Energiekrise 2022/2023

  • Man wird nicht warten bis die Speicher bei 20% liegen und erst dann eine zunächst formale, rein rechtlich getriebene, Gasmangellage ausrufen. 20% wären im April übrigens eine Katastrophe, da nach dem Winter "vor dem WInter" sein wird und russische Flüsse dann komplett fehlen. Ginge es nur um diesen Winter, wäre Müller sicherlich entspannter. Sobald die Gasspeicherstände aber sinken, wird hier jeden Tag, wie bei der Pandemie, über Maßnahmen diskutiert werden. Warte mal ab.

  • Wir brauchen noch mehr Appelle


    [Herr Müller von der Bundesnetzagentur appeliert auf twitter]

    Ich weiß gar nicht was er hat.


    Wenn man gleichzeitig einen Wirtschaftskrieg gegen den größten Gaslieferanten führen, eine Energiewende schaffen, und dabei trotzdem weiter lustig kapitalistisches Wachstum und freien Konsum für freie Bürger*innen betreiben will, dann muss halt irgendendwer irgendwann mal in seiner guten Stube zum Frieren für die Freiheit gezwungen werden, damit der Wirtschaftsstandort nicht an Wettbewerbsfähigkeit und ökonomischer Feuerkraft verliert, und die Staatsräson nicht ihrer regelbasierten Geschäftsordnung des globalen Handelsimperiums verlustig geht.


    Das ist wie mit dem Stellvertreterkrieg. Damit hier die Wertepolitiker*innen, KriegsprofessorInnen und MoraljournalistInnen weiter ihre allabendlichen Diskussionsrunden veranstalten, und sich öffentlich mit Planspielen über den aktuellen und künftigen Frontverlauf, oder über die Wahrscheinlichkeit nuklearer Eskalationen profilieren können, muss halt irgendwer an der Front dafür den Heldentod sterben.


    In letzterem Fall kann man das Elend immerhin - derzeit noch - ins Ausland outsourcen.

  • Man wird nicht warten bis die Speicher bei 20% liegen und erst dann eine zunächst formale, rein rechtlich getriebene, Gasmangellage ausrufen. 20% wären im April übrigens eine Katastrophe, da nach dem Winter "vor dem WInter" sein wird und russische Flüsse dann komplett fehlen. Ginge es nur um diesen Winter, wäre Müller sicherlich entspannter. Sobald die Gasspeicherstände aber sinken, wird hier jeden Tag, wie bei der Pandemie, über Maßnahmen diskutiert werden. Warte mal ab.

    Du antwortest nicht auf die Frage ob ich die Berechnungen mal sehen kann.

    Bisher ist das für mich - den vorliegenden Daten nach - nur eine übertrieben falsche Behauptung, auch wenn ich die 20% von dir als Sicherheitsfaktor abziehen würde hätten wir noch so 200TWh Gas gespeichert und würden gleichzeitig noch Gas geliefert bekommen (die ersten 5 Tage im Oktober waren es zB 4TWh).


    Eine Gasmangellage im November halte ich rein technisch für unmöglich, dafür würden wir einen noch nie dagewesenen Rekordverbrauch von so 200TWh benötigen...als ob das bei den gegenwärtigen Preisen passieren...daran glaube ich eher nicht.


    Edit: Nochmal die Frage, wo sind die Berechnungen von dem Chefexperten auf den du dich beziehst?

  • Also… vielleicht habe ich mich da missverständlich ausgedrückt: TECHNISCH wird es freilich keine Gasmangellage im November geben. Das sagte der Experte auch nicht. Müller wird wohl aber recht früh eine ausgerufen werden müssen, wenn nicht -20% eingespart werden. Das war seine These. Und die finde ich bedenkenswert. Wenn die Bürger also nicht „freiwillig“ 20% einsparen, gibt es Maßnahmen dafür, damit nicht zu einem späteren Zeitpunkt eine physische Gasmangellage Eintritt oder gar ausgeschlossen werden kann. Diese Maßnahmen kannst Du aber nur mit dem Ausrufen der Gasmangellage beschließen. Von der Logik her ist das wie bei der Pandemie 1:1.

    Darüber hinaus muss man auch beachten, dass die Ausspeicherpotentiale sehr ungleich verteilt sein werden, ähnlich wie die Einspeisepunkte. An der Nordsee wird dank Norwegen wahrscheinlich nie eine Gasmangellage technisch drohen. Auch im kältesten Winter nicht. Im Südosten kann das ohne russisches Gas aber schnell passieren.

  • Bitter, strategische Ölreserve verbraten und dann noch sowas...


  • Ok, so klingt das schon anders...dann wolltest du also eigentlich sagen das eine Gasmangellage wenn dann erstmal nur präventiv ausgerufen wird um vorbeuglich Maßnahmen zu ergreifen...und das klingt dann schon ganz anders als "Gasmangellage im November". Bei solchen Aussagen könnten einige Leute das falsch verstehen, damit befeuert man nur die Panikmache die ich immer öfter sehe/höre, die Lage ist zwar ernst, aber so schlimm dann doch noch nicht.

    Darüber hinaus muss man auch beachten, dass die Ausspeicherpotentiale sehr ungleich verteilt sein werden, ähnlich wie die Einspeisepunkte. An der Nordsee wird dank Norwegen wahrscheinlich nie eine Gasmangellage technisch drohen. Auch im kältesten Winter nicht. Im Südosten kann das ohne russisches Gas aber schnell passieren.

    Da hatte ich auch schon dran gedacht, ich bin daher auch relativ froh das ich relativ weit im Norden bzw nordwestlich wohne.

  • Ok, so klingt das schon anders...dann wolltest du also eigentlich sagen das eine Gasmangellage wenn dann erstmal nur präventiv ausgerufen wird um vorbeuglich Maßnahmen zu ergreifen...und das klingt dann schon ganz anders als "Gasmangellage im November". Bei solchen Aussagen könnten einige Leute das falsch verstehen, damit befeuert man nur die Panikmache die ich immer öfter sehe/höre, die Lage ist zwar ernst, aber so schlimm dann doch noch nicht.

    Aber gerade diese Unterscheidung werden wir wohl in der öffentlichen und insbesondere MS-medialen Berichterstattung zur Hauptzeit eher nicht bekommen. Da ist schon noch gut Zündstoff drinnen um von allen Seiten ordentlich Stimmung zu machen, welche mit entsprechenden Halbwahrheiten befeuert wird.

  • Die sogenannte "Withdrawal Capacity" der EU liegt bei 19,89328TWh pro Tag, den größten Anteil daran hat Deutschland mit einer Ausspeicherleistung von 6,87926TWh pro Tag.


    Okay. 19.9 * 10^9 kWh vereinfacht mit Faktor 10 entspricht das 2 * 10^9 m³ Gas. Zum Vergleich Nord Stream hat wohl sowas wie 150 Millionen m³ pro Tag geliefert, also 0.15.


    Für Deutschland, 6.9 TWh Ausspeicherleistung stand Anfang des Jahres noch ein Import von knapp 5 TWh pro Tag gegenüber:


    https://www.bundesnetzagentur.…_blob=publicationFile&v=3



    Die Werte sind in GWh pro Tag.


    (Wobei um die 2 TWh parallel exportiert wurden.)



    Insofern scheint die mögliche Ausspeicherungsmenge zumindestens nicht deutlich unter dem täglichen Gasfluss aus Pipelines zu liegen. Aber es liegt denke ich auch nicht sehr drüber, wenn man alle Gasimporte zusammenrechnet. Nährungsweise ersetzen kann man diese reinkommende Menge an einem einzelnen Tag (in der kalten Jahreshälfte) wahrscheinlich nicht.

  • https://www.reuters.com/busine…-link-germany-2022-10-07/


    Zitat

    OSLO, Oct 7 (Reuters) - Norway has deployed a specialist vessel to inspect a subsea gas pipeline to Germany because of safety concerns after suspected sabotage last month on two Nord Stream pipelines between Russia and Germany, according to sources and data.


    Norway, Europe's largest gas supplier, last week put its energy sector on high alert, deploying its navy and air force to patrol offshore facilities and placing soldiers at onshore gas processing plants after the Sept. 26 Nord Stream blasts.


    The Havila Subsea, an oil service vessel equipped with remotely operated subsea vehicles, was deployed on Oct. 5 to survey the Europipe II pipeline that runs from the Kaarstoe gas plant in Norway to Dornum in Germany, Refinitiv vessel-tracking data shows.


    Falls die Russen mit der Sabotage der Nord Stream-Pipelines nichts zu tun hatten, könnten sie jetzt unter dem Eindruck stehen, dass sie selbst einen Schuss freihaben ...

  • Bitter, strategische Ölreserve verbraten und dann noch sowas...


    Die Entnahme der letzten Monate ist denke bisher einmalig, aber bei einer Kapazität von:


    https://www.energy.gov/ceser/spr-quick-facts


    Zitat

    Current authorized storage capacity - 714 million barrels


    War Ende September noch das hier vorhanden:


    https://www.spr.doe.gov/dir/dir.html


    img2.jpg


    Gut 400 Fass, sprich Zweidrittel ist sie noch gefüllt.


    Für einen kleinen Krieg über Taiwan reicht es vielleicht noch.

  • Nach 180 Jahren Firmengeschichte ... und ein paar Monaten Rot/Gelb/Grün : )


    Porzellanhersteller Kahla findet keinen Gasversorger

    Bitter. Ist nicht bei uns, aber 25GWh sind eine Hausnummer. Die haben früher 500.000€/Jahr für Gas bezahlt. Heute kostet das 5.000.000€/Jahr. Bei 120 Mitarbeitern können die die Preise für ihr Geschirr dann quasi verdoppeln. So sieht’s gerade leider viel zu oft aus. Einfach bitter.

  • Alles tragisch und sicher auch gerade für die 120 Mitarbeiter nicht so toll. Aber mal nun die 5.000.000 genommen, da gehe ich nach 180 Jahren Firmengeschichte davon aus, dass der/die Inhaber da ne ganze Menge mehr rausgezogen und wohl auch auf die Seite geräumt hat/haben und erwarte daher im Umkehrschluss, dass die da auch mal eben entsprechend was investieren können bzw sogar müssen bevor da alle anderen, also der Steuerzahler, in die Pflicht genommen wird.

  • Na die Bürgschaft abgeben oder einfach direkt mit privatem Kapital das teure Gas kaufen und dann muss halt auch noch auf gasfreie Produktion umgestellt werden. Sinds halt mal paar Jahre wo kein Geld aus dem Betrieb rausfällt sondern tatsächlich mal was reingesteckt werden muss, das Konzept ist halt nur leider vollkommen verloren. Die Erwartung muss natürlich sein, dass in den kommenden Jahren dann auch entsprechend die Energieversorgung umgestellt wird und damit dann nach den paar Jahren wo man draufzahlen musste wieder günstiger Energie zur Verfügung stehen könnte.

    Alternativ kann man natürlich den Steuerzahler die Kosten tragen lassen, weiter Geld aus dem Unternehmen in die eigene Tasche ziehen und obendrauf auch noch vom Steuerzahler die künftig günstige Energie, mit der man dann noch mehr ausm Unternehmen in die eigene Tasche ziehen kann, bereitstellen lassen. Für den Umbau weg vom Gas dann am besten auch noch paar Hilfszahlungen vom Steuerzahler.

  • Gut 400 Fass, sprich Zweidrittel ist sie noch gefüllt.


    Für einen kleinen Krieg über Taiwan reicht es vielleicht noch.


    Um vor den Wahlen den Spritpreis kleiner zu halten ... der Wählerärger ist ja groß genug.



    WASHINGTON, Oct 7 (Reuters) - The United States has sold a 10.15 million barrel batch of oil from the Strategic Petroleum Reserve to eight companies, the Department of Energy said on Friday. The administration has now sold about 165 million barrels of the sale, the largest ever...

  • https://www.reuters.com/busine…-stream-burst-2022-10-07/


  • Vorschlag der Gaskomission:


    1. Für Privatverbraucher: Den Gasabschlag für einen Monat, ausschließlich den Dezember, komplett vom Staat übernehmen zu lassen. Also mal wieder pauschal den reichen Vielverbraucher begünstigen, nach dem Gedanken "eure Armut kotzt mich an".


    2. Für Privatverbraucher: Erst ab März 2023, 80% des geschätzten Verbrauchs bei der September 2022 Abschlagszahlung, zu einem vergünstigtem Preis anbieten, der aber 200% des Vorkrisenniveaus entspricht.

    Mit den restlichen 20% zum teuren Preis, ergibt sich wahrscheinlich dann trotzdem ein Gaspreis von ca. 250% des Vorkrisenniveaus, also "nur" das 2,5-fache statt vielliecht das 3-4-fache.

    Und auch hier pauschal 80% für Jeden, egal ob reich oder arm. Weil "eure Armut kotzt mich an ".



    Problem nur, wenn der jeweilige Versorger im September ein zu niedrige Schätzung für September oder das Jahr hatte.....ist man also quasi fucked?

    Weil 80% von geschätzten 10k Verbrauch oder 80% von geschätzten 20k Verbrauch sind ein großer Unterschied.

    Man hätte den Vebrauch von den letzten 12 Monaten von September aus, nehmen sollen.

    Aber wahrscheinlich zu kompliziert für die Low-Performer der Gaskommission und Politker.



    https://www.tagesschau.de/inla…pertenkommission-101.html

  • Bei mir im Haus ist der Gasverbrauch im September Null. Kriegen wir dann gar nix :/

    Die von der Gas-Kommission, zumindest wird es so berichtet, haben es etwas dumm formuliert.

    Der Verbrauch wird nicht direkt vom September genommen, sondern aus der Abschlagszahlung vom September ermittelt.

    D.h. wenn du jeden Monat, von Januar-Dezember, weil du z.B. einen Jahresvertrag hast, 200 Euro zahlst, dann zahlst du auch im September 200 Euro, selbst wenn du nichts verbrauchst, weil sich das ja auf der Jahresabrechnung dann übers Jahr verteilt bezw. du zahlst ja zumindest bei einem Jahresvertrag immer den selben Abschlag jeden Monat, sofern sich der Gaspreis nicht erhöht, egal ob du nichts in irgendeinem Monat verbrauchst.

    Aus diesen beispielsweise 200 Euro Abschlag im September, soll wohl anhand der Arbeitspreise oder so, dein Verbrauch berechnet werden. Ganz genau wird das aber bisher auch nicht berichtet, aber so ähnlich soll das wohl funktionieren.

    Problem nur, wenn der Versorger einen zu niedrigen Abschlag für dich gewählt hat und damit sich das dann in einen zu niedrigen Verbrauch umrechnet, und die 80% dann von einem geringeren Verbrauch genommen werden als tatsächlich verbraucht und man dann statt 80% vielleicht 50-60% hat, die als bezuschusstes Grundkontingent gelten.


    Man hätte einfach direkt den Verbrauch der lezten 12 Monaten nehmen können, z.B. von der Netzagentur....aber anscheinend zu schwer für die Brains der Gas-Kommission, die einfach irgendetwas Komplizierteres machen, das viel weniger Sinn macht und Jeden verwirrt.

  • Den Vorsitz der Kommission teilen sich Prof. Dr. Veronika Grimm (Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr.-Ing. Siegfried Russwurm (Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie) und Michael Vassiliadis (Vorsitzender Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie).


    Da sitzen an der Spitze eine neoliberale Ideologin Ökonomin, der BDI-Präsident und der Boss der Gewerkschaft der sehr gasabhängigen Chemieindustrie.

    Des weiteren gehören unter anderem der Präsident des Deutschen Industrie-und Handelskammertags, der Vorstandschef von E.on, der Präsident des Gesamtverbandes der Wohnungsunternehmen und der Chef von RWE dazu.


    Hat irgendwer ernsthaft erwartet, dass da eine substanzielle Entlastung für einkommensschwache private Haushalte rauskommt?

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