#580 - Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine

  • Aus meiner Sicht sind das alles gefährliche Irrtümer, die den faschistischen Fanatikern in die Hände spielen, aber ich glaube Melnyk ist schlicht zu verblendet, um sich dessen bewusst zu sein, oder sich gar mit Absicht dem Faschismus zu verschreiben.

    Das mag alles sein. Aber am Ende ist er weg und sitzt in irgendeinem Vorstand bei seinen Buddies der Rüstungsindustrie und sagt bestimmt das wäre alles nicht so gemeint gewesen, wenn es über all brennt.


    Ob er jetzt überzeugter Faschist ist oder der Faschismus nur ein Instrument von vielen für ihn ist, um die Ziele zu erreichen, die sein Volksheld auch schon erreichen wollte und der sich selbst ja auch nie als Faschist beschrieben hat, ist mir erstmal völlig egal.


    Es ist aber wichtig, dass sein Weltbild und seine Skrupellosigkeit, die in dem Interview zu Tage getragen wurden, mit jeder seiner Aussagen und Handlungen abgeglichen und eingeordnet werden.


    Jeder, der sagte und noch immer sagt, man müsse Verständnis für ihn haben weil ”X", muss dieser Variablen nun auch sein russenhassendes, völkisches, kulturchauvinistisches und holocaustverharmlosendes Weltbild zuordnen. Und jeder, der damit dem Flächenbrand weiter den Boden bereitet, macht sich dieses Weltbild zu eigen. Nicht mehr, nicht weniger. :)

  • Max Mannhart - was für ein Name - mit einem Kommentar inklusive einer Kritik an der "journalistische[n] Methode Jung" bei Tichys Einblick. Offenbar ist er der Ansicht, dass Melnyk unfair behandelt wurde, unter anderem weil der Deutsche, hier in Vertretung von Tilo, zu wenig Einsicht in die ukrainische Geschichte hat:


    https://www.tichyseinblick.de/…rn-in-die-haende-spielte/


    Allerdings denke ich, mit dieser Geschichte meint er die neuere ukrainische Historiographie zur Schaffung ihrer nationalen Identität:


    Zitat

    Das Interview insgesamt aber ist gespeist von jenem Geist, der das Verhältnis Deutschlands gegenüber der Ukraine schon seit Jahren bestimmt: Historisches Unwissen kombiniert mit aktivem Unwillen, dieses Land zu verstehen. Die Ukraine hat eine lange und düstere Geschichte des Judenhasses, der in der Zarenzeit in blutigen Pogromen und schließlich in der Teilnahme ukrainischer Kollaborateure am Holocaust gipfelte. Zur Geschichte der Ukraine gehört auch, dass nur wenige Jahre vor dem Einmarsch der Wehrmacht drei bis sieben Millionen Ukrainer im Zuge des Holodomor-Genozids, also einer vom Sowjet-Regime in Moskau bewusst hervorgerufenen Hungersnot, ermordet wurden. Das weiß in Deutschland kaum jemand. Dass viele Ukrainer nach dieser mörderischen Erfahrung 1941 die deutschen Eroberer zumindest kurzzeitig als geringeres Übel gegenüber Stalin und den Bolschewiki betrachteten – eine Hoffnung, die die meisten Ukrainer angesichts der menschenverachtenden Besatzungsherrschaft bald aufgaben – gehört zu der Tragödie der Ukraine.


    Ehrlich gesagt bin ich nichtmal sicher, ob das für wirklich viele Ukrainer galt. Müsste man mal nachlesen, ob es Anzeichen für diese Hoffnung in der breiteren Bevölkerung gab oder es eher notgedrungene Unterordnung und Kollaboration bei der Verwaltung war. Echten Enthusiasmus gab es auf jeden Fall bei den Nationalisten. Nur die waren in der Westukraine etabliert. Lemberg als eines der wichtigen Zentren war vor dem Krieg polnisch und wurde erst dann von der Sowjetunion erobert und der ukrainischen Sowjetrepublik angeschlossen.


    Und da sind wir wieder bei dem Punkt, dass diese westukrainische Erfahrung als Vorlage für die Deutung des Krieges in der ukrainischen Nationalhistoriographie genommen wird. Bei den ethnischen Ukrainern im Rest des Reichskommissariats gab es auch verbreitete antisowjetische Einstellungen (wiederum nicht sicher, ob die sich deutlich von denen der ethnischen Russen mit denen sie zusammengelebt haben unterschieden) durch die Repression und die Hungersnot (hier in der Deutung als Genozid). Aber letztlich dienten ihre Verwandten in der Roten Armee und nicht in der Waffen-SS. Einige waren auch bei den sowjetischen Partisanen, nicht in der Ukrainischen Aufständischen Armee. Es gibt also eine ganz praktische Dimension warum diese Erfahrungen divergieren, nicht etwa nur sowjetische Historiographie, die dort besser verfangen hat.


    Und die Frage ist ja nicht, ob man die Motive der ukrainischen Nationalisten wie Bandera verstehen kann. - Wobei ich schon einfügen würde, er ist in Galizien geboren und lebte mit kurzer Unterbrechung bis zum Krieg unter erst österreichischer und dann polnischer Herrschaft. Von der Hungersnot war Bandera nicht persönlich betroffen höchstens als Zeuge oder vielleicht über Verwandte. - Sondern um die Tauglichkeit als positive Identifikationsfigur. Und mir scheint das historische Wissen, inwiefern diese Figur darüberhinaus tauglich zur Identitätsstiftung für die gesamte Ukraine ist, geht Mannhart selbst ab.

  • jeder, der damit dem Flächenbrand weiter den Boden bereitet, macht sich dieses Weltbild zu eigen. Nicht mehr, nicht weniger. :)

    ja sicher.


    Ich wollte nur davor warnen ihn selbst als Faschisten zu sehen, weil das einerseits die echten Faschisten verharmlost und andererseits davon ablenkt, dass er - mal abgesehen von der Sache mit Bandera - eigentlich tatsächlich ein sehr "westlich" geprägtes Weltbild präsentiert.


    Das Gefährliche daran ist für mich, dass unsere westlichen EntscheidungsträgerInnen offenbar allesamt nicht verstehen, wie schnell so ein verabsolutierter "Liberalismus" in sein Gegenteil umschlagen kann, wenn man ihn mit völkischem Nationalismus vermischt - und das obwohl die sich alle permanent darüber echauffieren, wie anti-liberal Wladimir Putin drauf ist, der nach der "Liberalisierung" der Sowjetunion eigentlich exemplarisch genau eine solche Entwicklung vorgemacht hat.

  • ja sicher.


    Ich wollte nur davor warnen ihn selbst als Faschisten zu sehen, weil das einerseits die echten Faschisten verharmlost und andererseits davon ablenkt, dass er - mal abgesehen von der Sache mit Bandera - eigentlich tatsächlich ein sehr "westlich" geprägtes Weltbild präsentiert.


    Das Gefährliche daran ist für mich, dass unsere westlichen EntscheidungsträgerInnen offenbar allesamt nicht verstehen, wie schnell so ein verabsolutierter "Liberalismus" in sein Gegenteil umschlagen kann, wenn man ihn mit völkischem Nationalismus vermischt - und das obwohl die sich alle permanent darüber echauffieren, wie anti-liberal Wladimir Putin drauf ist, der nach der "Liberalisierung" der Sowjetunion eigentlich exemplarisch genau eine solche Entwicklung vorgemacht hat.

    Ja, Zustimmung. Ich habe ihn - glaube ich - auch nie einen Faschist genannt. Es wäre auch eine Katastrophe, wenn man erst solange wartet, bis er nachweisbar jede Checkbox eines Lehrbuchfaschisten abhakt. Sein bisheriger Trackrecord reicht völlig, um ihn als gefährlichen Brandstifter zu identifizieren.

  • Das Gefährliche daran ist für mich, dass unsere westlichen EntscheidungsträgerInnen offenbar allesamt nicht verstehen, wie schnell so ein verabsolutierter "Liberalismus" in sein Gegenteil umschlagen kann, wenn man ihn mit völkischem Nationalismus vermischt [...]


    Scratch a Liberal, and a Fascist bleeds?

  • Bild: "Melnyk soll zurück in die Ukraine – Kiew hat neue Pläne für ihn"


    Angenommen es stimmt: Obligatorisches "An die Front?".


    Ich befürchte ja, sie schicken jemanden, der noch schlimmer ist, um uns zu bestrafen.

    Eigentlich ist der Melnyk verbrannt.

    In Deutschland hatte er auch bisher schon einen schlechten Ruf und dann gehört Deutschland auch generell eher zu den skeptischeren Staaten bezüglich Ukraine. Da kann sich die Ukraine sowas eigentlich nicht leisten. Das weiß auch Selenskiy bezw. seine CIA-Vorgesetzten.

    Kann also gut sein, dass wir nen neuen Propaganda-Minister bekommen.

  • Hm, eine Beförderung:


    https://www.merkur.de/politik/…elenskyj-zr-91647601.html


    Zitat

    Es gebe Planungen, dass Melnyk seinen Diplomatenjob in Deutschland beenden und ins Außenministerium nach Kiew wechseln soll. Offenbar könnte Melnyk dort stellvertretender Außenminister werden. Noch vor Herbst könnte der Wechsel aus Berlin erfolgen. Melnyk ist seit acht Jahren Botschafter in Berlin.


    Erneut wenn es stimmt, Happy End für Melnyk (vorausgesetzt seine Regierung existiert dann noch) und ein Zeichen, dass man das mit der Distanzierung nicht zu ernst nehmen sollte. Ein Zeichen nach innen meine ich.

  • Weiß nicht, wenn ich mir überlege - lieber in Berlin mein Ding machen, oder in Kiew als Staatssekretär (das wird wohl in etwa das sein, was ein "Vize-Außenminister" ist) die Linie meines Chefs zu vertreten, ich glaube das wird ein wesentlich weniger bequemes Leben.

  • Symboltweet für die "liberale" bürgerliche Mitte:


  • Glückwunsch, Jung & Naiv und Alt & Deppert, ihr habt Andrij Melnyk, den Botschafter der Ukraine in Deutschland abgeschossen. Toll!


    Und das zu einem Zeitpunkt, da die Ukraine von Russland brutalst und absolut völkerrechtswidrig überfallen und bekriegt wird. Da sind wir uns doch einig, oder nicht? Wo, realistisch betrachtet, für die Verteidigung ihrer Freiheit und Unabhängigkeit bereits zehntausende, wenn nicht gar hunderttausende Ukrainer und Ukrainerinnen durch Putins nazistische und imperialistische Aggression und Willkür ums Leben gekommen sind.


    Ihr habt die Social-Media-Community in Polen, wo sich gerade eine erfreuliche Versöhnung mit der Ukraine abgezeichnet hatte, gegen die Ukraine aufgebracht. Wunderbar! Polen wie auch Israel wurden durch euren aufgebauschten, übertrieben hoch gehängten Nazi-Fingerzeig dazu genötigt, offiziell gegen den Botschafter zu protestieren. Das ukrainische Außenministerium musste sich von Melnyk distanzieren.


    Sicher, ich muss auch sagen: Melnyk ist mir nicht immer sympathisch, und erst recht nicht seine halsstarrige Bandera-Verehrung. Wobei für Melnyk ganz deutlich Banderas Rolle als Kämpfer für eine freie, unabhängige Ukraine im Vordergrund steht, nicht das nationalistische, rechte Gedankengut, das ebenfalls mit ihm in Verbindung gebracht wird. Allerdings – und das ist wichtig: Aktiv rechtes Gedankengut für das Handeln in heutiger Zeit hat Melnyk meines Wissens bisher nicht vertreten!


    Doch wie lässt sich euer Handeln im Interview erklären? Ich denke, es ist Narzissmus – ihr wolltet einen journalistischen „Scoop“ landen, große Aufmerksamkeit erregen und habt euch dabei eines billigen Vorgehens bedient. Denn oberste Aufgabe von uns Deutschen ist es ja schließlich, wo immer möglich Nazis aufzuspüren und zu jagen. (Wer von uns allerdings hat sich schon mit der Nazi-Vergangenheit seiner eigenen Familie befasst, wer sagt: „Mein Vater, Großvater, Urgroßvater war Nazi, meine Oma war bei der NS Frauenschaft etc. Die meisten Deutschen bekennen sich allerhöchstens abstrakt und kollektiv schuldig, das tut kaum weh.)


    Doch euer billiges Vorgehen gegen einen Akteur einer angegriffenen Nation, in diesem Fall den Botschafter, ist in Kriegszeiten höchst gefährlich.


    Ihr habt der Ukraine Kraft und Energie weggenommen, sie diskreditiert. Ihr Außenministerium muss sich jetzt auch auf dem von euch kreierten Nebenkriegsschauplatz verausgaben. Es muss – mitten im schlächterischen Angriffskrieg – einen neuen Botschafter finden. Dieser muss Melnyk ersetzen, der acht Jahre lang Verbindungen zur Politik, zur Zivilgesellschaft und ja, ihr saturierten Sofa-Pazifisten: auch zur Verteidigungsindustrie aufgebaut hat. Was das für die Ukraine in einer Zeit bedeutet, in der jeder Tag zählt, den die Unterstützung früher eintrifft, kann man sich ausmalen.


    Ihr habt das sehenden Auges in Kauf genommen, ihr spielt damit Russland in die Hände. Ich nehme inzwischen an, das ist beabsichtigt, andernfalls hättet ihr euch ja einen russischen Diplomaten oder gleich Herrn Lawrow vorknöpfen können.


    Das Unheil, das der Narzissmus von Jung & Naiv bzw. von Alt & Deppert bringt, ist zweifellos wesentlich größer als die Gefahr, die von Andrij Melnyk als Botschafter in Deutschland ausging. Und wer ist das Opfer? Was habt ihr erreicht? Die Auswirkungen eures tollen Scoops wird man ganz sicher bald – ich muss das so drastisch sagen – in getöteten Ukrainern und Ukrainerinnen messen können.

  • Glückwunsch, Jung & Naiv und Alt & Deppert, ihr habt Andrij Melnyk, den Botschafter der Ukraine in Deutschland abgeschossen. Toll!

    Ich denke ich bin hier der fehlenden Ukraineunterstützung relativ unverdächtig , deswegen weise ich das mal als groben Unfug zurück, Tilo hat einem geübten Schützen eine Waffe auf den Tisch gelegt und gesagt "Zeig mal was Du kannst!" (das J&N-Konzept eben), die Kniescheibe hat sich Melnyk ganz alleine damit entfernt.

  • [...] für die Verteidigung ihrer Freiheit und Unabhängigkeit bereits zehntausende, wenn nicht gar hunderttausende Ukrainer und Ukrainerinnen durch Putins nazistische und imperialistische Aggression und Willkür [...] Polen wie auch Israel wurden durch euren aufgebauschten, übertrieben hoch gehängten Nazi-Fingerzeig dazu genötigt [...] Banderas Rolle als Kämpfer für eine freie, unabhängige Ukraine im Vordergrund [...] Ihr habt der Ukraine Kraft und Energie weggenommen [...] auf dem von euch kreierten Nebenkriegsschauplatz [...] im schlächterischen Angriffskrieg [...] ihr saturierten Sofa-Pazifisten [...] ihr spielt damit Russland in die Hände. Ich nehme inzwischen an, das ist beabsichtigt [...] Die Auswirkungen eures tollen Scoops wird man ganz sicher bald – ich muss das so drastisch sagen – in getöteten Ukrainern und Ukrainerinnen messen können.[...]


    Symbol-Forumsbeitrag für saturierten Sofabellizismus aus der "liberalen" bürgerlichen Mitte

  • Ich denke ich bin hier der fehlenden Ukraineunterstützung relativ unverdächtig , deswegen weise ich das mal als groben Unfug zurück, Tilo hat einem geübten Schützen eine Waffe auf den Tisch gelegt und gesagt "Zeig mal was Du kannst!" (das J&N-Konzept eben), die Kniescheibe hat sich Melnyk ganz alleine damit entfernt.

    Dass Melnyk sich selbst ins Knie geschossen hat, bestreite ich ja gar nicht, ganz im Gegenteil.

  • Das Unheil, das der Narzissmus von Jung & Naiv bzw. von Alt & Deppert bringt, ist zweifellos wesentlich größer als die Gefahr, die von Andrij Melnyk als Botschafter in Deutschland ausging. Und wer ist das Opfer? Was habt ihr erreicht? Die Auswirkungen eures tollen Scoops wird man ganz sicher bald – ich muss das so drastisch sagen – in getöteten Ukrainern und Ukrainerinnen messen können.

    Deine Sympathien sind verständlich. Schließlich stellst Du das, was Du als oberheiligstes Ziel ausmachst, über alles. So wie Bandera. So wie Melnyk. So wie die Nazis. Bravo.

  • Symboltweet für die "liberale" bürgerliche Mitte:



    Tausche diffuses Gefühl, es muss einen Weg geben zusammen zu leben, gegen Klarheit eines Feindbildes und moralische Festigung.


    Übrigens Snyder, das Buch von Rossoliński-Liebe, das ich oben erwähnt habe, gibt es im Internet Archive, hier ist der extrahierte Text:


    https://archive.org/stream/Grz…alist%20-%202014_djvu.txt


    Beim flüchtigen Drüberschauen bin ich auf diese Passage gestoßen:


    Zitat

    Ievhen Perepichka [Євген Перепічка], a far-right activist and the head of the Lviv KUN, wrote another monumental and popular Bandera biography titled The Phenomenon of Stepan Bandera [Феномен Степана Бандери.]. [...] Between the two, Perepichka described all the possible deeds that the ideology of Ukrainian nationalism classifies as the "suffering of the Ukrainian nation," including the famine in Soviet Ukraine in 1932-1933. He reduced the Second World War to the killing of Ukrainians mainly by Soviet and German forces and, like Mirchuk and Duzhyi, did not analyze or even mention the atrocities committed by the OUN and UPA during and after the Second World War.


    Hat das nicht Snyder in Bloodlands gemacht nur mit allen Slawen und unter tendenzieller Ausklammerung sonstiger interethnischer Gewalt?

  • Hat das nicht Snyder in Bloodlands gemacht nur mit allen Slawen und unter tendenzieller Ausklammerung sonstiger interethnischer Gewalt?

    ich habe Bloodlands auch nicht gelesen. Aber aus allem was ich über das Buch gelesen habe, stellt Snyder darin im Prinzip die These auf, dass sämtliche Missetaten die von Nazi-Kollaboratueren oder nationalistischen Partisanen während des zweiten Weltkrieges begangen wurden darauf zurück zu führen seien, dass die Sowjets dort auf Befehl Stalins zuvor so brutal gewütet hatten - inklusive der Behauptung des Holodomor als absichtlicher Genozid - , und dass später auch die mit der UdSSR verbundenen Partisanen grausame Massaker verübten, gegen die sich die Nationalistischen Freiheits- und Unabhängigkeitskämpfer entsprechend gewaltvoll hätten zur Wehr setzen müssen.


    Nebenbei hat er damit eigentlich auch den eigentlich längst beendeten Historikerstreit der 80er wieder aufgewärmt, und zumindest impliziert, dass die Brutalität der Nazis eine Reaktion auf die Brutalität der Bolschewiken gewesen sei.

  • Ihr habt die Social-Media-Community in Polen, wo sich gerade eine erfreuliche Versöhnung mit der Ukraine abgezeichnet hatte, gegen die Ukraine aufgebracht.


    Das ist eine Verbrüderung auf der Basis eines gemeinsamen Feindes. Worüber würde man sich versöhnen? Nun genau über diese Taten, die Melnyk nicht zugestehen wollte. Ist es also wirklich ein Prozess der Versöhnung, wenn er auseinanderfällt, weil jemand einen Finger auf die Wunde gelegt hat? Dagegen die Aufregung darüber in Polen kann Teil eines möglichen Versöhnungsprozesses sein.


    Wobei für Melnyk ganz deutlich Banderas Rolle als Kämpfer für eine freie, unabhängige Ukraine im Vordergrund steht, nicht das nationalistische, rechte Gedankengut, das ebenfalls mit ihm in Verbindung gebracht wird.


    In Verbindung steht vorallem beides: Die Nationalisten wollten eine ethnisch bereinigte unabhängige Ukraine.


    Was das für die Ukraine in einer Zeit bedeutet, in der jeder Tag zählt, den die Unterstützung früher eintrifft, kann man sich ausmalen.

    Die Auswirkungen eures tollen Scoops wird man ganz sicher bald – ich muss das so drastisch sagen – in getöteten Ukrainern und Ukrainerinnen messen können.


    Zählt wofür? Die Ukraine verliert diesen Krieg. Sie hat ihn vermutlich schon verloren. Vielleicht sind es am Ende geschonte ukrainische Leben, weil das Kriegsende früher kommt. Aber das würde voraussetzen, dass Melnyks Lobbyismus einen großen Anteil an deutscher Militärhilfe hat (noch ist er nicht weg) und das kann man durchaus in Frage stellen.


    [...] ist zweifellos wesentlich größer als die Gefahr, die von Andrij Melnyk als Botschafter in Deutschland ausging.


    Welche Gefahr?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!