Giftanschlag auf Nawalny

  • Jawoll, Indi!


    Ich schlage vor, Du gründest zusammen mit gleichgesinnten spendablen Förderen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung eine Panzerarmee und begibst Dich damit umgehend Richtung Moskau.

    Angriffe auf Moskau kann man empirisch belegt als Staatssuizid auffassen, dessen Förderung könnte zu einer Strafbarkeit nach § 217 StGB (Geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung) führen.


    Gut dass das BVerfG den § 217 aufgehoben hat (hübsche VT hier einfügen), Polen und Weißrußland sind eh grad unbeliebt...



    Gute Fahrt Panzergruppe Indi

  • Der Spiegel erinnert uns daran das die Substanz in Russland als Nowitschok bekannt ist, oder auch deutsches Sarin, amerikanisches VX - aber wer hat`s erfunden? IG Farben ... könnte man da nicht auch den Deutschen einen klammheimlichen Vorwurf machen?


    Das Motiv erschliesst sich mir noch nicht, man könnte ihn problemlos Jahrzehnte in den Knast stecken. Aber gucken wir uns die Rechtssprechung der Quasi-Nazi-Richter in Russland an, einmal 15 Tage Gefängnis/Rest auf Bewährung, einmal 30 Tage/Rest auf Bewährung, 24 Stunden Haft und eine Bewährungsstrafe, Prozess wegen Veruntreunung zur Bewährungstrafe ausgesetzt ... also er war öfters in Gerichten, aber kam da ziemlich unbeschadet raus.


    In einem Land in dem alle Richter auf Putin hören, da müßte "Putins Erzfeind (C)" doch mal 20 Jahre verschwinden können, in den USA reicht es 3 mal mit Crack erwischt zu werden für so eine Zeitstrafe.

  • Ich schlage vor, Du gründest zusammen mit gleichgesinnten spendablen Förderen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung eine Panzerarmee und begibst Dich damit umgehend Richtung Moskau.

    Gute Fahrt Panzergruppe Indi


    Aber nicht durch Polen fahren, aus Gründen der Pietät und so. Also überhaupt kann man gleich verschiffen, denn die vielleicht noch historisch vertretbare Route geht durch das erste Opfer, Ungarn und Rumänien und dann muss man am Schwarzen Meer auch übersetzen.

  • Aber nicht durch Polen fahren, aus Gründen der Pietät und so. Also überhaupt kann man gleich verschiffen, denn die vielleicht noch historisch vertretbare Route geht durch das erste Opfer, Ungarn und Rumänien und dann muss man am Schwarzen Meer auch übersetzen.

    "... und dann hinter der Ukraine scharf links abbiegen, sonst gibt das wieder Malheur..."

  • Wenn man ihn wirklich loswerden wollte, final, dann steckt man ihn in ein gelbes Atomfass mit Atommüll und schmeisst ihn in ein Endlager das 500 Jahre eingemauert wird ...


    Aber in einem videomäßig gut überwachten Flughafen? Ist das nicht schon mal in der Herrscherfamilie Nordkoreas schief gegangen?


    Mir fehlt da jede Logik, jedes Motiv...

  • Vielleicht geht es ja gar nicht speziell um Nawalny, sondern generell um Signale an die Opposition. Auf den ersten Blick macht es ja auch keinen Sinn, dass man Nawalny hat ausreisen lassen.


    Meine These ist: zum einen soll hier Stärke demonstriert werden, angesichts der Demos in Belarus, die für Putin ja theoretisch auch gefährlich werden könnten. Er zeigt deutlich: mit Lukaschenko kann man sowas vielleicht machen, aber mit mir ganz sicher nicht!


    Zweitens: ich hab mich 2018 auch zuerst stark gewundert, warum es einen Anschlag auf Skripal drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl gibt. Warum sollte Putin schlechte Presse kurz vor der Wahl erzeugen? Allerdings hat Putin durch sein ganzes Verhalten keinen Zweifel daran gelassen, dass Russland hinter dem Anschlag steckt. Statt öffentlich empört zu sein, dass jemand einen Mordanschlag auf einen Staatsbürger verübt, und sich an die Spitze der Aufklärung zu stellen, wie es zu erwarten gewesen wäre, hat er nach kurzer Zeit selbst Skripal in öffentlichen Äußerungen angegriffen, was nur den Schluss zuließ dass er indirekt die Verantwortung einräumte.


    Der Punkt warum Putin der Anschlag kurz vor er Wahl überhaupt nicht ungelegen kam, und warum er ihm auch jetzt nutzt ist eigentlich logisch: Putin profitiert davon, international der Buhmann zu sein, vom Westen "ungerecht behandelt" zu werden, und die Russische Gesellschaft rückt dadurch zusammen. Er nutzt den "äußeren Feind". Und der Rest der Welt funktioniert immer wieder wie vorausberechnet: Forderung nach Sanktionen, Vorwürfe an Russland, etc.


    Putin hat einfach (zurecht) schiss, dass Belarus nach Russland überschwappt, und daher dieses Signal, und dieser Ruf zur Einheit.

  • Zitat

    Das ist sogar ziemlich clever, denn mit dieser Vaiante ist es unerheblich, wie der Westen reagiert. Der Täter steht fest und gewinnt immer

    Nicht ganz, wenn man einfach gar nicht darauf reagieren würde, würde Putins Manöver ins leere laufen. Wie sagte Münkler damals bezüglich Terrorismus: "Mürrische Indifferenz" :D käme mal auf einen Versuch an, beim nächsten Anschlag einfach überhaupt keine öffentlichen Noten der westlichen Regierung dazu. Einfach so tun als wäre nix passiert.


    // nächstes Jahr finden Wahlen zur Duma statt. Wir können ja gucken, ob dann wieder kurz vorher irgendwas passiert.


    Ich will übrigens nicht sagen, dass ich bei Nawalny überzeugt davon bin, dass es der russische Geheimdienst / die Regierung / Putin war. Ich wollte nur deutlich machen, dass es Putin nutzen kann, und dass er durchaus ein Interesse daran gehabt hätte. Ansonsten muss man mal abwarten, was die weitere Entwicklung zeigt.


    Bei Skripal allerdings, hat Putin (in meinen Augen) mehr als Deutlich seine Täterschaft durch sein Verhalten eingeräumt. Sein Handeln passte null zu "ach du kacke, da tötet eine Dritte Macht unsere Staatsbürger im Ausland". Wirklich null komm null. Wer das nicht sehen will: okay.

  • Nawalny hatte doch eh keine Chance bei der Wahl. Warum hätte dann Putin das tun sollen?


    Erschließt sich mir nicht.


    Nawalny hatte ja auch noch unzählige andere Feinde z.B. unter den Oligarchen.


    Bei Skripal der den Staat Quasi "verraten" hat als Doppelspion, ist das nochmal was anderes, was "persönliches".


    Aber Nawalny?

  • Shdow hab ich doch versucht zu erklären:


    1. Signal an die Opposition: nicht das tun, was die Opposition gerade in Belarus macht, also mit großen Demos durch die Straßen ziehen

    2. Durch den Rest der Welt attackiert werden --> zusammenrücken, Einigkeit. Narrativ: wir werden vom Ausland attackiert. Übrigens passt auch der Anschlag in dieses Narrativ. Im Fall Skripal ist sicher nicht nur mir aufgefallen, wie Putin über ihn redet, sondern auch innerhalb Russlands wird den meisten Menschen klar sein, dass das die Regierung war. Das ist aber auch überhaupt kein Problem, denn Skripal war ja ein Feind, passt also super ins Narrativ. Bei Nawaly genau so (wenn es denn ein Anschlag war).


    Noch mal: ich weiß nicht ob es ein Anschlag war, aber nutzen tut der ganze Fall Putin definitiv.


    Zitat

    Nawalny hatte ja auch noch unzählige andere Feinde z.B. unter den Oligarchen.

    Ja, noch besser, um eine innere Einheit herzustellen. Der Feind des Volkes (und der Wirtschaft) Nawalny ist (erstmal) weg. Win-Win.

  • Skripal/Lidvinenko/Co waren übergelaufene Geheimdienstler, Leute vom KGB, die nach dem überlaufen geheimnismäßig abgeschöpft wurden - wie gesagt, in Russland und besonders beim Ex-KGB ist das eine Todestrafe. Die Fälle versucht Russland auch nicht besonders zu verheimlichen, weil es allen klar ist - das ist sehr wohl ein Zeichen nach Innen.


    Aber total unwichtige Aktivisten, die weder Wahl gewinnen noch Amt haben, die nur ab und zu mal kleine Demos auf die Strasse bringen, die sind kein ernstes Problem, so wie Attila/Ken bei ihren Aktivitäten.



  • Als hätte Pompeo sich jemals für Menschenrechte und Demokratie interessiert, bauen sie die Zuhause nicht ab?


    Die USA waren ziemlich leise überNawalny? Wurder der nicht verlegt aus der Charite, man mukelt da ist kein Polizeischutz mehr sichtbar?

  • Ja, noch besser, um eine innere Einheit herzustellen. Der Feind des Volkes (und der Wirtschaft) Nawalny ist (erstmal) weg. Win-Win.

    Hmmm...:/


    Nawalny wurde allerdings von den russischen Liberalen wegen seiner eigentlich nur gegen Nicht-Russische Volksgruppen feindlichen Ausflüge in den Rechtspopulismus aus ihrer Partei geworfen, und nicht weil er sich irgendwie wirtschaftskritisch verhalten hätte.


    Im übrigen ist Putin zwar Ex-KGB aber ganz sicher kein Kommunist. Nach innen Stärke zu demonstrieren mag ja wichtig sein, aber nach außen weiter Wirtschaftssanktionen aufgedrückt zu bekommen die der Wirtschaft - nicht zuletzt der staatlichen Gasindustrie - schaden, weil man von den größten westlichen Handelspartnern für einen James Bond-Bösewicht gehalten wird, scheint mir irgendwie nicht ins ferndiagnostische Persönlichkeitsprofil zu passen.

    Man muss sich schon entscheiden ob man den Kreml-Satan jetzt für einen tumben Bananenrepublikdiktator oder für einen hochintelligenten Supervillain halten will.


    Abgesehen davon gehören zur Korruption immer midestens zwei Parteien - eine die sich schmieren lässt, und eine die schmiert.

    Dass auch letztere ein vitales interesse daran haben könnte, einen Politiker loszuwerden, der sich als Korruptionsbekämpfer inszeniert, und dass auch unter den diversen Oligarchen und Mafiosi einige zu finden sind, denen es durchaus gelegen kommt, wenn die Schuld für dessen vorzeitiges Ableben der Regierung in die Schuhe geschoben wird, scheint bei der versammelten politischen und journalistischen Elite des Westens irgendwie unter den Tisch zu fallen.

  • Man muss sich schon entscheiden ob man den Kreml-Satan jetzt für einen tumben Bananenrepublikdiktator oder für einen hochintelligenten Supervillain halten will.

    Von:

    *"KGB kann unbemerkt Präsidenten der USofA installieren"

    und:

    *"hackt, überwacht und steuert jeden und alles"

    über:

    *"hat die Lage in der Ukraine falsch eingeschätzt"

    bis hin zu:

    *"KGB eigentlich immer zu blöde, einheimische Dissidenten mundtot zu machen"


    ...ist alles drin, ohne das irgendeinem was auffallen muss.


    Alles ganz monokausal, alles völlig simplifiziert - wie aus Grimms Märchen. Die Erkenntnis, wie das alles zusammengeht, ist ausschliesslich den Aufgeklärtesten in einer aufgeklärten Gesellschaft zugänglich - quasi als eine Art Metaaufklärung. Und es funktioniert überaus zufriedenstellend.

  • Dass muss irgendein kompliziertes dialektisches Prinzip des westlichen Journalismus sein, für dessen Verständnis man wahrscheinlich den kompletten Hegel gelesen haben müsste, oder so ähnlich...

    Vgl. hier:

    „Wie erfolgreich der Presserat ist, läßt sich auch an der Zurückhaltung des Gesetzgebers ablesen, Gesetze zu erlassen, die die Grenzen journalistischer Arbeit definieren.“

    (Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des deutschen Presserates)

  • SPIEGEL: Steckt also der russische Staat hinter dem Anschlag?


    Blum: Das kann ich nicht sagen. Wenn es so wäre, würde ich mich aber fragen, warum die Russen schon wieder mit solchen international geächteten Giftstoffen in Verbindung gebracht werden wollen. Waren sie wirklich so dumm? Zumal es, so zynisch das klingt, effektivere Möglichkeiten gäbe, jemanden zu töten.



    Marc-Michael Blum, Labor der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW)


  • Es gibt ja innerhalb des MCN-Korridors immer noch eine gewisse Meinungspluralität.

  • Nach innen Stärke zu demonstrieren mag ja wichtig sein, aber nach außen weiter Wirtschaftssanktionen aufgedrückt zu bekommen die der Wirtschaft - nicht zuletzt der staatlichen Gasindustrie - schaden, weil man von den größten westlichen Handelspartnern für einen James Bond-Bösewicht gehalten wird, scheint mir irgendwie nicht ins ferndiagnostische Persönlichkeitsprofil zu passen.

    Man muss sich schon entscheiden ob man den Kreml-Satan jetzt für einen tumben Bananenrepublikdiktator oder für einen hochintelligenten Supervillain halten will.

    Ich kenne niemanden, der ihn für einen tumben Bananenrepublikdiktator hält.

    Was den wirtschaftlichen Aspekt angeht hast du eigentlich recht, übersiehst aber, dass Putin ein autoritärer Herrscher wie Erdogan oder Orban ist. Die Wirtschaft ist für all diese Herrscher sehr wichtig, aber wenn es um einzelne Entscheidungen geht, steht an erster Stelle immer die eigene Machtposition. Das heißt: Sanktionen mögen zwar Russland als ganzes schaden, wenn das aber dazu führt, dass die Bevölkerung zusammenrückt und sich hinter ihrem Präsidenten versammelt, dann kann es Putin (nicht dem Land) trotzdem nutzen.

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