Es wird weiter fieberhaft ermittelt - jetzt mal wieder Richtung Kiew. Der deutsche Qualitätsjournalismus will seine aufwändig recherchierte Nussschalentheorie nicht so einfach aufgeben:
Anschlag auf Nord-Stream-Pipelines Neue Spur führt offenbar in die Ukraine
Es gilt als eines der größten Rätsel: Wer hat den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines verübt? Nach Informationen von NDR, WDR und SZ gehen Ermittler einer neuen Spur nach. Sie führt offenbar zu einem Ukrainer.
[...] Wie die Recherche von WDR, NDR, SZ und den internationalen Partnern jetzt zeigt, soll es sich bei der polnischen Firma, die die "Andromeda“ im September 2022 angemietet hat, offenbar um ein Reisebüro handeln. Laut polnischem Handelsregister hat das Unternehmen seinen Sitz in einem unscheinbaren Plattenbau im Warschauer Szeneviertel Powisle. Mehr als 100 Firmen sind auf diese Adresse angemeldet. Vor Ort bestätigt eine Frau, dass die Firma dort ansässig sei. Kontakt zu angeblichen Firmeninhabern halte sie jedoch nur per Mail - eine Telefonnummer liege ihr nicht vor.
Die vorliegenden Informationen lassen den Eindruck entstehen, dass es sich bei dem angeblichen Reisebüro, das über keine Website verfügt, um eine Briefkastenfirma handeln könnte. Offizielle Stellen in Polen wollten sich zu dem Reisebüro nicht äußern. Laut Geschäftsunterlagen machte die Firma in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Umsätze. Im Jahr 2020 soll die Firma dann plötzlich 2,8 Millionen Euro eingenommen haben - womit ist unklar.
Seit September 2021 ist als Präsidentin und Anteilseignerin des angeblichen Reiseunternehmens eine Frau eingetragen. Auf Fotos im Internet sieht man eine blondierte Frau mittleren Alters. Heute soll sie in Kiew leben. Am Telefon zögert sie zunächst, bevor sie erklärt, Präsidentin der Firma zu sein. Sie werde aber auf keine Fragen eingehen und legt auf. Fragen, die per Mail geschickt wurden, blieben ebenfalls unbeantwortet.
Die Frau taucht noch bei zwei weiteren Firmen auf. Es ist allerdings zweifelhaft, ob sie tatsächlich mit diesen Geschäften etwas zu tun hat - oder ob sie lediglich als eine Art Strohfrau agiert. Darauf deutet einiges hin. Geheimdienste nutzen regelmäßig Briefkastenfirmen, um Operationen zu tarnen oder zu finanzieren. Denkbar, dass das Reisebüro lediglich dafür genutzt wurde, um die Segeljacht "Andromeda" zu mieten und zu bezahlen - um die tatsächlichen Hintermänner zu verschleiern. Sicher ist dies allerdings nicht. [...]
Sicher ist allerdings, dass man sich gerne an der Schnitzeljagd beteiligt, die (möglicherweise - man weiß ja nichts genaues) von ominösen Geheimdiensten ausgelegt wurde. Es bleibt spannend.