Philosophie Thread

  • Hegel. A Reinterpretation, Wolfgang Kaufmann:

    Zitat:


    "The point of the Logic is not to flout the law of contradiction, to confound common sense, and to climb, by means of some Indian rope trick, over theses, antitheses, and syntheses, out of sight, to the absolute. What Hegel offers is a critique of our categories, an attempt to show how one-sided and abstract they are, and a work that should destroy uncritical reliance on unexamined concepts and dogmatic insistence on propositions that invite contradiction. Far from taking a delight in contradictions and paradoxes, Hegel tries to show how these are inevitable unless we carefully analyze our terms and recognize what a proposition can and cannot do."


    Finde ich ganz interessant, dass Hegel in der Enzyklopädie der Wissenschaften versucht darzustellen, wie einseitig unsere Kategorien sind und dass man sie erst genau untersuchen sollte darauf, was sie überhaupt darstellen und was nicht. Das erinnert mich besonders an die Verhältnisse heutzutage, wo man sich meistens, vor allem in der Öffentlichkeit (besonders in den Medien), gar nicht wirklich um die tieferen Hintergründe von Sachverhalten kümmert, sondern einfach nur bestimmte Schlagworte unreflektiert übernimmt und sich dann darüber die Köpfe einschlägt.


    Also sowas wie:


    Alle AfD Wähler sind Nazis.

    Jeder Coronaskeptiker glaubt wilde Verschwörungstheorien.

    Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft sind immer schlecht.

    Parlamentarisch-repräsentative Demokratie ist die einzige Form von Demokratie.


    usw.


    (gibt natürlich auch Gegenbeispiele, wo das nicht so funktioniert).


    Ich kann es nicht beweisen, aber ich vermute, dass diese Einseitigkeit von Diskussionen ein Merkmal der bürgerlichen Gesellschaft und erst im Laufe des 20 Jahrhunderts entstanden ist. Für diese These müsste man sich aber mal das Mittelalter und Antike in dieser Hinsicht anschauen. Man bräuchte vielleicht auch ein Konzept von Öffentlichkeit in diesen Zeiten.

  • Ich kann es nicht beweisen, aber ich vermute, dass diese Einseitigkeit von Diskussionen ein Merkmal der bürgerlichen Gesellschaft und erst im Laufe des 20 Jahrhunderts entstanden ist. Für diese These müsste man sich aber mal das Mittelalter und Antike in dieser Hinsicht anschauen. Man bräuchte vielleicht auch ein Konzept von Öffentlichkeit in diesen Zeiten.

    Da würde ich intuitiv erstmal widersprechen. Z.B. funktionierte Demagogie und Populismus schon in der Antike ziemlich gut, inklusive Verunglimpfung der politischen Gegner oder gar ganzer Volksgruppen (Barbaren!). Das zieht sich auch durchs Mittelalter hindurch bis in die Moderne. Moslems oder Protestanten sind ja schließlich Teufel und müssen bekämpft werden. Klar standen hinter den meisten Konflikten eigentlich knallharte Machtinteressen, aber gut aufgebaute Feindbilder und Narrative haben schon immer dabei geholfen, die Bevölkerung ins Boot zu holen.

    Der große Unterschied für mich ist heute wohl die Verfügbarkeit von Wissen. Eigentlich könnte man sich bequem von zu Hause aus über die eigentlichen Sachverhalte informieren. Damals blieb den meisten kaum etwas übrig als den Geschichten, die von Reisenden oder Authoritätspersonen in ihr Dorf getragen wurden glauben zu schenken oder nicht. Sich einfach mal eben selbst dazu ein Bild zu machen war für den Großteil der Bevölkerung wohl kaum möglich. Von daher besonders traurig, dass wir immer noch in diesem Muster gefangen sind...
    Aber irgendwo auch nur logisch, wir haben schließlich immernoch die selben Affenhirne und irgendwie muss man ja durch die Welt navigieren. Sich zu jedem Thema erstmal tiefgründig zu befassen bevor man eine Entscheidung fällt oder sein Weltbild anpasst, ist halt allein vom Zeitaufwand pragmatisch gesehen nicht drin.

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