Belarus / Warum auch wir von „Belarus“ sprechen / der DLF klärt auf / Gewalt / Proteste / Lukaschenko

  • Die Nachrichtenagenturen als Vorreiterinnen


    Vor einigen Monaten nun sind deutschsprachige Nachrichtenagenturen zur Bezeichnung Belarus übergegangen. Die Begründung ist eher formal. Sie besteht aus dem Hinweis auf die schon erwähnte Selbstbezeichnung und auf die Sprachregelung des Auswärtigen Amtes. In den deutschen Medien setzt sich Belarus seitdem nach und nach durch. In den Zeitungen, im Radio und im Fernsehen, bei Korrespondenten und Moderatorinnen. Das merken wir in diesen Tagen besonders – wegen der intensiven Berichterstattung vor den Wahlen.



    https://www.deutschlandfunk.de…ml?dram:article_id=481918



    Alexander Lukaschenko wird oft als „der letzte Diktator Europas“ bezeichnet. Doch wie heißt das Land, das er seit Jahrzehnten mit harter Hand regiert? Lange war die Antwort klar, es geht um Weißrussland. Inzwischen setzt sich aber der Name „Belarus“ durch, auch in den Deutschlandfunk-Nachrichten.

    Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob der Name Weißrussland für das Land im Osten Europas noch angemessen sei, ob wir nicht wie die Menschen im Land selbst von Belarus sprechen sollten. Im Hintergrund steht unter anderem die Frage, ob der Name Weißrussland problematische Assoziationen auslösen könne, im Sinne einer Zugehörigkeit eines eigenständigen Staates zum politischen und nationalen Bereich Russlands. Die Neue Zürcher Zeitung formulierte diese Position einmal so: „Dem fälschlich verwendeten Toponym Weissrussland ist die semiotische Zugehörigkeit zu Russland bereits eingeschrieben.“ Auch die Deutschlandfunk-Medienredaktion hat darüber berichtet.


    Die Nachrichtenagenturen als Vorreiterinnen

    Vor einigen Monaten nun sind deutschsprachige Nachrichtenagenturen zur Bezeichnung Belarus übergegangen. Die Begründung ist eher formal. Sie besteht aus dem Hinweis auf die schon erwähnte Selbstbezeichnung und auf die Sprachregelung des Auswärtigen Amtes. In den deutschen Medien setzt sich Belarus seitdem nach und nach durch. In den Zeitungen, im Radio und im Fernsehen, bei Korrespondenten und Moderatorinnen. Das merken wir in diesen Tagen besonders – wegen der intensiven Berichterstattung vor den Wahlen.

    Es geht um Verständlichkeit – langfristig und kurzfristig

    Angesichts dieser allgemeinen Entwicklung gehen auch die Deutschlandfunk-Nachrichten zur Bezeichnung Belarus über. Wir wollen und müssen langfristig verständlich bleiben, die Menschen sollen wissen, wovon die Rede ist. Daneben steht allerdings auch das beachtliche Problem der kurzfristigen Verständlichkeit. Viele Hörerinnen und Nutzer sind in unserem Programm an Weißrussland gewöhnt, haben (zumindest von uns) noch nie etwas von Belarus gehört. Daher werden wir die beiden Namen für eine ganze Weile synonym und parallel verwenden.

    Die heikle Frage des Adjektivs

    Eine besonders knifflige Frage ist die des Adjektivs. Folgt man der sprachlichen Logik und bedenkt man die erwähnten sprachpolitischen Überlegungen, so darf das Adjektiv nicht „belarussisch“ lauten. Es muss „belarusisch“ sein. Im englischsprachigen Raum hat sich der Verzicht auf das zweite „s“ schon durchgesetzt. Im deutschen Sprachraum wirkt es momentan noch fremd. Doch das ist vermutlich eine Frage der Zeit – wie so vieles in der komplizierten und wunderbaren, in der manchmal logischen und manchmal widersprüchlichen Welt der Sprache.



  • Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob der Name Weißrussland für das Land im Osten Europas noch angemessen sei, ob wir nicht wie die Menschen im Land selbst von Belarus sprechen sollten. Im Hintergrund steht unter anderem die Frage, ob der Name Weißrussland problematische Assoziationen auslösen könne, im Sinne einer Zugehörigkeit eines eigenständigen Staates zum politischen und nationalen Bereich Russlands.


    Weißrussland ist nicht nach Russland benannt, sondern beide nach der Rus. Großrussland, Weißrussland, (Schwarzrussland, Rotrussland) Kleinrussland, also der Norden der Ukraine. Es sind alles die Länder der Rus, worauf auch der Name Belarus verweist. Erscheint mir etwas künstlich da ein Problem anzunehmen oder haben sich Menschen aus Weißrussland beschwert? Im Gegensatz zur Ukraine, die jedesfalls aus ukrainisch-nationalistischer Sicht die Rus zwar als ukrainische Proto-Nation beansprucht aber Kleinrussland bzw. "Klein-Rus" als diskriminierend empfindet, ist mir da nichts bekannt.

    Einmal editiert, zuletzt von Wemir () aus folgendem Grund: Darstellung korrigiert

  • Weiß jemand, seit wann das AA diese Sprachregelung anwendet?

    Ohne ein genaues Datum zu kennen: Sehr lange! Ich war vor über 25 Jahren das erste Mal als Schüler dort und behaupte, dass es damals schon die eigentliche Bezeichnung im Behörden-Deutsch war - zumindest die von offiziellen Stellen in Deutschland gebrauchte Landesbezeichnung ist seit geraumer Zeit "Republik Belarus", wobei sich nach meiner Erinnerung dann daneben im adjektivischen Gebrauch immer mal wieder ein "weißrussisch" eingeschlichen hat.

  • Lila

    Hat den Titel des Themas von „Belarus / Warum auch wir von „Belarus“ sprechen / der DLF klärt auf“ zu „Belarus / Warum auch wir von „Belarus“ sprechen / der DLF klärt auf / Gewalt / Proteste / Lukaschenko“ geändert.
  • Violent protests in Belarus after Lukashenko claims election victory ;(


    Protesters and police clashed in major cities in Belarus after the presidential election. A human rights group says one person has been killed. The electoral commission says preliminary results show President Alexander Lukashenko won 80 percent of the vote, despite indications of strong support for opposition challenger Svetlana Tikhanovskaya before the vote. The electoral commission says Tikhanovskaya took just ten percent of the vote.



  • toxic

    Nur ein Trigger, um die legendäre "Diktatur?>>>Königreich!"-Fuckery aus nostalgischen Gründen mal wieder anzubringen.

    Dass aufgeklärte Medien reichlich unisono ein politisches Statement setzen, verwundert angesichts der Thematik auch nicht. Aber die Nummer vom Deutschlandfunk ist ein sprachpolizeilicher Kracher - die Verrenkungen fürs korrekte Framing sind sensationell. Dabei wäre es so einfach - das 's' wegschmeissen und die Leute aus Weissrusland sprechen weissrusisch.

    :rolleyes:

    Ist denen wohl auch aufgefallen.

  • Ja, tut sie.

    Wollte nur jedem die Gelegenheit geben, zu hören, wie sich das AA bei KSA das Wort "Diktatur" ganz explizit nicht zu eigen macht... wo wir in diesem Thread mit Weissrusland bei der letzten Diktatur in Europa sind. Ist sehr um die Ecke, iweiss

  • Belarus heißt das jetzt, weil man den Russen mal wieder vor die Füße spucken möchte.

    Russland nennen wir ja auch Russland, obwohl das vor Ort Rossija (Россия) heißt. Und die nennen uns Germania. Ich find's peinlich, was da mal wieder passiert, aber sei's drum. Bei mir heißt das weiterhin Weißrussland, wenn ich deutsch spreche.

  • Ich habe die PK bei Phönix gesehen, hat was von Ukraine 2.0 - fehlen nur EU-Politiker die in Weissrussland Brötchen für Demonstranten schmieren (wie für die Rechten auf dem Maidan).


    Wenn blaue Flecken und Festnahmen bei Demos Grund sind die Regierung zu wechseln, dann könnte man sich kaum so schnell den neuen Regierssprecher-Name merken, sowas passiert auch bei uns regelmäßig. Man muß da auch Beweise für Misshandlungen haben, es kann auch jemand zurecht einen Gummiknüppel abgekommen haben.


    Selbst wenn wir 10% in Russland/Weissrussland abziehen, dann sind die Mehrheiten immer noch klar verteilt. Dieselbe Regierung die da jetzt klare Mehrheiten anzweifelt erkennt eine Marionette an, die sich in Venezuela ohne Wahl selbst zum Präsidenten erklärt - Bitte?!


    Was wenn es Ungereimtheiten gibt, in NRW wurden mal 30 Säcke mit Wahlzetteln verschludert, EU-Rauswurf?

  • Der Artikel hier ist ziemlich... drastisch...

    Fordern Sie deshalb nicht freie Wahlen nach westlichem Vorbild. Folgen Sie nicht prowestlichen Oppositionskandidaten. Lassen Sie sich nicht vor den Karren der NATO spannen! Lassen Sie sich nicht von frei gewählten Politikern und kapitalistischen Konzernen Ihre Lebensbedingungen diktieren! Diese werden darüber nicht besser. Erobern Sie nicht Parlamentssitze und Präsidentenpaläste. Wenn Sie dem Schicksal der Lohnabhängigen in anderen Ländern Osteuropas entgehen wollen - erobern Sie die demokratische Verfügungsgewalt der arbeitenden Klassen über die ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen in Ihrem Land. Bilden Sie Räte!

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  • Der Artikel hier ist ziemlich... drastisch...

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    Und inhaltlich in vielerlei Hinsicht auch massiv falsch. Erfolgreiche ehemalige Sowjet-Republiken wie die baltischen Staaten werden gezielt ausgeklammert.

    Letztlich ist es wie so oft bei gezielter Desinformation: Man greift reale Probleme auf ( problematische Verifizierung von Presseberichten, oligarchische Ausbeutung nach Zerfall der Sowjetunion etc.), ignoriert, dass ähnliche Probleme bereits existieren oder gegenteilig genauso anwendbar sind, überspitzt das ganze am Ende bis zum geht nicht mehr und hofft, dass es zumindest bei einigen wenigen die entsprechende Wirkung entfaltet.

  • Der Artikel hier ist ziemlich... drastisch...

    ...

    letztlich....

    Oppositionelle aus dem Ruhrgebiet (gez. Armin Fischer) Sind da nicht historisch viele Polen unterwegs? Mal nen Rurpottler befragen...

    Letztlich richten die sich auch gegen die Demonstranten. Insgesamt alles Propaganda.

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