#605 - Ulrike Herrmann über das Ende des Kapitalismus

  • Freitag, ab 16 Uhr, LIVE



    Zu Gast im Studio: Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann. Seit 2000 ist Herrmann Redakteurin bei der taz. Dort war sie zunächst Leiterin der Meinungsredaktion und Parlamentskorrespondentin. Seit 2006 ist sie Wirtschaftskorrespondentin. Von 2008 bis 2014 gehörte sie auch zum Vorstand der taz-Verlagsgenossenschaft.


    Ihr aktuelles Buch: "Das Ende des Kapitalismus - Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden" (Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2022)


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    Teil 2 nach Folge 451 mit Ulrike


  • Thema soziale Ungleichheit: Mich würde interessieren, was Frau Herrmann von der Idee hält, in Unternehmen Löhne so zu koppeln, wie es zb 2013 in der Schweiz eine Volksinitiative forderte: niemand sollte mehr als zwölfmal soviel verdienen wie die schlechtestbezahlten Mitarbeiter, siehe

    https://de.wikipedia.org/wiki/…gerechte_L%C3%B6hne%C2%BB
    Nachfrage: Das Wie-viel-fache sollte ein Chef maximal verdienen, gegenüber dem schlechtestbezahlten Mitarbeiter?

  • Woher bezieht Ulrike ihre Informationen über Russland?

    Und hält sie es wirklich für eine gute Idee, das Land zu ruinieren?

    Was dann, eine Wiederholung der 90er Jahre? Ausverkauf der Rohstoffe unter einer versoffenen US-Marionette?

    Glaubt Ulrike wirklich, dass die russische Führung das nochmal geschehen läßt?

  • Zur Ukraine würde ich nichts fragen. Die Ulrike hat da echt komische Ansichten. Es ist besser sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Das ist nämlich nicht uninteressant.


    Kann Deutschland die beschriebene Transformation hin zu einer "Überlebenswirtschaft" alleine machen oder müssen das nicht alle (Industriestaaten) gemeinsam machen?


    Ist das was Dir da vorschwebt eigentlich wirklich "Das Ende des Kapitalismus"? Doch eigentlich nicht. Es klingt eher nach einer temporären Sache um die dringend notwendige Transformation anzuschieben. Und danach? Muss der Kapitalismus nicht völlig weg?

  • Mich würde interessieren wie sie die langfristige Strategie von China einschätzt. Dieses Land kann ja im Vergleich zu unseren Demokratien in viel längeren Zeiträumen planen. Trotzdem unternehmen die Chinesen viel zu wenig um in der nahen Zukunft ihre Emissionen zu begrenzen. Zerstören sie sich damit nicht selbst die Absatzmärkte wenn die Klimakrise in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts voll einschlägt?

  • Hier meine Fragen an Frau Herrmann:

    1. Ich möchte meinen Beitrag zur ökologischen Wende leisten. Laut einem Interview (Hotel Matze ab 2:01:25), empfehlen Sie lediglich weniger Fleisch zu essen. Ein durchschnittsdeutscher Lebensstil mit übermäßigem Konsum, Fliegen, Autofahren, zu viel Wohnraum, etc. ist offenbar sogar nötig, um den Zusammenbruch der Wirtschaft zu verhindern. Ich mache also alles richtig, wenn ich mich als Vegetarier in meinem SUV auf dem Weg zum Billigflieger nach Bali zurücklehne, auf meinem neuen iPhone "Das Ende des Kapitalismus" höre und auf die britische Kriegswirtschaft warte?
    2. Warum wird das Wirtschaftswachstums-Thema überhaupt noch diskutiert? Gibt es keine eindeutige Studienlage bzgl. einer möglichen Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Emissionen? Was ist hier der Konsens in der Wissenschaft und warum?
    3. Könnten z.B. in Australien oder im globalen Süden riesige Solarparks entstehen? Aus dem erzeugten Strom könnte doch langfristig grüner Wasserstoff für den weltweiten Bedarf produziert werden?
    4. Was würde ein Durchbruch in der Kernfusion bedeuten? Wäre damit grünes Wachstum möglich?
    5. Haben Sie eine Hypothese warum ausgerechnet Rechte den Klimawandel leugnen?
    6. Was nervt Sie im Klimadiskurs am meisten?
    7. Welche Entwicklungen der letzten Jahre stimmen sie positiv, dass wir den Klimawandel in den Griff bekommen?
  • Liebe Ulrike,

    Was hältst du von einer vollständigen Re-Verstaatlichung wichtiger öffentlicher Güter, wie der Eisenbahn (ÖPNV allgemein) oder der Krankenhäuser? Sollte der Staat nicht Güter bereitstellen, die der Markt aufgrund von mangelnden Aussichten auf Profit nicht bereitstellen kann (und will).

    Danke im Voraus!

  • Fragen an Frau Herrmann:

    "Wirtschaftswachstum" ist kein physikalisches Naturgesetz, sondern eine menschengemachte Verabredung von Kriterien, nichts was irgendwie ewigen Bestand hätte.
    Wie könnte man "Wirtschaftswachstum" umdefinieren, damit es ökologischen uns sozialen Maßstäben gerecht wird? Weil offensichtlich Menschen/Regierungen Kriterien der Vergleichbarkeit brauchen.
    Immer mehr und immer weiter geht nicht, dass sollte auch dem dümmsten Esel mittlerweile klar sein.
    Wie definieren wir, was "genug" ist, sowohl nach unten, als auch nach oben? Wie können wir über diese Frage einen gesellschaftlichen Konsenz erzielen und wo ist der Diskussionsraum dafür?

  • Das Bip/Kopf weltweit liegt bei 12.000$, das ist das was jeder hätte, wenn man alle Einkommen, also auch Gewinne aus Vermögen, so umverteilen würde, das jede gleich viel hätte. In Zukunft werden wir mehr Menschen. Wenn wir nicht mehr produzieren (die Weltwirtschaft nicht wächst), sinkt das Einkommen pro Kopf. Wenn die Weltwirtschaft noch schrumpft dann hätten alle, selbst wenn man absolut gleich umverteilt, weniger als jemand der heute in Deutschland Harz 4 bekommt.


    Beziehen sich deine Aussagen zur Wirtschaftsschrumpfung nur auf Deutschand und andere Länder mit vergleichbarem Lebensstandard, OECD zum Beispiel?

    Was ist dein ideales Pro Kopf Einkommen, das jeder weltweit mindestens haben sollte?

    Was wäre das Maximum, das deiner Meinung nach einer Person zur Verfügung stehen sollte?


    @all

    korrigiert mich gerne zu den Aussagen über Durchschnittseinkommen weltweit, wenn die Zahlen so nicht stimmen.

    Ich mache mir die im Forum zu diesem Thema mehrheitlich geäußerte Meinung nicht zu eigen und wiederspreche ihr hiermit ausdrücklich!

  • Wie soll die Transformation zu der „Überlebenswirtschaft“ genau aussehen? Die Deutschen werden nicht begeistert sein etwas abgeben zu müssen, sei es auch noch so nötig. Die politischen Parteien werden so eine Transformation nicht vorschlagen wenn sie gewählt werden wollen. In einer Volksabstimmung würde der Vorschlag durchfallen. Die Medien werden dagegen sein. Ist das ganze nur ein schöner Traum?

  • Meine Frage ist warum Frau Herrmann so paternalistisch argumentiert von wegen: Bahnfahren geht nicht das geht etc. Kann man es nicht in den demokratischen Prozess geben was man sich mit der ökoenergie leisten will? Zumal Bahnfahren sehr effizient ist.

  • Ich finde auch die Frage spannend warum Quaschning sagt man könne den momentanen Energiebedarf Deutschlands mit Erneuerbaren decken und sie sagt das gehe nicht. Hat er da nicht mehr Ahnung? Oder ist sein Job Hoffnung und Aufbruchstimmung zu verbreiten? Und sie ist die Spielverderberin? Vielleicht kann sie da was dazu sagen? Am besten wäre aber natürlich mal eine Diskussion mit beiden zusammen.

  • Gibt es überhaupt ein einziges theoretisches Wirtschaftskonzept das ökologisch ist, kurz/mittelfristig (2-10 Jahre) dafür sorgt, dass die wirtschaftlich produzierte Ungleichheit durch Kolonialismus und Ausbeutung die auch heute noch stattfindet wieder ausgeglichen und behoben wird?

    - Falls es kein Konzept gibt würde mich interessieren wie überhaupt eine Einigung bei zukünftigen Ressourcen oder klimapolitischen Fragen erzielt werden kann, wenn die aufgebaute Benachteiligung nicht einmal im theoretischen Ansatz beseitigt werden kann?

    - Falls es ein Konzept gibt würde mich interessieren wie dieses aussieht, Eckpunkte usw. und ob dies in den Ländern die wirtschaftliche Macht abgeben müssten demokratisch durchsetzbar wäre, gibt es dafür in den Ländern Mehrheiten? Wo ist die Lobby für dieses Konzept?


    P.S. Diese Frage habe ich schon einmal fast identisch gestellt bei einem anderen Gast und sie interessiert mich immer noch da damals nicht gestellt. Evtl. passt das hier besser rein?

  • Ich finde auch die Frage spannend warum Quaschning sagt man könne den momentanen Energiebedarf Deutschlands mit Erneuerbaren decken und sie sagt das gehe nicht. Hat er da nicht mehr Ahnung? Oder ist sein Job Hoffnung und Aufbruchstimmung zu verbreiten? Und sie ist die Spielverderberin? Vielleicht kann sie da was dazu sagen? Am besten wäre aber natürlich mal eine Diskussion mit beiden zusammen.

    Naja, die Antwort ist eigentlich einfach, rein technisch ist das möglich, genau wie Quaschning sage ich das auch seit Jahren, man müsste es nur mal machen (was jedoch leider seit Jahren eher aktiv verhindert wird), aber wir installieren hier bisher weder genug Photovoltaik noch Windkraftanlagen...welche btw vorallem bei der PV bisher aus China kommen, mit denen wollen wir es uns ja jetzt anscheinend auch verscherzen...und wir bauen auch nicht genug vertikal integrierte Produktionskapazität um diese Anlagen selber herzustellen, soweit mir bekannt sind aktuell zB so 25-30GW PV Produktionskapazität (pro Jahr) geplant...aber leider halt nur für ganz Europa.

    Das Problem ist, etwa diese Größenordnung brauchen wir eigentlich alleine für Deutschland.


    Und dieses Problem beschränkt sich nicht allein auf Deutschland oder Europa, wir brauchen für unseren (gegenwärtigen und geplant zukünftigen) Energieverbauch bis 2024 global etwa 107 "Gigafabriken", geplant sind bisher aber nur 7...fehlen also nur 100 Fabriken.

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    Und aus der Perspektive könnte man - ähnlich wie Frau Herrmann - zu dem Fazit kommen das wir das nicht schaffen können...mein Problem bei ihr ist ,ich habe bisher den Eindruck das sie glaubt das wäre technischer Ursache und da kann man halt nichts machen...was aber mMn falsch ist, es ist ein politisches/wirtschaftliches und vllt auch gesellschaftliches Problem, aber kein technisches.


    Aber da über dieses Problem nichtmal ansatzweise eine breite gesellschaftliche Diskussion stattfindet und daher auch kein Bewusstsein für das Problem vorhanden ist, kann man mittlerweile tatsächlich einplanen wie hart wir es verkacken werden...dieses ach so tolle kapitalistische System mit dieser super innovativen Marktwirtschaft (die ja auf Probleme angeblich immer so toll reagiert) und mit den "besten" jemals dagewesenen politischen und wirtschaftlichen Führungspersönlichkeiten...ist unabhängig vom Klimawandel garnicht in der Lage zu sehen und zu verstehen das wir bei zuneige gehendem Erdöl einen massiven Energiemangel haben werden...dabei ist dieses System doch total abhängig von der ganzen Energie und müsste aus reinem Selbsterhaltungsinteresse alles dafür tun um dieses Problem zu lösen.


    Merkt aber kaum jemand und spricht wie gesagt auch kein Schwein drüber, genau wie bei der Diskussion über den Kapitalismus allgemein, man könnte dieses System (mit seinem unendlichen Wachstum) ja auch mal langsam kontrolliert runterfahren und abschaffen und alleine dadurch ziemlich viel Energie einsparen, aber...

  • ich habe bisher den Eindruck das sie glaubt das wäre technischer Ursache und da kann man halt nichts machen



    Frage: Liebe Ulrike, schaffen wir die Energiewende nicht weil wir ein gesellschaftliches, politisches Problem mit der Umsetzung haben oder weil wir das technisch nicht bewerkstelligen können?


    PS: Das würde im Forum für Entspannnung sorgen wenn wir das beantwortet bekämen.

  • PS: Das würde im Forum für Entspannnung sorgen wenn wir das beantwortet bekämen.

    Naja, kommt auf die Antwort an.


    Wenn die Frage wirklich gestellt wird und sie tatsächlich der Meinung ist es wäre ein technisches Problem...sollte sie auch eine detailierte Erklärung dazu abgeben was ihrer Meinung nach die Ursachen sind, nicht das sie einfach irgendwas behauptet und da wieder nicht groß drauf eingeht.

  • Naja, kommt auf die Antwort an.


    Wenn die Frage wirklich gestellt wird und sie tatsächlich der Meinung ist es wäre ein technisches Problem...sollte sie auch eine detailierte Erklärung dazu abgeben was ihrer Meinung nach die Ursachen sind, nicht das sie einfach irgendwas behauptet und da wieder nicht groß drauf eingeht.

    Fürs Verständnis. Schließt technische Machbarkeit, die notwendigen Ressourcen und deren Abbau sowie Verteilung mit ein?

  • Fürs Verständnis. Schließt technische Machbarkeit, die notwendigen Ressourcen und deren Abbau sowie Verteilung mit ein?

    Naja, ein Mangel an Silizium (zweithäufigstes chemisches Element der Erdkruste) oder Aluminium (dritthäufigstes chemisches Element der Erdkruste) ist ziemlich sicher nicht zu erwarten...und das ist es was den größten Teil eines Moduls ausmacht.

    Was langfristig evt ein Problem werden könnte ist das Silber welches in sehr kleinen Mengen zum kontaktieren der einzelnen Zellen im Modul verwendet wird, wobei die notwendige Menge in den letzten Jahren durch technische Entwicklung immer weiter gesunken ist, daher ist das noch nicht so sicher ob es da zwangsweise ein Problem geben wird.

    Aber es gibt sonst dafür auch eine Alternative, man hat das Silber bereits gegen Kupfer austauschen können, daher ist das rein technisch kein Killerargument.


    Ein Problem sehe ich in Ländern wie Deutschland eher beim Mangel an Arbeitskräften, die Produktion der PV Module ist weitgehend automatisiert und braucht nur wenige Menschen, aber irgendwer muss das ganze ja auch installieren...wobei auch das mMn kein unlösbares Problem ist, man muss die Leute halt nur ausreichend gut bezahlen, dann findet man auch Arbeitskräfte...eben das wird aktuell eher nicht gemacht, viele die in diesem Bereich arbeiten kann man eigentlich zum Niedriglohnsektor (oder vllt knapp darüber) zählen, da wundert es mich nicht wenn die Unternehmen nicht ausreichend Arbeitskräfte finden.

  • Das Konzept des "Grünen Schrumpfens" verlangt ja nicht nur von Staat und Wirtschaft viel, sondern auch von - wenn auch nicht allen - so doch sehr vielen individuell, bei denen fortwährender Konsum Lebenssinn stiftet. Ich denke der Idee einer Rationierung müsste eine Utopie von einem sinnvollem Leben zur Seite gestellt werden. Sie haben meine ich, u.a. bei Wolfgang Fritz Haug studiert - ist Ihnen die "Vier in einem Perspektive" von Frigga Haug bekannt, die hierdrin ein neues Lebenszeit Modell entwirft? Oder anders gefragt - auf welche Art und Weise denken Sie das die Idee einer Art kriegswirtschaftlichen Rationierung mehrheitsfähig werden kann?

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