#538 - Historiker Jürgen Zimmerer


  • Zu Gast im Studio: Jürgen Zimmerer, Historiker und Afrikawissenschaftler. Er ist seit 2010 Professor für die Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg und leitet seit 2014 die Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe. Zimmerer ist einer der führenden Vertreter der sogenannten Kontinuitätsthese, nach der es eine Kontinuität von den kolonialen Verbrechen des Deutschen Reiches in Südwestafrika zum Holocaust gegeben habe.


    Habt ihr Fragen an Jürgen zu historischen Themen, Kolonialismus etc? Her damit!

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  • Richtig cool! Eine kurze Anekdote, bevor ich meine Fragen stelle.

    Ich hatte letztes Jahr einen Kunstprofessor (unser Studiendekan), der uns in der ersten Veranstaltung im Online-Seminar eine Geschichte vorgelesen hat. Er wollte als Einstieg etwas Nettes machen, weil wir uns ja nicht treffen konnten. Es ging für ihn dabei nicht um den Inhalt der Geschichte, sondern mehr um Entspannung oder Fantasiereise. Alle sollten die Augen zu machen und danach hat er uns dann gefragt, wie es uns geht (ja, an Kunstunis bist du oft per Du mit deinen Profs und machst seltsame Dinge). Vor mir sagten alle, dass es schön war und sie abschalten konnten. Ich meinte dann zu ihm, dass ich nach der Hälfte der Geschichte ausgestiegen bin und hab das auch begründet.
    In der Geschichte kam eine romantisierende Darstellung von Völkerschauen vor. Es wurde detailliert beschrieben, welche Menschen dort in den Zoos ausgestellt und begafft wurden und das Kind in der Geschichte war fasziniert und begeistert von so viel "Exotik"...
    Jedenfalls erstreckte sich dann eine grausame Rassismus-Diskussion, wie sie wahrscheinlich viele kennen. Dass man ja heutzutage gar nichts mehr sagen dürfe usw. Er hat nicht verstanden, dass es nicht um das I-Wort ging und sah sich selbst in seiner Kunstfreiheit verletzt. Tatsächlich hat er alle restlichen Seminarstunden damit verbracht, sich an dem Thema abzuarbeiten und sich mit "den Empfindsamen", mit Zensur und dem "Stachel der Kunst" zu beschäftigen. Auf der Bühne sollte alles erlaubt sein usw. Ich hab mir dann eigentlich nur gewünscht, ich hätte gar nichts gesagt weil das ganze Seminar für die Tonne war.
    So geht es vielen Kunst/Literatur/Theaterstudis und deren Profs. Ich wünsche mir keine Zensur von Stoffen. Aber sie sollten anders bearbeitet, besprochen und inszeniert werden. Ich kann es aber auch nicht leisten, meinen Profs im Seminar Nachhilfe in Kolonialgeschichte zu geben. Die glauben auch, dass Rassismus kein Thema mehr ist, denn schließlich haben sie ja "schon eine Rassismus-Fortbildung" belegt.
    Ich finde das schwer auszuhalten und bin gleichzeitig in einem starken Macht-/Abhängigkeitsverhältnis.


    Meine Fragen:
    - Welche Wege gibt es Lernresistenz bzw. white fragility zu begegnen? Gibt es Vorteile für Privilegierte, sich mit Kolonialismus zu beschäftigen?

    - Wie könnte eine Decolonization an Unis aussehen?

  • aaaah! so kurzfristig! Fargen, denk denk denk...


    Wie schätzt er allgemein den Umgang der Deutschen mit der Vergangenheit ein?

    Was kann man aus der afrikanischen Geschichte lernen?

    Was hält er von dem Streit um Achill Mbembe? (https://www.deutschlandfunk.de…ml?dram:article_id=477350)


    (Weiß eigentlich jemand, wer auf die Idee kam, das Stadtschloss wieder aufzubauen? )


    Gibt es in Europa Rezeption von Ideen von indigenen Völkern (in der Epoche, die er untersucht)?


    Hat er mal was von einem Studenten gelernt?

    Was hält er von den Bologna-Reformen? oder sieht er verbesserungsbedarf bei deutschen Universitäten?

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