#563 - EZB-Direktorin Isabel Schnabel

  • Hier übrigens eine schon alte aber sehr prominent besetzte Diskussionsrunde zu Limits to Growth, moderiert von Jakob Augstein:

    AlienObserver tja, da sachste was. Schöne Diskussion, danke.


    Eigentlich war tendientiell alles was aktuell passiert und sich zeitnah abzeichnet bekannt und wurde langfristig angekündig:

    Klima/Ökosysteme, Wachstumsgrenzen, Zerfall der europäischen Demokratien, neoliberale Turbo-Kapitalisierung, Zerfall und Individualisierung unserer Gesellschaften und zu allem die Lehren - im guten wie im Schlechten - des 20. Jahrhunderts:

    Alles weg, wir habens nie gewusst, Tunnelblick, es wird schon irgendwie, es wurde schon immer irgendwie. Dazu dieser gruselige Technikglaube als roter Faden im Dialog mit der absoluten Entpolitisierung. "Es wird schon irgendeiner was erfinden" ist irgendwo auf einer Ebene mit "Gott wird schon für mich sorgen". - Wobei hingegen der entscheidende Schritt doch sein müsste, sich davon abzuwenden die Verantwortung für unsere Existenz Verantwortung Maschinen oder A.I.s (oder korrupten bis handlungsunfähigen Regierungen bzw Politsystemen) hin zuschieben und dafür sich zur Eigenverantwortung zu bekennen: Nein, der Mensch will nicht erwachsen werden. Er will lieber in endloser Schonhaltung im ewigen Kind-Status bleiben.


    Es ist irgendwie wie in Kubricks 2001:

    Wir verteidigen immer noch unsere Wasserlöcher mit Drohung und Mord gegen die anderen Affenclans mit unseren Phallus-Waffen und Werkzeugen als Herrschaftsinsignien. Heutzutage mit etwas mehr LEDs und Lenkradheizung - aber im grossen und ganzen wars das dann auch was wir in den letzten paar Jahrtausenden auf die Beine gestellt haben (Nussecken, die MC5 und einige wirklich gute Filme mal ausgenommen).


    Kubrick meinte seinerzeit in einem Interview auch, dass wir uns noch nicht zu der Stufe entwickelt haben, für die wir uns in unserer Eitelkeit halten (Krone der Schöpfung etc pp) sondern uns in einer Zwischen/ Übergangs-Entwicklungsstufe befinden.

    Ich erinnere mich an eine Arte-Doku zur Mars Besiedlung vor ein paar Monaten, als so ein (Überraschung) alter weisser Mann (sorry) mit dieser stolz-generösen Erobererergeste gen Himmel wies und verkündete, wir sind sehr bald soweit Asteroiden auszubeuten - unbegrenzte Möglichkeiten! Der Mensch! Wir! Ich! Krone der Schöpfung! Ziehe aus in die Welt Sohn, zerstöre Sie und mehre mich. Auf zu neuen Grenzen, endlich.


    Ich habe Marx nicht gelesen, habe aber immer diese Aussage vor Augen, dass der Kapitalismus erst enden wird, wenn alles zu Kapital zu ende transformiert worden ist. Aktuell scheint es so, als ob der nächste Transformierungsschritt bevor steht - das Kapital scheint das Modell "Demokratie" nicht mehr zu benötigen als Transporteur und dem apkalyptischen Szenario des Klimakollaps wird mit (bürgerlicher) Verdrängung oder mit neoliberaler "Chance" begegnet.


    Was mich in diesem Zusammenhang tief erschreckt, ist dass man in vielen sozialen Bereichen leer und fragend angeschaut wird, wenn man von so Sachen wie gesellschaftlichen Zusammenhalt etc spricht. Noch nicht mal ablehnend - aber leer, als wenn der Begriff für nichts stehen würde. Als wenn es ihn nie gegeben hätte. Damit meine ich nur das Prekariat sondern zu sehr weiten Teilen auch jung-links-grün Liberale bis zum Til-Schweiger-Bürgertum. Entweder ist es halt eine Chance zur Selbstoptimierung oder man will einfach davon nichts wissen oder man steckt im jeweiligen-Ismus seiner/ihrer entsprechenden Bubble fest.


    Dazu diese Geschichtsvergessenheit. Sorry, ich weiss dass ich mich wiederhole.

    Der Black Friday ist auf einmal der neue Gesamtgesellschaftliche Oberfeiertag und kein apokalyptischer Finanzcrash mehr (hats sowas je gegeben?) und von Studenten höre ich schonmal Sachen wie "Der erste Weltkrieg - war das denn was wichtiges?" oder "SA, war das nicht was mit so Nazis"? (wir reden hier von Menschen mit Abitur). Gerade in dier Diskussion zur Ukraine höre ich sehr häufig Sätze wie "man kann ncht immr nur von früher reden" oder "was gestern war ist jetzt unwichtig" gehört. Diese nur-noch-hier-und-jetzt Existenz ist das beste, was dem Neolieralismus je passieren konnte. Das Auslöschen von mahnenden und hilfreichen Erinnerungen, Zukunft existiert nur als Leistungsdruck, Entlastung nur durch Technikglaube oder dem digitalem Traum. TLtR, sorry. Aber ich hab noch n cooles Marx-Meme, das poste ich noch fix, da geht doch was.


    In dieser Perspektive macht Zuckerbergs Beta-Zeugs dann auf einmal Sinn:

    Diejenigen, es in Zukunft nicht mehr in den zu bezahlenden sicheren Hafen der Privatstädte schaffen werden, dürfen sich komplett in digitale Welten wegträumen. Ich sehe das zu Teilen schon an meiner Uni (Privat-Medienschule): Für die Kids ist die "Digitale Welt" in all seine Facetten nicht Reflektion der Realität oder ein Kommunikationskanal: Es ist die Realität (oder zumindest ein elemntarer, grosser Teil davon).


    Bei dem Aspekt "Leute, das geht nicht mehr lange gut" ist dann komplett Feierabend.

    Tritt dann die jeweils nächste Eskalationsstufe ein (9/11, Fukushima, Klima, Corona, aktueller Krieg) ist man kurz irritiert - Warnungen wollte man vorher in seinem jeweiligen Tunnel nicht hören - dann gibts eine kurze empörte hysterische Empörung (die gerne von rechts-neoliberalen Strukturen für die Inszenierung des nächsten Schachzugs genutzt wird) und dann wird weiter verdrängt. Man kann doch jetzt nicht mal eben alles ändern, was soll das denn auch.


    Günther Anders wäre bestimmt ein interessanter Gesprächspartner für Tilo und hansj. gewesen, Ganz gutes Format, dieses Jung & Naiv. Leider etwas zu spät.

    Die größte Gefahr für die Zukunft des Planeten sah er nicht in der Atombombe, sondern in der „Apokalypse-Blindheit“ der Menschen, in ihrer Unfähigkeit also, sich die schlimmen Folgen ihres Handelns vorzustellen. Nur weil ihnen die Fantasie fehlt, glauben die Menschen, dass sie tun dürfen, was sie tun können, vertrauen sie auf einen technischen Fortschritt, der sie nicht nur an ihre Apparate ausliefert, sondern zu allem Überfluss auch noch zu verschlingen droht.


    Aktuell sieht es so aus, dass die Hoffnung machende Wucht der Fridays und zu teilen der BLM-Bewegung längst durch Kapitalisierung und Corona kastriert wurde, und was aktuell noch an "linker" Gegenkultur übrig ist, läuft mit Hurra in die Falle des gerechten Krieges. Das Kaninchen sitzt sehend vor der Schlange und sagt "Es gibt dich gar nicht!"


    Und als ziemlich linke Mitt-40er Zecke ertappe ich mich dabei, dass ich zum Teil mit traditionell Altkonservatien der Kohl-Generation auf einen starken Konsenz komme - denn genau diese Klientel kennt dieses gesellschaftliche Interesse am Gemeinwohl noch, und auch dass bei allem Konservatismus Geld nicht alles ist und mitunter fallen da auch fallen da Sätze, dass das so lange nicht mehr gut gehen wird. Verdrehte Welt.


    Ich halte jetzt nicht alles was Zizek so von sich gibt für Gold:

    Aber der Gedanke des "Mutes der Hoffnungslosigkeit" - also zu akzeptieren, dass wir grundlegend gescheitert sind um nur so den Weg frei zu machen für neue Gedanken - scheint mir mittlerweile als der einzige, letzte konstruktive Ausweg.


    Aber naja, wir 5 Nasen hier plus Varouviakis, das wird nicht reichen.

    "The end of human civilization is now easy enough to see, over the next three to five decades. It’s made of climate change, mass extinction, ecological collapse, and the economic depressions, financial implosions, political upheavals, pandemics, plagues, floods, fires, and social breakdowns all those will ignite."

  • Gerade mal wieder bei Youtube online:


    In den 70er Jahren stagniert die Wirtschaft erstmals, Millionen Menschen werden arbeitslos. Der Boom ist vorbei. Zum ersten Mal sind die ökonomischen, sozialen und ökologischen Grenzen des Wachstums sichtbar. 1972 kommt ein für den "Club of Rome" erstellter Bericht zu dem Ergebnis: die natürlichen Grenzen des Planeten seien bald erreicht, die Lebensgrundlage der Menschheit stehe auf dem Spiel. Doch schnell werden die Wissenschaftler angefeindet und ihre Berichte für Schwarzmalerei erklärt. Das Wachstum muss weitergehen.


    "Die moderne bürgerliche Gesellschaft […] gleicht dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er heraufbeschwor." Karl Marx’ düstere Thesen scheinen aktueller denn je. Für die Protagonisten des real existierenden Kapitalismus dagegen, die in "System Error" zu Wort kommen, gleicht Wirtschaftswachstum einem Naturgesetz. Im blinden Vertrauen auf den technischen Fortschritt und die Selbstheilungskräfte des Marktes drehen sie immer schneller am globalen Wachstumsrad. Eine Welt ohne eine expandierende Wirtschaft können, dürfen oder wollen sie sich gar nicht erst vorstellen.


    Haben wir das System noch unter Kontrolle? Oder hat es längst uns unter Kontrolle? An den Finanzmärkten bestimmen Maschinen und Algorithmen schon lange das Geschehen. Den Bezug zur realen Wirtschaft gibt es nicht mehr. Die Digitalisierung produziert zwar Wachstum, aber nur noch Arbeit und Wohlstand für wenige. Die Zeichen, dass mit unserem System irgendetwas nicht mehr stimmt, sind unübersehbar geworden und doch ignorieren wir sie konsequent. Auf beklemmende Weise macht der Film die Absurdität des Wachstumssystems spürbar und stellt die scheinbar unumstößlichen Spielregeln des Großen und Ganzen eindrucksvoll in Frage.

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