#618 - Agrarwissenschaftler Harald Grethe

  • Am 4. Januar, ab 17 Uhr, LIVE


    https://youtube.com/live/mQ5M-efIGyc


    Zu Gast im Studio: Agrar-Ökonom Harald Grethe. Er lehrt internationalen Agrarhandel und Entwicklung an der Berliner Humboldt-Universität. Etwa ein Jahrzehnt lang war Harald Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundeslandwirtschaftsministeriums, dessen Vorsitzender er auch war. Er ist Mitgründer und Co-Direktor des 2022 gegründeten Think-Tanks "Agora Agrar".


    Her mit euren Fragen zur Zukunft der Landwirtschaft!


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  • Ist vielleicht nur teilweise sein Fachgebiet:



    Auf was setzt die landwirtschaftliche Forschung zur Anpassung an den Klimawandel? Mehr auf Züchtung oder mehr auf bereits bekannte Sorten/Arten, die aus Gebieten Stammen, deren Klima eher dem bei uns zukünftig erwarteten entsprechen (oder mehr auf ganz was anderes?)


    Spielt die Konsumentenrente bei der sozioökonomischen Bewertung agrarpolitischer Maßnahmen eine Rolle?


    In den 2000ern hörte man immer wieder von den schädlichen Auswirkungen der subventionierten europäischen Agrarexporte auf die Landwirtschaften der Entwicklungsländer. Gleichzeitig sieht man einen negativen Effekt den Ausschläge des Weizen-Weltmarktpreises auf Nahrungsmittel importierende Länder wie Ägypten haben. Ist eine Nahrungsmittelexportierende EU positiv zu sehen oder eher negativ, bzw von welchen Faktoren hängt das ab?


    Ist der CO₂-Ausstoß pro produzierter Einheit bei Biologischer Landwirtschaft höher oder niedriger als bei Konventioneller?


    Kann er ein, zwei Erfolgsgeschichten einer nichttriviallen Vorhersage von CGE Modellen nennen?


    Wieviel Zeit verwendet er für Agora Agrar, wieviel für die Professur, und gibt es da eine Planung wie sich die Aufteilung entwickelt?

  • - Wird eine drastische Reduktion der Tierbestände >50% von der Politik umgesetzt werden müssen oder geht das nur wenn die Konsumenten eine pflanzenbasierte Ernährung durch ihr Kaufverhalten fordern?

    -> dazu: würde es politisch gefordert werden, wie kann man die Landwirte entlohnen, sodass kein Aufstand entsteht (evtl. Bindung von CO2 entlohnen, Landschaftspflege belohnen, Förderung der Artenvielfalt belohnen)


    - Wird über eine Schließung der Kreisläufe durch Rückgewinnung der Nährstoffe aus menschlichen Exkrementen nachgedacht? (Beispiel Phosphor)


    - Wie sieht die Zukunft aus: So wie jetzt große landwirtschaftliche Betriebe oder deutlich mehr kleinere Betriebe (wie müsste bei letzterem die Subventionspolitik angepasst werden)?

  • Aus dem Bereich Landwirtschaft in den Tropen:


    Stimmt es, dass dort Pflügen wegen der höheren Brisanz der Nährstoffauswaschung eher negative Wirkungen zeigt?

    Was sind die alternativen Maßnahmen zur Bodenverbesserung/vorbereitung dort?

    Wird durch die hohe Nährstoffbegrenzung Mineralische Düngung unverzichtbar?


    Wie sind die Besitzstrukturen (Flächengröße der Farmen, typische Produkte) in einem typischen afrikanischen subtropischen oder tropischem Land, sagen wir Senegal oder Benin? Was sind die "normalen" Probleme die ein Bauer dort bewältigen muss? (Könnte sein sowas wie kein Kapital für Maschinen oder Dünger, steigende Preise für Dünger, Saatgut, etc, fluktuierende Marktpreise der Produkte, billige Konkurrenz durch Weltmarkt-Importe, nachlassende Standortgüte, zunehmende Trockenheit wegen Klimawandel, Arbeitskräftemangel bzw zu geringe Professionalität immer wechselnder Arbeitskräfte)


    Sollen alles nur Vorschläge sein. vielleicht kennt er sich da aus, wenn in seiner Professur auch Entwicklung steht. Kann natürlich sein, dass Entwicklung im Titel was anderes bedeutet als das Entwicklung in Entwicklungshilfe, zb sowas wie in Theorien ökonomischer Entwicklung. Dann machen die Fragen vielleicht nicht so viel Sinn.

  • Sind Stadt und Land wirklich Gegenteile, so wie es oft in der Wirtschaftsgeschichte dargestellt wird?


    Kann man landwirtschaftliche Produktion und städtisches Leben in Einklang bringen? Ein Beispiel dafür, wie sowas funktionieren könnte, wär vertical farming, welches erheblich die Fläche reduziert, die man für den Anbau braucht. Man könnte den Anbau von Agrarprodukten damit in der Stadt machen.


    Wie können wir wieder lokale Agrarwirtschaft bei uns einführen? Ist das nach der Globalisierung überhaupt heutzutage noch möglich? Auf welche Importe wäre De angewiesen?


    Ist es möglich, dass jedes Land in der Lage ist, sich durch lokale Produktion autonom und unabhängig von Importen selbst zu versorgen? (die Globalisierung quasi rückgängig machen)

  • Warum kann man nicht gesetzlich festlegen: "Jeder darf nur auf 30% seiner Ackerfläche Futtermittel anbauen"? Verstehe ich nicht, wieso das für die Gesamtfläche so festgelegt werden muss.

  • Gutes Interview. Props an Harald, dass er bei der Diskussion um Quota nicht die Kommunistenkeule gezogen hat 😅 Man sieht an Harald gut, wie sehr die Idee der Marktwirtschaft in den common-sense schon vorgedrungen ist. Er kann sich keine Wirtschaft vorstellen, die ohne oder nur mit einer sehr eingeschränkten Marktwirtschaft funktioniert. Aber Tilo hat halt recht, weil wir unsere Wirtschaft komplett neu denken müssen und die Marktwirtschaft in Frage stellen müssen.

  • Er macht aber auch nen Punkt, wenn er den zeitlichen Aspekt da als ein wesentliches Kriterium anbringt. Genauso die Punkte zu den Verflechtungen. Und auf seine Gegenfrage, wie man das denn gestalten, wozu auch Durchsetzen gehört, soll, ob nun auf deutscher oder europäischer oder vllt sogar globaler Ebene, gibts keine sinnvolle Antwort. Mir ist da zumindest auch keine bekannt, aber das geht ja dann in eine ähnliche Richtung wie bei der Diskussion, dass man den Kapitalismus abschaffen muss...

  • Er macht aber auch nen Punkt, wenn er den zeitlichen Aspekt da als ein wesentliches Kriterium anbringt. Genauso die Punkte zu den Verflechtungen. Und auf seine Gegenfrage, wie man das denn gestalten, wozu auch Durchsetzen gehört, soll, ob nun auf deutscher oder europäischer oder vllt sogar globaler Ebene, gibts keine sinnvolle Antwort. Mir ist da zumindest auch keine bekannt, aber das geht ja dann in eine ähnliche Richtung wie bei der Diskussion, dass man den Kapitalismus abschaffen muss...

    Dass wir uns beeilen müssen, stimmt natürlich. Aber wenn wir die grundlegen Strukturen nur oberflächlich ändern, dann werden wir in kurzer Zeit wieder die gleichen Probleme "durch die Hintertür" bekommen. Ist keine leichte Angelegenheit i know, aber wir sollten endlich raus aus der Defensive gehen und gerade die Probleme, die als unlösbar dargestellt werden, als lösbar ansehen (ohne naiv zu sein). Demand the Impossible! Weil wir erst dann unsere Scheuklappen loswerden. Zum Wandel gibt es sowieso keine Alternative, weil so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben.

  • An der Stelle wäre es tatsächlich klasse gewesen, jemanden da zu haben, der sich intensiv mit dem "ostdeutschen Ansatz" in der Landwirtschaft auseinandergesetzt hat, da zu haben, dann wäre vielleicht auch klarer geworden, was an der Planbarkeit in der Landwirtschaft so schwierig ist.


    In gewisser Weise wird man auch Tilos Ansatz und Grethes Ansatz kombinieren müssen, denn Grethes Einwand, dass man bei Produktionsverboten, die man nur hierzulande einfach beschließen könne, gilt ja auch umgekehrt, denn auch wenn man hierzulande den Verbraucher umpolt, heißt das ja nicht, dass die heimische Landwirtschaft dann nicht den gleichen Scheiß wie bisher produziert und an Verbraucher im Ausland (wo der Fleischkonsum ja noch lange nicht das deutsche Niveau hat) verkauft. An beiden Schrauben wird man irgendwie drehen müssen.

  • Hallo liebes J&N Team :)


    Ich möchte im Zusammenhang zu diesem Thema auch Prof. Josef Settele vorschlagen, Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen, sowie Co- Vorsitzender des IPBES und Autor des Buches: "Triple-Krise - Artensterben, Klimakrise und Pandemie". Er war vor kurzem bei dem COP 15 in Montreal und würde uns sicherlich mit seinem Wissen und seiner Erfahrung sehr bereichern.

    Liebe Grüße und vielen Dank.

    Sabo

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