Es ist ja bekannt, dass die SPD mal eine marxistische Partei war, und davon ist heutzutage nichts mehr übrig geblieben, ausser ab und zu gegen kürzungen im Sozialstaat zu sein.
Wer diesen Wandel im Detail wissen will, hier ein paar Textausschnitte von dem Buch Leftism Reinvented, wo beschrieben wird, wie einige der früher sozialistischen Arbeiterparteien in Europa langsam immer mehr in Richtung Neoliberalismus hingewandert sind:
The 1921 program of the SPD, a particularly heavy-weight player in the world of organized political leftism at that time, painted a thoroughly Marxist portrait of the world:
"The capital ist economy has [concentrated] . . . production under the control of a relatively small number of large owners, it has separated . . . workers from the means of production and transformed them into propertyless proletarians. It has increased economic inequality. . . . It has thus made the class struggle for the emancipation of the proletariat a historical necessity and moral demand. . . . The Social Democratic Party . . . fights for the rule of the people . . . , organized by the renewal of society in the socialist public spirit."
Das war das Programm der SPD 1921.
Dann ab 1959, nach dem Godesberger Programm:
Probably the most controversial case in this regard was the once- Marxist German SPD. In 1959 the SPD famously broke with its Marxist legacy with its Bad Godesberg Program. The program was subdued in rhetoric but optimistic in spirit, describing party goals in terms of growth, fair distribution, “full employment,” stable money, and increased productivity:
"The goal of Social Democratic economic policy is the constant growth of prosperity and a just share for all in the national product. . . . Economic policy must secure full employment whilst maintaining a stable currency, increase productivity and raise general prosperity. To enable all people to take part in the country’s growing prosperity there must be planning to adjust the economy to the constant structural changes in order to achieve a balanced economic development."
No longer telling a tale of capital ist exploitation and class struggle.
Dann ab 1998:
The SPD, whose Berlin Program of 1989 was updated in 1998, situated “the market” as an autonomous, self- correcting force, but one that could not by itself meet social, environmental, and protective needs:
"Within a democratic framework, the market and competition are in-dispensable. The market effectively coordinates the vast diversity of economic decisions. . . . The market is an instrument for compensation between supply and demand; it is, embedded in a suitably adapted framework, an efficient instrument for controlling demand and supply. . . . But the market cannot ensure full employment, distributional justice or environmental protection."
Alles nochmal auf deutsch:
Das Programm der SPD von 1921, ein besonders einflussreicher Akteur in der Welt des organisierten politischen Linksextremismus jener Zeit, zeichnete ein durch und durch marxistisches Bild der Welt:
„Die kapitalistische Wirtschaft hat die Produktion unter der Kontrolle einer verhältnismäßig kleinen Zahl von Großbesitzern konzentriert, die Arbeiter von den Produktionsmitteln getrennt und in besitzlose Proletarier verwandelt. Sie hat die wirtschaftliche Ungleichheit erhöht. Sie hat damit den Klassenkampf für die Emanzipation des Proletariats zu einer historischen Notwendigkeit und moralischen Forderung gemacht. Die Sozialdemokratische Partei kämpft für die Herrschaft des Volkes, organisiert durch die Erneuerung der Gesellschaft im sozialistischen Gemeinsinn.“
Das war das Programm der SPD 1921.
Dann ab 1959, nach dem Godesberger Programm:
Der in dieser Hinsicht wohl umstrittenste Fall war die einst marxistische deutsche SPD. 1959 brach die SPD mit ihrem Bad Godesberger Programm mit ihrem marxistischen Erbe. Das Programm war rhetorisch zurückhaltend, aber im Geist optimistisch und beschrieb die Parteiziele in Begriffen wie Wachstum, gerechte Verteilung, „Vollbeschäftigung“, stabiles Geld und erhöhte Produktivität:
„Das Ziel der sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik ist das stetige Wachstum des Wohlstands und ein gerechter Anteil aller am Sozialprodukt. ... Die Wirtschaftspolitik muss Vollbeschäftigung bei gleichbleibender Währung sicherstellen, die Produktivität steigern und den allgemeinen Wohlstand erhöhen. Um allen Menschen die Möglichkeit zu geben, am wachsenden Wohlstand des Landes teilzuhaben, muss die Wirtschaft den ständigen Strukturveränderungen angepasst werden, um eine ausgewogene wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen.“
Keine Geschichte mehr von kapitalistischer Ausbeutung und Klassenkampf. Dann ab 1998:
Die SPD, deren Berliner Programm von 1989 1998 aktualisiert wurde, verortete „den Markt“ als eine autonome, sich selbst korrigierende Kraft, die jedoch nicht allein soziale, ökologische und Schutzbedürfnisse erfüllen könne:
„In einem demokratischen Rahmen sind Markt und Wettbewerb unverzichtbar. Der Markt koordiniert wirksam die große Vielfalt wirtschaftlicher Entscheidungen. ... Der Markt ist ein Instrument zum Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage; er ist, eingebettet in einen entsprechend angepassten Rahmen, ein wirksames Instrument zur Kontrolle von Angebot und Nachfrage. ... Aber der Markt kann weder Vollbeschäftigung, noch Verteilungsgerechtigkeit oder Umweltschutz gewährleisten.“