Israel & Palästina (Sammelthread)

  • Zeit-Online ist natürlich schlau und steckt die Auflösung hinter dieser sehr ernstgemeinten Frage hinter die Paywall.



    Vermutlich teilt Lauterbach demnächst Statements von ihr. Das rechts-links-Schema scheint uns immer noch nicht auf die Füße fallen zu wollen, also haben die linken die rechten im Hufeisen von links überholt - wie es sich im Autoverkehr gehört.


    Es sind wirklich alle bescheuert.

  • Vermutlich teilt Lauterbach demnächst Statements von ihr. Das rechts-links-Schema scheint uns immer noch nicht auf die Füße fallen zu wollen, also haben die linken die rechten im Hufeisen von links überholt - wie es sich im Autoverkehr gehört.

    Ja aber dafür ist Macron jetzt links!

    France’s Macron urges Israel to stop bombing and killing civilians in Gaza

    The French president says he hopes other leaders, including those in Washington, will join him in his call for a ceasefire. (Al Jazeera - 11.11.23)

  • Ich find ja, Deutsche haben immer so eine ganz eigene, Schwänzchen wedelnde Klassensprecher-Empörung.

    Das Problem ist meiner Ansicht nach weniger, dass "die Deutschen" alle solche Klassensprecher-Typen sind, sondern dass diese Klassensprecher-Typen auch nach der Schule meinen, sie währen für Führungspositionen vorherbestimmt, und dass viele von denen dann auch skrupellos genug sind, um sich in solche hinein zu schleimen.

  • ich meine über schwere kriegsverbrechen, ethnische säuberung, ggf genozid kann man sicherlich reden, aber wieso genau muss man das ganze denn jetzt unbedingt holocaust nennen? also holocaust ist ja nichts kategorisches, es steht einfach für die vernichtung der juden im dritten reich, es ist ein begriff für eine spezifische situation. [...]


    Nun, nicht wirklich und nicht ursprünglich. Wo wir heute Holocaust sagen, wurde früher zunächst jüdischer Holocaust gesagt. Ein in der Forschung ziemlich feststehender Begriff ist "indigenous holocaust". Als die ukrainische Diaspora das Konzept des Holodomor als ein dem "jüdischen Holocaust" analoges Verbrechen entwickelt hat, firmierte das auch erstmal unter ukrainischer Holocaust. Das unter Juden verwendete Wort ist ja sowieso oft Schoa. Tatsächlich wird in Holocaust mittlerweile häufig die Ermordung von Roma inkludiert. Die haben ebenfalls ein eigenes Wort Porajmos. Also Schoa und Porajmos bilden den Holocaust und wenn man sich mal umschaut, gibt es Leute, die noch mehr Opfergruppen mitreinnehmen wollen.


    Deswegen gibt es auch diese - teilweise mit antisemitischen Untertönen geführte - Debatte, ob Juden den Status als Opfer der Nationalsozialisten zu sehr monopolisiert haben. Aktiv oder passiv ist darin schon eine Kontroverse. Da geht es um Anerkennung aber natürlich auch um die Gelder, die Erinnerung als eigene Kulturwirtschaft mit sich bringt. Norman Finkelstein sieht man aktuell öfters wieder und er tritt als überaus harscher für viele vermutlich ungenießbarer Kritiker von Israel auf. Sein Buch "The Holocaust Industry: Reflections on the Exploitation of Jewish Suffering" das Anfang des Jahrtausends mal eine große Debatte ausgelöst hat, dreht sich auch darum. Um nochmal die Roma zu nehmen:


    https://www.roma-sinti-holocau…orial-day.eu/#recognition


    Zitat

    Recognition of the Holocaust of Sinti and Roma


    The history of the civil rights struggle for recognition of the Holocaust of Sinti and Roma


    Und falls man sich jetzt fragt, ist das irgendeine merkwürdige Seite, kann man ganz nach unten schauen, wo die Förderung unter anderem durch den Bund vermerkt ist.


    Kurz gesagt Holocaust ist sogar ein ziemlich kategorischer Begriff und was er erfasst ist in der zugehörigen Kultursphäre intensiv umstritten.


    [...] ich seh überhaupt keine notwendigkeit dafür, den begriff hier jetzt auch zu verwenden, es ist ja nicht so als gäbe es nicht genügend begriffe, mit denen man das aktuelle geschehen treffend bezeichnen könnte.


    Nun, die Verwendung ist natürlich politisch motiviert. Neben der emotionalen Berechtigung, die ich Tilo skizziert habe, finde ich es allerdings auch gerade in Verbindung mit "niemals wieder" ehrlich gesagt sehr naheliegend, dass Holocaust aufgegriffen wird. Der Konter auf "niemals wieder" - also kein zweiter Holocaust im auf die Juden eingeschränkten Sinne - ist, ach ja, der wirkliche neue Holocaust findet gerade in Gasa statt. (Man kann mal auf Twix schauen, #2ndholocaust / #secondholocaust wird tatsächlich von beiden Seiten reklamiert, wobei das insgesamt nicht viel verwendet worden ist.)


    Mein übergeordneter Punkt ist ja auch nur für mich ist das weiterhin kein Kennzeichen, an dem ich festmache, dass der Anwender extrem problematisch ist. Deswegen habe ich den Twix-Beitrag auch verwendet, obwohl ich sogar Holocaust statt Holocust gesehen hatte, nach sehr kurzer Prüfung wie andere Beiträge von dem Nutzer aussehen und ich bin mir nicht sicher, ob ich nachgeguckt habe, weil mir der hashtag aufgefallen war.

  • Das schwedische Klimamädchen hingegen ist jetzt rechts, findet zumindest dieser Ex-Landessprecher der Grünen Partei in Berlin:



    Wirklich? Das ist aber ein nicht-deutscher Sprecher, oder? Der Akzent klingt nicht sehr deutsch, tatsächlich eher niederländisch.


    "I come here for a climate demonstration, not a political view." wäre damit allerdings ein noch dümmerer Spruch.

  • Das ist jetzt ganz wichtig, den Begriff Holocaust mal richtig durchdeklinieren...

  • Das Problem ist meiner Ansicht nach weniger, dass "die Deutschen" alle solche Klassensprecher-Typen sind, sondern dass diese Klassensprecher-Typen auch nach der Schule meinen, sie währen für Führungspositionen vorherbestimmt, und dass viele von denen dann auch skrupellos genug sind, um sich in solche hinein zu schleimen.

    Spontan mal assoziiert und gegooglt.


    First result on top:

    Äääh... hihi.


  • Autsch! Da hast Du aber gleich einen ganz harten mit-Aktenkoffer-in-die-Schule-Kommer heraus gegoogelt, der sich jetzt dafür rächt, dass ihn das linksversiffte Pack damals immer die ganze große Pause lang hinter der Raucherecke in die Mülltonne gesteckt hat.

  • Ich find ja, Deutsche haben immer so eine ganz eigene, Schwänzchen wedelnde Klassensprecher-Empörung.


    (Hektisches Geschnipse)

    "Da! Ichichich!! DAAHAAA!!"


    Ich denke, es ist jedenfalls an dem Punkt, eigentlich etwas anderes. Politiker möchten bei Themen mit einem hohen Potential für Fehltritte möglichst einfache, unangreifbare Formeln. Das ist mit ein Grund, warum diese Formeln dann vehement bis aggressiv gegen kritische Hinterfragung, insbesondere wenn die auch noch mit scheußlicher Komplexität daherkommt, verteidigt werden. Denn das ist ein Angriff auf ein notwendiges Sicherheitsnetz.


    Wenn es um Antisemitismus, den Holocaust oder das Verhältnis zu Israel geht, ist die deutsche Gesellschaft insgesamt in ihrer Reaktion sehr politisch. Sag mir was ich sagen muss und ich bin raus. Ich sage auch, was anderes, kein Problem, Hauptsache ich bin raus.

  • Aus dem Schattenkrieg zwischen Achse des Widerstands und USA:


    https://www.nytimes.com/2023/1…/us-airstrikes-syria.html


    Zitat

    But President Biden had in recent weeks rejected more aggressive bombing options proposed by the Pentagon out of fear of provoking a wider conflict with Iran. Republican critics in Congress and some air power advocates have said a narrow White House response has only invited more frequent and more dangerous attacks against U.S. troops in the region.


    Frage mich, was unter einem "air power advocate" zu verstehen ist.


    Wie auch immer, gestern haben sie dann wohl das dritte Mal einen eigenen Angriff ausgeführt, steht auch im Artikel.


    Gleichzeitig gab es aber auch diese Meldung:


    https://www.axios.com/2023/11/…tin-yoav-gallant-military


    Zitat

    Scoop: Austin warned Gallant about Israeli military actions in Lebanon


    U.S. Secretary of Defense Lloyd Austin expressed concern to his Israeli counterpart Yoav Gallant in a call on Saturday about Israel's role in escalating tensions along the border between Israel and Lebanon, according to three Israeli and U.S. sources briefed on the call.


    Insgesamt kann man sagen, dass die US-Regierung gerade sehr unglücklich über ihre Lage ist.


  • Frau Feldman hat im Guardian nochmal aufgeschrieben, wie das war, als sie Onkel Robert bei Lanz vorgeworfen hat, den Holocaust als Ausrede für die deutsche Doppelmoral zu missbrauchen.

    Germany is a good place to be Jewish. Unless, like me, you’re a Jew who criticises Israel

    The pro-Israel political consensus has shut out any dissenting voices – as I found in a TV debate with the vice-chancellor


    Das ist natürlich ein herber Schlag für das Ansehen der deutschen Nation, den diese impertinente Ausländerin sich da in einem international rezipierten Qualitätsmedium geleistet hat.


    Ein bisschen erschreckend ist, dass sie bis dato offenbar ernsthaft der Auffassung war, die viel gepriesene offene und ehrliche Kommunikation des grünen Vizekanzlers sei tatsächich Ausdruck eines tieferen Verständnisses der von ihm und seiner Partei propagierten Werte gewesen, und nicht einfach nur eine andere, etwas bildungsbürgerlichere Variante der selben populistischen Augewischerei, derer sich jeder Berufspolitiker zwangsweise befleissigen muss, wenn er es in einer liberalen Demokratie zum obersten Demokraten bringen will.

  • Eindrücklicher CNN-Bericht aus dem al-Shifa-Krankenhaus, bevor es zerbombt wurde:

    Zitat

    Ahmad Muhanna, director of Al Awda Hospital in Jabalya, says the real nightmare is treating maimed children, whose faces he sees even when he closes his eyes. [...] Doctors are performing surgeries, including amputations, on children without clean water, let alone anesthesia or antibiotics, he says. Many are being treated on the floor due to a lack of empty hospital beds.


    Also stellen wir uns das mal bildlich vor. Auf dem Boden eines Krankenhausflurs scheidest du ohne Betäubung einem schreienden Kind Schrapnells aus dem Fleisch, dann sägst du ihm ohne Narkose das Bein ab.


    Bin sehr gespannt, ob sich Israel je wieder diplomatisch rehabilitieren wird.

  • Interview mit einer Anführerin der (modernen) zionistischen Siedlerbewegung:


    https://www.newyorker.com/news…ons-of-west-bank-settlers


    Zitat

    What are the borders of that Jewish nation?


    The borders of the homeland of the Jews are the Euphrates in the east and the Nile in the southwest. [This would include the territory of multiple Middle Eastern countries as well as the territory that Israel controls today.]


    Jepp.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fisrael


    Greater_Israel_map.jpg


    Zitat

    Die Meinung, der Staat Israel strebe ein Großisrael vom Euphrat bis zum Nil an, ist verbreitet, besonders, aber nicht nur, in arabischen und muslimischen Ländern, wo sie propagandistischen Zwecken dient. Diesbezügliche Aussagen führender revisionistischer Zionisten wie Wladimir Jabotinsky und Menachem Begin haben entsprechende Befürchtungen genährt. Die Forderung war eine politische Utopie bzw. Dystopie. Die Gründergeneration des politischen Zionismus (Arbeiterzionisten und Allgemeine Zionisten) verfolgte weit realistischere Ziele.


    Nun, liebes Wikipedia-Autorenkollektiv bei den Siedlern findet man solche Aussagen auch noch. Begin zur Erinnerung hat den Kern von Likud gegründet.

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