Nach allem was ich jetzt gelesen habe erwarte ich von denen genau garnichts mehr, außer sich selbst wollen die überhaupt niemandem helfen, die Gesundheit ihrer Patienten geht denen am Arsch vorbei, aber gerade daher muss man diese Leute dafür auch kritisieren und sie fragen warum sie keine Systemkritik ausüben um an den Ursachen - welche die Menschen oft überhaupt erst krank machen - etwas zu ändern.
Das mag ja alles sein, aber es ist halt müssig, sich eine Berufsgruppe heraus zu picken und dann darauf herumzureiten, dass deren VertreterInnen sich nicht engagiert genug den herrschenden Verhältnissen entgegenstellen, deren schädliche Auswirkungen ihre Geschäftsgrundlage sind. Im prinzip könnte man das auf fast jede Berufsgruppe anwenden.
Am schlimmsten sind da - neben PolitikerInnen - natürlich die ÖkonomInnen, weil die sich direkt mit der ökonomischen Basis der Gesellschaft beschäftigen und dabei Ergebnisse präsentieren, die zu tatsächlichen politischen Entscheidungen führen, welche jene Verhältisse aufrecht erhalten oder sogar noch verschärfen.
Aber man könnte sich z.B. auch RechtsanwältInnen heraus picken, denn die begehren ja auch nicht kollektiv gegen unsoziale Gesetzgebung auf, sondern sie beschränken sich darauf, den Schaden der damit angerichtet wird für ihre zahlenden MandantInnenn zu begrenzen.
Was ist mit ArchitektInnen? Unter denen gibt es auch ein paar kritische Stimmen, aber der Großteil ist mit der Planung und Ausführung von Bauprojekten beschäftigt, die nicht den sozialen und ökologischen Wohnungsbau vorantreiben, sondern eher noch zur Gentrifizierung beitragen und absolut klimaschädliche und sinnlose Investitiosobjekte in die Landschaft und die Innenstädte stellen.
Die HandwerkerInnen und BauingenieurInnen die das unsoziale, kilmaschädliche Zeug dann bauen, haben bisher auch noch nicht ihre Berufsverbände und Gewerkschaften dagegen in Stellung gebracht.
Oder nehmen wir die InformatikerInnen, die ja hier im Forum auch gut vertreten sind. Die sind auch nicht alle beim superkritischen CCC organisiert oder schreiben täglich in ihre kritischen Blogs, wie doof die anderen alle sind - und selbst jene, die das machen arbeiten trotzdem weiter gegen Bezahlug für Konzerne, die sich mit der digitalen Organisation der ganzen Misere dumm und dämlich verdienen - genau wie Maschinenbauer, Chemiker, Biologen, etc.
Vielleicht sollte man auch die LehrerInnen endlich mal dafür an den Pranger stellen, dass sie den jungen Menschen von klein auf beibrigen, wie man sich gegen die Konkurrenz am Arbeitsmarkt durchzusetzen und die eigene Leistungsbereitschaft zu optimieren hat. Oder vielleicht sollte man besser schon bei den ErzieherInnen anfangen, die das frühkindliche Bewusstsein nicht gegen diese allgegenwärtige Indoktrination immunisieren.
Womöglich müsste man den größten Vorwurf einfach der ganzen Klasse der lohnabhängig Beschäftigten selbst machen, weil die größtenteils auch nur jeden Tag brav ihren Diest am Profit ihrer ArbeitsplatzeigentümerInnen und am Bruttoinlandsprodukt verrichten, und damit ganz aktiv und zum (scheinbaren, gefühlten!) eigenen Vorteil dazu beitragen, genau jene herrschenden Verhältnisse aufrecht zu erhalten, die sie dann irgedwann in die Burn-Out-Depression und zum Psychiater treiben, der ihnen Antidepressiva verschreibt, damit sie das auch weiter tun können, obwohl sie eigentlich die Masse dazu hätten, das wirklich zu verändern.
Ich sehe einfach keinen Sinn darin, irgendwelchen ausgesuchten Gruppen mit großem Furor vorzuhalten, dass ihre Mitglieder sich als Rädchen im Getriebe betätigen, anstatt jeweils einzeln gegen die Maschine aufzubegehren, wenn letztendlich alle Teile der Gesellschaft dazu beitragen, dass der Apparat weiter läuft und Schäden verursacht, die nur noch zunehmend notdürftiger geflickt werden können.
Der Vorwurf, das ginge denen am Arsch vorbei ist wohlfeil, weil es uns letztendlich offenbar allen noch weit genug am Arsch vorbei geht, um nicht ernsthaft dagegen aufzubegehren, anstatt uns irgendeine Gruppe von anderen Leuten zu suchen, der wir die Schuld dafür in die Schuhe schieben können, dass sich nichts zum Positiven verändert und alles nur noch schlimmer wird.