ausdrücken wollte und an denen kritisiert habe, die sagen, dass diese Liste von Ereignissen (...nachzulesen im Cold War Thread...) für jeden klar denkenden Menschen NUR EINE INTERPRETATION zulässt.
Ich gebe zu bedenken, dass Du derjenige bist, der hier mit der mehrfach vorgebrachten Unterstellung aufgetaucht ist, es würden von einigen Foristen russische "Narrative" verbreitet, weil sie den westlichen Konsens darüber, wie dieser Krieg zu führen und wie seine Vorgeschichte zu behandeln sei, immer wieder scharf kritisieren.
Wenn du Dich jetzt plötzlich aus dem schmutzigen ideologischen Grabenkampf auf eine diskursive Metaebene empor schwingen, und Dir das Mäntelchen eines neutralen Analysten anziehen willst, der sich frei von jeglichem ideologischen Einfluss für alle interpretationen offen zeigt, dann ist das schon ein ganz ordentlicher Widerspruch, den Du eigentlich erst mal auflösen müsstest, bevor Dir irgendwer abnehmen könnte, dass es Dir hier tatsächlich um eine inhaltliche Diskussion "in good faith" ginge.
Währenddessen unterstellst du Andersdenkenden immerzu eine unkritische Obrigkeitshörigkeit.
Das stimmt - jedenfalls zum Teil. Ich unterstelle das in der Tat insbesondere jenen "Andersdenkenden", die hier mit fertigen Argumenten ankommen, die sich weitgehend mit jenen der deutschen und transatlantischen Obrigkeiten decken, und dieselben offenbar für so selbsterklärend halten, dass sie es nicht für nötig befinden, genauer herzuleiten, wie sie zu dieser mutigen Erkenntnis gekommen sind.
Allerdings produziere ich nicht zuletzt deshalb diese fürchterlichen "Textwände", um darzulegen, wie ich zu solch ungeheuerlichen Unterstellungen komme. Es mag ja sein, dass mir das nicht gelingt und ich mich zu verschachtelt ausdrücke, oder dass meine Argumente allesamt nichts taugen, aber ich versuche wenigstens, meine unverschämte Meinung ausführlich zu begründen, anstatt einfach kurz und knapp irgendein harsches Urteil zu fällen, und mich dann darüber zu beschweren, dass andere Leute sich davon zu unrecht verurteilt fühlen und mich ihrerseits dafür verurteilen.
Du selbst hast nach Deiner obigen Kritik an der angeblichen Einseitigkeit meiner Interpretation der komplexen Realität, an anderer Stelle gleich wieder ein Beispiel dafür geliefert, was ich damit meine, wen ich mich darüber echauffiere, dass die überwiegende Mehrheit des politisch relevaten liberalen Bildungsbürgertums, lieber ganz mutig mitten aus der bürgerlichen Mitte heraus mit den großen Wölfen heult, und sich weitgehend unreflektiert deren Deutung der heutigen Wirklichkeit und ihrer jüngeren Historie zu eigen macht, anstatt sich feige an den linken Rand zu stellen, und das Heulen mit den großen Wölfen generell in Frage zu stellen:
Der Weg zum Frieden nach dem zweiten Weltkrieg sah einen Ausbau der supranationalen Institutionen vor, um dem Interessenausgleich der nationalen Staaten gerecht zu werden.
Ich denke dieser Weg war durchaus erfolgreich, aber er war in der Realität noch nicht gut genug. Im Schatten der Globalisierung konnten autoritäre Staaten ihre illiberale Politik bis hin zum Krieg mit dem Schutz vor den "Globalisten" rechtfertigen.
Denn während die anderen drei-vier Hanseln, die hier im Forum außer mir selbst auch eher dem linken Rand nahestehen, Dir vermutlich - genau wie ich - darin zustimmen würden, dass es grundsätzlich eine sehr gute Idee war, nach den Verheerungen des zweiten Weltkrieges supranationale Institutionen zu schaffen, die den militanten Nationalismus fortan in Zaum halten sollten, stimme zumindest ich Dir absolut überhaupt nicht zu, wenn Du diesen Weg als erfolgreich bezeichnest und lediglich konstatierst, er sei dadurch erschwert worden, dass er duch "autoritäre Staaten" und "ihre illiberale Politik" verstellt wurde, weil es einfach historisch völlig klar ist, dass der größte Verhinderer eines von allen Nationen dieser Welt annerkannten supranationalen Völkerrechts, von universellen Menschenrechten, und von mit deren Wahrung betrauten supranationalen Institutionen heute, über dreißig Jahre nach seinem Auftsieg zur letzten großen Supermacht, ausgerechnet das Land ist, das die dienstälteste Demokratie der Welt beherbergt, und das den Liberalismus seit über 200 Jahren von äußeren Angriffen weitgehend unbehelligt in seiner Verfassung festgeschreiben hat.
Aber da ich deine Frage nach "Wer ist die Ukraine" nicht zu deiner Zufriedenheit beantworten kann, bitte ich dich einfach mal aufzulösen.
Bin gespannt, ob deine "Ukraine" deckungsgleich mit der überfallenden "Ukraine" ist.
Oder ob nur das Konstrukt Nationalstaat überfallen wurde.
Wenn vom russischen Angriffksrieg auf "die Ukraine" oder gar vom Putinschen Ansinnen ihrer völligen Zerstörung und Auslöschung die Rede ist, dann ist "die Ukraine" - aus meiner lumpenmarxistichen Sicht - selbstverständlich das ideologische Konstrukt des ukrainischen Nationalstaates.
Auch die Vereinigten Staaten von Amerika, die Russische Föderation, oder die Bundesrepublik Deutschland sind als Nationalstaaten ideologische Konstrukte, die allesamt nur bestehen, weil sie irgendwann mal in Kriegen gegen andere Nationen, oder durch Aneignung von Land, auf dem zuvor nicht in Nationalstaaten organisierte Menschen lebten - also mit brutaler Gewalt - in den Besitz ihrer heutigen Staatsterritorien kamen.
Gleichzeitig ist es auch aus meiner Sicht völlig unstrittig und moralisch zu verurteilen, dass die Truppen des russischen Nationalstaates von ihrer Staatsführug dazu befohlen wurden, sich mit brutaler Gewalt Land anzueignen, auf dem Menschen leben, die niemad gefragt hat, ob sie BürgerInnen des russischen Nationalstaates werden wollen, und dass diese Menschen selbstverstädlich das Recht dazu haben, ihre Städte, Dörfer und Äcker gegen diese gewaltsame Aneignung zu verteidigen. Ich bin sogar überhaupt nicht grundsätzlich dagegen, dass man diesen Menschen dabei hilft, sich gegen diese gewaltsame Vereinnahmung gegen ihren Willen zu verteidigen - wenn es nicht anders geht auch mit Waffenlieferungen.
Was ich kritisiere, ist die absolute Parteinahme meiner demokratischen Staatsführung und ihrer sämtlichen europäischen und trasatlantischen Verbündeten für die Führung eines anderen Nationalstaates, mit dem "uns" nichts verbindet als eine Behauptung gemeinsam geteilter Werte und die gemeisame Feindschaft gegen einen anderen Nationalstaat, der diese behaupteten Werte nicht teilt. Ich krtisere das aus drei Gründen:
1. weil ich - anders als die hier mitschreibenden Patrioten und völkischen Nationalisten - die Menschen, die auf dem bisher von der Regierug des ukrainischen Nationalstaates beherrschten Territorium leben nicht mit diesem Nationalstaat und seiner nationalen Führung gleichsetze. Genausowenig setze ich mich selbst, oder meine auf dem Staatsterritorium der Bundesrepbulik Deutschland lebenden Mitmenschen mit dem deutschen Nationalstaat und seiner Staatsregierug gleich. Nur weil ich das Glück hatte, als Kind deutscher Eltern im reichen, scheren Deutschlad geboren und aufgewachsen zu sein, und mich an die hier herrschenden Gesetze und (halbwegs) Gepflogenheiten halte, bin ich deswegen nicht Teil irgendeiner durch ihre nationale Identität auf das Staatswohl eingeschworenen Volksgemeinschaft. Ich habe keinen Eid auf die deutsche Flagge geleistet.
2. Weil ich die absolute Parteinahme meiner demokratischen Staatsführung und ihrer Verbüdeten für die ukrainische Staastführug für mindestens ideologisch verblendet, wenn nicht in höchtem Maße heuchlerisch halte, weil alle bisherigen Maßahmen zur Unterstützung "der Ukraine" den Krieg nicht beendet, sonder im Gegenteil dazu geführt haben, dass der russische Gegner ihn immer weiter eskaliert hat, und weil insbesondere die Aussagen einiger deutscher und amerikanischer Führungsfiguren den Schluss nahe legen, dass die mit höchstem morlischen Impetus immer wieder als alterativlos behauptete Hilfe für "die Ukraine" nicht primär dem Schutz der im Kriegsgebiet lebenden Bevölkerung dient, sondern der Führung eines Stellvertreterkrieges gegen die russische Führung und gegen ihre "unseren" eigenen selbstherrlichen Wertvorstellungen zwiderlaufende Deutung der Wirklichkeit.
3. Weil diese gemeinsam zu verteidigenden, und immer wieder als Grund unseres Engagements beschworenen hehren Werte - genau wie die Nationale Identität und souveräne Nationalstaatlichkeit "der Ukraine", der USA, der Russischen Föderation, oder der Bundesrepublik Deutschland - aus meiner salonmarxistisch-materialistischen Sicht nichts weiter sind, als Instrumente der ideologischen Rechtfertigung für die Herrschaft der jeweils in ihrem Namen herrschenden Klassen.
Und die bestehen im Kapitalismus - egal ob im ukrainischen, im amerikaischen, im russischen oder im deutschen - eben aus den EigetümerInnen der materiellen und geistigen Produktionsmittel, und sie werden von politischen Parteien und Apparaten repräsentiert, die nicht die Interessen der eigentumslosen Bevölkerung vertreten, die sie sich mit politischer Propaganda gefügig machen, um sich von ihr pro forma ihre Herrschaft legitimieren zu lassen, sondern die Macht der herrschenden Eigentumsverhältnisse.