Warum Grünes Wachstum ein Mythos ist und was daraus folgt

  • Ich höre in euren Beiträgen häufig heraus das ihr vestehen wollt wie das SYSTEM geändert werden kann, bzw. warum dieses oder jenes Verhalten nicht dazu taugt ES zu ändern, oder nicht in die breite Gesellschaft skaliert werden kann.


    Ist das tatsächlich eure Motivation? Durch Diskussion herauszufinden wie eine nachhaltige Welt aussehen könnte?

  • Meine Motivation hier irgendetwas zu posten entstammt eher einer Gewohnheit, weniger dem Glauben an irgendetwas. Und ich mag die posts von dem ein oder anderen hier - nicht mehr, nicht weniger. Klingt nihilistisch, aber hier bin ich ja auch nur ein Avatar.

  • Der Elder Avatar war schon mal ziemlich imba, wie es aktuell aussieht weißsch net. Ich persönlich habe mich sehr spät von der wundervollen Serie "The Last Airbender" hinreißen lassen. Sehr amerikanisch natürlich, aber ich fand sie einfach sehr, sehr gut.


    Iroh for president.

  • Ich höre in euren Beiträgen häufig heraus das ihr vestehen wollt wie das SYSTEM geändert werden kann, bzw. warum dieses oder jenes Verhalten nicht dazu taugt ES zu ändern, oder nicht in die breite Gesellschaft skaliert werden kann.


    Ist das tatsächlich eure Motivation? Durch Diskussion herauszufinden wie eine nachhaltige Welt aussehen könnte?

    Das Grundproblem ist, dass man "das System", also den Kapitalismus - seines Zeichens ein auf Wachstumszwang ausgerichtetes System, überwinden müsste, um eine nachhaltige Welt haben zu können.

    Ein System, in dem es immer nur um mehr, mehr, mehr geht, ist nunmal diametral in Kontrast zu einer Idee einer nachhaltigen Welt.


    Das macht gewisse Versuche, die Welt weniger schlecht zu machen und zu leben, nicht unredlich, aber es ist in dem Sinne eben keine Problemlösung. Wenn im Winter die Scheibe eingeschmissen ist, kann man die Heizung aufdrehen, das macht es wärmer, aber es macht die Scheibe nicht wieder ganz.

  • Elder Avatar war schon mal ziemlich imba

    Die einen sagen so, die anderen rufen die Deathwatch, obacht gegen einen Avatar sind Zuständigkeitsstreitigkeiten mit den Grey Knights nicht auszuschließen.

    Keinen Schimmer mehr von den Regeln, nur noch Lore.


    Den Airbender hab ich komplett verpasst.

  • Das Grundproblem ist, dass man "das System", also den Kapitalismus - seines Zeichens ein auf Wachstumszwang ausgerichtetes System, überwinden müsste, um eine nachhaltige Welt haben zu können.

    Ein System, in dem es immer nur um mehr, mehr, mehr geht, ist nunmal diametral in Kontrast zu einer Idee einer nachhaltigen Welt.


    Das macht gewisse Versuche, die Welt weniger schlecht zu machen und zu leben, nicht unredlich, aber es ist in dem Sinne eben keine Problemlösung. Wenn im Winter die Scheibe eingeschmissen ist, kann man die Heizung aufdrehen, das macht es wärmer, aber es macht die Scheibe nicht wieder ganz.

    Die Überwindung des Kapitalismus ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Ich verstehe die Kritik daher schon, denn du kannst ein post-kapitalistisches System haben, das trotzdem nicht nachhaltig ist.

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02

  • Jo ein disruptiver Systemwechsel, der recht wahrscheinlich wäre, könnte leicht in Mad Max mäßigen Power Struggles münden. So könnte man die Weltbevölkerung auch auf ein für den Planeten erträglicheres Maß schrumpfen.


    Ich erweitere gerne meinen Horizont mit den Ideen die hier manche haben, aber bin da persönlich realistisch. Es gibt eine gesellschaftsabhängige Wohlstandsgrenze die du nicht unterschreitest ohne Hauen und Stechen zu riskieren, ganz egal wie warm die Kugel in X-Jahren wird. Wenn es soweit ist wird sich schon was ändern, nicht unbedingt zum besseren.

  • [..] könnte leicht in Mad Max mäßigen Power Struggles münden. [...]


    [...] Wenn es soweit ist wird sich schon was ändern, nicht unbedingt zum besseren.

    Nja, das ist halt so mehr oder weniger die Angst von uns wohlstandsverwahrlosten Forenbewohner der Freien Westens. Unsere Fallhöhe an Luxus ist natürlich enorm, aber Hauen und Stechen ist akut nur ausgelagert und gibt es bereits zu Hauf. Ich mein, ich verstehe deine Sorge und glaube auch an einen unsanften Verlauf, sofern es zu "einem Systemwechsel" käme, aber im Zweifel könnten auch einfach mal wir die Gefickten sein, und nicht die Anderen - ist ja nur gerecht.


    Das heißt das einzige, was mich so ein bisschen daran hindert mir den Systemwechsel herbeizuwünschen ist dein (von allen Seiten viel bespieltes) Mad Max Narrativ, welches natürlich voll mit meinem Selbsterhaltungstrieb kollidiert.

  • Die Überwindung des Kapitalismus ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Ich verstehe die Kritik daher schon, denn du kannst ein post-kapitalistisches System haben, das trotzdem nicht nachhaltig ist.

    Bedingung wofür genau? :/


    Und genau garniemand bezweifelt, dass es auch ein nicht-nachhaltiges nicht-kapitalistisches System geben kann. Es kann aber eben definitiv kein nachhaltiges kapitalistisches System geben, daher muss die Überwindung dessen als Axiom angenommen werden, wenn das Ziel tatsächlich eine nachhaltige Lebensweise sein soll, da beißt die Maus keinen Faden ab.


    Und wie bereits geschrieben, niemand wird deshalb kritisieren, wenn jemand auf Plastiktüten verzichtet, lieber Rad statt Auto fährt, sein Gemüse selbst anbaut oder sonstwas. Man sollte sich nur halt nicht einbilden, dass man mit ein paar solcher Sachen irgendwie nachhaltig wäre, wenn man ansonsten Teil des kapitalistischen Systems bleibt, das ist die einzige Kritik.

    Ich fliege nicht, ich konsumiere wenig, ich habe kein Auto, ich wohne auf wenig Raum - ich mache das auch aus Überzeugung. Ich halte mich und mein Verhalten aber deshalb noch lange nicht für nachhaltig und bin mir vollkommen klar darüber, dass "mein Leben" kein Schritt in die "richtige Richtung" ist, sondern lediglich ein deutlich langsamerer Trott als der vieler anderer Menschen in die falsche.


    Es gibt kein richtiges (nachhaltiges) Leben im falschen (zum Wachstum verdammten Kapitalismus).

  • Nja, das ist halt so mehr oder weniger die Angst von uns wohlstandsverwahrlosten Forenbewohner der Freien Westens. Unsere Fallhöhe an Luxus ist natürlich enorm, aber Hauen und Stechen ist akut nur ausgelagert und gibt es bereits zu Hauf.

    Alles korrekt.

    Luxus ist ein interessanter Begriff in dem Zusammenhang.

    Ich würde mich über Elektrizität, Internet und Restaurants + kulturelle Veranstaltungen (natürlich mit Bier!!!) freuen. Bezahlbare Wohnung wär auch nicht schlecht.


    Aus mehr besteht mein Leben in meinem sozialen Umfeld eh nicht. War im Juli seit über 10 Jahren mal per Flugzeug auf Teneriffa. War nett. Könnte ich locker drauf verzichten. Böser Knackpunkt ist bei mir die 60km Pendelstrecke pro Tag die ich mit dem Auto hier in der Peripherie zur Arbeit brauche.

    Ich halte meinen Lifestyle jetzt nicht für besonders luxuriös, aber ist natürlich eine Frage der Perspektive. Da man jetzt im ersten Schritt mit dem CO2 Preis dazu übergeht erstmal gerecht viele Dinge für alle teurer zu machen, wird sich halt irgendwann die Frage nach dem Sinn des Arbeiten gehens stellen. Das gleiche Problem kommt mit Mietpreisen in Städten wo man aufs Auto fahren verzichten kann. Ganz wichtig ist wie immer dass die dicken Fische alle diese kleinen Nadelstiche endlos verkraften und es der richtigen Luxusindustrie in Zukunft nach wie vor bestens gehen wird.

    Edit: Aber du hast schon Recht, wenn es um eine gerechte Verteilung im Schichtsalat des Schreckens geht müssen wir irgendwann halt auch mal unten liegen. :(

  • Ulrich von Weizsäcker war das glaube ich - in seinem letzten Interview in der Zeit. Sein Fazit nach 40 Jahren Umweltwissenschaftler ist, das wenn er nochmal von vorne Anfangen könnte, würde er nicht mehr versuchen die große breite Gesellschaft zu verändern, sondern er würde sich auf kleine Regionale Projekt konzentrieren weil das Erfolgsversprechender ist.


    Muss da dann immer an Kommunen:Lebensgemeinschaften denken, wobei es sowas ja auch schon lange gibt und die nachwievor ein Nischendasein führen.

  • Ulrich von Weizsäcker war das glaube ich - in seinem letzten Interview in der Zeit. Sein Fazit nach 40 Jahren Umweltwissenschaftler ist, das wenn er nochmal von vorne Anfangen könnte, würde er nicht mehr versuchen die große breite Gesellschaft zu verändern, sondern er würde sich auf kleine Regionale Projekt konzentrieren weil das Erfolgsversprechender ist.

    Ja, ist es.

    Aber kleine, regionale Projekte sind halt auch immer in großen föderalen oder bundesweiten (oder inzwischen europäischen) bürokratischen Strukturen verhaftet.


    Und man sollte auch nicht glauben, dass das alles konfliktfrei abliefe, wenn man es nur klein/lokal/regional organsierte. Die Aufstände von "Vogelschützern" gegen Windräder lassen einen exemplarisch erahnen, welches Konfliktpotential entsteht, wenn man kleine Projekte isoliert vom "Big Picture" betrachtet bzw. sich dafür einsetzt.

    Muss da dann immer an Kommunen:Lebensgemeinschaften denken, wobei es sowas ja auch schon lange gibt und die nachwievor ein Nischendasein führen.

    Dann könnte das ja evtl. auch irgendwelche Gründe haben. ;)

  • LDR Danke für deinen Exkurs zum Thema Laufradzentrierung. War spannend. Leider hast du den Sinn hinter meiner Aussage nicht verstanden.

    Wo genau gibt es denn diese Abhängigkeit?

    Die Abhängigkeit besteht darin, dass man bei fortschreitender Technisierung irgendwann niemanden mehr in seinem Bekanntenkreis findet, der einem Dinge reparieren kann, was dazu führt, dass man umso mehr (geld)abhängig ist von Dienstleistern, die diese Dienste anbieten. Je weniger man selbst reparieren und instandhalten kann, desto eher ist man von anderen abhängig; und natürlich auch abhängig von deren Preisgestaltung.


    Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass der Umstand, dass Grünes Wachstum eine Illusion ist, auch zur Folge hat, dass wir über kurz oder lang in ein Zeitalter der Knappheiten kommen werden. Und dann sind die Menschen gefragt, die viel können und nicht die, die viel Geld haben.


    Es spricht nichts dagegen, sein Fahrrad zu einem Schrauber zu bringen und die Reparatur von ihm vornehmen zu lassen. Diese Freiheit wird man wohl hoffentlich auch noch in Zukunft haben können. Wobei: Wenn es nur noch E-Bikes gibt, wird es auch hier schwierig.


    Aber das wichtigste Kapital, im Sinne von Vorsorge, dass wir anhäufen können ist soziale Kompetenz, handwerkliche Kompetenz und Genügsamkeit. Viele Menschen in diesem Land besitzen keine Fähigkeit mehr, Zeit anders zu strukturieren als durch Ausgeben von Geld.

    Man möchte aber vielleicht auch irgendwie ein Dach überm Kopf haben und selbst als gelernter Maurer kann man nicht einfach irgendwo nach Belieben ein Haus hinbauen, von der Frage der Materialbeschaffung und der Kosten für diese ganz zu schweigen. Da wird es dann schon ein bisschen kompliziert, oder? Oder wo kommt eigentlich das ganze Essen her, das man so das Jahr über verbraucht? Vom eigenen Acker? Selbst geerntet? Mitten in z. B. Berlin?

    Das hab ich doch so gar nicht gesagt. Warum wird immer sofort so krass verzerrt? Weil es dann leichter angreifbar ist?


    Übrigens:

    Die Hamburger HafenCity Universität hat 2016 ausgerechnet, ob und wie es möglich ist, auf regionale Ernährung, hier im Falle von Hamburg, umzustellen. Das Ergebnis zeigt, dass Hamburg im Umkreis von 100 km dazu in der Lage wäre, sich selbst zu versorgen, und zwar Bio, wenn man die Ernährung, durchschnittlich, an die Ernährungsempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausrichtet (Stil 4 im Anhang). Es müssten, statistisch, noch nicht mal alle Veganer werden, aber natürlich muss der Fleischverzehr deutlich reduziert werden (um rund ein Drittel).

    Ja, man kann seine Ausgaben reduzieren, indem man viele Dinge selbst tut, seine monetäre Abhängigkeit, und um die geht es doch wohl, kann man eben nicht auflösen.

    Ganz genau. Deswegen habe ich auch nie von auflösen gesprochen sondern von reduzieren.

    Wenn der Fahrradhändler jedem Kunden beibringt, wie man die Reparaturen selbst durchführt, wer genau soll dann noch in seinen Laden kommen?

    Was spricht dagegen, wenn der Fahrradhändler auf dekadenten Luxus verzichtet, dadurch seine Finanzlast vermindert und in Folge dessen unentgeltliche Reparaturleistungen anbietet?


    In der aktuellen Agora42 Ausgabe schreiben Rudi Kurz und Joachim H. Spangenberg: "Wir befinden uns bereits mitten im Übergang zum Postwachstumszeitalter, ohne uns auf die neuen Rahmenbedingungen vorbereitet zu haben."


    Degrowth kommt so oder so! Aber über die Ausgestaltung kann (und muss) man streiten. Ich würde mich freuen, man würde sich in diesem Thread mehr über das Wie streiten anstatt permanent das "Weiter-so" zu proklamieren.

    Bilder

    "Es gibt keine nachhaltigen Produkte oder Technologien, es gibt nur nachhaltige Lebensstile."

    "Wir müssen die Lüge dekonstruieren, dass es eine technische Lösung für dieses soziale Problem gibt."

    "In einer parlamentarischen Demokratie gibt es so etwas wie eine Systemlogik. Wahlen gewinnt nur, wer Geschenke verteilt und den Menschen nichts zumutet."

    (Niko Paech)

  • Danke für deinen Exkurs zum Thema Laufradzentrierung. War spannend. Leider hast du den Sinn hinter meiner Aussage nicht verstanden.

    Deine Aussage ist relativ einfach zu verstehen, geht etwa in die gleiche Richtung wie diese Sprüche "Wenn jemand friert, dann zeig ihm/ihr wie man Feuer macht, dann kann dieser Mensch sich selber warm halten" oder halt mit Hunger und dann angeln zeigen etc.


    Das was du ignorierst ist nur die Problematik warum nicht jeder alles selber machen kann, dafür gibt es zu viele Tätigkeiten um sich all dieses Wissen anzueignen, zumindest wenn man das auf einem halbwegs anspruchsvollen Niveau machen möchte und nicht irgendwie Pfusch abliefern will.


    Davon abgesehen...

    Es spricht nichts dagegen, sein Fahrrad zu einem Schrauber zu bringen und die Reparatur von ihm vornehmen zu lassen. Diese Freiheit wird man wohl hoffentlich auch noch in Zukunft haben können. Wobei: Wenn es nur noch E-Bikes gibt, wird es auch hier schwierig.

    ...braucht man neben dem Wissen bzw den Fähigkeiten auch noch die technischen Mittel, ich hab zB ein spezielles Punktschweißgerät mit dem ich seit ein paar Jahren Akkus baue, damit habe ich auch bereits einige Akkus für E-Bikes repariert bzw neu aufgebaut (von denen die Fahrradläden behaupten sie wären defekt und der Kunde müsste jetzt für 1000 Euro einen neuen kaufen). E-Bikes kann man genauso reparieren wie normale Fahrräder, auch wenn man etwas mehr Wissen brauch, die Händler etc erzählen den Menschen nur aus Eigeninteresse was anderes, die wollen halt möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen, darum tauschen die nur noch Teile, so wie beim KFZ auch, eine richtige Reparatur ist in diesem System in vielen Fällen ökonomisch nicht machbar, aber für grundlegende Systemkritik am Kapitalismus scheinst du dich ja leider nicht zu interessieren.


    Aber davon abgesehen, es hat halt nicht jeder Mensch eine Werkstatt und dann auch noch die oft speziellen Werkzeuge und Maschinen + das Wissen, irgendwann kommt jeder irgendwie und irgendwo an die Grenze des für Privatpersonen machbaren, deine Argumentation macht daher für mich überhaupt keinen Sinn und geht mal wieder komplett an der eigentliche Ursache der Probleme vorbei.

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