Die Verteidigung seiner neoliberalen Sparpolitik fast 20 Jahre später lässt du moralisch durchgehen?
Danke für deine Rückfrage Tilo.
Es geht mir hier um die Relevanz der verschiedenen Facetten von Christian Wulffs Person bezogen auf die Funktion die er innehaben soll.
Ich habe mich vlt. Im ersten Absatz zu undeutlich augedrückt. Die neoliberalistische Sparpolitik hat seinen Ursprung in seiner monetaristischen Denkweise und diese kritisiere ich. Und bin komplett bei deiner Kritik.
Diese Denkweise hat er aber in einer zutiefst monetaristischen und neoliberalen Gesellschaft. Wir merken es ja am Wirtschaftsbriefing. Es ist für mich also nachvollziehbar, dass er so denkt. Wie ihm geht es wahrscheinlich dem größten Teil der Gesellschaft. So ginge es auch mir vor Jahren noch. Das Wirtschaftsbriefing hat mir nun gezeigt dass es bessere Denkschulen gibt.
Es ist für mich moralisch legitim dem ökonomischen Mainstream anzuhängen.
Er wäre für mich natürlich kein guter Ministerpräsident aufgrund dieser Denkweise.
In Sachen Bundespräsident spielen für mich aber andere Faktoren eine Rolle. So kann er in seinen Erläuterungen die komplexe Vielfalt unserer Gesellschaft und der daraus folgenden vielen Blickwinkel gut abbilden und respektiert diese. Somit respektiert er sowohl uns, als auch unsere Gegner im politischen Streit. Das ist sehr Demokratisch und daher für mich ein sehr wichtiges moralisches Argument. Er könnte hier sehr gut als Vermittler dienen.
Auch die Art und weise wie er mit dir diskutiert hat war sehr angemessen, auf Augenhöhe und ehrlich. Auch wenn ich ihm übel nehme dass er von kritischen Fragen ablenkte wenn er keine Argumente mehr hatte. Das halte ich aber für ein rhetorisches Mittel und nicht für ein moralisches Argument.
Ich hoffe ich konnte den Widerspruch den du zurecht anmerkst nun besser auflösen.
LG
Philipp =)