sozialer Kalschlag in der Physiotherapie und anderen Therapieberufen

  • Es hat etwas ironisches, wenn in der Geschichte der Bundesrepublik sozialer Kahlschlag immer dann passiert, wenn die SPD federführend dabei ist.

    Von den Nachrichten kaum beachtet verabschiedete die Regierung in den letzten Tagen (federführend das Gesundheitsministerium) das sogenannte Finanzstabilisierungsgesetz.

    Konkret sollen Therapieberufe nicht mehr in das Pflegebudged fallen.

    Nun fragt man sich vielleicht, ist das denn schlimm? Gehören sie da denn rein?

    Dazu Kurz:

    Der Vorteil vom Pflegebudged der Krankenhäuser ist, dass dieses nicht an die Fallpauschalen gebunden ist.

    Was ist schlecht am Fallpauschalensystem?

    Am Fallpauschalensystem ist schlicht zu bemängeln, dass es Anreize schafft um dem Patienten die teuerste und nicht die sinnvollste Therapiemethode zu ermöglichen. Es gibt gängige Erhebungen, nach denen (auch aussicht der Krankenkassen) immer mehr teure Operationen durchgeführt werden oder teure Hilfsmittel bestellt werden, die dann Zuhause in der Ecke landen.

    Der Punkt ist:

    Bei einer alternden Gesellschaft wie der unseren kann sich dies auch im Sinne der Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung nur als fatale Fehlinvestition herausstellen, denn ausbleibende Therapie im Anfangsstadium führt in der Folge zu chronischen und verschleppten Beschwerden und infolge dessen zu bsplw. Pflegebedürftigkeit. Wenn wir also in unserer alternden Gesellschaft die künftigen Kosten niedrig und die Menschrn lange selbstbestimmt halten wollen, so tun wir gut daran in gute Therapiemaßnahmen zu investieren!


    Zu meiner Person:

    Ich habe vor nunmehr 8 Jahren meine Ausbildung zum Physiotherapeuten (welche in den meisten Bundesländern noch immer selbst zu tragen ist) abgeschlossen.
    Seitdem habe ich in verschiedenen Therapiepraxen im Raum Hamburg im orthopädischen und neurologischen Bereich gearbeitet. Man kann aus meiner Position gut beobachten, welche Patienten vom Arzt leicht eine Folgeverordnung erhalten und welche nicht und eindeutig spielt der Versicherungsstatus und die alternativ ärztlich empfohlenen Igelleistungen bsplw Cortisonspritzen/Lasertherapie/Röntgenreizstrahlen/Tapings/Akupunktur/Operationen uvm.

    Es geht mir hier nicht um einzelne Ärzte sondern um systemische Anreize.


    In meiner bisherigfn Berufslaufbahn konnte ich beobachten, wie aufgrund von niedriger Bezahlung physiotherapeutischer Leistungen, die Personalfindung immer schwieriger wurde und die Warteliste mit Patienten immer länger und das obwohl die Ärzte unsere Leistungen wohl aus Budgedangst immer weniger pro Patient zu verordnen scheinen.


    Auch die Kontrolle bei der Abbrechnung der von uns erbrachten Leistungen, bei der es hauptsächlich um bürokratische Fehler wie falsch gesetzte Kreuze/falsches Datum oder fehlende Unterschriften geht führen primär zu massiven Kosten, denn davon profitieren ganze Firmen, welche diese Abrechnung für uns und dann von Kassenseite erneut überprüfen. Das Fazit ist, wir hätten vielmehr Geld zur Verfügung, wenn statt einzelner besser oder schlechter vergüteter Maßnahmen am Ende das Patientenwohl, der Output unserer Arbeit im Vordergrund stünde.


    Dies betrifft nicht nur die Physiotherapie, sondern auch alle anderen "Heilmittel"-bereiche wie Logopädie, Ergotherapie etc.

    Gerne kann sich zu diesen Bereichen Jemand anderes zu Wort melden.


    Ich hoffe mit diesem Thema hierauf Aufmerksamkeit lenken zu können und vielleicht diese Vorgänge etwas mehr in das Licht der öffentlichen Diskussion zu überführen.

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