#707 - Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl

  • Donnerstag, ab 15 Uhr, LIVE



    Zu Gast im Studio: Natascha Strobl. Sie ist österreichische Politikwissenschaftlerin und gilt als Expertin für Rechtsextremismus und die Neue Rechte und ist Mitautorin eines Fachbuchs über Strategien und Ziele der Identitären Bewegung in Europa.


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  • • Pullen die Rechten die "Mitte" nach rechts, oder pusht die "Mitte" die Rechten ins Extreme?


    • Gramscis Hegemonie-Begriff wurde von rechts vereinnahmt. Ging es im Grunde essenzialisiierender identity-politic ebenso?


    • Was tun, gegen das Narrativ, rechts seien immer nur die anderen?

  • Viele Wähler der AfD haben die Auffassung, die AfD würde eine bessere Politik machen als die Ampel und die Altparteien. Schaut man sich ihr Wahlprogramm an, scheint es allerdings so, dass die AfD zum Großteil eine Politik machen wird, die gegen die Meisten ihrer Wähler gerichtet ist. Was passiert nun, wenn die AfD in Regierungsverantwortung kommt und ihre Wähler entäuscht werden? Was passiert dann? Werden die dann eine noch rechts-radikalere Partei wählen?

    Oder zusammengefasst: Was wenn die AfD in den Augen ihrer Wähler nicht liefert? Ist das überhaupt das, was die Wähler mit dem Wählen der AfD beabsichtigen? 🤔 Oder ist das mehr ein: "Some people just want to watch the world burn."?

    • Du hast kürzlich (sinngemäß) in Bezug auf die AfD gesagt: wenn Deutschland kippt, kippt ganz Europa. Könntest du das inhaltlich etwas ausführen?
    • Wie genau könnte das von dir angeregte antifaschistische politische Gegenprojekt aussehen? Und gibt es historische Beispiele zur prinzipiellen Wirksamkeit solcher Projekte/Methoden/Bewegungen? (Nicht zwingend konkret in Bezug auf "antifaschistisch", es geht mir im Kern um übertragbare Wirkweisen).
    • Hälst du die außerparlamentarische Rechte für gefährlicher, als diejenige innerhalb der Parlamente?
    • Was passiert deiner Meinung nach, wenn sich die Rechte transnational oder global zusammenschließt? Wie würde sich das gestalten, welche Folgen zieht das nach sich auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene?
    • Hast du aus der Perspektive einer Österreicherin einen Rat an uns in Deutschland, was zu tun wäre, um eine ähnliche Entwicklung wie in Ö (Rechte in der Regierung, stellen evtl. sogar den Kanzler) zu verhindern?
  • Macht es überhaupt noch Sinn, sich mit hochstudierten, elitären "Experten für Rechtsextremismus" zu beschäftigen solange die eigentlichen Ursachen - die neoliberale Politik der bürgerlichen Parteien der letzten 40 Jahre - nicht offener und klarer Konsenz sind?


    Macht es überhaupt Sinn, sich lautstark mit oberflächlichem, vordergründigem Bekämpfen der Auswirkungen zu beschäftigen wenn man die Ursachen nicht angehen möchte?


    Inwiefern dient das Ablenken von den Ursachen (bürgerliche Parteien, Kapitalistisches System) durch die Illusion einer "Brandmauer" oder dem "Glauben" an einen demokratischen Nationalismus dem Wachstum des Rechtsradikalismus?


    Lässt sich der demokratische Kollaps überhaupt noch aufhalten?


    Wären wir nicht besser beraten, sich dem Scheitern des demokratischen Systems - also des postdemokratischen Zustands - zu stellen und darin die Ursachen zu suchen?


    Würde Gramsci heute noch leben - wie könnte sein Blick auf unsere Gesellschaft aussehen?

  • Funktioniert die Taktik der establishment Parteien der AfD ihre Themen zu nehmen (wie einst Merkel die SPD und Grünen demontiert hat), in dem man selbst den Diskurs und das Programm nach rechts rückt (Migration, Sozialleistungsempfänger etc.) oder sollten liberale Parteien eher stärker eine alternative Politik propagieren?

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02

  • „Innere Zeitenwende“: Die AfD braucht keine Nazis, der liberale Deutsche hilft schon genug

    Ob SPD oder Grüne: Die Gesellschaft wird rhetorisch derart nach rechts geschoben, dass die AfD nur frohlocken kann. Ein Gastbeitrag.


    "Es war Theodor W. Adorno, der einmal schrieb, er habe weniger Angst vor der extremen Rechten als vor der rechten Radikalisierung der „Mitte“, vor der Rückkehr des Nationalistischen, Autoritären und Faschistischen in der Sprache der Demokratie. "


    Ergänzende Frage:


    Braucht es mittlerweile nicht viel eher Interviews mit Experten für Zeitengewendete Liberale?



  • wie hängt Sparpolitik und/oder Wirtschaftskrisen mit Rechtsruck bzw. Rechtsbewegungen in der Bevölkerung zusammen?


    Würde eine spürbare Stärkung des Sozialstaates und entlastung der 99% ein Gegenmittel gegen einen Rechtsruck sein?


    Blick in die USA: Wirtschaft läuft und es gab Reallohnplus für alle, aberwarum hat trotzdem Trump einen so grossen Zuspruch?

  • In Deutschland gibt es und gab es auch früher keine Wirtschaftsdemokratie. Es gibt Betriebsräte, die eine konsultatorische Funktion haben und sie können, glaube ich, ein Veto einlegen bei Kündigungen. Dann gibt es bei großen Konzernen und in der Montanindustrie die Mitbestimmung (auch Ko-Determination genannt). Mitbestimmung besteht lediglich darin, dass in den Aufsichtsräten der Unternehmen ein paar Arbeitnehmer vertreten sind. Also dass z. B. von ca. 10 Sitzen im Vorstand 1-2 davon mit Arbeitnehmern besetzt sind. Der Rest sind Eigentümer und Kapitalbesitzer. Bei beiden Formen, sowohl bei Betriebsräten als auch bei der Mitbestimmung hat das Kapital das letzte Wort (also die Eigentümer). Wirtschaftsdemokratie wäre es, wenn Arbeitnehmer in allen Sitzen repräsentiert wären, und sie gleichzeitig kollektive Eigentümer des Unternehmens wären.

    Bevor der Neoliberalismus in Deutschland Einzug gehalten hat, war dieses System stärker ausgeprägt. Es gab das, was man tripartiten Neokorporatismus nennt. Manche erinnern sich vielleicht noch an die konzertierte Aktion wegen Corona vor ein paar Jahren. Das war ein wichtiger Teil davon. Es basierte darauf, dass die drei großen Akteure in der Gesellschaft: Staat, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, gemeinsam ihre Interessen miteinander aushandeln in dafür eingerichteten Institutionen. Ein anderer Begriff dafür, speziell für die deutsche Form von diesem System, ist Rheinischer Kapitalismus.


    In den Wirtschaftswissenschaften wird das übrigens als ein Variation des Kapitalismus bezeichnet, weil das eher ein gesteuerter oder gelenkter Kapitalismus war, ohne eine Planwirtschaft gewesen zu sein.

    5 Mal editiert, zuletzt von JonnyMadFox () aus folgendem Grund: Korrigiert: Aufsichtsräte durch Vorstände ersetzt. Sry

  • In Deutschland gibt es und gab es auch früher keine Wirtschaftsdemokratie. Es gibt Betriebsräte, die eine konsultatorische Funktion haben und sie können, glaube ich, ein Veto einlegen bei Kündigungen. Dann gibt es bei großen Konzernen und in der Montanindustrie die Mitbestimmung (auch Ko-Determination genannt). Mitbestimmung besteht lediglich darin, dass in den Vorständen der Unternehmen ein paar Arbeitnehmer vertreten sind. Also dass z. B. von ca. 10 Sitzen im Vorstand 1-2 davon mit Arbeitnehmern besetzt sind. Der Rest sind Eigentümer und Kapitalbesitzer. Bei beiden Formen, sowohl bei Betriebsräten als auch bei der Mitbestimmung hat das Kapital das letzte Wort (also die Eigentümer). Wirtschaftsdemokratie wäre es, wenn Arbeitnehmer in allen Sitzen repräsentiert wären, und sie gleichzeitig kollektive Eigentümer des Unternehmens wären.

    Bevor der Neoliberalismus in Deutschland Einzug gehalten hat, war dieses System stärker ausgeprägt. Es gab das, was man tripartiten Neokorporatismus nennt. Manche erinnern sich vielleicht noch an die konzertierte Aktion wegen Corona vor ein paar Jahren. Das war ein wichtiger Teil davon. Es basierte darauf, dass die drei großen Akteure in der Gesellschaft: Staat, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, gemeinsam ihre Interessen miteinander aushandeln in dafür eingerichteten Institutionen. Ein anderer Begriff dafür, speziell für die deutsche Form von diesem System, ist Rheinischer Kapitalismus.


    In den Wirtschaftswissenschaften wird das übrigens als ein Variation des Kapitalismus bezeichnet, weil das eher ein gesteuerter oder gelenkter Kapitalismus war, ohne eine Planwirtschaft gewesen zu sein.

    Du verwechselst Vorstand und Aufsichtsrat. Der Vorstand leitet das Unternehmen. Der Aufsichtsrat vertritt die Eigentümer. Und bestimmt den Vorstand. Und bei mitbestimmungspflichtigen Unternehmen, ist der Aufsichtsrat zusätzlich mit Arbeitnehmer Vertretern besetzt.

    Der Vorstand sollte natürlich mit Leuten besetzt werden, die für den Job am Geeignetsten sind. Was immer das ist.

    Im Aufsichtsrat als Kontrollgremium ist dieses Kriterium abgeschwächt, deswegen gibt es ja dort zB auch schon eine Quote, beim Vorstand nicht.

  • wie hängt Sparpolitik und/oder Wirtschaftskrisen mit Rechtsruck bzw. Rechtsbewegungen in der Bevölkerung zusammen?


    Würde eine spürbare Stärkung des Sozialstaates und entlastung der 99% ein Gegenmittel gegen einen Rechtsruck sein?


    Blick in die USA: Wirtschaft läuft und es gab Reallohnplus für alle, aberwarum hat trotzdem Trump einen so grossen Zuspruch?

    Ich denke, wir können Deutschland und die USA nicht vergleichen. Allein schon das calvinistische Denken, wonach ein angeblicher Milliardär wie Donald Trump ja ein Liebling Gottes sein muss, ist uns vollkommen fremd.


    Meiner Meinung nach ist das Migrationsproblem entscheidend. Und zwar nicht wegen der Anzahl der Ausländer. Sieht man ja schon daran, dass in manchen Gegenden wo es weniger Ausländer gibt viel rechts gewählt wird. Sondern weil es scheinbar eine Menge Menschen gibt, die den Staat als kraftvoll und mächtig und schützend empfinden wollen.

    Scheinbar haben sie Angst. Und seit 2015 strahlt unser Staat diese Schutzfunktion und dieser Ordnung und diese Kraft nach innen einfach nicht mehr aus.


    Urbane und weltoffene Menschen störte das bisher nicht. Aber es gibt ganz viele andere. Und auch in den Städten werden die Leute langsam sauer, wenn sie die Schulen anschauen und vieles mehr.


    Was mich sehr geschockt hat, war die Information, dass allein Nordrhein-Westfalen gerade 4000 Schulklassen nur für ukrainische Kinder schaffen muss. Es sind nämlich 120.000.

    angesichts der aktuellen Situation in Schulen kann man sich die sozialen Spannungen, die das mit sich bringen, locker vorstellen.


    Uns hilft da wahrscheinlich nur empathisch zu sein bezüglich diesen Leuten, die rechts wählen und zu versuchen, Ihnen die Argumente real abzugraben. Sprich: bessere Politik.


    Ich glaube nicht, dass es mit dem Sozialsystem unmittelbar zu tun hat.

  • Du verwechselst Vorstand und Aufsichtsrat. Der Vorstand leitet das Unternehmen. Der Aufsichtsrat vertritt die Eigentümer. Und bestimmt den Vorstand. Und bei mitbestimmungspflichtigen Unternehmen, ist der Aufsichtsrat zusätzlich mit Arbeitnehmer Vertretern besetzt.

    Der Vorstand sollte natürlich mit Leuten besetzt werden, die für den Job am Geeignetsten sind. Was immer das ist.

    Im Aufsichtsrat als Kontrollgremium ist dieses Kriterium abgeschwächt, deswegen gibt es ja dort zB auch schon eine Quote, beim Vorstand nicht.

    Wobei man sagen muss, dass es in den USA nur ein Board of Directors gibt. In Deutschland hat man die von dir erwähnte duale Struktur.

  • Wobei man sagen muss, dass es in den USA nur ein Board of Directors gibt. In Deutschland hat man die von dir erwähnte duale Struktur.

    Nein das ist so nicht korrekt. Du hast das Board of Directors aber auch das Management-Team, das sogenannte C-Level (CEO usw.), die Vice Presidents usw... Die sind alle nicht im Board. Und im Board sitzen dann oft Kapitaleigner aber teilweise auch Leute, die intern mit beraten oder arbeiten. Es gibt noch kompliziertere Strukturen, wo das Unternehmen aus dem Board heraus geleitet wird (sog. Executive Chair, habe ich aber auch grade erst gelesen) aber auch dann wird dieser wieder von anderen Boardmitgliedern kontrolliert. Also eins ist gleich wie in Deutschland: Dem Grunde nach kontrolliert das Board das Management und es gibt beide "Kammern".

  • Nein das ist so nicht korrekt. Du hast das Board of Directors aber auch das Management-Team, das sogenannte C-Level (CEO usw.), die Vice Presidents usw... Die sind alle nicht im Board. Und im Board sitzen dann oft Kapitaleigner aber teilweise auch Leute, die intern mit beraten oder arbeiten. Es gibt noch kompliziertere Strukturen, wo das Unternehmen aus dem Board heraus geleitet wird (sog. Executive Chair, habe ich aber auch grade erst gelesen) aber auch dann wird dieser wieder von anderen Boardmitgliedern kontrolliert. Also eins ist gleich wie in Deutschland: Dem Grunde nach kontrolliert das Board das Management und es gibt beide "Kammern".

    Du redest hier von unterschiedlichen Funktionen. Ich rede von der Geschäftsführung. In den USA ist das monistische System üblich, wie im Artikel beschrieben:


    https://de.wikipedia.org/wiki/…isches_System?wprov=sfla1

  • joah, very academic, sorry vielleicht habe ich den Kontext der vorherigen Debatte nicht ganz verstanden und hätte gar nicht schreiben sollen zu dem Topic.

    Nee nee, dein Einwand war richtig und ich lag falsch mit Vorstand. Habs korrigiert. 👍


    hat das noch niemand gepostet? das Lied, was den 12 h arbeitstag in Österreich bewerben sollte

    Ah, danke. Wollte schon selbst nach dem Video suchen.


    Was ein (schlechtes) Meistwerk der Propaganda, unfassbar 😅

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