#564 - Clemens Fuest (Präsident ifo-Institut)


  • Zu Gast im Studio: Ökonom Clemens Fuest, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München, seit 2015 Präsident des ifo Instituts und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium der Finanzen


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    Zu Gast im Studio: Ökonom Clemens Fuest, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München, seit 2015 Präsident des ifo Instituts und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium der Finanze

  • Kann Herr Fuest eine Einschätzung dazu abgeben, ob Russland mit der Einnahme der Gaserträge/Ölerträge sich wirklich den Krieg finanzieren kann oder brauchen die unbedingt den Rubel dafür? Können die mit dem momentanen EURO/Dollar, den sie für den Export erhalten, etwas anfangen?

  • Herzlichen Glückwunsch Tilo!

    Du hast einen Politikberater sagen lassen, dass der Markt nicht alles regeln kann. Das ist eine wichtige Erkenntnis um der liberalen Ideologie der FDP im Sinne "Der Markt regelt alles." entgegen zu wirken.


    Es kann doch nicht sein, dass Politiker sagen "Der Staat hält sich raus." Wozu wählen wir denn sonst Politiker? In anderen Jobs würde man das Arbeitsverweigerung nennen. ;-)

  • Ich muss es mir in Stücken anschauen. Ich ertrags nicht als ganzes.

    Schon bei dem Vergleich von Orthodoxie und Heterodoxie in der Oekonomie mit Schulmedizin und Homöopathie reichts mir. Es gibt keine Wissenschaft die so die Realität ausblendet, keine Wissenschaft die sich so anderen Disziplinen Verweigert wie die Oekonomie.


    Dass Falsifizierbarkeit ein gutes Konzept für eine Wissenschaft ist, wäre eine wichtige Erkenntnis, aber Falsifizierbarkeit findet in der Oekonomie nicht statt. Ich hab mal Physik studiert, und kann sagen, der Gute hat Wissenschaftstheorie nicht im Ansatz verstanden.


    Wissenschaftstheoretiker gehen sehr Hart mit den Modellen der Wirtschaftswissenschaft ins Gericht. Die Ansätze der Wirtschaftswissenschaftler zu Randbedingungen sind Haarsträubend. Modelle können beliebig falsche Vorhersagen liefern und werden dann aber eben nicht in Fage gestellt.


    Oekonomen bemühen Modelle und Mathematik eben weil sie sich den Anschein einer Wissenschaft geben wollen. In allen anderen Wissenschaften (die sich auf Falsifizierbarkeit berufen) ist das Standardvorgehen, dass man nach Widersprüchen der Modelle AKTIV sucht und mann froh ist welche zu finden weil das zu neuen Erkenntissen führt.


    Derjenige der das Modell entwickelt regt sogar Experimente an mit denen seine Theorie falsifiziert werden kann. Da hab ich in der Oekonomie noch nie was davon gehört, dass das ein Oekonom machen würde. Wenn man das nicht macht, kann man sich aber nicht auf Falsifizierbarkeit berufen.


    Kann mir dieser angebliche Wissenschaftler eine Forschung nennen in der die Oekonomie AKTIV versucht ihre eigenen Modelle zu Falsifizieren um sie danach in die Tonne treten zu können? Genau das macht die Oekonomie eben nicht. Die Wirklichkeit die nicht mit dem Modell übereinstimmt wird in Frage gestellt aber das Modell nicht.


    Die Aussage, dass alle Modelle dazu da sind um zu verstehen warum sie Scheitern ist Wissenschaftstheoretisch so hahnebüchener Unsinn das es kracht. Wenn das Modell falsifiziert ist, ist es Geschichte. Die Oekonomen geben aber eben nicht zu wenn Ihre Theorie falsche Vorhersagen liefert, dass sie grundlegend Falsch ist und man eine andere braucht.


    In (falsifizierbaren) Wissenschaften sind manche Betrachtungen mit widerlegten Modellen "hinreichend genau", wie z.B. die Anwendung der Newtonschen Bewegungsgleichungen auf einen Tennisball. Das kan man aber nur sagen wenn man verstanden hat warum diese Betrachtung hinreichend genau ist weil man verstanden warum die Newtonsche Bewegungsgeichung widerlegt ist. Dass man trotzdem die Randbedingungen nicht genau genug kennen kann um die Bahn des Tennisballs exakt zu beschreiben ist ein völlig anderes Problem, das bringt er in einer Art durcheinander die zeigt, dass er das nicht verstanden hat.

  • Es gibt ein Modell dass hervorragende Resultate liefert und hinreichend mit der Realität übereinstimmt, und zwar seit 50 Jahren. Das Resultat der Forschung ist aber eben "Die Grenzen des Wachstums". Genau dieses Modell aber wird ignoriert, warum wohl.

  • erstmal Danke für die intersanten Interviews,


    Ein Frage stelle ich mir jedes mal wenn das Thema Atomkraft aufkommt. Nach der Wissenschaftlichen Forschung haben wir in spätesten 30 Jahren kein Uran mehr. Ist das allgemein nicht bekannt oder warum taucht dieses Argument nie auf?


    Quelle:

    Vorlesung von Professor Paulus der FSU Jena

    Minute 11-18 Da erläutert Prof. Paulus wieviel Uran gefördert, aufbereitet wird und ausreicht mit entsprechenden Quellen

  • Was mich glaube ich am meisten genervt hat ist, dass ich all die Argumente die Fuest bringt seit mindestens 20 Jahren höre. Ökonomen zuhören ist wie ne gesprungene Platte hören.

    Aber auf dem heterodoxen #econtwitter ist nicht nur Spiel, Spaß und Freude geboten,...



    ...sondern neuerdings auch viel menschliche Tragödie, Geschichte, und zwischendurch auch mal knüppelharte Sanktionsaction!



    Das interessante daran ist, dass hier die Grenze zwischen Befürwortern der härtesten Sanktionen aller Zeiten inklusive Öl- und Gasembargo und Leuten die da eher zur Vorsicht raten nicht mehr zwischen links(-liberal) und rechts (neoliberal) verläuft.


    Der globale Kapitalismus (und seine akademisierte Rechtfertigungswissenschaft) ist offensichtlich mal wieder an den Grenzen seines Wachstums angelangt, weil seine selbst geschaffene Ideologie von Frieden und Freiheit durch freien Handel jetzt dem für sein Überleben unverzichtbaren Profitwachstum durch freien Handel in die Quere kommt und keiner den Widerspruch auflösen kann, weil sie alle davon ausgehen, dass ewiges Wachstum alternativlos ist und dass dieser Marx ein verbohrter ideologe aus dem vorletzten Jahrhundert war, dessen 800-teiligen Threads heute auf twitter keine Sau folgen würde.


    Die Konterrevolution frisst ihre Kinder

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