#606 - Soziologe Oliver Nachtwey

  • Montag (7. November), ab 17 Uhr, LIVE



    Zu Gast im Studio: Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftler Oliver Nachtwey. Er ist seit 2017 Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel. Für sein Buch "Die Abstiegsgesellschaft" (2016) erhielt Nachtwey 2017 den von der Friedrich-Ebert-Stiftung vergebenen Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik.


    Sein aktuelles Buch (zusammen mit Carolin Amlinger): "Gekränkte Freiheit - Aspekte des libertären Autoritarismus"


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  • Kommt Olivers Buch zu spät?


    Überall lösen sich die Corona-Narrative in Luft auf. Wellen brechen ganz ohne Maßnahmen, sogar die Oktoberfest-Welle in Bayern, und der Söder erklärt mal eben die Pandemie zur Grippe:



    Dazu Lauterbachs gestrige Ansage bezüglich Kita-Schließungen:



    Sogar strikteste Maßnahmen-Befürworter gehen in den Dialog mit Kritikern:



    Ergo:

    Es naht die Zeit der Versöhnung und Aufarbeitung. Ist da ein polarisierendes Buch wie das von Amlinger/Nachtwey nicht eher kontraproduktiv?

  • Ist das mit dem libertären Autoritarismus nicht ein sehr negativ klingendes Schubladen-Urteil für eine wohl gar nicht so homogene Gruppe? Warum soll eine Betonung der individuellen Freiheiten der normalen Bürger etwas negatives sein? Ist die Gleichsetzung mit Rücksichtslosigkeit nicht übertrieben (auch wenn es solche Menschen natürlich in jedem Fall auch gibt)?


    Wie sieht es denn auf der anderen Seite der Konfliktlinie aus? Sollte man nicht auch die moralische Rigorosität auf jener Seite mal eingehend analysieren? Haben wir es nicht auch mit einer grossen Intoleranz der angeblich Wissenden in einem edukatorisch auftretenden Mainstream zu tun?

  • Oliver,

    wie holt man Leute zurück in die Mitte der Gesellschaft, die aufgrund von Parkbank-Sitzverboten, abgesperrten Kinderspielplätzen, KiTa-Schließungen, Ausgangssperren, Maskenpflicht im Freien oder Friseurverbot und Arbeitsplatz-Betretungsverbot für Ungeimpfte (im Gesundheitswesen) nach rechts abgedriftet sind?

  • Zu Gast im Studio: Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftler Oliver Nachtwey. Er ist seit 2017 Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel. Für sein Buch "Die Abstiegsgesellschaft" (2016) erhielt Nachtwey 2017 den von der Friedrich-Ebert-Stiftung vergebenen Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik.


    Sein aktuelles Buch (zusammen mit Carolin Amlinger): "Gekränkte Freiheit - Aspekte des libertären Autoritarismus"

    Klasse! :thumbup:

  • Hat er irgendwo eig anekdotisch gesagt, dass VWLer die Wirtschaft im Prinzip wie das Militär organisiert haben wollen? bzw. dass das die Norm/Ideal sei?

    Falls Du die Stelle meinst, er sagte, als es um sein VWL-Studium geht, hätte ein Prof eröffnet, man würde das Studium am liebsten wie eine Militärausbildung organisieren, leider ginge das nicht, deshalb machte man es so [wie er es dann näher beschreibt].

    War glaube ich so bei anderthalb Stunden rum?

  • Man müsste vielleicht mal ein Rechercheprojekt machen dazu, ob es solche Gruppen wie die Querdenker schon immer, oder seit Erfassung, gegeben hat und was ihrer Rolle in Politik und Gesellschaft war. Auf jeden Fall ziemlich interessante Thesen.

    Diese anti-staatlichkeit ist auch interessant, vor allem, weil es in linkem Denken auch schon immer eine anti-staats Strömung gab. Aber die setzt halt auf Kooperation und Solidarität als Alternative und ist auch gegen den Kapitalismus. Und hier versagt halt die linke, die immer noch in diesem Reformdenken festhängt. Hm

  • Man müsste vielleicht mal ein Rechercheprojekt machen dazu, ob es solche Gruppen wie die Querdenker schon immer, oder seit Erfassung, gegeben hat und was ihrer Rolle in Politik und Gesellschaft war. Auf jeden Fall ziemlich interessante Thesen.

    Diese anti-staatlichkeit ist auch interessant, vor allem, weil es in linkem Denken auch schon immer eine anti-staats Strömung gab. Aber die setzt halt auf Kooperation und Solidarität als Alternative und ist auch gegen den Kapitalismus. Und hier versagt halt die linke, die immer noch in diesem Reformdenken festhängt. Hm

    glaube es gibt keine andere Instanz, die genauso zuverlässig linke Politik durchsetzen kann, wie der Staat.

  • Ich fühle mich größtenteils bestätigt. Sympathisches Interview. Kann man leider nicht viel dazu meckern.


    Ich würde höchstens behaupten, dass er es sich beim Vergleich mit den amerikanischen Trumpisten ein bisschen einfach macht, wenn er die im Gegensatz zu den deutschen Querdenkern allesamt als tatsächlich autoritäre Charaktere zeichnet. Die haben ja auch ein sehr großes, und im amerikanischen Gründungsmythos fest verankertes Freiheitsbedürfnis, das sie nur leider fälschlicherweise von Trump und seiner Gang besser verteidigt sehen, als von den anderen politischen Knechten des Kapitals.


    Gut ist, dass er auch sich selbst und sein eigenes linkes Lager für den mangelnden Widerstand gegen die unsoziale Maßnahmenpolitik kritisiert und einräumt, dass das im Buch zu kurz kommt.

  • Gut ist, dass er auch sich selbst und sein eigenes linkes Lager für den mangelnden Widerstand gegen die unsoziale Maßnahmenpolitik kritisiert und einräumt, dass das im Buch zu kurz kommt.

    Irgendwie ist es aber auch schräg, einerseits nachträglich zu konstatieren, dass die Maßnahmen unsozial waren und teilweise überzogen, andererseits aber diejenigen, die dagegen (offenbar ja durchaus berechtigt) zeitnah protestiert haben, immer noch als irgendwie „autoritär“ zu brandmarken.


    Mein Eindruck ist, dass er sich da ein bisschen in seine Idee verrannt hat und daran festhält (natürlich ohne sich dessen ganz bewusst zu sein), obwohl die nachträgliche Bewertung des Pandemiegeschehens das gar nicht mehr hergibt. Denn zu viele von den Maßnahmen-Politikern vertretene Positionen mussten inzwischen geräumt werden, von der Angemessenheit der KiTa-Schließungen bis zum Fremdschutz durch Impfung. Beide Beispiele erwähnt Oliver selbst im Interview.

  • immer noch als irgendwie „autoritär“ zu brandmarken.

    Dass er da was "brandmarkt" ist halt Deine Interpretation. Eigentlich hat er seine Position ziemlich ausführlich erklärt und begründet, und sie auf eine recht aufwändige empirische Untersuchung gestützt.


    Wenn das für Dich "brandmarken" ist, dann kannst Du halt einfach gar nichts mehr glauben, was Deinem gefühlten Eindruck widerspricht - egal wie viel Mühe sich irgendwer dabei gegeben hat, es zu begründen.

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