#607 - Ralf Fücks (Zentrum Liberale Moderne)

  • Zur letzten Viertelstunde und den (zu?) kritischen Finanzierungsfragen: Das Gespräch hat hier für mich eine völlig unerwartete und irritierende Wendung genommen. War das beabsichtigt? War das notwendig? Hat sich das plötzlich verselbstständigt? Was wurde anschließend im Off dazu gesprochen? Mein Wunsch hier: Ab und an eine Sendung mit Hans und Dir, Tilo, die solche Sachen aufgreift und reflektiert.

  • Kann mich da starfish2605 im Prinzip anschließen. Das Interview selbst war gut, wenn auch für mich etwas zu kurz, was aber anscheinend der Stimme geschuldet war. Die Finanzierungskiste hat mich aber auch überfordert. Ich glaube dass die Fakten von Tilo sicher alle stimmen, da vertraue ich ihm, aber mir als Zuschauer ist es unmöglich das zu bewerten. Ist das jetzt viel oder wenig Fördergeld, ist es anrüchig, leisten sie dafür gute Arbeit oder nicht - keine Ahnung. Allerdings war es etwas unglücklich, als Beispiel laufende Projekte zu nehmen, man hätte die Kritik - so sie denn berechtigt ist - besser an einem abgeschlossenen Projekt aufhängen können.

  • Schön, wie sich Fücks –auch als Chef, der stolz darauf ist, dass keiner seiner Mitarbeiter weniger als 60 h pro Woche arbeitet– auf Hans' Dobrindt-Frage hin als verzweifelter alter weißer Mann reflektiert, der zur letzten Generation gehört, die den Neoliberalismus noch retten kann.

  • Ich finde es sehr gut, dass Tilo am Schluss seines Parts beharrlich war und Fücks nicht so einfach davonkommen ließ. Er hat sicher recht mit seiner Einschätzung, dass in dem Pamphlet gegen die Nachdenkseiten nicht mehr als eine Woche Arbeit steckt. Und selbst da hatte dessen Autor Markus Linden wahrscheinlich noch Zeit für die eine oder andere Vorlesung als "außer­plan­mä­ßi­ger Pro­fes­sor" für Poli­tik­wis­sen­schaft in Trier.


    https://gegneranalyse.de/fallstudie-1-nachdenkseiten/#sub6


    Wozu braucht die Bundesregierung eigentlich so eine "Gegneranalyse"? Warum sieht sie einen links-alternativen Blog überhaupt als Gegner? Fragen, die man noch hätte stellen können...


    Wenn es um die Aufdeckung von Fake News geht: dafür haben wir diverse Faktenchecker bei öffentlich-rechtlichen Medien. Ich kann mich nicht erinnern, dass die NDS dort schon mal Thema waren - warum wohl? Wüden die NDS Fake News verbreiten, dann müsste Linden in seinem Pamphlet nicht komplett auf Kontaktschuld setzen. Der einzige vielleicht valide Vorwurf ist der der Einseitigkeit, beispielsweise beim Ukraine-Konflikt. Aber berichtet der ÖRR hierzu etwa nicht einseitig?

  • Tilo hat wieder ein „Verhör" gemacht!!! ^^ Die Parallele passt natürlich sehr gut zur ebenfalls über die Maßen selbstverliebte Witzfigur, die diese Beschwerde bei unangenehmen Fragen bereits vor einigen Monaten bemühte.


    Als nächsten Gast dann vielleicht seinen Arzt, der ihm ein Sprechverbot verschrieben hat. Scheint ein kluger Mensch zu sein.

  • Ich fürchte Fücks hat durchaus recht, wenn er sagt, die zuständigen Gremien der Bundesregierung zur Vergabe von Fördergeldern an sein "unabhängiges" Zentrum hätten sich die Projektfinanzierung sehr genau angesehen und befunden, dass das alles so in ordnung gehe.


    Der Sinn dieses Thinktanks - und das ziel der Förderung - ist es ja nicht wirklich, irgendwelche tatsächlichen Denk-Erkenntnisse zu produzieren, sondern er besteht darin, die öffentliche und veröffentlichte Meinung zur staatstragenden Anerkennung der herrschenden Verhältnisse als liberale Demokratie, und zu ihrer bedingungslosen Verteidigung gegen ihre inneren wie äußeren Feinde zu bewegen. Insofern machen die doch genau das, wofür sie "vom Steuerzahler" bezahlt werden.


    Anonsten gab es mit ihm ja offensichtlich nichts Inhaltlich kontroverses zu diskutieren. Freiheit ist gut und die Feinde der Freiheit sind schlecht. Was soll man dagegen kritisches einzuwenden haben?

  • Anderes Thema - vielleicht kann mir ja jemand meine Frage beantworten:

    Füchs behauptet, die westlichen Industriestaaten (weiß gerade nicht mehr genau, ob er sie so bezeichnet hat, aber ungefähr die Gruppe ist gemeint) hätten ihr Wirtschaftswachstum gesteigert - bei sinkendem CO2-Ausstoß.


    Wird bei solchen Behauptungen berücksichtigt, dass "wir" in der Vergangenheit ja den Großteil unseres produzierenden, also klimabelastenden, Gewerbes outgesourct (Anglizismen-Rechtschreibung, ächz!) haben?


    Wenn eine Gesellschaft nur im tertiären, also Dienstleistungssektor aktiv ist, hat sie natürlich vordergründig eine weiße Weste.


    Grüße,

    Myrddin


    Wenn wir uns alle ein wenig mehr Mühe geben, wird das schon.

    Oder?

  • Ich fürchte Fücks hat durchaus recht, wenn er sagt, die zuständigen Gremien der Bundesregierung zur Vergabe von Fördergeldern an sein "unabhängiges" Zentrum hätten sich die Projektfinanzierung sehr genau angesehen und befunden, dass das alles so in ordnung gehe.


    Der Sinn dieses Thinktanks - und das ziel der Förderung - ist es ja nicht wirklich, irgendwelche tatsächlichen Denk-Erkenntnisse zu produzieren, sondern er besteht darin, die öffentliche und veröffentlichte Meinung zur staatstragenden Anerkennung der herrschenden Verhältnisse als liberale Demokratie, und zu ihrer bedingungslosen Verteidigung gegen ihre inneren wie äußeren Feinde zu bewegen. Insofern machen die doch genau das, wofür sie "vom Steuerzahler" bezahlt werden.


    Anonsten gab es mit ihm ja offensichtlich nichts Inhaltlich kontroverses zu diskutieren. Freiheit ist gut und die Feinde der Freiheit sind schlecht. Was soll man dagegen kritisches einzuwenden haben?

    Ja. Aber diese Brücke kann Tilo natürlich nicht bauen oder sieht sie vielleicht wirklich nicht. War ja zum UkraineThema auch sonst wieder sehr devot und viele 11Meter blieben einfach auf dem Feld liegen.


    Okay. Find ich witzig. ^^

    Ich mag Deinen Humor. :)

  • Wobei ich allerdings interessant fand, dass er darauf bestand, da würde deutlich mehr analysiert, als Tilo bei seinen Recherchen finden konnte.


    Da fragt sich mein innerer Steuerzahler natürlich sofort, wem diese umfänglichen Analysen denn präsentiert werden, und warum meine Bundesregierung mir die Ergebnisse dieser wichtigen Aufklärungsarbeit nicht zu Teil werden lassen will, wenn sie dann hinterher selbst für JournalistInnen nicht aufzufinden sind.

  • Ich würde mir eine andere Verwendung meiner Steuergelder wünschen.


    Wahrscheinlich ist es Zufall (aber einer, der irgendwie Sinn ergibt), dass die beiden Interviews von Nachtwey und Fücks hintereinander stattfanden. Im ersten gab es die Diagnose, dass sich Menschen vom Staat abwenden („Libertäre“ werden) und im zweiten finden wir gute Gründe, warum das so ist.

  • Wobei ich allerdings interessant fand, dass er darauf bestand, da würde deutlich mehr analysiert, als Tilo bei seinen Recherchen finden konnte.


    Da fragt sich mein innerer Steuerzahler natürlich sofort, wem diese umfänglichen Analysen denn präsentiert werden, und warum meine Bundesregierung mir die Ergebnisse dieser wichtigen Aufklärungsarbeit nicht zu Teil werden lassen will, wenn sie so dann hinterher selbst für JournalistInnen nicht aufzufinden sind.

    mhm, wäre natürlich verblüffend, wenn er ausgerechnet da keinen absoluten bullshit erzählt hätte.

  • Ich fürchte Fücks hat durchaus recht, wenn er sagt, die zuständigen Gremien der Bundesregierung zur Vergabe von Fördergeldern an sein "unabhängiges" Zentrum hätten sich die Projektfinanzierung sehr genau angesehen und befunden, dass das alles so in ordnung gehe.


    Der Sinn dieses Thinktanks - und das ziel der Förderung - ist es ja nicht wirklich, irgendwelche tatsächlichen Denk-Erkenntnisse zu produzieren, sondern er besteht darin, die öffentliche und veröffentlichte Meinung zur staatstragenden Anerkennung der herrschenden Verhältnisse als liberale Demokratie, und zu ihrer bedingungslosen Verteidigung gegen ihre inneren wie äußeren Feinde zu bewegen. Insofern machen die doch genau das, wofür sie "vom Steuerzahler" bezahlt werden.


    Anonsten gab es mit ihm ja offensichtlich nichts Inhaltlich kontroverses zu diskutieren. Freiheit ist gut und die Feinde der Freiheit sind schlecht. Was soll man dagegen kritisches einzuwenden haben?


    Ich find's halt auch echt schwierig, das zu beurteilen.

    "Systemisch" finde ich deine Argumentation stichhaltig; ich gestehe den entsprechenden Förderstellen aber auch den Eigenanspruch zu, eine (vermeintlich) kontroverse Debatte zu fördern.

    Vielleicht eine Variante des Thomas-Kreislauf*?

    Unabhängig von den Fördergeldern fand ich aber seine Behauptung, Leute wie er und Kretschmann, die früh ins sehr 'Extreme' gegangen sind, hätten evtl. ihre Demokratie-Lektion besonders gründlich gelernt.

    Ausgerechnet der staatstragende Kretschmann.


    Advocatus diaboli: Vielleicht sind es solche Menschen, die sich einmal kurz, blind und heftig verrennen, aber dann ebenso blind in die "gesellschaftliche Mitte" zurückkehren und dort bleiben?




    *Stereotype Männer namens Thomas/Thorsten/Bernd in Führungspositionen suchen Nachfolger/Untergebene ebensolche Thomas-Typen etc. aus; gibt bestimmt noch einen besseren Begriff

    Myrddin


    Wenn wir uns alle ein wenig mehr Mühe geben, wird das schon.

    Oder?

  • mhm, wäre natürlich verblüffend, wenn er ausgerechnet da keinen absoluten bullshit erzählt hätte.


    Ich glaube jedenfalls nicht, dass er lügt. Aber ob er es mit der "Geschäftsführung" wirklich so genau nimmt, oder ob er das nicht eher als eine "innere" Führung begreift, der es mehr um die richtige Gesinnung geht, als um die lästige Überwachung von Arbeitskräften und den von ihnen verbrauchten Ressourcen, ist natürlich die andere Frage.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!