#591 - Militärexperte Carlo Masala

  • Carlo hat einige Dinge schön direkt beim Namen genannt, das hat mich positiv überrascht. Das hebt das Gespräch ein wenig wie von solchen schrecklichen Interviews wie mit Hofreiter oder Beck ab, bei denen irgendwie nur die gewünschte Propaganda unters Volk gemischt wurde. Von Carlo kamen dann aber die eigentlich offensichtlichen Schlussfolgerungen nicht und am Ende fanden wir doch wieder alles toll so wie es ist und dackeln hinter dem Onkel mit den breiten Schultern brav in den ganz grossen Krieg mit China. Da ging das Gespräch für meinen Geschmack doch zu wenig ans Eingemachte. Was soll denn diese ganze neo-realistische Keilerei der Grossmächte im Angesicht der ganz grossen Krise?

  • Hab nochmal in meinem Ausweis nachgesehen, Überraschung!... ich heiße tatsächlich nicht Masala. Mit Trollen kann man ja heute die ganze Welt erklären, eine Welt, in der wichtiger ist, wer was sagt, statt was gesagt wird. Hier bei Euch (ich lass dann gleich mal das Siezen) braucht man also ne hohe Zahl von Beiträgen... Na mal sehen...

  • ansonsten,
    ich konnte zwar noch nicht alles hören...
    teilweise anregend, aber für mich am spannensten, unsere Militärexperten machen sich viele grundsätzliche Gedanken, wissen aber über konkrete Vorgänge oder Verhältnisse erschreckend wenig...
    ich frage mich also weiter, was ist der Selenskyj? Mehr Instagrampräsident oder doch oberster Befehlshaber? Carlo Masala ruft ja vielleicht die richtigen Leute an, um sich da ein sinnvolles Urteil zu bilden? Er hat mich aber im selben Atemzug in tiefe Zweifel gestürzt! Hat er wirklich gesagt, er hält "open-source-recherche" für eine geeignete Quelle? Also, wer mal herzhaft lachen will, dem empfehle ich Elliot Higgins Einblicke in digital Hogwarts! Was der am Küchentisch mit ein paar Nerdkumpels rauskriegt, einfach phänomenal. Und Journalisten fressen ihm reihenweise aus der Hand! Wenn ich nachweisen muss, dass ich kein bot bin, dann muss ich auf irgendwelchen Fotos Verkehrsschilder oder Marienkäfer erkennen. Und spüre so, was der KI heute alles so zugetraut wird. Nämlich ziemlich wenig! Higgins ist immerhin in einem Punkt ziemlich erfolgreich, man hält ihn für einen Journalisten und für investigativ. Assange wird beides nicht attestiert und er kam mit der Idee, einfach brisante Dokumente zu veröffentlichen, in den Knast. Das Geile an Bellingcat, man muss nicht nachweisen, wie man zu seinen zauberhaften Erkenntnissen gelangt, man muss es einfach nur glauben... also, dass Higgens und seine Kumpel zaubern können... Oder man lernt selber zaubern, dann kann man das Ganze nachvollziehen... ich fand trotzdem die Idee mit den brisanten Daten und Dokumenten besser, aber die konnte sich halt nicht durchsetzen...
    Die Russen sagen übrigens, die da in Kiew koksen alle. Hab mir mal von einem Einlasser vor einem Club erklären lassen, worauf die so achten... Was soll ich sagen, bei Selenskyj hab ich bei einigen seiner Auftritte das Gefühl, die Russen könnten Recht haben...

  • Interessant auch, wie Carlo sich Mearsheimer zurecht rationalisiert, um seine aktuellen Analysen (der Westen und Ukraine trägen Mitschuld am Konflikt) mit „Widersprüchen" in Aussagen aus 1993 (also vor Nato Osterweiterung und US Putch in der Ukraine) abzuräumen.


    Naja, wenigstens sieht er uns einem großen Propagandakrieg ausgesetzt. Lustig, dass er sich da irgendwie über den Dingen wähnt. Steht wahrscheinlich auch in der Hamburger Erklärung.

  • Lustig, dass er sich da irgendwie über den Dingen wähnt. Steht wahrscheinlich auch in der Hamburger Erklärung.

    Diese Haltung geht nicht selten mit einer Professur einher, denn damit bist du effektiv eine Instanz, an der man sich auszurichten hat. Bringst du diese Haltung nicht mit, dann gerätst du nach außen hin in einen Widerspruch, da dein Ruf an 'ne Uni ja ggf. gar nicht gerechtfertigt ist. Wie es in ihm drinnen aussieht, dass weiß natürlich nur er.


    Die genau gegenteilige Haltung kann man aber auch ins sokratisch Lächerliche ziehen, so wie ein Dieter Nuhr, der über allem schwebt, indem er nichts weiß, aber dann doch irgendwie alles besser.

  • Lustig, dass er sich da irgendwie über den Dingen wähnt.

    Vor allem weil er gleich zu Beginn zugibt, dass er, wenn er was über das russische oder chinesische Militär wissen will, mit "Leuten" telefoniert, die zwar offensichtlich auch keine Russen oder Chinesen sind - denn zu denen ist ja der Kontakt abgerissen -, sich aber irgendwie besser damit auskennen als er. Von den Praktikern selbst, oder ihren Geheimdiensten bekommt man während eines laufenden Krieges ja keine Geheimnisse verraten.


    Ich rate mal, dass die "Leute" mit denen der Herr Professor zum Zweck seiner "Forschung" telefoniert, ihrerseits genau das selbe machen. Am Ende telefoniert der ganze Militärisch-politikwissenschaftliche Komplex der NATO-Staaten und ihrer Verbündeten miteinandner und ist sich darüber einig, dass der Russe ein für alle mal in seine Schranken gewiesen gehört, und dass der Chinese eine finstere Bedrohung ist. Natürlich brauchen alle Atomwaffen - aber vielleicht nicht so viele. Sie werden ja sowieso nie eingesetzt.


    Da lässt sich natürlich gut "über den Dingen" schweben, wenn einem die gemeinsame Ideologische Präferenz Auftrieb verschafft.


    Am besten gefällt mir der Teil, wo er ganz überrascht darüber tut, dass die Ukrainische Armee sich so gut mit Guerillataktik auskennt. Offenbar ist ihm nicht aufgefallen, dass die seit Jahren von genau dem Militär jener indispensable Nation ausgebildet, bewaffnet und auch ohne Deutsche und französische Zustimmung auf maximale Russenfeindlichkeit abgerichtet und quasi durch die Hintertür in die NATO integriert wurden, welche sich am besten damit auskennt, wie sich eine zahlenmäßig und technisch unterlegene Nation gegen den konventionellen Überfall durch die hochgerüstete Miliärmaschine einer Atomaren Supermacht verteidigen kann, weil sie sich in den letzten fünfzig Jahren eigentlich noch in jedem Krieg, in den sie sich global eingemischt, oder den sie gleich selbst vom Zaun gebrochen hat, auch noch Jahre später mit genau solchen Guerillataktiken konfrontiert sah, und diese dabei ausgiebig am praktischen Beispiel und an den eigenen Leibern ihrer Sturm- und Besatzungstruppen studieren konnte - nicht zu vergessen, die diversen Terrororganisationen, Drogenbanden und religiösen Fanatiker Freiheitskämpfer und demokratischen Widerstandsbewegungen, die von der CIA selbst schon zu Sowjetzeiten zum Partisanenkampf gegen die gottlosen russischen Kommunisten und ihre Sympathisanten im globalen Süden ausgerüstet und ausgebildet wurden.


    Immerhin war der Carlo früher mal "eher links", hat jetzt aber zum rechten Glauben zurück gefunden und ist zum Liberal-Konservativismus konvertiert, so wie es sich für einen deutschen Staatsdiener auch irgendwie gehört.

  • Ach Tilo , Ach hansj. ,


    um einen Betrüger (USA) zu verstehen, muss man wie ein Betrüger denken.

    Hier der Clip von einem Experten, den ihr hättet Carlo sofort zeigen müssen, als er, sinngemäß, sagte, dass wir als Deutschland schon die freie Wahl haben uns zu entscheiden wie wir wollen, aber bei der freien Wahl unser Interesse am besten bei den USA liegt.

    Wie der Experte im Clip unten richtig sagt, nennt man diese Betrugsmasche, die die USA mit uns macht, einen "long-con":



  • Vorab, Carlo ist sicherlich ein intelligenter, gut informierter Fachmann. Aber, es gibt Menschen, oftmals aus dem konservativen Lager, die einen fatalen Denkfehler begehen. Nämlich verkaufen sie eine eigentlich hochpolitisch Meinung als einfache Tatsache. Ihre Position haben sie durch reine Logik erreicht, ohne eigene politische Motivation. Alternativen sind zwar theoretisch denkbar, praktisch aber nicht umzusetzen und daher ideologisch von vorherein vom Tisch. Und ich glaube hier hat Tilo außnamsweise einmal sich um den Finger wickeln lassen. Die Fragen, die er gestellt hat waren nie wirklich gründsätzlich kritisch. Viel mehr waren es immer Angebote, die bereits geäusserte Position zu vertiefen oder auf ein neues Themengibiet zu verlagern. Beispiel: Carlo erklärt relativ am Anfang seine Denkschule und das Dilemma der gegenseitigen Aufrüstung, erklärt aber auch, dass es andere Denkschulen gibt. Tilo fragt, wie er denn an diese Denkschule gekommen ist. Dass ist keine kritische Frage, kann aber ein guter Ansatz für kritische Nachfragen sein. Carlo antwortet darauf, dass sein Lehrer und Mentor diese Ansichten stark vertreten hat und er dass quasi geerbt hat. Jetzt wäre der Moment für eine echte kritische Nachfrage. Aber da kommt nichts mehr. Kein "führt diese Denkweise nicht zu Kriegen und Aufrüstung" kein " wäre eine Alternative nicht besser" kein " wie kannst du dir so sicher sein, dass du da Recht hast", nichts. Das Thema ist vom Tisch. An keiner Stelle hat Tilo etwas gesagt, was Carlo widersprochen hätte oder zumindest ein " was ist mit Alternativen Ansätzen oder diese und jene behaupten aber etwas anderes". Jeder, der bei Tilo irgendwas über Wirtschaft labert wird gefragt, "hast du auch Ökonomen aus dem anderen Lager gelesen oder wieder nur Kanes." Aber bei Sicherheits und Aussenpolitik herrscht bei Tilo anscheinend eine Wissenslücke, die dazu führt, dass er Carlo einfach das Feld überlässt und sich von ihm alles erklären lässt. Ich hatte den Eindruck, Tilo agiert hier wie ein Schüler, der sich von einem Lehrer belehren lässt und zwischdurch mal nachfragt und nicht wie ein journalist, der kritisch einen hochpolitische Akteur hinterfragt. Das traurigste daran ist, dass dadurch sich selbst bestätigende Kreisläufe entstehen. Militärisch getriebene Aussenpolitik und Außlandseinsätze sind alternativlos, wenn genug Menschen das glauben, dann wird es genau deswegen alternativlos.


  • Donnerwetter, Herr Professor. Waffen helfen bei der Kriegführung!


    Gottseidank haben wir hochdotierte Experten, die das für uns wissenschaftlich heraus geforscht haben.

  • Na ja, du hast jetzt aber nicht 6 Monate Diskussion verpasst, oder? Das richtet sich nicht an die "Wir müssen uns mit Putin gutstellen, damit wird im Winter vielleicht 2 Flaschen Gas bekommen, und außerdem sind die Ukrainer eh Oligarchen-Nazis und irgenwiehatterjarecht"-Fraktion aus dem Forum, sondern an die "Das ist ein Angriffskrieg und wir müssen der Ukraine helfen, aber nicht mit Waffen weil die haben eh keine Chance und verlängert nur den Krieg"-Fraktion, also die Prechts, Gysis, Guerots, Briefeschreiber etc.

  • "Das ist ein Angriffskrieg und wir müssen der Ukraine helfen, aber nicht mit Waffen weil die haben eh keine Chance und verlängert nur den Krieg"-Fraktion, also die Prechts, Gysis, Guerots, Briefeschreiber etc.

    Was soll daran falsch sein ?



    Wie lange soll der Krieg gehen ? Bis alle Russen/Ukrainer tot sind. Bis wir tot sind ?

  • Na ja, du hast jetzt aber nicht 6 Monate Diskussion verpasst, oder? Das richtet sich nicht an die "Wir müssen uns mit Putin gutstellen, damit wird im Winter vielleicht 2 Flaschen Gas bekommen, und außerdem sind die Ukrainer eh Oligarchen-Nazis und irgenwiehatterjarecht"-Fraktion aus dem Forum, sondern an die "Das ist ein Angriffskrieg und wir müssen der Ukraine helfen, aber nicht mit Waffen weil die haben eh keine Chance und verlängert nur den Krieg"-Fraktion, also die Prechts, Gysis, Guerots, Briefeschreiber etc.

    Hab' ich was verpasst? Ist der Krieg endlich vorbei und der Endsieg errungen?

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