#586 - Waldexpertin Susanne Winter (WWF)

  • Hi, wie werden sich unsere Baumbestände in Städten und Wäldern in den kommenden verändern (müssen)?

    Ich habe seit diesem Jahr eine winterharte Feige auf meinen Balkon mit Südlage. Meine erste Ernte war beachtlich. Hat ein solcher eigentlich im Süden Europas beheimateter Baum gute Perspektiven hier in Deutschland heimisch zu werden? Was spräche dagegen?

    Bei letzter Frage denke ich an den Eukalyptus, der sich bspw in Portugal verbreitet, weil er nach Feuern schneller als heimische Bäume wächst und diese verdrängt.

  • Von Windkraftgegnern hört man häufig das Argument, dass für neue Windkraftwerke Wald abgeholzt werden muss. Wie steht sie zu solchen Anlagen im Wald, wie groß ist das Problem, kommt der Wald damit klar, kann/werden Ausgleichsflächen entsprechend aufgeforstet?

  • Wie nachhaltig ist nachhaltige Waldwirtschaft in Deutschland wirklich? Haben Förster/Waldexperten mit großen Klimaambitionen viel Mitspracherecht oder gibt es womöglich viel Resignation im Hinblick auf die deutsche Lobby, Bürokratie und andere Bremser des Klimaschutzes (z. B. was den Einsatz von Arbeitspferden anstelle von Maschinen zur Schonung der Böden angeht)?

  • Kann die heimische Forstwirtschaft einen relevanten Beitrag zur Bauwende leisten?
    Welche Steigerungen sind bei nachhaltiger Holzernte machbar?


    Wenn Wald ist, was man vor lauter Bäumen nicht sieht:

    Gibt es –über den jeweils lokalen Mehrwert hinaus– Untersuchungen zum ökologischen Nutzen in regionalem Maßstab von Stadtbegrünung ?

  • Wie soll sich der Wald eigentlich bei der ständig anhaltenden extremen Dürre jemals wieder erholen? Wie soll Aufforstung unter diesen Bedingungen funktionieren?

    Wie steht Susanne zu der Aussage, dass das Beste, was wir für den Wald tun können, ist, uns rauszuhalten und quasi nichts zu tun, den Wald also sich selbst zu überlassen?

  • Schließe mit der Frage von Tilman an und würde gerne hinzufügen: gibt es überhaupt naturwissenschaftliche Argumente die eine Errichtung von Windkraftanlagen im Dauerwald rechtfertigen, wo doch in Deutschland immer auch Standorte die sowieso 1x im Jahr eine komplette Zerstörung durchlaufen, also Äcker, gleich nebenan sind?

  • Ist es sinnvoll tote Bäume (v.a. Borkenkäfer) stehen zu lassen oder zu entfernen (auch im Hinblick auf Waldbrände)?


    Kann ein Waldbrand auch gut sein für die Walderneuerung?


    Wie schnell stirbt ein Baum nach Borkenkäferbefall?


    Wie hat der Waldbestand sich die letzten Jahre/Jahrzehnte entwickelt und wie sind die Prognosen? Auch im Hinblick darauf, dass wsl immer mehr Leute mit Holz/Pellets heizen werden/wollen?

  • Naturschutz

    - woran würde Sie in Zukunft Ziele im Naturschutz festmachen, wenn die Referenz, also die Ausstattung der Natur in der Vergangenheit, unter den gewandelten Klimabedingungen keine adäquaten Zielzustände mehr sind?

    - brauchen wir mehr Prozesschutz in den Wäldern (zb. als Referenz, um später an diesen Flächen abzulesen zu können, wie ein Wald in seinem künftig klimagewandelten Ökosystem eigentlich aussehen würde)? und wenn ja, wieviel Prozent der Fläche bräuchte der Wald?


    Politik

    - ist es richtig, dass die Forstwirtschaft auch vom Deutschen Bauernverband „vertreten“ wird? Wer sind die Lobbyisten der Forstindustrie in Deutschland? Sind die ähnlich mächtig gegen den Naturschutz, wie wenn es um Offenland, also landwirtschaftliche Nutzflächen geht?

    - wie könnten zeitnah umsetzbare Konzepte für die Waldwirtschaft aussehen, die wirklich nachhaltig sind? der Nutzungsdruck auf den Wald wird wohl in Zukunft größer (siehe oben Frage zur Baubranche), ist es daher nicht längst Zeit die verschiedenen Ökosystemdienstleitungen eines Waldes mit einzupreisen? Also ich meine wirklich ein Preisschild dran hängen und zwar nicht nur an CO2 sondern auch an die Habitatfunktion, die Erholungsfunktion, die klimaausgleichende Funktion und und und…


    Bildung:

    - in Zeiten wo auf Begrifflichkeiten sehr viel Wert gelegt wird, hält Sie die Gleichmachung der Begriffe Forst und Wald für problematisch? Anbei ein Foto aus einer forstindustriellen Wüste in Bayern, die Kindern im Vorschulalter offenbar als Wald verkauft wird. Wie soll man den kommenden Generationen beibringen, was der Wald ist und was er alles kann, wenn die Role Models fehlen und die Umtriebszeiten so verdammt lang sind?


    PS. Hätte mir zum Thema Wald eigentlich Pierre Ibisch von der HNE Eberswalde gewünscht. Falls meine Fragen nicht in dieses Interview morgen passen, wäre er bestimmt ein interessanter Gast für demnächst irgendwann…

  • Der Adel wurde in Europa zwar schon lange seines politischen Herrschaftsanspruches entledigt, aber viel Großgrundbesitz - und insbesondere ökonomisch verwertbarer "Nutz"-Wald - befindet sich heute in Deutschland immer noch im Privateigentum von Adelsfamilien.


    • Sollte man privaten Waldbesitz verstaatlichen (oder besser: "rekommunalisieren")?
  • Selbst die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) orientiert sich maßgeblich an den Anforderungen der Forstwirtschaft und nicht an denen von typischen Waldökosystement. Verdeutlicht das nicht, das sich ökologische Waldwirtschaft und Forstwirtschaft gegenseitig ausschliessen?


    Kommunen besitzen zwar große Waldanteile, jedoch sind Waldgebiete hochgradig gestreut, sodass Maßnahmen nur langsam umgesetzt werden können und erst spät Effekte zeigen:

    Kann der Wald so überhaupt noch rechtzeitig umgebaut werden bevor er abgestorben ist?

  • Wie soll sich der Wald eigentlich bei der ständig anhaltenden extremen Dürre jemals wieder erholen? Wie soll Aufforstung unter diesen Bedingungen funktionieren?

    Wie steht Susanne zu der Aussage, dass das Beste, was wir für den Wald tun können, ist, uns rauszuhalten und quasi nichts zu tun, den Wald also sich selbst zu überlassen?

    Anschließend daran: Wieso werden in den Medien ständig Bilder von absterbendem Fichten“wäldern“ wie dem Harz als Beispiel für die Folgen des Klimawandels gezeigt?

    Müsste nicht mehr darauf hingewiesen werden das dieses befristete Absterben so von den Biologen beabsichtigt ist um den Wald perspektivisch grundlegend wieder natürlich wachsen zu lassen um gegen den Klimawandel überhaupt eine Chance zu haben.

    Warum sollte man diese Fichtenplantagen noch gegen den Borkenkäfer verteidigen und versuchen zu erhalten?

  • Sehr interessantes Interview, direkt mal Lob an das JUNG & naiv-Team Tilo.


    Ein Punkt zur Diskussion: Ich habe gefühlt sehr viele Fragen wahrgenommen, die die wirtschaftliche Nutzung des Waldes in Frage gestellt haben. Wenn man Wälder nicht wirtschaftlich nutzt, woraus bauen wir dann unsere Möbel? Mein Couchtisch ist aus massivem Kiefernholz, ca. 15 Jahre alt. Ich werde den demnächst überarbeiten (verkleinern, optisch verändern, etc), ich schätze, dass der danach noch weitere 20 Jahre gute Dienste leistet. Aus welchem Material sollte man denn sonst Möbel bauen? Zement? Stahl? Kunststoff? Was glauben die Leute, die o.g. Fragen stellen, aus welchem Material die Möbel gefertigt werden? Möbel vom Discounter werden aus Holzspänen und Kunststoffen gefertigt, nach 3 Jahren fällt der Mist auseinander und man kauft was neues X(


    Das soll keine Offence sein, ich wundere mich nur über derart naive Fragen.

  • Wenn man Wälder nicht wirtschaftlich nutzt, woraus bauen wir dann unsere Möbel?

    Du hast die Frage falsch gestellt. Sie müsste eigentlich lauten:


    "Wenn man Wälder nicht wirtschhaftlich nutzt, woraus bauen dann die Kunden unserer Exportwirtschaft ihre Möbel?"


  • Du hast die Frage falsch gestellt. Sie müsste eigentlich lauten:


    "Wenn man Wälder nicht wirtschhaftlich nutzt, woraus bauen dann die Kunden unserer Exportwirtschaft ihre Möbel?"

    12,7 − 5,9 = 6,8 von 82 Mio Fm sind rund 8% Netto-Export. Für die gestellte Frage reicht's noch nicht, denn da hört sich's so an als wäre Export das übliche.

  • Frau Winter hat ständig davon gesprochen, wir würden den Amazonas abholzen. Auch wenn man das mittelbar an unserem Fleischkonsum festmacht kenne ich doch niemandem der mit dem Kauf seines Steaks der Abholzung zustimmen würde.

    Ich halte deshalb solche Aussagen für wenig hilfreich.

    Gibt es noch andere Blickwinkel?

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