Die große Transformation

  • https://commons-institut.org/commons-und-degrowth


    Die Commons Bewegung :)



    Selbstorganisiertes (Re)Produzieren als sozial-ökologische Transformation


    Commoning: eine andere Art des gemeinsamen Lebens und Handelns – im Kapitalismus, aber über diesen hinausweisend

    Commons, das sind gemeinsam hergestellte, gepflegte und genutzte Produkte und Ressourcen unterschiedlichster Art. Der Begriff findet in den letzten zwei bis drei Dekaden wieder vermehrte Verwendung – „wieder“ deshalb, weil Commons als Konzept und Praxis uralt und weltweit vorzufinden sind (vgl. Helfrich/Bollier/Heinrich-Böll-Stiftung 2016). Im deutschsprachigen Raum ist traditionell der seit dem Mittelalter verbreitete Begriff der Allmende bekannt, der die gemeinschaftliche Bewirtschaftung von Wiesen und Wäldern bezeichnet. Die Erforschung gemeinschaftlich genutzter Naturressourcen ist heute vor allem mit dem Namen Elinor Ostrom verbunden, die für ihre Forschungen im Jahr 2009 den Wirtschaftsnobelpreis erhielt. Ostrom (1999: 75-132) hat Best-Practice-Beispiele gesammelt: Selbstgewählte Regeln und eigene Konfliktlösungsmechanismen etwa gehören zu den von ihr formulierten Designprinzipien langlebiger selbstverwalteter Institutionen. Im Unterschied zu Ostrom gehen andere Autor*innen davon aus, dass die wesentlichen Gemeinsamkeiten nicht vornehmlich in den Institutionen und Regeln, sondern in deren praktischen, sozialen Ausgestaltung, dem Commoning, zu suchen sind (vgl. Euler 2016; Meretz 2014a).

    Entscheidenden Anteil an der gesteigerten Aufmerksamkeit für Commons in den letzten Jahren hatten die Verbreitung von digitalen wissenszentrierten Commons (zum Beispiel Wikipedia) und die Entwicklung von freier Software (zum Beispiel GNU/Linux und LibreOffice).

    Gegenwärtig kann Commons – dieser Begriff ist inzwischen auch im Deutschen gebräuchlich – als ein auf Gleichberechtigung und Selbstorganisation basierendes Konzept verstanden werden, das im Widerspruch zur kapitalistischen Warenlogik steht (vgl. Meretz 2014a). Anstelle des Tausches von Waren wird auf freiwillige Beiträge gesetzt. Auch die im Kapitalismus verbreitete Trennung von Reproduktions- (also Sorge- und Pflegetätigkeiten für andere Menschen und die Natur) und Produktionstätigkeiten sowie von Produktions- und Nutzungsprozessen finden dabei keine Entsprechung: So geht es beispielsweise in urbanen Commons-Gärten in der Regel nicht um die Produktion von Lebensmitteln für den späteren Verkauf, sondern neben der ökologischen Produktion auch um gemeinsames Kochen, Essen und Feiern. Das soll nicht heißen, dass in Commons-Projekten weder Tausch noch besagte Trennungserscheinungen eine Rolle spielen. Allerdings funktionieren Commons primär nach einer anderen Logik: Beide Aspekte sind nicht funktional und werden eher aus dem Außen der kapitalistischen Welt hineingetragen.

    Wir möchten betonen, dass es keine allgemeingültigen Patentrezepte gibt, Commons gemeinsam zu organisieren. Wir gehen davon aus, dass sich die Weisen und Regeln in den verschiedenen Zeiten und Kontexten an die Bedürfnisse der involvierten Menschen anpassen und sich daher unterscheiden. Trotzdem lassen sich Gemeinsamkeiten aufzeigen. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu klären, dass es sich beim Commoning nicht einfach um den Umgang mit kollektivem Eigentum handelt, sondern um einen Bruch mit der Exklusionslogik des Eigentums. Anstatt andere mit den Mitteln des abstrakten Rechts auszuschließen (Eigentum), geht es bei Commons um die tatsächlichen, physischen (und potenziell inkludierenden) Verfügungsmöglichkeiten (Besitz). Wesentlich ist hier die Ausrichtung auf die Bedürfnisse der an Commoning-Prozessen Betroffenen beziehungsweise an ihnen Teilhabenden.[1]

    Die Commons-Perspektive nimmt eine Art des Zusammenlebens in den Fokus, in der Menschen einen großen Einfluss auf ihre je eigenen Lebensbedingungen haben und die Tätigkeiten, denen sie nachgehen, überwiegend danach auswählen, wie viel Freude sie ihnen bereiten und wie wichtig und richtig sie diese finden.[2] So ist Wikipedia beispielsweise entstanden, weil Menschen eine für alle frei zugängliche Selbstorganisation von Wissen wichtig fanden und Spaß am Schreiben hatten. Fremdbestimmte, hierarchische und exkludierende Organisationsformen stehen, obschon sie durchaus vorkommen, solchen Motivationen eher entgegen und werden vielfach abgelehnt. Selbstentfaltung statt Selbstverwertung ist das Ziel.

    Perspektivisch kann die Selbstorganisationsperspektive der Commons die Grundlage für eine Gesellschaft jenseits von Markt und Staat sein. Zentrale Prinzipien sind dabei: beitragen statt tauschen; Besitz statt Eigentum; teile, was du kannst (Habermann 2015); nutze, was du brauchst.


    Die soziale Bewegung als ein Teil der Commons-Welt: Wer stellt was wie, warum und mit welchen Folgen her und (ver)nutzt es?

    Einen Commons-Dachverband gibt es nicht, wohl aber sichtbare Netzwerke wie die Commons Strategies Groupund die P2P-Foundation, das Commons-Institut im deutschsprachigen Raum und die School of Commoningin Barcelona. Welche Menschen sich tatsächlich dem Vorantreiben einer Commons-Welt verschreiben

    .....



  • Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. Anders als in der westlichen Denktradition angenommen ist der Mensch nicht böse, sondern, so Bregman, im Gegenteil: von Grund auf gut. Und geht man von dieser Prämisse aus, ist es möglich, die Welt und den Menschen in ihr komplett neu und grundoptimistisch zu denken. In seinem mitreißend geschriebenen, überzeugenden Buch präsentiert Bregman Ideen für die Verbesserung der Welt. Sie sind innovativ und mutig und stimmen vor allem hoffnungsfroh.


    Sehr schönes Buch. Hab ich passenderweise im kommunistischen Bücherregal um die Ecke gefunden ;) Für alle, die kein Bock mehr auf das neoliberale Dogma vom "nutzenmaximierenden" Menschen haben.

  • Ein, wahrscheinlich ganz gut zu akzeptieredes Modell einer Alternative zum Kapitalismus könnte auch demokratischer Sozialismus sein:

    Ganz grob:


    - Sehr viele wichtige Industrien sind verstaatlicht

    - Wirtschaft besteht zum Großteil aus Genossenschaften

    - Allokation und Distribution von Gütern wird über ein Marktsystem gemacht


    Allgemein glaube ich, dass viele Leute denken (wenn sie ahnung haben), dass ein Marktsystem erhalten bleiben sollte (nur mit unternehmen im besitz der arbeiter). 🤔

  • Das wegen den Methoden die er so anspricht schon interessant, aber am krassesten fand ich die Erzählung darüber, wie es dem Land und Boden hier geht. Da dann im speziellen dort in Brandenburg, wo sogar explizit von Wüste gesprochen wird...


    https://cre.fm/cre225-permakultur


    Zitat

    Landwirtschaft im Einklang mit der Natur


    Die moderne Landwirtschaft betreibt einen Raubbau an der Natur, weil sie die Böden langfristig ihrer Nährstoffe beraubt, durch Überdüngung aus der Balance bringt, den Bodenschichten der Erosion preisgibt und am Ende versalzt. Bleibt es bei den aktuellen Methoden wird die verfügbare Fläche mit fruchtbarem Humusboden weiter zurückgehen und mittelfristig zu Versorgungsproblemen führen.

    Die Permakultur liefert hier einen neuen Ansatz und lässt sich direkt von der Natur inspirieren. Das Ziel ist, einen permanenten natürlichen Kreislauf in Gang zu halten und dabei nicht gegen sondern mit der Natur die gewünschten landwirtschaftlichen Erträge zu erzielen.

    Ich spreche mit Falk Gärtner, der auf einem kleinen Grundstück in Brandenburg unter denkbar schlechtesten Bedingungen durch ein auf Permakultur basierenden Designs eine hochwertiger Lebensmittel produziert und nicht nur auf künstliche Düngung verzichten kann sondern durch den Anbau ertragreichen Boden zusätzlich aufbaut.

  • Der Geologe und Transformationsexperte Simon Michaux, dessen Arbeiten ich seit bestimmt 10 Jahren verfolge, arbeitet inzwischen für die Finnische Regierung, die anscheinend das Problem der Transformation erkannt hat.


    Welche Pläne er für Finnland entwickelt ist das Thema in Nate Hagens Podcast:


  • Natürlich gibt es Handel und Geld wahrscheinlich schon so lange es menschliche Zivilisationen gibt. Der wesentliche Unterschied zu heute ist wohl, dass dieser Handel in andere Produktionsverhältnisse eingebettet und die Ausnahme war. Beispielsweise haben 90% der Bevölkerung im Feudalismus Subsistenzwirtschaft als einfache Bauern betrieben. Produziert wurde dort für den eigenen Bedarf und leider auch für den Bedarf des Grundherren, dem das Land und evtl. auch man selbst als Leibeigener gehörte. Nichtsdestotrotz wurden auch hier schon Überschüsse aus der Landwirtschaft oder Produkte von Handwerkern in Städten gegen Geld gehandelt. Man darf nicht vergessen, dass die Auswahl an gehandelten Produkten noch sehr gering war. Besonders viel Geld hätte einem dort wohl relativ wenig gebracht, da es wenig gab, was man hätte damit kaufen können.

    Man müsste zu allererst zu einer Gesellschafts- und Wirtschaftsform finden, in der nicht mehr für den Tausch, sondern für den tatsächlichen Bedarf produziert wird. Wie das in einer industrialisierten Gesellschaft, die nicht mehr auf Subsistenzwirtschaft sondern auf Überschussproduktion basiert, genau funktionieren soll konnte Marx allerdings auch nicht erklären. Aber natürlich wäre die Überführung des Privateigentums an den Produktionsmitteln in die Hände derjenigen, die mit ihnen arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen der erste Schritt dazu, diesen Lebensunterhalt wieder zum eigentlichen Zweck der Produktion zu machen.


    Das Problem mit der Wahnidee einer ökosozialen Marktwirtschaft, also eines ethisch korrekten und grünen Kapitalismus mit Markt und Privateigentum, die auch hinter solchen Konzepten wie Niko Paechs Variante einer "Postwachstumsökonomie" steckt, ist ja nicht nur, dass Kapital im Kapitalismus immer auch vorgeschossenes Geld auf künftige Profite darstellt, sondern dass die ganze Weltwirtschaft eine irrsinnige Menge an privaten und staatlichen Schulden, also an durch die Aufnahme von Krediten geschöpftem Geldkapital aufgehäuft hat, welches seinen (Tausch-)Wert auf Dauer nur dadurch erhalten kann, dass es in produktive "Wert"-schöpfung investiert, also letztendlich in Waren verwandelt, und damit auch das materielle Wachstum weiter vorangetrieben wird.


    Alle politischen Bemühungen in Sachen Klimaschutz stehen vor dem Problem, dass sie diesem Geldberg, dessen Höhe das Weltbruttoinlandsprodukt um ein Vielfaches übersteigt, profitable Investitionsgelegenheiten bieten müssen, damit der Weltfinanzmarkt nicht unter der Last seiner eigenen potenziellen Kauf- und Investitionskraft zusammenbricht.

    Insbesondere die großen Industrienationen, die gleichzeitig die größten Produzenten von klimaschädlichen Emissionen und anderen Umweltschäden sind, haben ein vitales Interesse daran, dass Geldkapital, welches in ihren Währungen gehalten wird nicht massiv an Wert verliert wenn es keine profitable Investionsmöglichkeiten mehr findet, weil damit auch diese Währungen selbst an Wert verlieren würden und ihre gesamte Staatsfinanzierung über die Finanzmärkte zusammenbräche.


    Während der deutsche Bundeskanzler - dem Zeitgeist gemäß seine eigene Politik infantlisierend - vom "Doppelwumms" spricht und ein 200 Milliarden Euro schweres "Sondervermögen" der Ampelkoalition als "Entlastungsprogramm" für die braven BürgerInnen verkauft, nennt die US-Regierung ihr Gesetz für ein protektionistisches, knapp 400 Milliarden Dollar dickes Konjunkturprogramm wesentlich treffender einen "Inflation Reduction Act".

    Die Angst vor dem Verlust der Währungsstabilität wiegt dies- wie jenseits des Atlantiks schwerer, als die Sorge um Millionen von BürgerInnen, die in der Krise Richtung Armutsgrenze schlittern, oder schon darüber hinweg in den sozialen Abgrund gerutscht sind.

    Folgerichtig erhöhen die beiden großen westlichen Zentralbanken in New York City und Frankfurt a. M. nun auch ordentlich die Leitzinsen, um die Aufblähung des trotz aller Bemühungen der letzten Jaher weiterhin zu großen Teilen unproduktiv durch die Finanzmärkte marodierenden Investitionspotenzials nun doch ein bisschen einzudämmen - was wiederum gleichzeitig dazu führt, dass vor allem die mit allerlei Konsumkrediten und Hypotheken verschuldete Mittelschicht an Kaufkraft verliert, die sie jetzt zur Rückzahlung höherer Kreditzinsen aufwenden muss.


    Der ganze Konflikt des von den Regierungen der USA und der EU angeführten Wertwestens mit dem Rohstoffriesen Russland und dem potenziellen Produktivitätsgiganten China muss auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass der Dollar und der Euro als die beiden größten Welthandelswährungen keine weitere Konkurrenz neben sich dulden können, weil mit deren staatlich gestützter Stabilität auch der (Tausch-)Wert von Billionen an investiertem und nach Investitionen suchendem Geldkapital gestützt wird.

    Die totalitäre Einparteienherrschaft der chinesischen "Kommunisten", hat dieses Problem vermutlich längst erkannt und deshalb versuchen Xi jinping und seine Parteiführung, die chinesische Wirtschaft aus der Abhängigkeit von westlichen Investitionen - die man zuvor genutzt hat, um die chinesische Wirtschaft international Konkurrenzfähig zu machen - wieder heraus zu lösen und einen eigenen Währungs- und Wirtschaftsraum zu schaffen, den sie politisch kontrollieren können, während die westlichen Regierungen sich die politische "Unabhängigkeit" ihrer Zentralbanken auf die Fahnen schreiben müssen, um die Finanzmärkte - deren Investitionspotenzial sie auch für ihre diversen Projekte der profitablen Kapitalismusbegrünung brauchen - nicht zu verunsichern.


    Wie man es politisch auch dreht und wendet - selbst wenn Bernie Sanders jetzt amerikanischer Präsident wäre, oder Sahra Wagenknecht deutsche Bundeskanzlerin - Ihren Regierungen bliebe in diesem kapitalistischen System gar keine andere Wahl, als das private Investitionsmonopol bei Laune zu halten, wenn sie nicht den totalen Zusammenbruch riskieren wollten.

    Man kann staatlicherseits sicher einiges dafür tun um Investitionen in erneuerbare Energieerzeugung und nachhaltigere Produktion mit allerlei Subventionen und Vergünstigungen anzureizen, aber selbst die grüne Partein und ihr Vizekanzler und Bundeskriegswirtschaftsminister sehen sich politisch außer Stande, dem Energiekonzern RWE sein "gutes Recht" auf Profit aus seiner Milliardeninvestition in den künftigen Braunkohletagebau unter Lützerath zu verwehren.


    Dieses von demokratisch gewählten PolitikerInnen in bürgerliche Gesetzbüchern geschriebene, und durch staatliche Gewalt und Strafgesetzbücher abgesicherte gute Recht auf die profitable Verwertung privaten Eigentums muss in Frage gestellt werden. So lange das nicht geschieht und keine breite Mehrheit in der Bevölkerung das auch versteht und dem politischen Gesetzgeber klar macht, dass er von ihr nicht dazu legitimiert ist, solches Recht zu gewähren, wird man nicht nur den Kapitalismus nicht abschaffen, sondern auch den Klimawandel nicht aufhalten können.

  • Alle politischen Bemühungen in Sachen Klimaschutz stehen vor dem Problem, dass sie diesem Geldberg, dessen Höhe das Weltbruttoinlandsprodukt um ein Vielfaches übersteigt, profitable Investitionsgelegenheiten bieten müssen, damit der Weltfinanzmarkt nicht unter der Last seiner eigenen potenziellen Kauf- und Investitionskraft zusammenbricht.

    Wer behauptet denn bitte das Klimaschutz/Umweltschutz das globale BIP übersteigt?


    Ich kenne solche Behauptungen bzw Lügen nur von der politisch rechten Seite, die verbreiten so Bullshit mit Absicht, die Menschen sollen glauben das Klimaschutz eh unmöglich ist...was ja auch leider immer noch bei sehr vielen Menschen funktioniert.


    Allerdings stimmt das mal so überhaupt nicht, je nach Quelle bekommt man zwar unterschiedliche Zahlen, aber die Zahlen zum Finanzierungsbedarf liegen alle irgendwo im einstelligen Prozentbereich des globalen BIP.


    Mal ein paar Beispiele, der Club of Rome nennt in seinem letzten Buch (Earth4All) afair zB 2-4% des globalen BIP.


    Die Zahlen der OECD sind etwas höher, dort werden 5,5% des globalen BIP genannt:

    ...

    Die Kosten für ambitionierte Treibhausgasminderung werden laut OECD-Berechnungen bei ca 5,5 Prozent des globalen BIP liegen...

    Das globale BIP lag 2021 nominal bei nicht ganz 100 Billionen $, nach den Zahlen vom Club of Rome brauchen wir also nur etwa 2000-4000 bzw laut der OECD 5500 Milliarden $.


    Gerade daher ist es ja so lächerlich das die Energiewende so lange verhindert wurde bzw noch immer verhindert wird, die Kosten durch Schäden vom Klimawandel übersteigen die Kosten einer Energiewende in absehbarer Zeit um ein vielfaches...in Deutschland sind es nur durch die letzten Jahren schon etwa 2% des BIP:

    Hitze, Dürre, Starkregen: Über 80 Milliarden Euro Schäden durch Extremwetter in Deutschland

    ...

    Extremwetter wie die außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre sowie die Hochwasserkatastrophe von 2021 haben in Deutschland Schäden von insgesamt über 80 Milliarden Euro verursacht. Demnach entstand ein Großteil der Schäden durch Extremwetterereignisse, die durch die Klimakrise verursacht werden.

    ...

    Wir haben eigentlich bereits seit Jahren die technischen Möglichkeiten und wir haben auch die ökonomischen Möglichkeiten, es wird nur nicht gemacht weil eine kleine - nicht demokratisch gewählte - Minderheit diese Entwicklungen systematisch blockiert und auch Teile der Bevölkerung systematisch manipuliert werden um nicht zu viel Widerstand entstehen zu lassen bzw damit sich die Menschen in der Bevölkerung gegenseitig aufreiben...es ist eine ähnliche Propagandaschlacht wie zB beim Krieg in der Ukraine.

  • Wer behauptet denn bitte das Klimaschutz/Umweltschutz das globale BIP übersteigt?

    Keine Ahnung, wer das behauptet.


    Was ich meinte ist, dass das globale Geldkapital auch die Quelle für alle politisch gewollten "grünen" Investitionen ist. Dass es dafür vollständig verwendet werden müsse habe ich überhaupt nicht behauptet.

  • Man könnte hingegen argumentieren, dass da so viel Geld auf produktive Kapitalanlage wartet, dass man es alleine mit den nötigen Investitionen in klimafreundlichere Energierzeugung niemals diesem Zweck zuführen könnte.


    Grüne Technologie ist also nur ein kleiner Teil dessen, was der globalisierte Kapitalismus als tatsächlichen Wert realisieren kann - RWE setzt ja z.B.neben dem Braunkohletagebau auch selbst auf erneuerbare Energien als künftige Profitquelle, aber die 4 Milliarden, die der Konzern schon für das nächste Loch in der Landschaft locker gemacht hat müssen sich nunmal rentieren.


    Und deshalb wird man den Kapitalismus alleine damit auch nicht loswerden und von seinem unendlichen Wachstumsbedarf befreien können. Die Verfügbarkeit billiger erneuerbarer Energie wird unter den herrschenden Eigentumsverhältnissen dann eher dazu führen, dass der allgemeine Ressourcenverbrauch weiter steigt. Selbst wenn man damit energetisch Klimaneutral werden könnte - was nicht davon abhängt ob es technisch machbar wäre, sondern davon, ob es ökonomisch lukrativ zu machen ist -, wären die unzähligen anderen Probleme, die aus der Ausbeutung von Mensch und Natur zur Steigerung der Produktivität und des Warenumsatzes resultieren damit ja nicht vom Tisch.


    Was natürlich überhaupt kein Argument dafür sein soll, nicht in Klimaschutz zu investieren, sondern nur dafür, dass das unter Beibehaltung der kapitalistischen Produktions- und Zirkulationsverhältnisse das Problem nicht lösen wird.

  • Man müsste zu allererst zu einer Gesellschafts- und Wirtschaftsform finden, in der nicht mehr für den Tausch, sondern für den tatsächlichen Bedarf produziert wird. Wie das in einer industrialisierten Gesellschaft, die nicht mehr auf Subsistenzwirtschaft sondern auf Überschussproduktion basiert, genau funktionieren soll konnte Marx allerdings auch nicht erklären. Aber natürlich wäre die Überführung des Privateigentums an den Produktionsmitteln in die Hände derjenigen, die mit ihnen arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen der erste Schritt dazu, diesen Lebensunterhalt wieder zum eigentlichen Zweck der Produktion zu machen.

    Ich denke, dass hier wohl das Hauptproblem darin liegt, die Komplexität der Arbeitsteilung innerhalb einer industrialisierten Gesellschaft zu bewältigen, die sich im Kapitalismus selbst über den Markt organisiert. Ein einzelner Privatproduzent muss eben nicht die genaue Funktionsweise der gesamten Wirtschaftsstruktur verstehen, in welcher er nur eine kleine Teilfunktion erfüllt. Es wird ihm im Nachhinein über den Wert seiner Waren auf dem Markt mitgeteilt, inwiefern die von ihm verausgabte Arbeit gesellschaftlich notwendig war bzw. einen validen Anteil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit darstellt, um die gesamte Wirtschaftsstruktur zu bauen. So gesehen ist es also der Wert, der die gesamtgesellschaftliche Arbeitsteilung im Kapitalismus koordiniert.


    Wenn nun keine Privatproduktion für den Tausch mehr stattfinden bzw. die Warenproduktion inkl. des Geldes abgeschafft werden soll, entfällt entsprechend auch dieser automatische Koordinationsmechanismus "Wert". Somit wäre es dann das naheliegendste, diese Koordination der Arbeitsteilung von gemeinschaftlichen Einzelproduzenten manuell über eine zentrale Planung zu verwalten. Hierzu muss man aber die genaue Funktionsweise der gesamten Wirtschaftsstruktur verstehen, was angesichts ihrer bisher erreichten Feingliedrigkeit eben ein massives Problem der Komplexitätsbewältigung darstellt. Dieses Problem besteht selbst dann, wenn alle Gesellschaftsmitglieder geschlossen den Kapitalismus abschaffen wollen. (An der Stelle möchte ich noch anmerken, dass eine zentral geplante Arbeitsteilung nichts Neues ist und derzeit innerhalb jedes Unternehmens stattfindet, wo Arbeitsprodukte schließlich auch nicht getauscht werden.)


    Deswegen muss sich aus meiner Sicht die Suche nach Alternativen auf selbstorganisierte Formen des Wirtschaftens konzentrieren, in der die (inzwischen) gemeinschaftlichen Einzelproduzenten die Funktionsweise der Gesamtstruktur nicht verstehen müssen. Ein Konzept, dass ich an anderer Stelle schon genannt habe, wäre z.B. die "Stigmergie", welches im ökonomischen Kontext u.a. von Stefan Meretz vorgeschlagen wurde.

  • Dieses Problem besteht selbst dann, wenn alle Gesellschaftsmitglieder geschlossen den Kapitalismus abschaffen wollen. (An der Stelle möchte ich noch anmerken, dass eine zentral geplante Arbeitsteilung nichts Neues ist und derzeit innerhalb jedes Unternehmens stattfindet, wo Arbeitsprodukte schließlich auch nicht getauscht werden.)


    Deswegen muss sich aus meiner Sicht die Suche nach Alternativen auf selbstorganisierte Formen des Wirtschaftens konzentrieren, in der die (inzwischen) gemeinschaftlichen Einzelproduzenten die Funktionsweise der Gesamtstruktur nicht verstehen müssen.

    Ich glaube auch nicht, dass alle Einzelproduzenten die Funktionsweise der Gesamtstruktur in einer zukünftigen gemeinschaftlich organisierten Wirtschaft verstehen müssten. Aber um überhaupt zu einer solchen neuen Gesellschaft zu kommen, bräuchte erst einmal eine gesellschaftliche Mehrheit, die verstanden hat, warum der Kapitalismus nicht in ihrem Sinne funktionieren kann, und warum es daher nichts bringt, ganz demokratisch irgendwelche PolitikerInnen in Ämter zu wählen, die behaupten (und selbst ganz fest daran glauben) er könne es, wenn man ihn nur endlich mal richtig organisieren würde.


    Unser heutiges Sozioökonomisches System ist auch deshalb so komplex und in seiner Gesamtstruktur gar nicht zu verstehen, weil es einerseits voller Widersprüche steckt, die sich letztendlich alle aus dem Widerspruch ergeben, der zwischen den Interessen der privaten EigentümerInnen an den Produktionsmitteln und den Interessen der zu deren profitabler Verwertung nötigen lohnabhängig Beschäftigten besteht, und die sich auch mit der klügsten makroökonomischen Theorie nicht auflösen lassen - und weil es andererseits zur gesellschaftlichen Akzeptanz dieser Widersprüche eines komplizierten Gesetzes- und Regelwerks bedarf, welches stetig um neue Gesetze, Normen und Vorschriften erweitert werden muss, die nicht nur dabei helfen, die Widersprüchlichkeit des kapitalistischen Systems und seiner bürgerlichen Klassengesellschaft zu verschleiern, sondern die dabei auch den fortlaufenden Prozess der Gesetz- und Regelgebung als real existierende Demokratie verkleiden, obwohl er eigentlich nur dazu dient, den Kapitalismus vor seiner eigenen Zerstörungskraft zu bewahren und den Klassenwiderspruch zu befrieden, ohne ihn jemals aufzulösen.

  • Ich glaube auch nicht, dass alle Einzelproduzenten die Funktionsweise der Gesamtstruktur in einer zukünftigen gemeinschaftlich organisierten Wirtschaft verstehen müssten.

    Ich glaube, ich hatte mich hier undeutlich ausgedrückt. Die arbeitsteiligen Einzelproduzenten einer Wirtschaft müssen in keinem Fall, weder als private Warenproduzenten im Kapitalismus noch als gemeinschaftliche Produzenten in einer Planwirtschaft, die Funktionsweise der gesamten Wirtschaftsstruktur verstehen. Im ersten Fall sagt ihnen der Markt bzw. der Wert ihrer Waren, was sie wie produzieren sollen. Im zweiten Fall sagt es ihnen das zentrale Planungsbüro. Entscheidend ist aber, dass es im ersten Fall überhaupt nichts und im zweiten Fall das Planungsbüro geben muss, das die Funktionsweise der Gesamtstruktur versteht. Das nur kurz zur Verdeutlichung meines Arguments. Du hast mir ja dabei zugestimmt, dass eine selbstorganisierte Form des Wirtschaftens jenseits des Kapitalismus zumindest vorstellbar ist.

    Aber um überhaupt zu einer solchen neuen Gesellschaft zu kommen, bräuchte erst einmal eine gesellschaftliche Mehrheit, die verstanden hat, warum der Kapitalismus nicht in ihrem Sinne funktionieren kann, und warum es daher nichts bringt, ganz demokratisch irgendwelche PolitikerInnen in Ämter zu wählen, die behaupten (und selbst ganz fest daran glauben) er könne es, wenn man ihn nur endlich mal richtig organisieren würde.

    Das Verständnis ist aus meiner Sicht nur die notwendige Voraussetzung, aber noch lange nicht hinreichend, um eine radikale Veränderung herbeizuführen. Man kann auch logisch verstehen, dass Rauchen, zu wenig körperliche Bewegung und das übermäßige Essen von Junk-Food schädlich bzw. sogar potenziell tödlich sind. Die allerwenigsten sind aber bereit, dann auch folgerichtig ihre komplette Lebensweise grundlegend umzustellen. Dann doch lieber noch mehr E-Zigaretten, Ergo-Sessel und Light-Produkte. Und genau das wird dann ja auch von den etablierten Parteien so angeboten. :)

    Unser heutiges Sozioökonomisches System ist auch deshalb so komplex und in seiner Gesamtstruktur gar nicht zu verstehen, weil es einerseits voller Widersprüche steckt, die sich letztendlich alle aus dem Widerspruch ergeben, der zwischen den Interessen der privaten EigentümerInnen an den Produktionsmitteln und den Interessen der zu deren profitabler Verwertung nötigen lohnabhängig Beschäftigten besteht [...]

    Der Klassenwiderspruch im Kapitalismus besteht ja paradoxerweise laut Marx auch ohne eine Verletzung des Äquivalententausches. Es stehen sich mit Kapitalist und Lohnarbeiter zwei "freie" und "gleiche" Privateigentümer gegenüber. Der eine besitzt bloß eben die Produktionsmittel und der andere nur seine Arbeitskraft. Nichtsdestotrotz entspricht der Wert der "Ware Arbeitskraft" tatsächlich nur dem Wert der Lebensmittel (im weitesten Sinne), die zu ihrer Reproduktion benötigt werden. Allerdings besteht der Gebrauchswert dieser Ware darin, neuen Wert zu schaffen. Wie dieser Gebrauchswert vom Kapitalisten in einer vertraglich vereinbarten Zeitspanne genutzt wird, ist nicht mehr die Sache des Verkäufers bzw. des Lohnarbeiters. Sowohl die Festlegung der als gesellschaftlich notwendig angesehenen Reproduktionskosten, als auch die Festlegung der Länge des Arbeitstages können so nur das Ergebnis von staatlich moderierten Kämpfen sein.

  • Der Klassenwiderspruch im Kapitalismus besteht ja paradoxerweise laut Marx auch ohne eine Verletzung des Äquivalententausches. Es stehen sich mit Kapitalist und Lohnarbeiter zwei "freie" und "gleiche" Privateigentümer gegenüber. Der eine besitzt bloß eben die Produktionsmittel und der andere nur seine Arbeitskraft. Nichtsdestotrotz entspricht der Wert der "Ware Arbeitskraft" tatsächlich nur dem Wert der Lebensmittel (im weitesten Sinne), die zu ihrer Reproduktion benötigt werden. Allerdings besteht der Gebrauchswert dieser Ware darin, neuen Wert zu schaffen. Wie dieser Gebrauchswert vom Kapitalisten in einer vertraglich vereinbarten Zeitspanne genutzt wird, ist nicht mehr die Sache des Verkäufers bzw. des Lohnarbeiters. Sowohl die Festlegung der als gesellschaftlich notwendig angesehenen Reproduktionskosten,

    Ja schon, Aber inwiefern widersprechen sich da die Interessen des Produktionsmittelbesitzers und des Arbeitskraftverkäufers nicht?

    Sowohl die Festlegung der als gesellschaftlich notwendig angesehenen Reproduktionskosten, als auch die Festlegung der Länge des Arbeitstages können so nur das Ergebnis von staatlich moderierten Kämpfen sein.

    Ja eben. Der Staat und seine "Moderation" sind notwendig zum Erhalt der kapitalistischen Produktionsweise. Der Klassenwiderspruch, den der Staat moderiert wird dadurch aufrecht erhalten. Kompromiss ist kein Konsens.

  • Ja schon, Aber inwiefern widersprechen sich da die Interessen des Produktionsmittelbesitzers und des Arbeitskraftverkäufers nicht?

    Ich stelle den grundlegenden Interessenkonflikt zwischen Kapital und Lohnarbeit nicht infrage. Mein Argument ist nur, it's not a bug it's a feature. Gerade, weil der Kapitalismus fehlerfrei funktioniert bzw. das Prinzip des Äquivalententausches zwischen privaten Warenproduzenten, gewährleistet durch staatlich erzwungene Gesetzgebung, konsequent eingehalten wird, entsteht dieser Klassenwiderspruch.

  • Ich ziehe das mit der Therapie jetzt doch nochmal hierher, weils mir dabei nicht um Überwachung geht und ich das drüben nicht verwässern möchte. Falls es doch drüber besser aufgehoben ist, sorry, dann gerne verschieben.


    Wenn es nur darum geht, welche Handlungsmöglichkeiten die Individuellen TherapeutInnen mit ihren Individuelle PatientInnen ausloten - was halt nunmal größtenteils leider das Wesen der pschotherapeutischen Praxis ist -, dann bleibt eben alles auf der Ebene des Individuums, und genau das ist doch das grundlegende Problem.

    Alternativen dazu gibt es dann kritische gruppentherapeutische Settings, wie folgende Beispiele:

    - Consciousness-Raising (CR)

    Consciousness-Raising-Gruppe, CR-Gruppe oder Bewusstseinsbildende Gruppe ist ein gruppenanalytisches Format ohne formelle Leitungsstruktur, das eine Brücke zwischen sozialer bzw. ökonomischer und individueller Veränderung schafft.[1]

    [...] Häufige Themen von bewusstseinsbildenden Gruppen in den USA sind beispielsweise Menschenrechte (z. B. Feminismus, LGBT-Rechte, Gewalt in der Partnerschaft), Krankheiten (z. B. Brustkrebs, AIDS), Umweltprobleme (z. B. globale Erwärmung, Tierrechte), Konflikte (z. B. Völkermord in Darfur, israelisch-palästinensischer Konflikt) und politische Themen (z. B. die Protestbewegung Occupy Wall Street[5] oder die Tea-Party-Bewegung).[6]

    Heute wird mitunter eine Wiederbelebung des Formats gefordert.[3][7]

    - Radikale Therapie (RT)


    Radikale Therapie ist eine Form von selbstorganisierter Gruppentherapie. [...] Das Wort "Radikal" bei RT meint in diesem Zusammenhang die ursprüngliche Bedeutung des Wortes: "Wurzel". Hierbei soll betont werden, dass „psychische Probleme“ ihre Wurzel in gesellschaftlichen Verhältnissen und (verinnerlichter) Unterdrückung haben. Mit Hilfe der Radikalen Therapie können wir diese Wurzeln ansehen, den gesellschaftlichen Ursprung von mangelnder Selbstwertschätzung, einengenden Verhaltensmechanismen, verinnerlichter Unterdrückung und wiederkehrenden Konflikten aufspüren und Schritt für Schritt unsere uneingeschränkte Lebensenergie und Intelligenz wiedergewinnen, sowie uns mit anderen verbinden um gemeinsam an gesellschaftlichen Veränderungen zu arbeiten. Und "Radikal" meint auch, dass wir unseren Heilungsprozess selbst in die Hand nehmen, uns nicht auf Therapeut*innen verlassen, sondern uns selbst als Expert*in des eigenen Lebens und unserer Entwicklung ansehen.

    - Kollektive Selbstverständigung (KSV)

    KSV ist als besondere Form des Gesprächs dadurch gekennzeichnet, dass sie sich in einer Gruppe von Peers vollzieht, deren explizites Ziel darin besteht, die gesellschaftliche Vermitteltheit ihrer individuellen Existenz (Holzkamp, 1983) zu begreifen. Ausgehend von subjektiven Lebensproblematiken richtet sie sich auf eine Veränderung von Alltagspraktiken in Richtung allgemeiner Emanzipation. Als theoretisches Fundament dienen hierfür die Kategorien der Kritischen Psychologie. Diese fungieren nicht nur als Denkwerkzeuge für die Reflexion der eigenen Lebensführung, sondern werden dabei auch selbst zum Gegenstand der Reflexion. Aus diesem Ineinandergreifen von Theorie und Praxis entstehen Impulse zu deren Weiterentwicklung. Die KSV versteht ihre Arbeit somit als kooperativen Lernprozess im Sinne subjektwissenschaftlicher Forschung.


    Abseits der Gruppentherapie gibt es auch generelle Therapieansätze mit ähnlichen Ansprüchen, z.B. die Feministische Therapie.
    Es gibt auch noch andere unorthodoxe Wege wie sich TherpeutInnen einbringen könnten, beispielsweise über Angebote wie das Aktivistische Sofa (ein Angebot extra für AktivistInnen die sich für eine gesellschaftspolitische Transformation einsetzen und im Kontext dessen Konflikte wahrnehmen).

    Ich verstehe auch den Punkt, dass

    alles auf der Ebene des Individuums [bleibt], und genau das ist doch das grundlegende Problem. Wir sind in modernen westlichen Idustriegesellschaften einfach so vereinzelt und fixiert auf unsere individuelle Rolle darin, dass auch eine umfassede Erkenntnis des Eizelnen über diesen traurigen Umstand erst mal nichts an seiner Vereinzelung ändern wird, und sie schlimmstenfalls noch verstärken kann, wenn er damit im sozialen und beruflichen Umfeld keine Resonanz findet oder gar auf Ablehnung stößt.

    Aber es geht mir darum ob und wie sinnvoll es wäre, wenn die psychtoherapeutische Praxis sich grundlegend verändert - und nicht nur einE einzelneR TherapeutIn und entsprechend einE einzelnE PatientIn (oder ein paar mehr). In Deutschland gehen Millionen Menschen jährlich in Psychotherapie - natürlich wird es (zum Glück) nie so sein, dass alle TherapeutInnen gleichgeschaltet agieren und parallel mit den PatientInnen radikale Handlungsmöglichkeiten erschließen, die dann alle so gut zusammen passen, dass sich alle harmonisch zur Revolution zusammen finden. Aber es ist auch nicht so, dass der zuvor kritisierte Fokus (z.B. auf der individuellen Verantwortung am Leiden) in der Therapie zufällig fällt. Natürlich liegt es dann wiederum nahe die akademische Lehre in die Mangel zu nehmen - oder die Ausbildungsinstitute. Hab ich auch nichts dagegen - aber mir gings auch weniger daran Schuldige zu finden sondern nach dem (Un)sinn von Psychotherapie zu fragen und ob es, angesichts der auch hier geäußerten Kritiken, Potentiale einer emanzipatorischen Psychotherapie gibt.
    Finde es aber auch nachvollziehbar, dass/wenn Du meinst, dass das schön und gut ist aber dass das alles nicht so viel bringt bzgl Transformation und man sich dafür eine andere Tätigkeit suchen muss.

    Dass die Erkenntnis des Einzelnen über das System das Leiden noch vergrößern könnte (so habe ich das obige Zitat auch gelesen), kann ich mir vorstellen. Es gibt auch andere denkbare Reaktionen, wie z.B. Wut, die sich dann auch ganz unterschiedlich auf das Leben auswirken kann. Die Gefahr, dass die Leidensaufarbeitung in der Therapie Konsequenzen hat, ist auch sonst häufig gegeben, da es meistens schon nahe liegt, dass man irgendetwas am Leben ändern kann. Das kann Freundschafts/Familien/Arbeitssysteme betreffen. Die Erwartung an den Therapierahmen wäre dann schon, das auffangen zu können. Und eben gemeinsam Wege zu erschließen, wie PatientInnen die Situation verändern können. Wenn der Wunsch nach weniger Einsamkeit da ist und mehr Gemeinschaft, kann es auch empowernd sein, sich mit anderen zu vernetzen - da kann die Therapie vllt. auch helfen Hürden abzubauen.
    Letztlich muss sich die Therapie aber natürlich an den Wünschen und Zielen der PatientInnen orientieren - soll ja niemand zur gesellschaftspolitischen Erleuchtung gezwungen werden.

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