#580 - Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine

  • das würde voraussetzen, dass Melnyks Lobbyismus einen großen Anteil an deutscher Militärhilfe hat

    Nach seinen ausgiebigen Lobpreisungen dieser wirklich netten, verständnisvollen Menschen von der deutschen Rüstungsindustrie liegt eher die Vermutung nahe, dass Melnyk selbst das Ziel von nicht gerade subtilem und völlig schamlosem Lobbyismus war

  • Nch seinen ausgiebigen Lobpreisungen dieser wirklich netten, verständnisvollen Menschen von der deutschen Rüstungsindustrie liegt eher die Vermutung nahe, dass Melnyk selbst das Ziel von nicht gerade subtilem und völlig schamlosem Lobbyismus war

    Na, die Vermutung, dass sich da wahre Gesinnungsfreunde begegnet sind, müßte auch erst einmal widerlegt werden.

  • Ich halte ihn mittlerweile ehrlich gesagt nicht mehr für Intelligent genug - oder für zu narzisstisch veranlagt -, um zu kapieren, dass Leute die ihm Honig um's Maul schmieren, dabei möglicherweise ganz eigene Interessen verfolgen.

  • Absurde Vorwürfe? so so


    er ist unbelehrbar.

  • hansj.

    Trotz deiner ausführlichen Argumentation, was nun Journalismus und was Ursache und Wirkung sei, habe ich das Gefühl, dass wir beide mit unserer Einstellung zum Ukraine-Krieg und auch zur Aufarbeitung der NS-Geschichte wohl nicht besonders weit auseinander liegen.


    Zu deinen Anwürfen bzgl. Geschichtsblindheit und -ignoranz meinerseits: Wo fordere ich denn, Geschichtsblindheit in Melnyks Narrativ zu akzeptieren und akzeptiere damit auch Geschichtsrevisionismus im Putinschen Narrativ? Ganz im Gegenteil, mir ist die "inconvenient truth" (so schreibt sich das...) durchaus bewusst, dass Melnyk Bandera-Anhänger ist und in treudoofer, unkritischer Loyalität an ihm als Freiheitsheld festhält. Das ist allerdings seit Längerem allgemein bekannt und das darf man auch sagen, dass es so ist.


    Wenn du zu meiner Aussage "Aktiv rechtes Gedankengut für das Handeln in heutiger Zeit hat Melnyk meines Wissens bisher nicht vertreten!" mit Gegenargumenten aufgezeigt hättest, dass er durch und durch Nazi und damit völlig untragbar ist – dann hätte ich zumindest zum Teil verstanden, warum ihr dieses Thema so aggressiv und öffentlichkeitswirksam vor einem empörungsfreudigen Publikum beackert, in einer Zeit, in der das zumindest für die Ukraine alles andere als konstruktiv ist. Statt Melnyk geschichtliche Einträge vorzulesen und ihn zu drängen, dazu Stellung zu nehmen, hätte man – ein gewisses Wohlwollen angesichts der aktuellen Situation vorausgesetzt – durchaus etwas didaktischer herangehen können.


    Wie ich sehe, hast du ja selbst bemerkt und kommentiert, dass von Trollen und Gegnern der Unterstützung der Ukraine nun nicht nur unzählige Likes, anerkennende Kommentare, Links auf Hetzseiten und sogar beträchtliche Spendensummen (!) eingehen.


    Und ich sehe auch, dass dich das überwältigend große, positive Echo aus diesem Lager offensichtlich erschreckt und – das rechne ich dir hoch an –, dass du dir viel Zeit nimmst und versuchst, in deinen Kommentaren ein Gegengewicht zu setzen und zu erklären.


    Viele Menschen suchen jedoch einfache Botschaften, die sich auf eine Zeile reduzieren lassen, und keine komplexen Relativierungen und Differenzierungen. Deine Erklärungen werden leider nur wenige lesen und intellektuell durchdringen und sie werden es – anders als Ausschnitte und Einzeiler aus eurem Interview – auch ganz bestimmt nicht auf RT oder gar in die Köpfe der Angesprochenen schaffen.


    Und damit bin ich wieder bei meinem Punkt: Ich will Melnyk überhaupt nicht verteidigen und bin in Friedenszeiten auch für die akribische Aufklärung jeder Käseschachtel-, Modellauto-, Rotkreuzspendenbetrugs-, Watergate- und Wirecardaffäre – aber was wolltet ihr zum jetzigen Zeitpunkt mit diesem Interview erreichen? Bitte eine ehrliche Antwort: Ist das, was jetzt läuft, in deinem Sinn?


    PS: Entschuldige die teils drastische und ausfallende Sprache in meinen vorigen Kommentaren. Ich habe mich da dem Stil der übrigen Diskutanten angepasst – ist sonst nicht meine Art :)

  • Viele Menschen suchen jedoch einfache Botschaften, die sich auf eine Zeile reduzieren lassen, und keine komplexen Relativierungen und Differenzierungen.

    Die allereinfachste Botschaft geht ungefähr so:


    "Dieser Putin ist ein größenwahnsinniger Unmensch, der aus reinem "Imperialismus" ein unschuldiges Nachbarland mit einem grausamen Vernichtungskrieg überzieht, um ein großrussisches Reich in den Grenzen des warschauer Vertrages wieder aufzubauen, und der nach erfolgter Vernichtung der Ukraine weiter Richtung Baltikum, Balkan und Berlin marschieren wird, um sich am Ende selbst zum Führer ganz Europas zu machen, wenn die westliche Wertegemeinschaft jetzt nicht alles dafür tut, um Russland ein für alle mal militärisch in die Knie zu zwingen und es mitsamt seinen 144 Millionen EinwohnerInnen ökonomisch zu ruinieren."


    Das ist Politik für den Kindergarten. Der große Wladimir hat den kleinen Wolodymyr zuerst gehauen, deshalb müssen wir jetzt alle den Wladimir so ordentlich verkloppen, dass er sich nicht mehr traut irgendwen zu hauen.


    Eine Differenzierte Betrachtung würde berücksichtigen, dass dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg nicht aus heiterem Himmel vom Zaun gebrochen, sondern mehrfach von russischer Seite als letzte Konsequenz einer weiteren Ausweitung der NATO, und somit der amerikanischen Einflusssphäre, nebst nuklearer Erstschlagskapazitäten, in der unmittelbaren Nachbarschaft Russlands in Aussicht gestellt worden war, und dass er eine über zwei Jahrzehnte lange Vorgeschichte hat, die damit begann, dass man sich Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in Washington D.C. dazu entschied, eine ökonomische und politische Annäherung Westeuropas an das postsowjetische Russland unbedingt zu verhindern, und die Ukraine dabei als geopolitischen Keil durch die Eurasische Landmasse zu treiben - ohne Rücksicht darauf, welche Konsequenzen das für die ukrainische Bevölkerung oder für den Rest Europas und der ganzen Welt haben würde.


    In Folge dessen haben einflussreiche "liberale" Interessengruppen des kollektiven Wertewestens und seiner staatstragenden publizistischen Community den russischen Autokraten gegenüber einem besorgten liberalen Bürgertum über viele Jahre hinweg mit Erfolg stück für Stück als immer mörderischeren Erzbösewicht gebranntmarkt, mit dem doch jetzt, wo er endlich sein wahres, hässliches Gesicht gezeigt habe, beim besten Willen keine Verhandlungen mehr zu führen seien, weil er ja - wie jeder durch die publizistische Community informierte, mündige Bürger weiß - ein gewissenloser Barbar und notorischer Lügner ist.


    Dass die selbe transatlantische Wertegemeinschaft währenddessen nicht nur mit Russland sondern auch mit unzähligen anderen, von gewissenlosen Lügnern geführten Diktaturen und Autokratien (von denen eine sogar Mitglied der NATO ist, und gerade im Moment völlig ungestraft in ihren Nachbarländern ZivilistInnen ermorden kann) einträgliche Geschäfte gemacht, und gleich mehrere vökerrechtswidrige Angriffskriege mit Geld und Waffen unterstützt, oder sie gar selbst vom Zaun gebrochen hat, denen weitaus mehr unschuldige ZivilistInnen zum Opfer fielen, als bisher in der Ukraine ums Leben gekommen sind, hat der medial gestützten moralischen Deutungshoheit im Westen offenbar genauso wenig Abbruch getan, wie die traurige Tatsache, dass man westlicherseits nicht nur kein Problem damit hatte, dass sich rechtsextreme Schlägertrupps die eigentlich demokratischen Proteste auf dem Maidan zu nutze machten, um sich in der Ukrainischen Regierung und in den Sicherheitskräften einzunisten, sondern dass man diesen neu entflammten nationalistischen Furor sogar nach Kräften förderte, um die verständliche Angst der ukrainischen Bevölkerung vor einer Wiederkehr des totalitären sowjetischen Regimes in offenen Russenhass zu verwandeln.


    Im Gegenteil: Ausgerechnet in (west-)Deutschland, das es sich nach dem Horror des, von einem faschistischen deutschen Diktator und seiner fanatischen Anhängerschaft begonnenen zweiten Weltkrieges, und den tatsächlichen systematischen Vernichtungsfeldzügen deutscher Soldaten (und ihrer lokalen Helfer in Osteuropa), eigentlich zum Ziel gesetzt hatte, dass von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgehen dürfe, und dessen Staatsführungen sich nach Kriegsende fortan parteiübergreifend immer dafür eingesetzt hatten, mit dem verfeindeten Ostblock und seinem totalitären System irgendwie friedlich auf diesem Kontinent zu koexistieren, hat man nun offenbar mit der per Kanzlerdekret angeordneten "Zeitenwende" auch eine 180 Grad-Wendung der politischen Hälse vollzogen, und ist dazu übergegangen, sämtliche Vorgängerregierungen, die versuchten, sich dem amerikanischen Druck zumindest ein bisschen zu widersetzen, und sich die Atommacht Russland nicht zum völligen Erb- und Erzfeind zu machen, entweder zu naiven TraumtänzerInnen, oder gleich zu aktiven HelfershelferInnen des russischen Neo-Hitlers zu erklären.


    Wenn Wladimir Putins gleichgeschaltete Staatspropaganda jetzt gegenüber der russischen Bevölkerung erzählt, der Angriff auf die Ukraine sei eigentlich gar kein Krieg, sondern nur eine "Spezialoperation" zur Befreiung des Brudervolkes von "Nazis" und zum Schutz der russischen Minderheiten in der Ukraine vor einem "Genozid" dann ist das zwar maßlos übertrieben und ganz sicher keine Legitimation für das Blutbad, das er in der Ukraine anrichtet, aber es beruht leider auf einem wahren Kern und spiegelt nur die politische Rhetorik wieder, die das westliche Wertesystem schon immer an den Tag gelegt hat, um seine eigenen brutalen Angriffe auf andere Länder moralisch zu rechtfertigen, und ihre eigenen Bevölkerungen davon abzulenken, dass es dabei nie um Moral und humanistische Werte ging, sondern um die Sicherung von Profitinteressen und geopolitischen Einflusssphären.


    Und wenn die russische Regierung diese fürchterliche Gewaltaktion gegenüber dem Westen als Reaktion auf die NATO-Osterweiterung und die defacto-Integration der ukrainischen Streitkräfte in die militärischen Strukturen des transatlantischen "Verteidigungs"-Bündnisses darstellt, dann hat das leider nicht nur einen wahren Kern, sondern es ist genau die Konsequenz, welche Russland seit Jahren immer wieder angedroht hat, sollten die USA und ihre Verbündeten der Russischen Föderation weiterhin jedes Recht auf eine eigene geopolitische Einflusssphäre in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft absprechen, und welche dennoch vom westlichen Wertekollektiv bis kurz vor dem Einmarsch der russischen Truppen in bester Tradition imperialistischer Kolonialherren immer wieder in den Wind geschlagen wurde.

  • Viele Menschen suchen jedoch einfache Botschaften, die sich auf eine Zeile reduzieren lassen, und keine komplexen Relativierungen und Differenzierungen.

    Du meinst sowas hier:

    Glückwunsch, Jung & Naiv und Alt & Deppert, ihr habt Andrij Melnyk, den Botschafter der Ukraine in Deutschland abgeschossen. Toll!

    Entspann dich. Der Typ wurde wortreich von hansj. aufgeklärt.

  • Ich weiß ja nicht warum er abgesetzt wurde, ich würde jedoch viel darauf wetten das Scholz die Schnauze von ihm und seinen übergriffigen Attacken voll hatte - Scholz wird Zelensky wohl gesagt haben "Alle Löhne eures Staates werden aktuell von uns bezahlt, vieles andere dazu, vieles wird in Zukunft noch folgen .... wäre doch schade wenn wir uns wegen diesem ungemütlichen Wadenbeißer streiten ..."

  • Ich weiß ja nicht warum er abgesetzt wurde, ich würde jedoch viel darauf wetten das Scholz die Schnauze von ihm und seinen übergriffigen Attacken voll hatte - Scholz wird Zelensky wohl gesagt haben "Alle Löhne eures Staates werden aktuell von uns bezahlt, vieles andere dazu, vieles wird in Zukunft noch folgen .... wäre doch schade wenn wir uns wegen diesem ungemütlichen Wadenbeißer streiten ..."

    Nee, ich trau dem nicht mal diese "Eier" in "Wachteleiergröße" zu.

  • Ich würde ja mal anstoßen das Grab von Bandera in München einzuebnen ... hat man mit Hess auch so gemacht, weil das nur ungute Leute anzieht.



  • Das hast du jetzt ja hier schon des öfteren angebracht. Also ich habe im Bekannten, Freundes und Familienkreis mehrere welche auf dem Waldfriedhof begraben sind und er ist mir nie als Pilgerstätte irgendwelcher rechter Horden aufgefallen.


    Und mal ganz ab davon finde ich eine Forderung danach Gräber einzuebnen grundsätzlich schon irgendwie verwerflich...

  • hansj.


    Da hast Du jetzt sehr viele Worte verwendet, um mir etwas zu unterstellen, das eigentlich mit dem Satz:


    "deine darlegung, dass der krieg "ja nicht vom himmel gefallen" sei, sondern von putin schon länger als "letzte konsequenz" der nato-osterweiterung angekündigt wurde, spricht putin zumindest implizit das recht auf eine solche drohung zu."


    ...völlig ausreichend formuliert gewesen wäre.


    Da Du ja offensichtlich nicht nur darauf bestehst, die Ukraine Ukrainische Regierungen hätten seit der Unabhängigkeit nur ganz souveräne, von einer breiten demokratischen Mehrheit der BewohnerInnen des ukrainischen Staatsgebietes getragene Entcheidungen getroffen, ohne dass sie dabei sowohl von Russland als auch - vor allem in den letzten acht Jahren verstärkt - von den USA in hohem Maße beeinflusst, und zuletzt auch ganz offen in militärische Strukturen der NATO integriert wurden, sondern mir auch noch die alte Leier vom Völkerrecht vorspielst, obwohl Du mir vor einiger Zeit noch selbst erklärt hast, dass es sich dabei nicht um ein unverbrüchliches, von allen Völkern gleichermaßen geachtetes Gesetzeswerk handelt, und obwohl Du ja selbst zugestehst, dass auch "unsere" Seite sich im Zweifel nicht daran gebunden fühlt, weiß ich leider nicht, wie Ich Dir erklären soll, dass es für mich kein Widerspruch ist, weder den russischen Angriffskrieg für legitim zu halten - auch nicht "implizit" -, noch dem westlich-"liberalen" Narrativ zu folgen, dass die Ukraine die ukrainische Regierung und ihre Verbündeten hier völlig schuldlos in einen fürchterlichen Krieg auf europäischem Boden hinein gezogen wurden, ohne dass Du mir noch mehr putinistisches Gedankengut andichtest.


    Ich bin - und zwar nicht erst seit dem 24. Februar 2022 - einfach überhaupt nicht mal ansatzweise so überzeugt davon, wie Du es offenbar zu sein scheinst, hier im (Ex-) Exportüberschussparadies Deutschland und im kollektiven Westen in einer Welt der reinsten humanistischen Werte zu leben, die sich jetzt auf einmal mit dem absolut Bösen konfrontiert sieht, bloß weil das Morden und Totschlagen sich nun ausnahmsweise auf europäischem Boden abspielt (wie damals in Jugoslawien) , und nicht wie üblich irgendwo außerhalb unseres Wertesystems.


    Und deshalb sehe ich mich auch überhaupt nicht moralisch dazu verpflichtet, hier irgendeiner Seite die größere Legitimität zuzusprechen, oder, wie alle anderen geistigen KämpferInnen für das Edle und Gute, dreimal täglich zu schwören, dass ich Wladimir Putin für einen Verbrecher halte. Die einzige "Seite" die unschuldig in diesen geopolitischen Shitstorm geworfen wurde, ist die ukrainische Zivilbevölkerung.

    Jede/r der sich dafür einsetzt, dass deren Not so schnell wie möglich beendet wird, darf sich auch aus meiner Sicht moralisch überlegen fühlen. Alle anderen - Putin. Zelenskyj, Biden, Habeck, et al. - können sich von mir aus zum Teufel scheren.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!