#629 - Energie-Ökonomin Claudia Kemfert (DIW)


  • Hammer 👏

  • Nicht dass ich daran zweifeln würde, dass der Springer-Konzern das Lied derer singt deren Brot er isst, aber mich würde ja schon interessieren, ob es nur das fossile Kapital ist,...



    ...welches uns nach fachfraulicher Expertise der Ökonomin Kemfert zerstört und daher ausgelöscht gehört, oder ob das auch für das nicht-fossile Kapital und seine Ströme gilt?

  • ...oder ob das auch für das nicht-fossile Kapital und seine Ströme gilt?

    Lernfrage, was genau - außer vllt teilweise der Bereich der EE - ist denn nicht fossiles Kapital?


    Bei der Betrachtung der Primärenergie sieht man soweit mir bekannt etwa einen Anteil von 80% fossiler Energie, darauf basiert also in großen Teil der Welt im Prinzip immer noch fast alles an wirtschaftlicher Wertschöpfung.

  • Bei der Betrachtung der Primärenergie sieht man soweit mir bekannt etwa einen Anteil von 80% fossiler Energie, darauf basiert also in großen Teil der Welt im Prinzip immer noch fast alles an wirtschaftlicher Wertschöpfung.

    Ein paar Milliarden menschliche Arbeitskräfte scheinen neben den fossilen Energieträgern für die Wertschöpfung allerdings auch immer noch nötig zu sein.

  • Ein paar Milliarden menschliche Arbeitskräfte scheinen neben den fossilen Energieträgern für die Wertschöpfung allerdings auch immer noch nötig zu sein.

    Naja, klar, aber der Zusammenhang zur fossilen Energie ist doch trotzdem da, ein relativ großer Teil dieser Milliarden menschlichen Arbeitskräfte existiert aktuell nur mit/durch die fossilen Energieträger, geht ja mit der Nahrungsmittelproduktion los, die ganze Technik, die ganzen Maschinen, die Produktion von Düngemittel (was zB alleine für Stickstoff jedes Jahr 1-2% der gesamten weltweiten Energie verbraucht), Energie für die Kühlung und Erhitzung usw. ...auch menschliche Arbeitskraft existiert daher ja nicht unabhängig zu der fossilen Energie.

  • Naja, klar, aber der Zusammenhang zur fossilen Energie ist doch trotzdem da, ein relativ großer Teil dieser Milliarden menschlichen Arbeitskräfte existiert aktuell nur mit/durch die fossilen Energieträger, geht ja mit der Nahrungsmittelproduktion los, die ganze Technik, die ganzen Maschinen, die Produktion von Düngemittel (was zB alleine für Stickstoff jedes Jahr 1-2% der gesamten weltweiten Energie verbraucht), Energie für die Kühlung und Erhitzung usw. ...auch menschliche Arbeitskraft existiert daher ja nicht unabhängig zu der fossilen Energie.

    Menschliche Arbeitskraft existiert seit mindestens zweihunderttausend Jahren, und erst seit den letzten ca. zweihundert davon wurde ihre produktive Anwendung immer stärker davon abhängig gemacht, dass sie unter zugabe fossiler Energieträger, sonstiger Rohstoffe und industrieller Produktionsmittel zur Produktion von geldwerten Waren einsetzbar, und damit selbst zur Ware auf einem Arbeitsmarkt gegen Geld veräußerbar wurde.


    Selbst wenn man morgen alle fossilen Energieträger durch erneuerbare Energiequellen ersetzen könnte, würde das überhaupt nichts an dieser Verwertung der menschlichen Arbeitskraft zu einer Ware, oder an der untergeordneten Position der menschlichen ArbeitskraftinhaberInnen als BefehlsempfängerInnen der ProduktionsmitteleigentümerInnen, und als biologisch abbaubare - sich idealerweise kilimareundlich selbst reproduzierende - Arbeitskraftquellen für die Erzeugung von Kapitalrenditen aus deren Investitionsgeschäften ändern.


    Die Frage an die Öko-Volkswirtin Kemfert und ihre treuen Fans wäre also, ob sich ihre scharfzüngige Kapital-Kritik nur gegen den Umstand richtet, dass diese Arbeitskraftaneignung zur Akkumulation von geldwertem Kapital in privaten Händen bisher hauptsächlich mithilfe der Energierzeugung durch thermische Verwertung fossiler Brennstoffe stattfindet, und ob sie somit gar kein Problem mit der grundsätzlichen Ausbeutung von Menschen im In- und Ausland zum Zweck der Steigerung des Volkswirtschaftlichen Bruttoinlandsproduktes hätte, so lange dabei nur keine weiteren klimaschädlichen Treibhausgase mehr in die Erdatmosphäre geblasen würden - oder ob sie als Ökonomin eventuell tatsächlich verstanden hat, dass diese massenhafte Treibhausgasemission nicht vom "fossilen Kapital" angetrieben wird, sondern von einem sozioökonomischen System, dessen einziger Zweck es ist, aus investiertem Geld noch mehr Geld für seine privaten Investoren zu machen.


    Natürlich ist das eine rhetorische Frage, denn wenn die Ökonomin Prof. Dr. Kemfert tatsächlich nicht nur eine Kritikerin des "fossilen Kapitals", sondern jenes kapitalistischen Systems wäre, welches aus den fossilen Brennstoffen überhaupt erst so lukrative Geldquellen gemacht hat, dann würde sie ja nicht für gutes Geld beim renommierten Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung arbeiten und hätte keinen Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Energiepolitik an einer staatlichen Universität, und weder die Bild-Zeitung, noch das junge und naive Publikum würden ihre stramme antifossile Rhetorik ernst genug nehmen, um sich auf twitter übereinander aufzuregen.

  • Kemfert würde ich aber nicht als Anti-Kapitalistin bezeichnen. Sie ist doch schon ziemlich marktwirtschaftlich orientiert und gegen die private Aneignung von gesellschaftlich geschaffenem Wert scheint sie auch nichts zu haben🤔 Wie schon öfters erwähnt, es kann Marktwirtschaft ohne Kapitalismus geben. Wenn sie Marktwirtschaft will, dann sollte sie vielleicht mal über sozialistische Marktwirtschaften nachdenken 🤷‍♂️ In einer sozialistischen-post-kapitalistischen Marktwirtschaft gäbe es keine private Aneignung von gesellschaftlich geschaffenen Wert, sondern eine vergesellschaftete Aneignung von gesellschaftlich geschaffenem Wert (hoffentlich dann post-etatistisch).

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