Israel & Palästina (Sammelthread)

  • "Von den Deutschen lernen": Ignoranz aus Scham

    Zwischen vorbildlicher Vergangenheitsaufarbeitung und neuem Antisemitismus: Was ich von den Deutschen lernte, nachdem ich "Von den Deutschen lernen" geschrieben hatte

    [...] Ich erkenne alle Versuche an, sich von den Abwehrstrategien früherer Generationen zu distanzieren. Dennoch darf sich nicht jede Diskussion weltpolitischer Wirklichkeiten um deutsche Traumata und deutsche Betroffenheit drehen. Vor allem darf die deutsche Vergangenheit nicht die israelisch-palästinensische Gegenwart überschatten.

    So verhält es sich aber wieder beim jüngsten Krieg. Jeder kann im Internet sehen, mit welcher Gewalt die Al-Aksa-Moschee entweiht wurde. Wie hätte die Welt denn reagiert, wenn der Petersdom an Heiligabend von Truppen mit Tränengas und Gummigeschossen gestürmt worden wäre? Doch seit die Bilder von den Angriffen auf Gaza (denen 66 Kinder zum Opfer fielen) um die Welt gingen, fokussieren sich deutsche Medien auf die Szenen, in denen Demonstranten vor einer deutschen Synagoge "Scheißjuden" skandierten. Entrüstet wird behauptet, man dürfe die israelische Politik nicht mit den in Deutschland lebenden Juden verwechseln. Aber wenn die Kritik an dieser Politik ständig als antisemitisch stigmatisiert wird, sollte man sich nicht wundern, wenn eine solche Verwechslungsgefahr entsteht. Politiker aller Parteien beeilten sich, ihre uneingeschränkte Solidarität mit Israel zu erklären. Doch wer die Existenz Israels zur Staatsräson erklärt, muss überlegen, was die dauerhafte Existenz des Staates tatsächlich sichert.

    In diesem Fall sind die USA offenbar einen Schritt weiter. Zwar wurde in deutschen Medien berichtet, dass Israel nicht mehr die bedingungslose Unterstützung der USA erwarten kann, auch wurde dieser Wandel mit einem Generationswechsel und den drei Muslimen, die im Kongress sitzen, erklärt. Es ist den hiesigen Medien allerdings entgangen, dass es der 79-jährige Jude Bernie Sanders war, der vorschlug, Waffenlieferungen an Israel fortan an die Einhaltung der Menschenrechte zu koppeln. Viele andere jüdische Politiker und Organisationen folgten Sanders. Es geht nicht darum, ob man "pro Israel" oder "pro Palästina" ist. Wir reden nicht von Fußballspielen, sondern von Gerechtigkeit.

    In den USA haben jüdische Organisationen und Holocaust-Museen keinerlei Anstoß an meinem jüngsten Buch Von den Deutschen lernen genommen. Im Gegenteil: Spätestens seitdem Donald Trump Menschen lobte, die im Fackelzug "Blut und Boden" skandierten, wissen die Amerikaner, dass Nazis nicht nur ein deutsches Problem sind. Inzwischen würde ich mein Buch wohl revidieren, das Lob der Deutschen würde verhaltener ausfallen. Und zwar nicht wegen rechter Vorkommnisse und Ereignisse, sondern wegen der Reaktionen aus linksliberalen Kreisen, die sich für Freunde Israels halten.[...]

  • Als Trump pro Russland war unterstellte ihn CNN/MSNBC/Co Putin müsste ja kompromittierendes Material gegen Trump haben, sie haben mal ohne Indizien laut gemutmaßt man hätte Trump angepinkelt ...


    Wenn Bibi die USA so in der Hand hat, wer hat sich denn da noch alles anpinkeln (oder sonst was) lassen? : )


  • na das wird auch lustig

  • Burning Down the House...


  • Vielleicht wollen die USA aber auch bloß aus Solidarität ähnliche Zustände wie in Ländern, die sie mit Sanktionen belegt haben, schaffen..

  • Bye, Bye, Bibi


  • Ich finde ja immer noch das israelische Parteienkarussell sehr spannend. Weniger aus Horse Race-Gründen, sondern eher, dass eigentlich jede Partei mit fast jedem zusammenkoaliert und immer neue Parteien wie Pilze aus dem Boden schießen und sich genauso schnell auflösen. In meiner Wahrnehmung sind diese Parteineugründungen tatsächlich eher One Man Shows, betrieben von ehemaligen Kabinettsmitgliedern oder einflussreichen Personen/Männern mit Nähe zum Politikbetrieb.


    Jetzt mal ganz ehrlich: Wer hätte noch vor wenigen Wochen oder Monaten gedacht, dass Bibi nicht mehr Ministerpräsident sein wird (wenn auch nur kommissarisch wie zuletzt) ? Dass zum ersten Mal eine arabisch-israelische Partei in der Regierung beteiligt wird, halte ich zumindest für symbolisch wichtig. Gleichzeitig muss man abwarten, wie lange eine reine Anti-Bibi-Regierungskoalition aus 8 (!) Parteien bestehen kann, die sich programmatisch diametral gegenüberstehen. Vorzeitige Regierungsauflösungen sind ja keine Seltenheit im israelischen Parlamentarismus. Da frage ich mich ernsthaft, wie es jetzt um Bibi und den Likud bestellt ist. Ehrlicherweise weiß ich nicht, ob es eine ernstzunehmende innerparteiliche Alternative zu ihm gibt. Ich glaube nicht, dass seine politische Karriere nun abrupt vorbei ist.


    Naja wir werden sehen. Ich habe mir Omri Boehm bei der Show in der Show leider noch nicht angehört, aber auf seinen Take wäre ich jetzt gespannt. Freitag bzw. Montag erstmal RegPK gucken und hören was Steffen oder Frau Demmer dazu zu sagen haben :)

  • Es klingt so ein wenig als hätten sich die Linken und die Grünen ein paar vom III. Weg geholt um an die Macht zu kommen.

    Wir sollten uns sowas öfter ansehen wie es funktioniert, unsere deutsche Parteienlandschaft wird auch eher weiter ausfransen als zu zwei Blöcken.

  • Bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel gibt es diese tolle aktualisierte Aufstellung über die Sitzverteilung der Knesset. Ich finde das hilft sehr um nachzuvollziehen, wie die wohl neue Regierungskoalition aussieht und tja, wie fragil sie halt ist.



    Weiter gibts noch diesen Text vom 972 Mag veröffentlicht ebenfalls bei der RL-Stiftung Israel über die Neuwahlen mit Kurzprofilen über die Parteien und ihre ideologische Ausrichtung. 6 bzw. 7 Parteien im deutschen Bundestag ist ja noch recht übersichtlich, aber in Israel wird das schnell zum Kuddelmuddel:


    https://www.rosalux.org.il/viermal-wahlen-in-zwei-jahren/

  • Sind Partein nicht auch eigentlich obsolet? Sonderlich demokratiefördernd sind sie ja leider nicht.. Siehe Fraktionszwang.

  • Hier ein Interview mit Andrew Feinstein, Autor von "The Shadow World", "dem" aktuellen Buch über den Internationalen Waffenhandel.


    Feinstein war Mitglied des Südafrikanischen Parlaments während Nelson Mandelas Presidentschaft und leitete eine Komission die sich dort mit Korruption in einem Waffendeal beschäftigte. Feinstein identifiziert sich als Jude, 39 Verwandte von Feinsteins Großmutter wurden in Auschwitz ermordet. Er selbst wurde in Apartheid Südafrika geboren und war mit dem ANC Mitglied des Widerstandes gegen das Apartheid Regime bis es stürzte. Als Mitglied des Südafrikanischen Parlaments setzte er die ersten Gesetze gegen Antisemitismus in Südafrika durch.


    Hier berichtet er wie die Israelische Waffenindustrie die besetzen Gebiete als Testgebiet mit lebenden Zielen nutzt und er vergleicht Apartheid in Südafrika mit Israel.


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