#580 - Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine



  • Bin gespant, ob Melnyk darüber stürzt. Eigentlich müsste er es.

  • […] die „bessere Lösung“ […]

    Recht zu haben genügt nicht als Wegweiser in die Zukunft.


    Das wußten nicht nur Bruno Kreisky (Alto Adige), sondern auch Aristide Briand und Gustav Stresemann (Alsace, Lorraine).

    Frieden passiert nicht einfach so – es bräuchte eine Politik, die weiß, dass sich dafür zu arbeiten lohnt.


    "Lernen'S ein bissl Geschichte und dann werden Sie sehen, wie das entwickelt hat"

  • Da mich die Aussagen Melnyks zu Bandera beschäftigen, versuche ich einige Punkte zu Bandera zu sortieren:


    * Melnyks Haltung zu Bandera ist in Galizien (Lemberg) weit verbreitet https://en.wikipedia.org/wiki/…n_Ukraine_towards_Bandera.

    * Bandera wird von der russischen Propaganda Maschinerie virtuos bespielt https://en.wikipedia.org/wiki/…n_intervention_in_Ukraine. Natürlich wird Melnyk russische Propaganda nicht unwidersprochen lassen.

    * Bandera ist ein Antisemit gewesen und seine Bewegung an der Ermordung hunderttausender beteiligt. Wegen seiner Kooperation mit dem BND ist dies juristisch nicht weiter verfolgt worden (Melnyks Behauptung: Unschuldig, weil nicht verurteilt).


    In der Summe hätte ich lieber ein reflektierteres Statement von Melnyk, insbesondere zum 3. Punkt, gehabt. Dass er aus dem Bauch heraus vehement russischer Propaganda widerspricht und eine weit verbeitete Meinung in Galizien wiedergibt, überrascht mich nicht. Auf mich hat Melnyk in diesem Gesprächsteil unvorbereitet gewirkt, insbesondere hat er offensichtlich weder das Flugblatt noch das Statement der jüdischen Gemeinde gekannt und daher auch sehr unsouverän geantwortet. Gebt doch, insbesondere bei solchen heiklen und vielschichtigen Fragen, euren Interviewees die Möglichkeit, sich vorzubereiten. Schlussendlich bin ich immer noch irritiert von Melnyks Aussagen, bin mir aber auch unsicher, wie viel davon wirklich reflektiert gewesen ist und wie viel er aus dem hohlen Bauch heraus geantwortet hat. Für sein Image ist dieses Interview sicher nicht zuträglich.

  • Gebt doch, insbesondere bei solchen heiklen und vielschichtigen Fragen, euren Interviewees die Möglichkeit, sich vorzubereiten.

    Also sorry, aber Herr Melnyk ist Botschafter. Und wenn er sich ein wenig über Jung & Naiv informiert hätte, hätte er auch wissen können dass diese Fragen kommen. Und es hat ihn auch niemand daran gehindert zu sagen "darüber weiß ich nichts", stattdessen hat er den Antisemitismus Banderas rundheraus geleugnet. Und die Kritik an seiner Bandera-Verehrung ist ja nun wirklich nicht neu, da kann man sich schonmal mit Argumenten bewaffnen, wenn man nicht komplett untergehen will in einem Interview. Wenn es denn Argumente in Melnyks Sinne gibt.

  • Wir haben doch bei uns auch so eine 90 Jährige Oma, die ständig wegen Holocaustleugnung eingebuchtet wird. Erinnert Ihr Euch?... Ich denke, über manche Dinge kann man vielleicht sein Leben lang nachdenken, zig mal vor Gericht stehen und findet trotzdem einfach keine besseren Antworten.

  • Die Bundesregierung schaltet sich ein...


  • ... stattdessen hat er den Antisemitismus Banderas rundheraus geleugnet...

    Absolut richtig. Es stimmt auch, dass man einem intelligenten Diplomaten unterstellen würde, sich hinreichend und rational mit diesem heiklen Thema auseinandergesetzt zu haben. Trotzdem finde ich die Antwort, gegeben er ist Galizier und widerspricht russischer Propaganda, naheliegend, banal und vor allem: sehr unreflektiert. Mit Vorbereitung wäre er sicher besser weggekommen.

  • Die Bundesregierung schaltet sich ein...


    Aber was will sie uns sagen? ^^

  • Tadaa! Habs geschafft. Hmmm, die ersten 90 Minuten waren sehr einlullend, er ist sehr intelligent (Mathe-Einser, spricht viele Sprachen) und das merkt man sehr gut in den ersten ca. 90 Minuten.


    Erstaunlich fand ich, wie naiv er im Jetzt-wird-Tacheles-geredet-Teil reagiert hat. Die Leugnungen zu den antisemitischen Taten Banderas waren lächerlich, insbesondere, weil darauf hingewiesen wurde, dass die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem Beweise dafür vorhält. (Btw: Eine gute Frage wäre gewesen, ob er Yad Vashem mal besucht hat...)


    Auch die Relativierungen zu "Alles-Russische-ist-verboten" sind lächerlich. Ich mag jetzt gar nicht ausführen, wie sehr das seine eigene Familie betrifft.


    Gutes Interview Tilo, der Mann hatte genug Seil, um sich hinzurichten!

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