#607 - Ralf Fücks (Zentrum Liberale Moderne)

  • Zur letzten Viertelstunde und den (zu?) kritischen Finanzierungsfragen: Das Gespräch hat hier für mich eine völlig unerwartete und irritierende Wendung genommen. War das beabsichtigt? War das notwendig? Hat sich das plötzlich verselbstständigt? Was wurde anschließend im Off dazu gesprochen? Mein Wunsch hier: Ab und an eine Sendung mit Hans und Dir, Tilo, die solche Sachen aufgreift und reflektiert.

    Wie ein Gespräch verläuft, hängt auch ein bisschen davon ab, wie ein Gast auf Fragen reagiert.

    Ich erinnere mich an das Interview mit Sigmar Gabriel, wo Rammstein angesprochen wurde und Tilo Gabriel indirekt Menschenrechts und Völkerrechtsverletzung vorgeworfen hat. Gabriel ist zwar auch ein bisschen patzig geworden, ist aber souverän geblieben und hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Man kann auch sachlich sagen, dass einem eine Frage unangemessen erscheint, weil sie diese oder jene Vorraussetzung enthält die man nicht teilt.

    Ich mache mir die im Forum zu diesem Thema mehrheitlich geäußerte Meinung nicht zu eigen und wiederspreche ihr hiermit ausdrücklich!


  • Das war ja meine Frage, danke an Hans, dass sie gestellt wurde, und die Antwort war wie erwartet.

    Was die Antwort in erster Linie war, ist unredlich.


    Real blieb das Verhältnis von Produktion zu Energie in der gesamten Welt unverändert (auch da Danke an Hans dafür da nachzuhaken).


    Es MUSS Ralf Fücks bekannt sein, dass alle diese Studien zeigen, dass in den Industrieländer zwar Wachstum mit angeblich weniger CO2 ausstoß produziert wurde, dass das aber passierte weil die CO2 intensiven Produktionen "offshore", also vor allem nach China, ausgelagert wurden. Dass er das geflissentlich auslässt und Kritikern vorwirft sie seien "Flat Earther" spiegelt eben seine Haltung zu Kritik wieder. Er ist eben nicht "Frei" von selektiver Wahrnehmung sondern steckt in einem Komplex epistemischer Realitätsverweigerung, die vor allem von Wirtschaftswissenschaftlern reproduziert wird.


    Ich hab hier die an anderer Stelle das Paper von Lewis C. King aus der Nature aufgeführt, die seine Prognose unendlichen Wachstums einfach zertrümmmert. Wen es interessiert, im Thread zur großen Transformation stöbern.


    Was ebenfalls klar war, und was seine Realitätsverweigerung wiederspiegelt, ist, dass er der Meinung ist, dass "Degrowth" etwas ist, was wahnsinnige (Wie Ulrike) fordern aber sonst ausgeschlossen ist. Was aber z.B Lewis C. King zeigt (in der Nature, bestimmt keine Quelle von Flat Earth Theorien) ist dass unsere Wirtschaft sicher bis 2050 um mindestens 30% schrumpfen wird, weil wir die Energie nicht herkriegen die wir benötigen und uns die Fossilen und Regenerativen Energieträger fehlen.


    Schrumpfen wird uns passieren,ob er das will oder nicht. Wir können das irgenwie geregelt durchführen oder in die Katastrophe schlittern. Wenn wir in die Katastrophe schlittern, dann ists aus mit "liberaler moderne". Es ist Ralf Fücks der uns den Faschismus einbrocken wird, nicht Ulrike Herrmann.


    Meine vorher schon sehr schlechte Meinung über seine Qualifikationen ist durch dieses Interview ins bodenlose Abgeglitten.


    Ralf Fücks Haltung zu einer Ökosozialen Wende unterscheidet sich in fast nichts von der Peter Altmaiers.


  • Was natürlich ekelhaft auffällt, und da finde ich ist auch ein Parallele mit Todenhöfer, ist das jeder der nicht seiner Überzeugung ist, potentiell ein Verbreiter von fake News/Verschwörungstheorien bzw. flat earth Theorien ist.


    Diese Subjekte (wie die Nachdenkseiten) müssen natürlich mit aller Härte bekämpft (also zensiert) werden. Freie Menschen können anscheinend nicht frei ihre Informationen da bekommen wo sie wollen. Da gibt es dann Libmod, die einem erklären wo man wirklich freie Presse bekommt und wo nicht.


    Das ist natürlich der Punkt wo Liberalismus in einen autoritären Liberalismus umschlägt. Es war sehr geschickt von J&N, dass kurz vor Ralf Fücks, Oliver Nachtwey dieses Phänomen erklären konnte.


    Bin gespannt wann Jung & Naiv in die Schussbahn dieser liberalen Verteidiger der Pressefreiheit gerät.

  • Bin gespannt wann Jung & Naiv in die Schussbahn dieser liberalen Verteidiger der Pressefreiheit gerät.

    Ich würde dir ja sogar zustimmen -

    aber Wir möchten huldvoll vorschlagen, sich eines gemäßigteren Jargons zu bedienen.


    Es dünkt Unsere Majestät, dass wir langfristig den Diskurs nur in eine rational-reflektierte Form überführen können, als wir unsere Contenance wahren. *Krönchen-Emoji*


    Also lieber hart in der Sache als im Ausdruck oder den Unterstellungen.


    Hochachtungsvoll,

    Myrddin


    Wenn wir uns alle ein wenig mehr Mühe geben, wird das schon.

    Oder?

  • Was natürlich ekelhaft auffällt, und da finde ich ist auch ein Parallele mit Todenhöfer, ist das jeder der nicht seiner Überzeugung ist, potentiell ein Verbreiter von fake News/Verschwörungstheorien bzw. flat earth Theorien ist.


    Diese Subjekte (wie die Nachdenkseiten) müssen natürlich mit aller Härte bekämpft (also zensiert) werden. Freie Menschen können anscheinend nicht frei ihre Informationen da bekommen wo sie wollen. Da gibt es dann Libmod, die einem erklären wo man wirklich freie Presse bekommt und wo nicht.


    Das ist natürlich der Punkt wo Liberalismus in einen autoritären Liberalismus umschlägt. Es war sehr geschickt von J&N, dass kurz vor Ralf Fücks, Oliver Nachtwey dieses Phänomen erklären konnte.

    Autoritärer Liberalismus, libertärer Autoritarismus - das Problem mit solch unscharfen Begriffen ist halt, du kannst sie drehen und wenden und im Grunde jedem an den Kopf werfen, dessen Meinung dir nicht passt.


    Fücks? Der ist ganz einfach ein [zensiert. Aber gleiche Kategorie wie Lanz.]

  • Das wohlmöglich schon, der erste Part eher weniger.

    Findest du? Warum?


    Nachtwey/Amlinger prägten in ihrem Buch den Begriff "libertärer Autoritarismus". AlienObserver dreht das um und macht daraus "autoritärer Liberalismus" und meint, Oliver Nachtwey habe "dieses Phänomen" bei J&N erklärt.


    Ich hingegen finde, dass Querdenker (staatskritisch) und Fücks (staatstragend) zwei ganz unterschiedliche "Phänomene" darstellen und deute die Überkreuz-Verwendung dahingehend, dass der von Nachtwey geprägte Begriff an sich unscharf ist und damit eine gewisse Beliebigkeit in der Anwendung einhergeht.

  • Solltest es vllt nochmals richtig aufmerksam hören und dabei vor allem darauf achten, wer da am Ende was "umdreht"...

    Ich kann dir nicht ganz folgen. Vielleicht magst du deine Empfehlung ein wenig präzisieren?


    Der autoritäre Liberalismus wird hier beschrieben als Reaktion der besitzenden Klasse auf starke Gewerkschaften und sinkende Profitraten infolge wirtschaftlicher Rezession ab den 1970er Jahren. Dies deckt sich durchaus mit dem, was Oliver und Tilo als "Tragödie des Neoliberalismus" bezeichnen (oder so ähnlich - ich schreibe das jetzt aus dem Gedächtnis ohne Zugang zum Podcast), meint aber etwas anderes als der "libertäre Autoritarismus", den Nachtwey und Amlinger gemäß ihrem Buch bei den Querdenkern gefunden zu haben glauben. Letzterer wird von Oliver beschrieben als Resultat des Ersteren, das heißt aber nicht, dass man beide Begriffe vermischen oder synonym verwenden sollte.

  • Ich kann dir nicht ganz folgen. Vielleicht magst du deine Empfehlung ein wenig präzisieren?

    Na hör dir das Interview mit Nachtwey nochmal an und achte darauf was zu "libertärer Autoritarismus" und "autoritärer Liberalismus" gesagt wird, sofern was dazu gesagt wird. Dann schau nochmal was du hier an Vorwürfen raushaust:


    AlienObserver dreht das um und macht daraus "autoritärer Liberalismus" und meint, Oliver Nachtwey habe "dieses Phänomen" bei J&N erklärt.


    Dafür brauchts keine Bücher und anderen Links.

    So das aber nun wieder genug Aufmerksamkeit für heute Syd.

  • Autoritärer Liberalismus, libertärer Autoritarismus - das Problem mit solch unscharfen Begriffen ist halt, du kannst sie drehen und wenden und im Grunde jedem an den Kopf werfen, dessen Meinung dir nicht passt.

    Er hat eben auf die Frage nach dem grünen Wachstum richtig gegen Ulrike Herrmann und Wachtumskritiker losgetreten und sie "Flat Earther" genannt. Ob das liberärer Autoritarismus oder autoritärer Liberalismus ist, ist mir eigentlich egal. Es hat aber was mit einer sehr eingeschränkten Blase zu tun in der er sich befindet und einer verdammt seltsamen Einstellung zu freiheitlichen Werten, Fakten und Verschwörungstheorien.


    Ich hab schonmal diese Broschüre des european environmental bureau hier verlinkt, das ist der Zusammenschluss so ziemlich aller europäischen Umweltschutzverbände. Als Politiker der Grünen diese alle z.B. als "Flat Earther" abzutun halte ich schon für ein starkes Stück und frage mich, ob er dann jemals aus rechtschaffenen Gründen bei den Grünen war und ob es bei der politischen Agenda von Ralf Fücks um Umweltpolitik oder Ralf Fücks geht.

    Decoupling debunked – Evidence and arguments against green growth as a sole strategy for sustainability

    Is it possible to enjoy both economic growth and environmental sustainability?This question is a matter of fierce political debate between green growth and post-growth advocates. Considering what is at stake, a careful assessment to determine whether the scientific foundations behind this decoupling hypothesis are robust or not is needed.This report reviews the empirical and theoretical literature to assess the validity of this hypothesis. The conclusion is both overwhelmingly clear and sobering: not only is there no empirical evidence supporting the existence of a decoupling of economic growth from environmental pressures on anywhere near the scale needed to deal with environmental breakdown, but also, and perhaps more importantly, such decoupling appears unlikely to happen in the future.‘Decoupling debunked’ highlights the need for the rethinking of green growth policies and to complement efficiency with sufficiency

    PS Nur damit das klar ist, die Wissenschaft ist eindeutig, grünes Wachstum ist die eigentliche Mythenerzählung

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