Das oben skizzierte Einmarsch-Szenario scheint tatsächlich vielen vorzuschweben; auch bei Restle habe ich diesen Eindruck (siehe Servus TV, dazu vielleicht später mehr). Erstaunlich, dass offenbar nicht jeder in der Lage ist, die damit verbundenen Implikationen zu Ende zu denken. Warum kann das ein Streeck, eine Schwarzer, ein Vad, aber ein Wiegold scheinbar nicht?
Man sollte nicht ausschliessen, dass die Forderung, Putin und seine Komplizen vor Gericht zu bringen einfach dazu dient, Verhandlungen unmöglich zu machen, bevor Russland nicht "besiegt" ist. Ich glaube nicht, dass irgendeine NATO-Regierung so wahnsinnig wäre, deshalb in Russland einzumarschieren.
Das ist möglicherweise auch nicht allzu rational durchdacht. Die fahren alle auf Sicht - auch die Russen - und das ist die eigentliche Gefahr.
Dass daraus ein Atomkrieg werden könnnte, wird eher dadurch begünstigt, dass in diesem Klima der gegenseitigen Maximalbeschuldigungen und moralischen Verurteilungen überhaupt keine Verständigung mehr möglich ist, wenn das Ganze immer weiter eskaliert und die automatisierten Frühwarnsysteme irgendwann nicht mehr wissen, was da geflogen kommt.
Im Kalten Krieg gab es mehrere solcher Vorfälle, bei denen beinahe die ballistischen Raketen Richtung Europa und über den Atlantik geflogen wären, obwohl keine der beiden Führungen das wollte. Die Reaktionszeiten sind heute allerdigs deutlich kürzer, weil beide Seiten ihre Arsenale modernisiert haben.
Der andere Punkt ist, dass die russische Führung diesen Krieg als existenziell für Russlad und damit sich selbst erachtet. Es ist völlig egal, ob wir das im Westen absurd oder moralisch verwerflich finden. Niemand weiß, wozu die im Stande wären, wenn sie sich wirklich kurz vor dem eigenen Untergang wähnten und mit dem Rücken an der Wand stünden, oder was passieren würde, wenn die richtig durchgeknallten russischen Nationalisten Putin stürzen und selbst die Kontrolle über das russische Atomwaffenarsenal erlangen würden.
Dass Wiegold das nicht sieht und statt dessen lieber das Lied der Regierung mitsingt und mit Carlo und Frank Panzerquartett spielt, ist vielleicht verständlich, weil seine Perspektive offensichtlich extrem auf "Peng & Bumm" verengt ist, und er seine Informationen hauptsächlich aus staatlichen, oder denen nahe stehenden Quellen bekommt, aber unabhägiger Journalismus ist das halt leider nicht mehr.