Warum Grünes Wachstum ein Mythos ist und was daraus folgt

  • Das ist doch die gängige Meinung, fast überall, egal wo man hinschaut. Dieses Forum ist ja der beste Beweis. Aber solange Demagogen wie Volker Quaschning oder Ottmar Edenhöfer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (ich nenne die beiden stellvertretend für viele andere "Wissenschaftler") magisches Denken verbreiten, wird sich daran nichts ändern.

    Was heißt hier "ein Geisterfahrer", hunderte!!!

  • fruchtoase

    Das war nicht meine Frage. Du hast behauptet, Welzer würde Paech demontieren. Und ich wollte von dir die Stelle wissen, wo dies deiner Ansicht nach geschieht.

    Schade. Ich hatte schon die Hoffnung, wir könnten über den Inhalt des Gesprächs reden.

    Denn es geht im Wesentlichen um die Frage, inwiefern unser Fortschritts überhaupt als solcher bezeichnet werden kann und welche Voraussetzungen nötig waren und welche Folgen er hat.


    Paech wirft Welzer an einer Stelle zurecht vor, mit seinen Geschichten über das gute Leben "Pudding an die Wand nageln" zu wollen und trifft damit den Nagel buchstäblich auf den Kopf. Später, 2021, hat Welzer übrigens Paechs Kernaussage in diesem Video

    Zitat

    "Wer die Überlebensfähigkeit der menschlichen Zivilisation wieder herstellen will, der steht nicht vor einem Projekt des zusätzlichen Bewirkens sondern des kreativen Unterlassens"

    in seinem Buch Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens übernommen.

    Überhaupt, wenn man das Gespräch genau analysiert, kommt man zum Ergebnis, dass sich beide in vielen Ansichten eigentlich sehr sehr nahe sind. Ich erinnere daran, dass die Aussage

    Zitat

    Grünes Wachstum ist eine in eine Formulierung gegossene Unvereinbarkeit.


    von Welzer (von 2019) stammt und nicht von Paech!

    Der von Welzer ausgehende Konflikt beruht im Grunde darauf, dass er Paech unterstellt, dieser würde die Errungenschaften der Moderne nicht (genug) anerkennen und sie sogar auf Kosten der Nachhaltigkeit aufgeben zu wollen. Das ist natürlich falsch, Paech weist nur zum einen darauf hin, dass es kein Zufall war, dass diese Errungenschaften (Rechtsstaatlichkeit, Ausweitung des Völkerrechts, Demokratisierung usw) zeitgleich mit einem wachsenden materiellen Wohlstand einhergingen. (Das ist erst mal nichts Neues und allgemein bekannt.) Vor allem weist er aber darauf hin, dass dieser materielle Wohlstand konstitutiv auf Plünderung beruht! Diese Plünderung ist also gekoppelt an unseren Lebensstil. Ohne diese Plünderung ist unser Lebensstil nicht möglich!


    Man könnte also sagen: Während wir auf der einen Seite die Würde des Menschen ganz hoch gehängt haben, haben wir auf der anderen Seite alles dafür getan, diese Würde mit Füßen zu treten; in unendlich vielen kleinen Handlungen und unendlich vielen kleinen verästelten Verlagerungen. Wäre grünes Wachstum möglich, könnten wir uns hinstellen und sagen: "Wir im Westen haben so viele kulturelle, soziale und politische Fortschritte erreicht! Leider haben wir einige Fehler gemacht. Wir haben zum Beispiel auf die falschen Energieträger gesetzt! Aber das korrigieren wir jetzt, indem wir die Energieträger austauschen und dann ist alles gut!"


    Und genau das ist (Selbst)betrug! Eben, weil Grünes Wachstum nichts anderes ist als magisches Denken.


    Das heißt, es stellt sich die Frage: Wie wichtig sind uns unsere in der Verfassung verankerten Grundsätze wohl noch, wenn wir unseren Lebenstil auf ein sozialverträgliches und nachhaltiges Maß zurückführen, wir also unsere Verfassung ernst nehmen würden? Genau diese Frage will Paech in dem Gespräch aufwerfen! Es geht Paech darum, diese Doppelzüngigkeit aufzuzeigen. Welzer hat das damals leider nicht verstanden. Aber diese grundsätzliche Diskrepanz der (Spät)Moderne verschwindet leider nicht, so sehr man auch versucht, sie zu ignorieren.


    Und deswegen bleibt Welzer mit seinen "Geschichten über das gute Leben" auch so undifferenziert, was Paech ihm zurecht vorwirft. Es besteht nämlich die Gefahr, dass man dem Green- und Social-Washing damit Tür und Tor öffnet. Und genau das sehen wir ja heute, in noch viel extremerer Form als 2012.


    Heute, 2025, spricht der Soziologe Andreas Reckwitz in seinem neuen Buch über eine "Verlusteskalation" und davon, dass sich unser Zukunfts- und Fortschrittsglauben als ein "euphorisches Intermezzo" entpuppt habe. Er sagt, dass es dem Fortschrittsnarrativ lange gelungen sei, Verlusterfahrungen zuzudecken. Diese Decke wird gerade weggezogen und die Verlusterfahrungen liegen bloß. Man kann sie nicht mehr so einfach relativieren.


    Dieses Relativieren ist es, was Welzer in dem Streitgespräch 2012 tut, während Paech schon damals einfach viel weiter war.


    fruchtoase

    Leider kommst du wiederholt in diesem Thread über polemisches Paech-Haten nicht hinaus! Schade.

    "Es gibt keine nachhaltigen Produkte oder Technologien, es gibt nur nachhaltige Lebensstile."

    "Wir müssen die Lüge dekonstruieren, dass es eine technische Lösung für dieses soziale Problem gibt."

    "In einer parlamentarischen Demokratie gibt es so etwas wie eine Systemlogik. Wahlen gewinnt nur, wer Geschenke verteilt und den Menschen nichts zumutet."

    (Niko Paech)

  • Was heißt hier "ein Geisterfahrer", hunderte!!!

    Ja, vielleicht liegen Paech und ich grundfalsch. Möglich ist das. Aber bei so vielen Hatern hier braucht's ja wenigstens einen Fanboy.

    Ich nehme es aber eher andersrum wahr, dass nämlich Grünes Wachstum vermehrt angezweifelt wird. Zum Beispiel von Jens Beckert, Direktor am MPI in Köln und Professor für Soziologie. Er hat letztes Jahr ein Buch geschrieben: Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht. Darin zweifelt Beckert die Möglichkeit eines Grünen Wachstums an.

    Also noch ein Geisterfahrer?


    Oder, was auch sein kann: Deine Ablehnung Niko Paechs ist vergleichbar mit der Ablehnung von Nikolaus Kopernikus seitens der Kirche im 16. und 17. Jh.

    Und dann ist vielleicht das geozentrische Weltbild vergleichbar mit deinem Festhalten am Grünen Wachstum ...

    "Es gibt keine nachhaltigen Produkte oder Technologien, es gibt nur nachhaltige Lebensstile."

    "Wir müssen die Lüge dekonstruieren, dass es eine technische Lösung für dieses soziale Problem gibt."

    "In einer parlamentarischen Demokratie gibt es so etwas wie eine Systemlogik. Wahlen gewinnt nur, wer Geschenke verteilt und den Menschen nichts zumutet."

    (Niko Paech)

  • fruchtoase

    Das war nicht meine Frage. Du hast behauptet, Welzer würde Paech demontieren. Und ich wollte von dir die Stelle wissen, wo dies deiner Ansicht nach geschieht.

    Schade. Ich hatte schon die Hoffnung, wir könnten über den Inhalt des Gesprächs reden.

    Denn es geht im Wesentlichen um die Frage, inwiefern unser Fortschritts überhaupt als solcher bezeichnet werden kann und welche Voraussetzungen nötig waren und welche Folgen er hat.

    Nein, darum geht es eben überhaupt nicht.

    Das kann man als philosophische Frage gern thematisieren, worum es in dem Gespräch aber tatsächlich geht, ist die Frage, ob wir Mittel und Wege finden, den Klimawandel irgendwie zu stoppen bzw. auf ein Maß zu reduzieren, das die Menschheit ertragen kann.

    Und darauf aufbauend ist die Gretchenfrage: Wie zur Hölle kriegen wir das in einer (Welt-)Gesellschaft, die seit ein paar Jahrzehnten nur auf (Wohlstands-)Wachstum ausgerichtet ist, hin?

    Und in einer solchen Gesellschaft nur mit Verzicht zu kommen, ist halt einfach, wenn man es freundlich formulieren wollte, naiv.

    Klar wäre das der einzige Weg, um den Klimawandel noch zu stoppen, das wissen wohl auch so ziemlich alle. Es ist ihnen aber egal. Und damit muss man irgendwie umgehen. Mit dieser scheinbaren kognitiven Dissonanz der Kombination aus Weltzerstörung sehenden Auges und dem Wunsch, den (eigenen) Nachkommen eigentlich ein gutes Leben ermöglichen zu wollen.

    Dazu hat Paech einfach nullkommagarnichts zu sagen und kommt dann fortwährend mit dem Verweis auf irgendwelche wissenschaftlichen Erkenntnisse, während ihm der Sozialpsychologe Welzer in zunehmender Verzweiflung zu erklären versucht, was auch Du nicht zu verstehen scheinst: der Mensch ist kein rein objektiv und rational handelndes Wesen. Der Mensch handelt oft irrational und schadet sich auch gerne selbst, weil er eben (auch) emotional handelt.

    Und da ist dem menschlichen Individuum dann eben das konkrete Einzelschicksal (auch und vor allem in Bezug auf das eigene) wesentlich wichtiger als irgendein abstraktes "Menschheitsziel".

    "Die Wissenschaft" weiß seit den 70'ern (Grenzen des Wachstums war 72), dass es so nicht weitergehen sollte und kann - das ist jetzt über ein halbes Jahrhundert her - und was passiert? Genau. Es geht ungebremst weiter. Nein, es wird sogar noch beschleunigt.

    Ich begreife ehrlich einfach nicht, was daran so schwer zu verstehen ist?

    Paech hat zu diesem, menschlich irrationalen, Umstand einfach gar nichts zu sagen und daher sind seine Gedanken theoretisch vielleicht richtig, konkret, in der Wirklichkeit irrationalen menschlichen Handelns sind sie, von einzelnen Individualisten wie (offenbar) Dir und ihm selbst abgesehen, aber eben wertlos, weil sich daraus gesellschaftlich keine Handlungsoption ableiten lässt.

    So wabert er genau in dem von Welzer kritisierten "müsste" und "sollte" herum, wenn er davon spricht, dass da irgendeine Instanz mal festlegen müsste, dass jeder nur noch ein bestimmtes CO2-Budget haben dürfe. Wer soll das denn sein? Wer möchte sich gerne vom immer noch demokratisch (bei aller Abstraktion dieses pseudodemokratischen Systems) wählenden Pöbel in Grund und Boden abwählen lassen? Oder schwebt ihm dann doch eher eine Expertendiktatur vor, die mit (Militär-?)Gewalt durchsetzt, worauf der freie Bürger so ohne Weiteres zu verzichten einfach keine Lust hat (Kreuzfahrten; Flüge; PrivatPKW; große Wohnungen; uswusf.)?

    Nichts.

    Da kommt von Paech einfach gar nichts konkretes.

    Und dann ist das halt, so sehr man Welzer dafür kritisieren kann, dass auch sein Ansatz nicht gerade Mitmachwellen auslöst, einfach wertlos.

    Paech wirft Welzer an einer Stelle zurecht vor, mit seinen Geschichten über das gute Leben "Pudding an die Wand nageln" zu wollen und trifft damit den Nagel buchstäblich auf den Kopf.

    Nein, tut er eben nicht. Die Aussage verdeutlicht nur nochmals, wie wenig Paech vom Menschen und seinem Handeln überhaupt versteht. Welzer beschreibt es doch sogar in diesem Gespräch konkret: Wenn man Menschen von irgendetwas überzeugen will, braucht es dafür gute Geschichten. Wissenschaftliche Daten interessieren niemanden. Warum sind denn beispielsweise afd und Union so erfolgreich und die Linke krebst am Boden herum? Weil die "wissenschaftlichen Daten" die Propaganda von afd und Union stützten? Wohl kaum. Die können Bierzelt. Darauf lässt es sich herunterbrechen. Das reicht. Der ganze inhaltliche Scheiß interessiert niemanden. Die Schafe wählen ihre Schlächter.

    Nun lässt sich aber logischerweise aus simplifizierten Weltsichten sehr viel einfacher eine ansprechende Geschichte spinnen, die sich die breite Masse der veränderungsunwilligen Menschen bereitwillig als Bären aufbinden lässt, das zieht sich als Prinzip durch die ganze Menschheitsgeschichte.

    das ist die echte Herausforderung, vor der wir intellektuell wie gesellschaftlich stehen: Eine Geschichte einer guten Zukunft zu schreiben bzw. erzählen, die nicht auf Fake News aufbaut und die ein positives Ende beschreibt - aka eine Utopie.


    So, auf mehr habe ich jetzt keine Lust.

  • Wer möchte sich gerne vom immer noch demokratisch (bei aller Abstraktion dieses pseudodemokratischen Systems) wählenden Pöbel in Grund und Boden abwählen lassen? Oder schwebt ihm dann doch eher eine Expertendiktatur vor, die mit (Militär-?)Gewalt durchsetzt, worauf der freie Bürger so ohne Weiteres zu verzichten einfach keine Lust hat (Kreuzfahrten; Flüge; PrivatPKW; große Wohnungen; uswusf.)?

    Nichts.


    Im Status Quo ist Rauspreisung der Bürger aus umweltschädlichem Verhalten vorgesehen. Über die CO2 Bepreisung wird es ab 2027 wenn alles so läuft wie bisher ausgetüftelt, eine enorme Verteuerung lebensnotwendiger Konsumgüter einsetzen. Nach meiner Beobachtung ist das ganze eine Wette darauf dass bis dahin nicht fossile Alternativen zur preiswerten Mobilität in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen die, wenn sie nicht eingelöst wird, für enormen sozialen Sprengstoff sorgen wird.


    Trick 17 ist natürlich das sich jeder mit nennenswertem Vermögen überhaupt nicht einschränken muss da er sich einfach leisten kann diese Preisschübe abzufangen. Freie Fahrt für reiche Bürger und der Rest kann sein EFH verkaufen und in die Stadt ziehen um der "Zersiedelung" vorzubeugen. Mietkosten natürlich auf höchstem Niveau.


    Wo sind die Elektrobusse und günstigen BEVs? Bei mir im ländlichen Rheinland Pfalz ist davon wenig zu sehen und selbst hier wohnen viele zur Miete. Wo soll das hinführen wenn alle Vermieter, Buslinienbetreiber und Supermarktketten in 2 Jahren Emissionsunkosten von 200 Euro pro Tonne auf die Verbraucher durchreichen? 2 Jahre ist nicht lang und wenn der blöde Pöbel tatsächlich mal auf der Rechnung hat was da beschlossen wird dann kann man sich auf schockierende Wahlergebnisse einstellen.

    Ich würde Fruchtoase hier Recht geben, dass man sich mit Maximalforderungen aus dem Elfenbeinturm böse die Finger verbrennen kann, vorallem wenn man sich vor Augen führt dass die bisherigen Maßnahmen aus Sicht eines Herrn Paech in keinster Weise tiefgreifend genug sind.


    Bisher sind die mittelfristigen Auswirkungen des Emissionshandels ein Ticket auf die Überholspur zum Neofeudalismus in Europa solange wie sich die Kosten am stärksten bei den Normalverdienern auswirken.

  • Wo sind die Elektrobusse und günstigen BEVs?

    Zumindest bei mir gibt es mittlerweile deutlich mehr E-Busse als welche mit Diesel, scheint also - wenn man will - zu gehen.

    Deutlich gewachsen ist 2023 die Elektrobus-Flotte der Stadtwerke: 40 neue Busse haben sie vom Hersteller Mercedes übernommen, so dass die Gesamtflotte nun aus 73 E-Bussen und weniger als 50 Dieselbussen besteht.

    ...

    Auch 2024 und 2025 wächst die Flotte weiter, jeweils zwölf E-Busse sind schon bestellt und ersetzen im Laufe der beiden Jahre weitere Dieselbusse.

    ...

    Und wegen...

    ...enormen sozialen Sprengstoff...

    ...sollte es ja eigentlich dieses "Klimageld" geben, aber das spart man sich ja anscheinend und so ist das tatsächlich ein Problem und wird zu sozialen Verwerfungen führen.

  • Oder schwebt ihm dann doch eher eine Expertendiktatur vor, die mit (Militär-?)Gewalt durchsetzt, worauf der freie Bürger so ohne Weiteres zu verzichten einfach keine Lust hat (Kreuzfahrten; Flüge; PrivatPKW; große Wohnungen; uswusf.)?

    Wie schädlich die heiße Luft ist die eine Expertokratie mit Sicherheit produzieren würde weiß ich nicht; aber mit Waffengewalt kann eine konsequente Ökodiktatur gar nichts durchsetzen, schau dir mal die Ökobilanz von verschiedenen Waffensystemen an und Truppen und Material müssen auch bewegt werden...

  • Zumindest bei mir gibt es mittlerweile deutlich mehr E-Busse als welche mit Diesel, scheint also - wenn man will - zu gehen.

    Und wegen...

    ...sollte es ja eigentlich dieses "Klimageld" geben, aber das spart man sich ja anscheinend und so ist das tatsächlich ein Problem und wird zu sozialen Verwerfungen führen.

    Da ist die digitale Infrastruktur einfach zu kompliziert das auszubezahlen, auch wenn jedes Neugeborene mittlerweile seine Steuernummer tätowiert per Post bekommt bevor die Augen weit genug sehen können um sie zu lesen bekommt.

  • Und in einer solchen Gesellschaft nur mit Verzicht zu kommen, ist halt einfach, wenn man es freundlich formulieren wollte, naiv.

    Abgesehen davon, dass es in Paechs Postwachstumsökonomie und auch in allen anderen mir bekannten Postwachstums-Szenarien um viel viel mehr als nur um Verzicht geht, hast du in einer Sache Recht: Ohne massive Lebensstiländerungen wird es nicht gehen! Ob man das nun naiv bezeichnet oder nicht, ob man es gut findet oder nicht, ob man es realistisch findet oder nicht: ohne wird es nicht gehen!

    Klar wäre das der einzige Weg, um den Klimawandel noch zu stoppen, das wissen wohl auch so ziemlich alle. Es ist ihnen aber egal. Und damit muss man irgendwie umgehen.

    Das ist schlichtweg falsch!

    Wir haben zwei Sorten von Bullshittern: Die ersten leugnen den (menschengemachten) Klimawandel (Trump usw).

    Die zweiten Bullshitter erzählen den Menschen, dass sich unser Verhalten überhaupt nicht ändern muss, wir kriegen das alles technisch hin! Mit EE, Kreislaufwirtschaft und ökologischer Effizienz! Und diese Gruppe ist mindestens so gefährlich wie die erste, weil sie falsche Lösungen versprechen, die das Gegenteil bewirken! Darin besteht die Demagogie und das ist das Grundproblem! Sie sprechen die Menschen an, die sich gerne eine nachhaltige und enkeltaugliche Zukunft wünschen, und die gibt es, das kann man empirisch sehr leicht belegen. Dass das allen egal sein soll, wie du behauptest, ist einfach eine unhaltbare Behauptung.


    Es sind die Volker Quaschnings und die Ralf Fücks dieser Welt, die mit ihrer paradigmatischen Kurzsichtigkeit und ihrer technikgläubigen Grundhaltung und Propaganda den Menschen scheinbare Lösungen versprechen!

    Es ist ihnen aber egal. Und damit muss man irgendwie umgehen.

    Wie denn umgehen? Man geht damit um, indem man den Menschen das blaue vom Himmel lügt? Du klingst wie jemand, der sagt "Die Erde ist keine Scheibe sondern eine Kugel! Aber das wollen die Menschen nicht wahrhaben, also lass uns doch jetzt mal mit einem Schiff zum Rand fahren um zu schauen, was sich dahinter verbirgt!"

    Die Aussage verdeutlicht nur nochmals, wie wenig Paech vom Menschen und seinem Handeln überhaupt versteht. Welzer beschreibt es doch sogar in diesem Gespräch konkret: Wenn man Menschen von irgendetwas überzeugen will, braucht es dafür gute Geschichten.

    Das bestreitet niemand. Aber wenn die "guten Geschichten" vergiftet sind, sind es eben keine guten Geschichten!


    Wissenschaftliche Daten interessieren niemanden.

    Aha.

    "Es gibt keine nachhaltigen Produkte oder Technologien, es gibt nur nachhaltige Lebensstile."

    "Wir müssen die Lüge dekonstruieren, dass es eine technische Lösung für dieses soziale Problem gibt."

    "In einer parlamentarischen Demokratie gibt es so etwas wie eine Systemlogik. Wahlen gewinnt nur, wer Geschenke verteilt und den Menschen nichts zumutet."

    (Niko Paech)

  • Es sind die Volker Quaschnings und die Ralf Fücks dieser Welt, die mit ihrer paradigmatischen Kurzsichtigkeit und ihrer technikgläubigen Grundhaltung und Propaganda den Menschen scheinbare Lösungen versprechen!

    Noch ein Satz dazu. Das unsere sog. Zivilisation überhaupt in diese Lage gekommen ist, verdanken wir u. a. genau solchen Leuten! Die "Grenzen des Wachstums" wurden nämlich ignoriert, weil sog. Wissenschaftler verbreiteten, dass man das alles durch technische Innovationen hinbekommen könnte. Erst neulich hat Markus Lanz mal wieder erzählt, dass Meadows und Co. ja falsch lagen, und dass wir dabei sind, die Entkopplung von Umweltschäden und Wirtschaftsleistung hinbekommen.


    Deswegen ist dein Satz

    Die Wissenschaft" weiß seit den 70'ern (Grenzen des Wachstums war 72), dass es so nicht weitergehen sollte und kann

    einfach Unsinn und realitätsfremd. Der Glaube an Grünes Wachstum beherrscht Wissenschaft, Politik und Medien.

    Die Aussage verdeutlicht nur nochmals, wie wenig Paech vom Menschen und seinem Handeln überhaupt versteht.

    Paech bezieht sich in seinen Arbeiten auf die Diffusionsforschung, also die Frage, wie sich neue Lösungen innerhalb sozialer Systeme verbreiten, siehe Anhang.


    Er schreibt im Buch All you need is less:

    Es geht also nicht darum, dass jeder einzelne anfängt, seinen eigenen ökologischen Fußabdruck kleinteilig zu berechnen und danach zu leben, sondern es geht um die schlichte Tatsache, dass es nie einen gesellschaftlichen Wandel in einer parlamentarischen Demokratie gab, der sich nicht zurückverfolgen lässt zu den avangardistischen Zirkeln, Netzwerken, Reallaboren oder sozialen Experimenten.
    Egal ob das Social Media ist, oder Smartphones, Frauenrechte, ökologische Ernährung (z.B. SOLAWI) oder eine bestimmte Popmusik: alles fängt immer an in einem Reallabor, wird erprobt, tritt in Erscheinung, wird imitiert über eine sogenannte soziale Diffusion oder Interaktion verbreitet und kann dann aufgegriffen werden von der Politik, den Medien usw.


    Dass wir davon weit entfernt sind, ist nicht Paechs Schuld!


    Und genau das beschreibt auch Welzer, dem du hier ja eine völlig andere Sicht unterstellen willst, im oben angesprochenen Buch Nachruf auf mich selbst: Soziale Veränderungen beginnen immer extrem kleinteilig in Nischen!

    Und genau darum geht es beiden, Welzer und Paech.



    Jetzt kann man sich natürlich, so wie du, hinstellen und sagen, das geht alles nicht, und die Menschen wollen das nicht, und wir kriegen die Kurve eh nicht.

    Das ist völlig okay, wenn du der Meinung bist! Nur dann verstehe ich nicht, warum du in diesem Thread überhaupt noch schreibst und warum du dich überhaupt noch mit Themen wie Klimawandel, Umweltschutz usw beschäftigst.

    Dateien

    "Es gibt keine nachhaltigen Produkte oder Technologien, es gibt nur nachhaltige Lebensstile."

    "Wir müssen die Lüge dekonstruieren, dass es eine technische Lösung für dieses soziale Problem gibt."

    "In einer parlamentarischen Demokratie gibt es so etwas wie eine Systemlogik. Wahlen gewinnt nur, wer Geschenke verteilt und den Menschen nichts zumutet."

    (Niko Paech)

  • Also ich kann eure Kritik an Paech nicht nachvollziehen. Seine Thesen sind schlüssig, sachlich und nachvollziehbar.


    Ja, er liefert keine realistische Lösung wie der Übergang von unserem heutigen weltweiten Wirtschaftssystem zur Postwachstumsökonomie stattfinden könnte, aber das kann man ihm doch nicht vorwerfen!


    Es gibt eine Vielzahl an Wissenschaftlern die nur innerhalb ihrer eigenen Bubble forschen und keine Lösungen liefern wie ihre Erkenntnisse weltweit angewannt werden können.


    Die Kritik unter dem Thema hier liest sich für mich sehr seltsam.


  • Eine Brücke ist eine feine Sache wenn man trocken Fußes über einen Fluß will.

    Die Idee einer Brücke zu haben ist allerdings völlig wertlos, wenn man

    a) nicht das geringste Interesse hat ans andere Ufer zu kommen

    oder

    b) keine Ahnung hat wie man das Ding bauen könnte, selbst wenn einem klar ist wie das mit dem sich stützenden Bogen, der Seilspannung, oder dem Spannbeton halten würde wenn es denn schon stünde.

  • Eine Brücke ist eine feine Sache wenn man trocken Fußes über einen Fluß will.

    Die Idee einer Brücke zu haben ist allerdings völlig wertlos, wenn man

    a) nicht das geringste Interesse hat ans andere Ufer zu kommen

    oder

    b) keine Ahnung hat wie man das Ding bauen könnte, selbst wenn einem klar ist wie das mit dem sich stützenden Bogen, der Seilspannung, oder dem Spannbeton halten würde wenn es denn schon stünde.

    Paech weiß das der "Übergang/die Brücke" unmöglich und völlig unrealistisch ist. Trotzdem ist es valide zu erforschen wie eine Postwachstumsökonomie aussehen könnte.


    Du kannst ihm doch nicht vorwerfen das er "keine Interesse hat an das andere Ufer zu kommen" Das ist absurd.


    Eine Vielzahl an Wissenschaftler forscht an Utopien die niemals verwirklicht werden. Willst du denen auch vorwerfen das sie keine Interesse an einer Verwirklichung haben?


    Edit Ergänzung: Paech geht davon aus das es zu einem Zusammenbruch von unserem aktuellen Wirtschaftssystem kommen wird. Er sieht seine Arbeit als Grundlagenforschung für die Zeit danach - damit die Menschheit im Anschluss die Wahl hat so weiter zu machen wie bisher, oder sich für ein Postwachstum-System zu entscheiden.

  • Kann man so sehen.

    Kann man so machen.

    Es gibt ja schließlich auch Theologie.


    Man sollte dann aber auch einfach still sein, wenn andere Menschen in der echten Welt an Veränderung arbeiten.

  • Das Brückenbild ist Nebelkerze, wenn du an einem Fluss stehst und dem zu erwartenden Hochwasser gleichgültig ist, welches Ufer sich vorgaukelt, sicher zu sein. Technischer Solutionismus in seinen geistigen Niederungen würde stattdessen versuchen, Deiche zu bauen. Der Auenlandschaft den Raum gewähren, den sie braucht, und sich dorthin zurückzuziehen, wo das Hochwasser nicht hinkommen wird, ist eine schon seit der Steinzeit bewährte Weisheit.

    Goethes Zauberlehrling wird erst ab der dritten Strophe spannend.

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