Folge 421
    - Jung & Live #16

  • Ich habe so ein bisschen meine Probleme mit dem Gespräch.


    Den ersten Teil, als es um sein Leib- und Magenthema geht, meistert Precht natürlich wieder mit Bravour und es ist immer wieder eine Freude, ihm dabei zuzuhören, wenn er über Philosophen und die Geschichte der Philosophie redet.

    Auch die Analyse der Parteien, ja, neu war da wenig, fand ich schlüssig und nachvollziehbar.


    Danach wird es allerdings etwas zäh, finde ich.


    Mit der Beurteilung der Radfahrer als großer Gefahrenquelle im Straßenverkehr z. B. habe ich so meine Probleme: Ja, Radler sind gefühlte Fußgänger im Sinne der Beachtung der STVO (d. h. sie scheren sich nicht unbedingt sehr darum). Das sollte man aber schonmal nicht so stehenlassen, denn die Regeln im Straßenverkehr sind Regeln für Autos und alle anderen Verkehrsteilnehmer haben sich den Autos unterzuordnen. Als Linksabbieger beispielsweise steht man mit dem Rad gern auch mal doppelt an der Ampel, weil man neben der Straße entlanggeführt wird. Das ist nur ein Beispiel, aber jeder versteht wohl, worum es geht. Das macht natürlich etwas mit den Menschen, die sich auf dem Rad bewegen und so absurd wie die Regelungen teilweise sind, halten sich doch sehr, sehr viele daran.

    Der zweite Aspekt betrifft die Gefährlichkeit des Radfahrers und da muss man einfach sagen, das ist unheimlicher Quatsch. Radfahrer gefährden vor allem sich selbst und haben für andere Verkehrsteilnehmer mangels Geschwindigkeit und Masse zumindest im Vergleich zum Auto eine geringe Verletzungsgefahr.


    Zur Frage, bei welchen Themen sich RDP noch so geirrt bzw. revidieren müssen habe, wahrscheinlich war das improvisiert, ansonsten hätte man (also Tilo in dem Fall) da doch wenigstens ein paar Sachen auf dem Zettel haben müssen.


    Bei den selbstfahrenden Autos konzentriert sich RDP mMn sehr auf die ethischen Fragen dieses Themas, was ja auch gut und richtig ist, ignoriert aber die technischen Herausforderungen, die kein Stück gelöst sind.


    Was er mit diesem Raupensystem als Verkehrsersatz für Großstädte meint, ist mir nicht klar geworden, klingt mir aber verdächtig nach Musks Loop, nur halt auf der Straße, nicht drunter. Finde ich schwierig...

  • 1:19:30 so min jung, ich hab ne suppenschüssel voll koffein und du hast ne interessante frage gestellt - nur damit wir uns richtig verstehen: wenn wir uns die evolution angucken. am anfang war....:):S


  • Also wenn man selbstfahrende Autos mit dem Rücken nach vorne fahren muss, dann kann ich die nicht benutzen, da kotz ich sonst die Karre voll. Ist das derselbe Grund, warum es im Bus nur Sitze mit der Lehne nach vorne gibt, weil das so sicherer ist beim Unfall?

  • Ist das derselbe Grund, warum es im Bus nur Sitze mit der Lehne nach vorne gibt, weil das so sicherer ist beim Unfall?

    kein ahnung, aber ohne sicherheitsgurt und maske ist es wohl eher unsicher :S
    um die randbedingungen zu berücksichtigen würde ich in deinem fall auch eine tüte hinzufügen

  • Also wenn man selbstfahrende Autos mit dem Rücken nach vorne fahren muss, dann kann ich die nicht benutzen, da kotz ich sonst die Karre voll. Ist das derselbe Grund, warum es im Bus nur Sitze mit der Lehne nach vorne gibt, weil das so sicherer ist beim Unfall?

    Als Laie hätte ich eher die Vermutung, dass mit dem Rücken nach vorn sitzen bei einem Unfall sicherer sein müsste, da man beim Aufprall nicht durch die Massenträgheit des eigenen Körpers durch die Luft geschleudert wird (wovon einen der Gurt ja abhalten soll). Hilft natürlich nix, wenn jedem Zweiten dabei schon beim normalen Fahren schlecht wird.

  • Also wenn man selbstfahrende Autos mit dem Rücken nach vorne fahren muss, dann kann ich die nicht benutzen, da kotz ich sonst die Karre voll. Ist das derselbe Grund, warum es im Bus nur Sitze mit der Lehne nach vorne gibt, weil das so sicherer ist beim Unfall?

    Viele Autohersteller stellen sich vor, dass man sich in autonom fahrenden Autos gegenüber sitzt, um sich besser unterhalten zu können. Wie in einem Vierer im Bus oder einem Bahnabteil.



    Das Ding mit der Überwachung die notwendig ist, damit mit autonom fahrenden Autos überhaubt Verkehr stattfinden kann......uff, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Uuuund bin schon direkt kein Fan mehr von denen.

    Ich mache mir die im Forum zu diesem Thema mehrheitlich geäußerte Meinung nicht zu eigen und wiederspreche ihr hiermit ausdrücklich!

  • kein ahnung, aber ohne sicherheitsgurt und maske ist es wohl eher unsicher :S
    um die randbedingungen zu berücksichtigen würde ich in deinem fall auch eine tüte hinzufügen


    Als Laie hätte ich eher die Vermutung, dass mit dem Rücken nach vorn sitzen bei einem Unfall sicherer sein müsste, da man beim Aufprall nicht durch die Massenträgheit des eigenen Körpers durch die Luft geschleudert wird (wovon einen der Gurt ja abhalten soll). Hilft natürlich nix, wenn jedem Zweiten dabei schon beim normalen Fahren schlecht wird.


    Worauf ich hinaus wollte, dass die Leute in selbstfahrenden Auto nicht mit dem Rücken nach vorne sitzen würden. Wenn man im Bus darauf achtet, die letzten Sitze, die besetzt werden, sind immer die, mit der Lehne nach vorne. Man will doch sehen wohin man fährt, die Gegend anschauen, einen Bekannten grüßen, sehen warums nicht voran geht. Lehne nach vorn ist einfach unattraktiv. Könnte man in einem Reisebus sonst doch ganz einfach machen, da brauch ich doch kein selbstfahrendes Auto für.


    Das Ding mit der Überwachung die notwendig ist, damit mit autonom fahrenden Autos überhaubt Verkehr stattfinden kann......uff, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Uuuund bin schon direkt kein Fan mehr von denen.

    Diese merkwürdige Anekdote mit den Saboteuren, die früher Fußgänger und jetzt Radfahrer wären. Es ist erstaunlich, dass er diese an den Haaren herbeigezogene Zeug, immer noch weiter kolportiert. In die Idee hat er sich scheints verliebt oder so. Dann kommt eben das Nummernschild für Radfahrer, wenn da plötzlich lauter Geisterradler und Saboteur-Biker auftauchen.


    Das einzige wo ich übereinstimme, dass selbst gefahrene Auto muss dem selbstfahrenden Auto weichen. Allerdings stelle ich mir das weniger als Luxusschlitten, wie auf den Bildern, sondern als rollende Plastik-Kabine mit E-Motor vor. Da fahren zwei auf einer Spur, wo heute ein Auto fährt, da sind Striche auf der Fahrbahn, da fahren die drauf lang. Wenn ein Fußgänger/Radfahrer in die Quere kommt, bremst die Kiste. Wenn so ein Wägelchen 200kg wiegt und breite Reifen hat, bremst das mit Computer ziemlich schnell. Die verhalten sich völlig berechenbar, als Radfahrer/Fußgänger leicht einzuschätzen.


    Wofür man da den Überwachungsstaat ausrufen muss, sehe ich nicht. Wenn ich mich heutzutage vor ein Auto hechte, kann es mir auch passieren, dass ich überfahren werde. Wird ja auch oft genug gemacht.



    PS

    Todesalgorhytmus: "Da könnte man sie quasi auf Verfassungsebene anklagen - das geht nicht."


    Blöd nur, dass wir die letzten 15 Jahre lang erlebt haben, wie ein Gesetz angewendet wurde, dass gegen den Paragraph 1 der Verfassung verstoßen hat - vom BVerfG höchstselbst kürzlich bestätigt. Und es war auch von Anfang an klar, dass das Gesetz wahrscheinlich gegen die Verfassung verstößt. Ich frag mich, ob das eine philosophische Betrachtungsweise von Precht ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Blechmann ()

  • Also wenn man selbstfahrende Autos mit dem Rücken nach vorne fahren muss, dann kann ich die nicht benutzen, da kotz ich sonst die Karre voll. Ist das derselbe Grund, warum es im Bus nur Sitze mit der Lehne nach vorne gibt, weil das so sicherer ist beim Unfall?

    Die „Rückbank“ gibt es bei den meisten Konzepten immer noch. Also so wie ein Vierer in Bus und Bahn: man schaut sich an als Passagiere. Es sitzt nur keiner mit seinem Gesicht hinter der Windschutzscheibe. So wie im Bus müssen dann die denen schnell schlecht wird eben die Bank nehmen die in Fahrtrichtung ausgerichtet ist. Das ist also sicher nicht das Problem der selbstfahrenden Autos.

  • Worauf ich hinaus wollte, dass die Leute in selbstfahrenden Auto nicht mit dem Rücken nach vorne sitzen würden.

    keine ahnung, der eine so - die andere ggf. so. was ich sagen wollte: im falle eines unfalls (worum es anfangs eigentlich ging) ist es wichtiger angeschnallt zu sein - vorne und hinten können im verlauf eines unfalls stetig wechseln, genau wie unten und oben.


    ich als laie finde über das prinzip "selbstfahrende autos" zu sprechen zu kurz gegriffen. eigentlich könnte man auch die gelegenheit nutzen um allgemein über das prinzip auto oder mobilität zu sprechen und neue/andere konzepte zu erörtern: z.b. den gütertransport (auch im privaten) anders organisieren, als den personenverkehr - warum fährt jede selber mit eigenem pkw zum supermarkt und transportiert die sachgüter nach hause? das könnte man im ganzen betrachtet auch effizienter organisieren.

  • keine ahnung, der eine so - die andere ggf. so. was ich sagen wollte: im falle eines unfalls (worum es anfangs eigentlich ging) ist es wichtiger angeschnallt zu sein - vorne und hinten können im verlauf eines unfalls stetig wechseln, genau wie unten und oben.

    Beim Überschlag vielleicht. ^^

    Ansonsten wechselt im Verlauf eines Unfalls vorne und hinten eher nicht so und da sich Autos idR vorwärts bewegen, ist vorn auch die Hauptgefahrenzone.

    ich als laie finde über das prinzip "selbstfahrende autos" zu sprechen zu kurz gegriffen. eigentlich könnte man auch die gelegenheit nutzen um allgemein über das prinzip auto oder mobilität zu sprechen und neue/andere konzepte zu erörtern: z.b. den gütertransport (auch im privaten) anders organisieren, als den personenverkehr - warum fährt jede selber mit eigenem pkw zum supermarkt und transportiert die sachgüter nach hause? das könnte man im ganzen betrachtet auch effizienter organisieren.

    Das ist doch im urbanen Raum schon lange nicht mehr so und im ländlichen Raum ist es idR effizienter, das Auto ein Mal vollzuladen mit einem Wocheneinkauf.

    Sicherlich gibt es da für den ländlichen Raum noch Möglichkeiten für Synergien mit gemeinsamen Einkaufsfahrten oder so, aber das ist mit Organisationsaufwand verbunden, der sich aktuell einfach nicht lohnt.

  • Beim Überschlag vielleicht. ^^

    Ansonsten wechselt im Verlauf eines Unfalls vorne und hinten eher nicht so und da sich Autos idR vorwärts bewegen, ist vorn auch die Hauptgefahrenzone.

    vielleicht ein kompromiss: beim einschlag gibt es ggf. ein vorne, in der folge kann es divers werden. (zumindest meine erfahrung)

    Das ist doch im urbanen Raum schon lange nicht mehr so und im ländlichen Raum ist es idR effizienter, das Auto ein Mal vollzuladen mit einem Wocheneinkauf.

    Sicherlich gibt es da für den ländlichen Raum noch Möglichkeiten für Synergien mit gemeinsamen Einkaufsfahrten oder so, aber das ist mit Organisationsaufwand verbunden, der sich aktuell einfach nicht lohnt.

    habe mich da ggf. nicht präzise genug ausgedrückt: mir geht es nicht um das selbst, im kollektiv oder automatisierte autofahren. sondern darum überhaupt ein auto zu benutzen, weil man die waren tranportieren will/muss. aus einer anderen perspektive betrachtet bewegt man dabei mehrere tonnen um einige kilogramm zu bewegen. würden die waren (wie auch immer) beliefert, ist man beim einkauf mmn freier in der wahl der transportmittel - da sich individuell nun nur noch die frage nach personenverkehr stellt. schließt ja nicht aus beim einkaufen auch direkt etwas mitzunehmen.

  • Seine Ausführung mit dem Vergleich autonomes Auto und Bahn teile ich nicht. Er vergleicht die Mitfahrer eines autonomen Autos mit den Passagieren einer Bahn, die kümmern sich nicht darum wenn was mit der Bahn nicht stimmt. Allerdings hinkt der Vergleich gewaltig, da man sich ja bei der Bahn nicht darum schert was außen passiert weil man die Verantwortung an den Bahnfahrer abgegeben sieht. Gäbe es keinen Bahnfahrer würden plötzlich alle Bahnmitfahrer die Verantwortung unter sich aufteilen. Genauso auch beim autonomen Auto. Falls es keinen "Fahrer" gibt, jemanden dem das Auto gehört und der andere anschreit die vors Auto laufen ect. werden die Mitfahrer als nächste Instanz ihrem Unmut Ausdruck verleihen. Von wegen sie sitzen einfach nur da und warten bis es weiter geht.

  • Maxi305


    Ich halte sein Argument unter mehreren Aspekten für erstaunlich weltfremd. Wenn ich Stau machen will, kann ich in meinem Auto einfach eine Panne simulieren, stell den Motor ab und den Warnblinker an, und schon ist der Verkehr blockiert. Das macht keine Sau, daher nehme ich an, dass das einfach nicht sonderlich attraktiv ist, sowas zu machen. Des weiteren leben wir in der Zeit des Smartphones und wenn ich mich auf eine viel befahrene Kreuzung stelle, zücken die Passanten ihre Handys und mein Photo taucht in der nächsten Onlineausgabe meines Lokalblatts auf mit der Überschrift: "Polizei bittet um Mithilfe bei der Identifizierung dieses Verkehrsrowdies."


    Außerdem gibts auch noch denkbare Gegenmaßnahmen, wie Politessen auf E-Bikes, die von der KI des Autos automatisch gerufen werden, wenn die Straße blockiert ist. Sollte es zu viele Spaßvögel geben, die diesen Quatsch machen, wird man ihnen den Spaß vermiesen. Ein valides Argument gegen selbst-fahrende Autos kann ich hier nicht sehen.

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