Die große Transformation

  • Genossenschaften zielen ja am Ende auch immer auf Rendite ab und sind auch insgesamt eher in der Wohlstandselite anzusiedeln

    Das muss aber nicht so sein. Genossenschaften müssen keine Rendite abwerfen. Das können sie selbst in ihren Satzungen so festlegen. Blöderweise wurde (aus Gründen) die Gemeinnützigkeit von Genossenschaften schon unter Kohl abgeschafft, aber wenn eine Geno nicht mehr als 10% ihres Geschäftes mit nicht-Mitgliedern macht, bleibt sie immerhin von der Körperschaftssteuer befreit. Das müssen auch keine Projekte der Wohlstandselite sein. Aber natürlich müsste eine Geno genau wie jede andere Kapitalgesellschaft ihre Investitionen mit Krediten finanzieren, sofern die Mitglieder nicht genug Eigenkapital über Anteile aufbringen können. Da könnten dann allerdings günstige Förderkredite von der KfW oder den Investitionsbanken der Länder aushelfen, die auch von privaten Unternehmen gerne in Anspruch genommen werden. Ohne staatliche Hilfe [Edit: oder edle SpenderInnen] gehts leider nicht.

  • Eine Lösung wäre zum Beispiel die Errichtung von dezentralen PV Anlagen auf privaten Dächern durch einen kommunalen Energieerzeuger (im öffentlichen Besitz). Das ist ja kein Hexenwerk und keine Raketentechnologie.

    Was du da machen willst...ist die Option zu wählen die in absehbarer Zeit garantiert am wenigsten Chance hat auf irgendeine Umsetzung und welche garantiert am meisten Widerstand erzeugen wird weil Millionen von Privatleuten die Dachfläche damit komplett genommen wird. Wenn in größeren Teilen der Bevölkerung das entsprechende Mindset dafür vorhanden wäre könnte man da ja evt drüber nachdenken, aber das haben wir eben nicht ansatzweise, so realistisch muss man schon sein.


    Und das kann man sich auch alleine schon rein aus technischer Perspektive sparen, auf Dachflächen in Deutschland passen nur grob 200GW PV(die Fassadenfläche ist z.B. etwa doppelt so groß und kann bzw sollte auch genutzt werden)...und das gesamte Potenzial in Deutschland liegt aber eher bei 2000-3000GW PV, es macht daher wenig Sinn für bestenfalls so 5-10% der verfügbaren Gesamtfläche direkt erstmal Millionen von Privatleuten da draußen ans Bein zu pissen und damit sehr großen Widerstand hervorzurufen.


    Bevor das passiert...

    ...ist hier Revolution.

    Was jedoch natürlich nicht bedeutet das man diese Flächen nicht trotzdem voll machen sollte, gerade weil wir bisher nur so 60GW PV installiert haben(und darunter sind nicht nur Dachanlagen sondern auch Freifläche, von den gesamten 60GW sind daher weniger als 50GW auf Dächern) und daher noch grob geschätzt 75-80% der Dachflächen ungenutzt sind...aber deswegen würde ich persönlich nicht versuchen erstmal jedem Dachbesitzer gefühlt ans Bein zu pissen und viel Widerstand zu erzeugen...sondern alle Beteiligten möglichst mitzunehmen, dafür würde ich wie gesagt erstmal ein Grundrecht für die Installation kleiner PV Anlagen durch Mieter einführen...

    Was ich lieber sehen würde ist eine dezentrale Energiewende an der möglichst viele Menschen beteiligt werden, so das alle sehen können wie nützlich das eigentlich für uns alle ist...und damit meine ich nicht nur Hausbesitzer etc...auch die Mieter sollten ein Grundrecht darauf bekommen auf nutzbaren vorhandenen Flächen (falls noch frei dann auf dem Dach, sonst aber auch Balkon, Fassade, Garagendach/Carport usw) eine PV installieren zu dürfen...und selbst wenn es nur so 1-2kW pro Person sind...bei über 80 Millionen Menschen sind das dann potenziell 80-160GW PV...

    ...und das ganze wegen maximaler Ausbau-Beschleunigung über staatlich zinsfreie Kredite finanzieren, zumindest für die Menschen die nicht über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen, also die meisten Mieter z.B. ...und falls es Vermieter gibt die auch nicht über die finanziellen Mittel verfügen würde ich die beim Bau einer kleinen Anlage bis 2kW auch unterstützen, so könnten die übrigen (finanziell ausreichend ausgestatteten) Vermieter auch nicht argumentieren das hier nur einseitig unterstützt wird...

    Und wenn man es wirklich ernst meint mit der Turbo-Energiewende könnte man auch von staatlicher Seite zinsfreie Kredite über z.B. die KfW anbieten, so das jeder Mieter (und seltener auch Vermieter) der kein Geld hat für eine PV sich so ein Ding vor Ort hinsetzt...

    Bei aktuell etwa 1000€ pro kW PV bei kleinen Anlagen benötigt man für die genannten 80-160GW grob 80-160 Milliarden €, eine offensichtlich nicht unrealistische Summe wenn man sich zum Vergleich anguckt das wir auch mal schnell eben so 100 Milliarden "Sondervermögen" für die Bundeswehr bzw eigentlich eher die private Rüstungsindustrie über haben (eigentlich nur sinnlos rausgeschmissenes Geld (solange der Russe oder so hier nicht einreitet), bekommt man - im Gegensatz zur PV - niemals was von zurück).


    Anstatt sich aber nur auf private Flächen zu konzentrieren würde ich da erstmal empfehlen auch die öffentlichen Flächen zur Verfügung zu stellen, davon haben wir nämlich auch mehr als genug, öffentliche Gebäude, öffentliche Parkplätze und von der Ausrichtung her geeignete Straßen und Fahrradwege, Bushaltestellen, Lärmschutzwände usw...da kommen von der Fläche her auch schnell ein paar 100GW zusammen.

    Es wäre daher schon ein massiver Schritt nach vorne wenn man all diese öffentlichen Flächen allen Menschen zur Verfügung stellen würde...aktuell passiert jedoch nichts davon, es wird sogar eher verhindert das normale Privatleute solche Flächen nutzen können, man unterstützt von politischer Seite aus lieber die großen Energiekonzerne etc...daher kommen wir hier auch nicht vorwärts mit unserer Energiewende, der Pöbel soll möglichst nicht beteilgt werden.

  • Voll ok. Mir ginge es ja nur darum, dass die Idee sich auf den Privaten Ausbau von PV zu verlassen, ziemlich schlecht ist, und kommunale Ansätze der Weg sind wie sowas gehen könnte.


    Klar sollten Kommunalisierte Stromversorger erstmal öffentliche Gebäudedächer oder Schallschutzwände usw. nutzen.

  • Und das kann man sich auch alleine schon rein aus technischer Perspektive sparen, auf Dachflächen in Deutschland passen nur grob 200GW PV

    Aber könnte man damit nicht einen großen Teil des Verbrauchs privater Haushalte abdecken?


    Die benötigte Gesamtmenge an Strom wird ja nicht unwesentlich von Energieintensiver Industrie und zu einem kleineren Teil vom sonstigen Gewerbe verbraucht. Und da käme dann eben die Frage ins Spiel, für wessen Profit die eigentlich so viel Energie benötigen.

  • Aber könnte man damit nicht einen großen Teil des Verbrauchs privater Haushalte abdecken?

    Wenn man nur den Stromverbrauch betrachtet ist das halbwegs korrekt.


    Aber der Energiebedarf für Wärme oder Transportmittel etc wird hier bei uns ja zu großen Teilen nicht elektrisch sondern über Gas und Öl abgedeckt, wenn man das mit EE und Wärmepumpen etc ersetzen will braucht man mehr elektrische Energie als vorher.

    Die benötigte Gesamtmenge an Strom wird ja nicht unwesentlich von energieintensiver Industrie und zu einem kleineren Teil vom sonstigen Gewerbe verbraucht. Und da käme dann eben die Frage ins Spiel, für wessen Profit die eigentlich so viel Energie benötigen.

    Ja, die Gesamtmenge an Strom bzw Energie allgemein wird in der aktuellen Größenordnung nicht für die privaten Haushalte benötigt, elektrisch sind es so grob 25% und beim Gasverbrauch sind es etwa 30%, der größte Teil geht für Industrie und Gewerbe etc drauf.

  • AlienObserver Es geht im Grunde weniger darum, was wir konsumieren, sondern darum, was wir produzieren und vor allem wie. Wenn sich die Produktion ändert, ändert sich auch der Konsum.


    Ob das funktioniert mit dem Erhöhen der Lebensdauer von Produkten hm. Das gilt, denke ich, nur für bestimmte Sektoren. Der Lebensmittelsektor wäre davon z. B. nicht betroffen. Ein nette Idee wären Formen von dezentralisierter Technologie, mit der jeder Zuhause selbst seine Dinge herstellen und auch reparieren könnte. Z. B. 3D-Drucker, Multifunktionsmaschinen oder Verbindung moderner und älterer Technologie, die in ihrer Anwendung viel güstiger wäre. Müsste auch leicht erlernbar sein.

  • Ist das nicht eine Form der Tragedy of the Commons? Die Prämissen dieser Theorie stimmen nicht, d. h. es kann, wenn man kooperativ Reguliert, nach Prinzipien, die Elenor Ostrom herausgearbeitet hat, die "Tragödie" verhindert werden. Derzeit haben wir ja keine solche Regulation der Ressourcen, ausser durch Wettbewerb in der kapitalistischen Marktwirtschaft, von daher stimmt der Cartoon schon, aber man kanns auch anders organisieren.

  • Ist das nicht eine Form der Tragedy of the Commons? Die Prämissen dieser Theorie stimmen nicht, d. h. es kann, wenn man kooperativ Reguliert, nach Prinzipien, die Elenor Ostrom herausgearbeitet hat, die "Tragödie" verhindert werden. Derzeit haben wir ja keine solche Regulation der Ressourcen, ausser durch Wettbewerb in der kapitalistischen Marktwirtschaft, von daher stimmt der Cartoon schon, aber man kanns auch anders organisieren.

    Nein Quatsch. Das ist ein Beispiel für eine extreme Entwicklung einer "Jäger Beute" Funktion. (Oder Malthus "Bevölkerungs Falle")

    Ähnlich verhalten sich Bakterien mit exponentialen Wachstum in einer Petrischale

    Siehe auch Prof. Albert Bartletts berühmtes Video über die Exponentialfunktion:


  • Nein Quatsch. Das ist ein Beispiel für eine extreme Entwicklung einer "Jäger Beute" Funktion. (Oder Malthus "Bevölkerungs Falle")

    Ähnlich verhalten sich Bakterien mit exponentialen Wachstum in einer Petrischale

    Siehe auch Prof. Albert Bartletts berühmtes Video über die Exponentialfunktion:


    Naja nen Zusammenhang gibts da schon. Und die Idee von Malthus war, dass die Bevölkerung sich schneller vermehrt als die Ressourcen und es daher Einschränkungen wie Begrenzung der Geburten geben muss. Aber dieser Zusammenhang wurde widerlegt. Durch technologische Innovation ist es möglich, dass Ressourcen in einem viel schneller Maße wachsen.

  • Ist das nicht eine Form der Tragedy of the Commons? Die Prämissen dieser Theorie stimmen nicht, d. h. es kann, wenn man kooperativ Reguliert, nach Prinzipien, die Elenor Ostrom herausgearbeitet hat, die "Tragödie" verhindert werden. Derzeit haben wir ja keine solche Regulation der Ressourcen, ausser durch Wettbewerb in der kapitalistischen Marktwirtschaft, von daher stimmt der Cartoon schon, aber man kanns auch anders organisieren.

    Hmm, wer sagt denn, dass wir in Teilen nicht schon in der Tragödie leben? Mal so global betrachtet sehe ich da akut und auch für die nächsten Jahrzehnte ein enormes Tragödienpotential.


    Zitat

    "Und die Idee von Malthus war, dass die Bevölkerung sich schneller vermehrt als die Ressourcen und es daher Einschränkungen wie Begrenzung der Geburten geben muss. Aber dieser Zusammenhang wurde widerlegt. Durch technologische Innovation ist es möglich, dass Ressourcen in einem viel schneller Maße wachsen."


    In einem schnelleren vielleicht, aber immer nur mit einer Latenz und zwangsläufig mit der gleichen Geschwindigkeit? Ich finde dieses Statement schon recht gewagt, ohne dass ich jetzt Geburtenkontrolle für 'ne geniale Idee halte (was sie ebenfalls nicht ist).

  • Ich finde dieses Statement schon recht gewagt, ohne dass ich jetzt Geburtenkontrolle für 'ne geniale Idee halte (was sie ebenfalls nicht ist).

    Dass in Armut lebende Untermenschen sterben sollen, halte ich auch für gewagt. Das war nämlich die Absicht, die Malthus mit dieser Theorie hatte.


    (ernsthafte antwort kommt noch)

  • Hatte ich ja auch schon erwähnt.

    Die Theorie endet in ihrer modernen Form, Neomalthusianismus, dann meistens in üblem Rassismus. Weil "die" halt so viele Kinder bekommen. (War natürlich nicht das, was Hohli damit sagen wollte)

    Die Probleme haben aber weder mit Ressourcen noch mit Bevölkerung zu tun, sondern mit dem monopolisierten Zugang zu Ressourcen, der abhängig vom Einkommen ist, Produktion für Profit, Akkumulation und Privateigentum und dessen Schutz durch den Staat. Allein schon die Ressourcen, die frei werden, wenn wir nicht den ganzen unnötigen Scheiß produzieren würden, wäre enorm. Wenn alle Menschen ernsthaft etwas produktives arbeiten würden, anstatt langweiligen monotonen Jobs nachzugehen. Diese ganzen Produktivkräfte sind derzeit aber mit Profitakkumulation beschäftigt, anstatt mit etwas sinnvollem.

  • In der Diskussion im Klimawandel thread kommt oft raus, dass die in meinem opener eingenomene Perspektive, dass wir darauf zusteuern, dass unser Wirtschaftsystem durch die Folgen des Klimawandels und der mangelnden Verfügbarkeit von Energie in absehbarer Zukunft mit katastrophalen Folgen kollabieren wird, von sehr wenigen geteilt wird.


    Wenn das so ist, würde mich ja interessieren, warum z.B. die Veröffentlichungen des Club of Rome ignoriert werden. Ist es weil man der Cassandra nie glauben schenken will bis es zu spät ist?


    Gibt s zweifel an den generellen Aussagen der Limits to Growth Studie und der Konsequenzen die unsere zerstörerische Wirtschaftsweise haben wird?


    Zitat von Limits to Growth (1972)

    If the present growth trends in world population, industrialisation, pollution, food production, and resource depletion continue unchanged, the limits to growth on this planet will be reached sometime within the next one hundred years. The most probable result will be a rather sudden and uncontrollable decline in both population and industrial capacity.


    "Sometime in the next one hundred years" ist jetzt.


    Die Modelle weisen darauf hin dass die Globale Wirtschaftsleistung demnächst massiv einbrechen wird und so viele Menschen Jährlich sterben werden das ab 2030 die Weltbevölkerung rapide Schrumpft, wenn wir nicht massiv gegensteuern.


    Wenn das im Bewusstsein wäre, denke ich dass die Diskussionen hier anders verlaufen würden. Da dem nicht so ist frage ich mich, ist denn dann die Überzeugung, dass wir erfolgreich gegensteuern werden?

    Oder dass wir durch "Innovation und Technik" hervorgerufen durch die unsichtbare Hand des Marktes davon bewahrt werden.

    Oder sind die Studien einfach unglaubwürdig und "widerlegt"?


    Würde mich wirklich interessieren.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!