Es wurde ja schon viel gesagt zu der Folge und ich muss auch sagen, dass mich Stefan fast ärgerte in dieser Folge... und ich mag Stefan.
Eingeleitet wurde ja die Diskussion über den Beitrag der Soldaten, die sich dem Priester anvertrauen. Es war wirklich geschmacklos von Stefan das zu marginalisieren a la Aberglauben und dann sagte er ja Sinngemäß, die jungen Grünen, wären plötzlich ganz heiß darauf Waffen zu liefern... - Das hat mich irritiert. Erstens, wenn Stefan "junge Grüne" als destruktiv offenbaren will, dann sollte er einen entsprechenden Beitrag raussuchen und nicht ein Beitrag der gerade die menschliche verletzliche Seite des Krieges schildert.
Und zweitens ist es auch paradox: Eben weil Menschen die Soldaten vor Augen haben, die in diesen Krieg gezwungen werden, will man ihnen uneingeschränkt helfen. Sie haben keine Wahl, sie sind diesem Angriffskrieg ausgesetzt.
Dieses Dilemma zwischen einer Ablehnung von Waffen und Waffenlieferung zur Selbstverteidigung findet ja auf alle diskursiven Ebnen statt. Von Medienberichten bis hin zum Kaffeetisch.
Was mir fehlte war die Unterscheidung zwischen Waffenexporten (die ja ohne schlechtes gesellschaftliches und politisches Gewissen genehmigt werden) und Waffenlieferungen zu Selbstverteidigung.
Wo waren da die offenen Briefe und kritischen Bekundungen, als es um Waffenexporte der letzten Jahre ging?
Grundsätzlich ist eine ablehnende Haltung gegenüber Waffen richtig.
Hier trifft diese Grundhaltung auf eine (russische) militärische Gewalt. Diese Unterscheidung fehlte bei Stefan.
Letztendlich müssen wir uns nur konsequent entscheiden. Entweder, ein souveränes Land, dass einfach angegriffen wird und das Recht auf Selbstverteidigung hat, wird unterstützt (auch nach UN-Charta) oder das Land wird nicht unterstützt und Russland hat mit einem Angriffskrieg Erfolg und etliche Abkommen gebrochen.
Und an der Stelle verstehe ich nicht, warum Journalist_Innen die ganze Zeit um die Panzer rumeiern und nicht danach fragen, ok: Die USA verkündet volle Unterstützung, wenn die Ukraine 300 Panzer braucht, warum werden dann nur 150 geliefert? Ist das eine ernstgemeinte Unterstützung?
Russland hat auf Kriegswirtschaft umgestellt, d.h. wer hat hier den längeren Atem?
(Hier auch eine Korrektur zum Zuhörer-Beitrag am Ende: Russland schickte durchaus erst Elite-Einheiten nach Kyiv.)
Und warum erinnert sich niemand mehr an "Fuck the EU" und Bidens Rolle 2014?
Die Frage, die hier gestellt werden sollte an Expert_Innen: Wie können Eskalationsspiralen aufgehalten werden? (Unterschiedliche Kriege liefern hier unterschiedliche Beispiele)
Und, das was Stefan vollkommen vergessen hat: Nach dem letzten Angebot zu Verhandlungen geschah das Massaker von Butscha. Wie jemand das außen vor lassen kann, ist mir absolut schleierhaft. Das wäre die zweite Frage an Expert_Innen: Wie verhandelt man mit jemanden, der nicht verhandeln will und sein Machtstreben gewaltvoll ausbaut?
Und das hat Stefan auch vergessen: Russland hat keine legitimen Forderungen. Das kann anscheinend in den Debatten nicht oft genug wiederholt werden. Und eben weil Putin keine legitimen Forderungen hat, ist alles was ihm bleibt, seine Brutalität. Verbrannte Erde.
Auf kurze Sicht, sollte die Ukraine unterstützt werden. Zumindest um ihre Verhandlungsposition zu stärken.
Auf lange Sicht hilft uns eh nichts anderes als nachhaltige Abkommen, Abrüstungen und Entmilitarisierungen. ...Die kann ich mir mit Putin gerade nicht vorstellen..., was nicht heißt, dass es unmöglich ist.