Größte Ampel aller Zeiten: GröAaZ

  • Ich habe gerade versucht, die ganze Sendung in der Mediathek von Anne Will zu finden, aber da ist überhaupt nichts drin, wo Scholz, Lindnder und Habeck zusammen sitzen. Muss entweder von noch vor der Wahl sein, oder ich bin zu blöd, die Mediathek zu bedienen.


    Scheiß Twitter. Jeder postet irgendein Zeug und niemand gibt eine Quelle dafür an.


    [Edit: Ach ihr wart schon schneller.]

  • Die ist auch schon länger her und damals war man noch nicht in einer Koalition. Vllt hat die Therapie ja was gebracht


    Oct 30, 2018

    Hat meinem Blutdruck nicht gutgetan, das Video. Die Kommentarleiste betrübt mich insofern, weil pro Lindnerfanboytum, und in meinem Hinterkopf schwirren zeitgleich die ebenfalls von Chris getriggerten Strukturkonservativen wie Genosse S. Schulz, die Robert ungehemmt abfeiern und glorifizieren.


    Dieses Gefühl von zwei sich scheinbar antagonisierenden Seiten ausgeklammert zu werden, weil man mit seiner Position im abseits steht, das ist schon frustrierend. Noch frustrierender, wenn der Tweeter De Masi nur noch eben diese Rolle einnimmt ( nämlich des Tweetenden) und nicht etwa als Abgeordneter des Bundestages. Zeitenwende sucks ass.

  • https://m.focus.de/finanzen/ne…-ticket_id_107959531.html


    Na, immerhin gibt es auch gütige Landesregierung, die sich voll für Kinder, die von Hartz IV betroffen sind einsetzen.


    Zitat von Focus

    Der Artikel beruft sich auf das in dem Bundesland zuständige Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Die Stuttgarter Juristen bewerten den Sachverhalt als eine „ungerechtfertigte Bereicherung“, wie es in dem Artikel heißt. Die Experten beziehen sich auf Paragraph 29 Abs. 5 SGB II („Sozialgesetzbuch II“). Darin geht es um die Erbringung von Leistungen für Bildung und Teilhabe. Ergänzend regelt § 34a Abs. 6 S. 2 die „ Ersatzansprüche für rechtswidrig erbrachte Leistungen “.


    Hartz-IV-Empfänger bereichern sich ungerechtfertigt, die Mineralöllobby passt sich beim Tankrabatt nur den Marktverhältnissen an. Ist das wirklich noch neoliberaleIdeologie, oder Hass? Zeitgleich wird mir bei Lanz von unserer Bildungs- und Forschungs(!)ministerin (Stark-Watzinger, ohne aggressiv klingenden Doppelnamen geht's bei denen nicht) erklärt, dass man technologieoffen bleibt (Kernenergie) und wir mithilfe von Start-ups ja schon in 10-15 Jahren mit Kernfusion rechnen können (ahaha, aha, aha haha, aaaaaaah...) . Das darf sie Natürlich sagen, ohne, dass man sie ohrfeigt und fragt, ob sie noch bei Sinnen sei oder nun völlig dem Bann des C. Lindners unterzogen wurde.


    Ich stell mir gerade vor, wie das nächste Parlament ohne FDP und Linke aussieht. Meh...

  • Onkel Robert, unser Superminister für ökonomischen Antiputinismus und nachhaltigen Geschäftsklimawandel, will ja jetzt nicht nur den grünen, sondern auch den ethischen, wertebasierten Kapitalismus zur neuen Staatsräson erheben. Nur blöd, dass er dabei "vergessen" hat, dass der ganze Kapitalsammelapparat der freien Welt von jeher darauf basiert, dass die nicht so freie Welt dafür systematisch ausgebeutet und per "Frei-"Handelsabkommen über den Tisch gezogen wird.

    Unfairer Welthandel: Grüne Europa-First-Politik

    Robert Habeck und Katharina Dröge behaupten, für einen fairen Welthandel einzustehen. In Wirklichkeit setzen sie die Politik auf Kosten des Globalen Südens fort.


    [...] Der Artikel blendet aus, dass die EU-Handelspolitik seit Langem in der Kritik steht. Dies betrifft sowohl das Agieren bei Verhandlungen innerhalb der WTO als auch die Ausgestaltung bilateraler Abkommen. In der Hoffnung auf Zugang zum EU-Markt lassen Entwicklungsländer in Afrika, Südamerika und Südostasien ihre eigenen Märkte ungeschützt für EU-Exportinteressen. Kleinindustrien und Bäue­r:in­nen in Entwicklungsländern bleiben auf der Strecke – Arbeitsplätze gehen verloren, Hunger und Armut wachsen.

    Die WTO erlaubt der EU, weiter mit Milliarden seine Landwirtschaft zu subventionieren, aber Indien wird nur ausnahmsweise erlaubt, von Bäue­r:in­nen Weizen aufzukaufen, um es in Armutsprogrammen zu verteilen. Dabei ist richtig: Entwicklungsländer stehen in einem multilateralen Handelssystem besser da, weil Entscheidungen einstimmig fallen müssen. Einzeln können sie ihre Interessen bei EU-Abkommen nicht durchsetzen.

    Dagegen fordern Habeck/Dröge von der EU ein noch „mutigeres“, zur Not auch ein unilaterales Voranschreiten; sehr gerne im transatlantischen Bündnis. Dieser Ansatz ist nicht neu. Bereits die TTIP-Verhandlungen sollten für die USA und die EU die Blaupause für die Handelspolitik des 21. Jahrhunderts bilden. Neu an dem Vorschlag ist nur, dass er von den Grünen kommt. Die Autoren interessiert nicht, ob die Entwicklungsländer an der Weiterentwicklung globaler Standards beteiligt sind.

    Sie kommen in der neuen Welthandelsordnung der Grünen gar nicht vor beziehungsweise sind passive Empfänger von Regeln führender Industriestaaten. Symptomatisch: Habeck und Dröge verlieren kein Wort zu Doha: Mit einer 2001 in Katar gestarteten WTO-Verhandlungsrunde sollten Ausnahmen der neoliberalen Welthandelsregeln für Entwicklungsländer möglich werden, zum Beispiel verbesserter Marktschutz für Landwirtschaft und Industrien. Damit setzt die Ampel die Politik der alten Bundesregierung fort: Pro forma wird weiterverhandelt, de facto ist Doha begraben. [...]

  • Pünktlich zum Jahrestag des Russlandüberfalls und bei gleichzeitigen Knall von deutschen Panzerhaubitzen ...



  • Wenn man die "Geschlossenheit" im Westen mal genauer hinterfragt, dann bleibt da nicht viel 1000 Konflikte bei denen 100 das Potenzial haben die EU bis ins Mark zu erschüttern.


    Angesichts einer bitteren Weltwirtschaftskrise, da sollte man doch versuchen in der Ukraine nicht "bildlich" bis zum 08.Mai.1945 zu warten, in der Hoffnung die Ukraine könnte noch gewinnen, statt dessen sollte ma schnellstmöglich die Notbremse reinhauen und auf ganz großer diplomatischen Ebene die Sachen beenden und so vielleicht eine leichte Aufwärtstrend der Entwicklung zu erleben ... ansonsten, das werden bittere Jahre für uns und unsere Kindeskinder.


  • :thumbup:

  • Also derzeit geht ja die Nachricht vom Lindner die Runde, dass uns vielleicht 5 Jahre Knappheit und damit eine Wirtschaftskrise bevorsteht aufgrund des Ukraine-Krieges.

    Wenn das nicht nur Angstmache ist, damit Kohle und Atom weiter laufen, dann hält das diese Regierung nicht durch. Die Leute werden sich solche Energiepreise, Inflation etc. , wenn nicht sogar höher, keine 5 Jahre geben.

    D.h. die sollen lieber mal ganz schnell entweder Putin entgegenkommen oder die Reichen mal ordentlich zur Kasse bitten. Anonsten wirds hier Aufstände geben. Vielleicht nicht nach einem Jahr, aber innerhalb 5 jahren sehr wahrscheinlich.


    https://www.handelsblatt.com/p…r-knappheit/28443904.html

    Ja schon, aber unser Bundesfinanzwirtschaftsminister und Vorstandschef des Christian Lindner-Fanclubs hat ja im Heute-Journal nur davor gewarnt, dass "uns" (also den Leuten die für Geld arbeiten müssen, weil sie nicht genug Kapital haben, um es für sich arbeiten zu lassen) 2-5 entbehrungsreiche Jahre bevorstünden, wenn - ja wenn...! - "wir" jetzt nicht umgehend wieder dazu übergingen, die neoliberale Ideologie umzusetzen, die ihm und seinen Fanboys & -girls als omnipräsenter Sachzwang der einzig realen Realität™ in den halbleeren Hohlräumen zwischen den Ohren herum wabert.



    Also: Bleifuß auf die Schuldenbremse, Staatsausgaben kürzen, innovation fördern und natürlich keine Denkverbote mehr (jedenfalls hinsichtlich der mannigfaltigen Möglichketen, die sich "uns" auftun könnten, um Menschen die ihr Kapital für sich arbeiten lassen das kreative Unternehmertum zu erleichtern.)!!!


    Und das dolle daran ist, dass seine grünen Koalitionspartner*innen ihm für diese bahnbrechend visionäre #Fortschritts-Politik auch noch die moralisch alternativlose Begründung liefern, dass "wir" uns doch wohl nicht von Putin=O unsere souveräne Wirtschaftpolitik vermiesen lassen dürfen.


  • Ganz wichtig: Keine Denkverbote!


    Ich denke da sofort an kalte Fusion (wann endlich, Frank Thelen?), Nutzbarmachung kosmischer Energien (hilft auch gegen Corona!), oder endlich mehr Investitionen in die Perpetuum-Mobile-Forschung!

  • Ich tu' das mal hier rein, weil off-topic:


    Ich frage mich schon länger, spätestens seit Kriegsbeginn bzw. dem 27.2. („Russland ruinieren“, „frieren für die Freiheit“), welche Konzernlobbyisten es wohl sind, die ein Interesse daran haben, Deutschland bzw. ganz Europa ins wirtschaftliche Abseits zu manövrieren. Eigentlich müssten bei Habeck und Scholz die Telefonleitungen glühen und die Konzernlenker sich dort die Klinke in die Hand geben, um diese Regierung zur Vernunft zu bringen. Aber entweder passiert das nicht, oder es dringt nichts davon nach außen. Eine alternative Erklärung wäre, dass es „deutsche“ Konzerne einfach nicht mehr in relevantem Ausmaß gibt, Aktienkapital ist flüchtig. Dann wäre die Vorstellung einer „Demokratie der Konzernlobbyisten“ für dieses Land aber überholt. Wahrscheinlich ist das so, ungefähr seit dem Ende der „Bonner Republik“.

    Das ist natürlich eine naheliegende Frage. In der Tat entspricht das derzeitige Handeln der Bundesregierung auf den ersten Blick eigentlich gar nicht mehr den Wünschen der Konzernlobbyisten und Arbeitgeberverbände. Auch während der Pandemie hat die vorherige Regierung Maßnahmen verordnet, die der unbegrenzten Kapitalakkumulation eigentlich eher hinderlich waren.


    Allerdings muss man auch sehen, dass sowohl die Corona-"Lockdowns" als auch die Sanktionen, die so einigen Unternehmen jetzt das Geschäft ordentlich vermiesen keine Einzelentscheidungen der politischen Führung in Deutschland waren, sondern dass sie von den meisten unserer westlichen Verbündeten in ähnlicher Form getroffen wurden - im Fall der Pandemie haben sogar explizit als anti-westlich wahrgenommen Staatsführungen , wie etwa die chinesische oder die russische, ihre Wirtschaft mit dem Entzug von Arbeits- und Konsumentenkaufkraft geschwächt.


    Die Pandemie hat(te) allerdings gewissermaßen exogene Ursachen, die tatsächlich nicht direkt auf das kapitalistische System zurück geführt werden können (auch wenn man argumentieren könnte, dass sie sich nur wegen der globalen Vernetzung überhaupt so schnell ausbreiten, und dann gerade unter der Prämisse, das Wirtschaftsleben so lange wie möglich aufrecht zu erhalten so schlecht unter Kontrolle gebracht werden konnte).


    Das Problem das wir - zumindest aus einer linken kapitalismus- und ideologiekritischen Sicht - jetzt haben, ist wie ich neulich schon schrieb eine Verselbständigung der Ideologie, die zwar über Generationen auf den kapitalistischen Verhältnissen aufgebaut wurde, sich nun aber gegen ihre eigenen materiellen Grundlagen wendet.


    Es ist nicht so, dass üblicherweise alle PolitikerInnen direkt von der Konzernlobby gekauft, erpresst, oder anderweitig zum Handeln wider ihr Gewissen genötigt werden müssen, um das Profitinteressen des Kapitals über die Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung zu stellen. Mein Spruch von der "Demokratie" der Konzernlobbyisten ist natürlich eine polemische Überspitzung. Die meisten von ihnen sehen darin einen alternativlosen "Sachzwang", der sich aus dem Umstand ergibt, dass sich die bürgerliche Ökonomik von linksliberal bis rechtskonservativ darüber einig ist, dass "unser" Wohlstand auf quantitativem Wachstum beruht, und dass die politische Führung der Nation für ein gutes Investitionsklima sorgen, und die UnternehmenseigentümerInnen bei Laune halten muss, damit sie ihr Geldkapital auch weiterhin in die nationale Volkswirtschaft investieren.

    Nur so können schliesslich in einer kapitalistischen Marktwirtschaft kostbare Arbeitsplätze geschaffen oder zumindest erhalten, und Steuereinnahmen generiert werden, mit denen sich zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit nötige nationale Infrastruktur unterhalten, oder ein halbwegs funktionierender Sozialstaat finanzieren lässt, welcher die VerliererInnen des Arbeitsmarktwettbewerbs vor der völligen Verelendung schützen soll.


    Das Problem daran ist - aus radikal kapitalismuskritischer Sicht - dass diese ganze Vorstellung eine schon von je her auf Sand gebaute Illusion ist, welche die Mehrheit der jeweiligen nationalen Eliten - zu denen auch die politische Klasse gehört -, sowie ein Großteil der bürgerlichen Mitte und ihrer publizistisch veröffentlichten Meinungsmanufaktur zwar felsenfest mit einer alternativlosen, schon immer da gewesenen Realität™ verwechseln, weil sie entweder direkt davon profitieren, dass damit immer mehr Geldwachstum generiert und von unten nach oben umverteilt wird, oder weil sie die Profiteure jener Umverteilung als die einzig wahren Leistungsträger in der Gesellschaft betrachten, und sich in ihrer politischen Arbeit bestätigt fühlen, wenn ihre Entscheidungen denselben dabei helfen, das Bruttoinlandsprodukt wachsen zu lassen.


    Da die nationale Politik sich selbstredend vor allem mit dem Blick auf das nationale Erfolgsergebnis (und -Erlebnis) im Durchschnitt der aggregierten Wirtschaftsdaten beschäftigt, ist ihr jedoch der Blick darauf verstellt, dass in einer kapitalistischen Marktgesellschaft der Profit der einen Seite zwangsläufig zum Verlust auf einer anderen Seite führen muss - und zwar insbesondere im globalen Zusammenhang weltweit vernetzter Lieferketten und Absatzmärkte. Entgegen der weit verbreiteten Annahme der meisten ÖkonomInnen und Thinktank-Ideologen gewährleistet der kapitalistische Markt nicht die effizientestmögliche verteilung knapper Ressourcen anhand der Bedürfnisse der MarktteilnehmerInnen, sondern er sorg dafür, dass möglichst viel Kaufkraft in den Erwerb von angebotenen Waren wandert - also nicht nur von Gütern und Dienstleistungen zum täglichen Bedarf, sondern auch von Geldanlagen, wie etwa vermieteten Immobilien, Aktien, oder Finanz-"Produkten" aller Art, mittels derer gar keine unmittelbaren Bedürfnisse mehr befriedigt werden, und die nur dazu dienen, aus bereits akkumulierter Kaufkraft noch mehr Kaufkraft zu machen.


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    Das hat unweigerlich zur Folge, dass gerade der Teil der Gesellschaft, der seine durch Lohnarbeit erworbene Kaufkraft größtenteils oder gleich komplett in den Konsum von Gütern und Dienstleistungen zum Erhalt seiner Lebens- und Arbeitsfähigkeit "reinvestieren" muss, gegenüber jener wesentlich kleineren gesellschaftlichen Gruppe ökonomisch ins Hintertreffen gerät, welche dazu in der Lage ist, aus ihrem Geld noch mehr Geld zu machen.

    Daraus folgt wiederum, dass letztere Gruppe - oder klassisch: die Klasse der Kapitalisten - nicht nur materiell von den herrschenden ungleichen Verhältnissen zwischen Kapital und Arbeit profitiert, sondern auch politisch, weil sie eben genau jene Klasse bildet, auf deren Wohlwollen und Investitionsbereitschaft die politische Führung angewiesen ist, um weiterhin Wachstum für die nationale Volkswirtschaft generieren, und daran ihren eigenen Erfolg und ihre Legitimation als Partei oder Koalition des regierenden Gesetzgebers zu befestigen.


    In den reichen westlichen Industrienationen kommt erschwerend hinzu, dass diese an sich schon widersprüchliche, und dem hehren westlichen Ideal der liberalen bürgerlichen Demokratie mit gleichen Rechten und gleicher Mitsprache für alle sogar diametral widersprechende Umverteilung von gesellschaftlichen Ressourcen, Geld und Macht von unten nach oben durch den Umstand verschleiert wird, dass die bürgerliche Mitte - also der Teil der Gesellschaft, der zwar auch nicht wirklich etwas zu melden hat, aber dennoch weiter fleißig wählen geht - sich darin noch halbwegs häuslich einrichten kann, weil sie zumindest materiell relativ gut versorgt ist (- im Gegensatz zu dem weitaus größeren Teil der Menschheit, der in fernen Ländern lebt, die für unseren gewaltigen Ressourcenverbrauch gnadenlos ausgebeutet werden).


    Der Preis den die deutsche Mittelschicht für ihren relativen Wohlstand zahlen muss - nämlich die tägliche Lohnarbeit an der Kapitalakkumulation der ArbeitsplatzeigentümerInnen - erscheint ihr angemessen, denn sie hat ja schliesslich von Kindesbeinen an gelernt, dass ein Mensch arbeiten muss, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und dass er entweder zu akzeptieren hat, dass andere Menschen ihm vorschreiben, wann er das in welchem Umfang und zu welchem Lohn zu tun hat, oder dass er eben "ins Risiko" gehen, und selbst UnternehmerIn werden muss um anderen Menschen Vorschriften machen zu dürfen.

    Und das hat er deshalb so gelernt, der Mensch, weil das der Kern der herrschenden Ideologie ist. Dieselbe lehrt uns auch, dass der Staat seine StaatsbürgerInnen natürlich vor allzu harter Ausbeutung schützt, indem er alle möglichen bürgerlichen Gesetz- und Strafgesetzbücher mit Paragraphen anreichert, welche die Verwertung von Eigentum und Arbeit in geordnete Bahnen lenken, und sicher stellen, dass das Recht des ökonomisch Stärkeren nicht allzu stark und offensichtlich die Menschenrechte des Schwächeren missachtet.


    Die Politische Klasse, die diesem Staat vorsteht und für das Schreiben der Paragraphen und ihre ordnungsgemäße Durchsetzung per Staatsgewalt zuständig ist, sieht sich von der herrschenden Ideolgie ebenfalls ins Recht gesetzt, dies zu tun - auch wenn es abseits von Wahlkampfzeiten gegebenenfalls dazu führt, dass "unpopuläre" Entscheidungen getroffen werden müssen. Schliesslich ist sie ja offizieller Repräsentant des demokratisch wählenden Volkes und hat von "den Wähler*innen" (also von dem schwindenden Teil davon, der überhaupt noch wählen geht, und womöglich gar nicht wollte, dass Christian Lindner Finanzminister wird) eine Verantwortung dafür übertragen bekommen, das Wohl der ganzen Nation - notfalls auch gegen den erklärten Willen ihrer BewohnerInnen - gegen ihre inneren wie äußeren Feinde zu verteidigen.


    Mit dieser nationalen Verantwortung ausgestattet, sieht sich die politische Klasse natürlich nicht nur als bloße Interessenvertretung - denn dann könnte man ja auch einfach die Lobbyverbände direkt die Gesetze schreiben lassen, bzw. offen zugeben, dass das schon längst gängige Praxis ist - sondern als BewahrerIn von Recht und Ordnung, als Hüterin der humanistisch und freiheitlich beseelten Verfassung und des Staatswesens an sich, und somit als Schuztherrin höherer Werte, welchen sich "die Nation" - ganz ungeachtet ihrer materiellen Verhältnisse - grundsätzlich verpflichtet sieht, und auf deren Verteidigung sie sich mit anderen Nationen, die der selben ideologischen Grundhaltung folgen in feierlichen Staatsakten geeinigt hat, um zu verhindern, dass aus dem zwar knallharten, und in anderen Teilen der Welt für verheerende Schäden sorgenden, aber innerhalb der so geeinten Wertegemeinschaft natürlich zivilisert und "regelbasiert" ablaufenden ökonomischen Wettbewerb der Nationen kein offener Krieg mehr wird, wie damals bei den Barbaren.


    Jetzt könnte man wie viele aufgeklärte Mitglieder der liberalen bürgerlichen Mitte und ihr oberster Wortführer, unser Superminister für nachhaltige Kriegswirtschaft, moralische Energieeffizienz und ethisch korrektes Investitionsklima, natürlich sagen: Ja gut, .Ideal ist das alles vielleicht nicht, aber immerhin haben wir doch genau deswegen eine regelbasierte Ordnung im freien Westen und führen nicht mehr Krieg gegeneinander, wie die vormodernen Barbaren aus der Eurasischen Steppe hinterm Ural.

    Aber das wäre dann halt eine - bei aller moralischen Empörung über die derzeitige Barbarei in Osteuropa - doch recht zynische und höchst eurozentrische Sicht auf die Weltgeschichte, welche nicht nur komplett ausblendet, dass die Regeln der regelbasierten Ordnung von den Gewinnern vergangener Kriege aufgestellt wurden, sondern dass sie auch heute noch im Zweifel nur mit der Androhung und ggf. Anwendung äußerster Waffengewalt gegen ihre weltweiten ideologischen Widersacher aufrecht erhalten werden kann.


    Das Kern des Problems ist eine herrschende Ideologie, welche dazu dient, die inhärent ungleichen nationalen wie internationalen materiellen Verteilungsverhältnisse des globalisierten Kapitalismus, auf dessen Basis sie sich zu heutiger Blüte entwickelt hat, zu einem Motor des gesellschaftlichen Fortschritts durch allumfassenden Wettbewerb der Ideen umzudeuten, und die sich jetzt vor dem Problem sieht, dass ihre postmaterialistische Heilslehre überall auf der Welt - bis tief hinein in die westlichen Industrienationen selbst - zunehmend mit der banalen Tatsache konfrontiert wird, dass die wachsende materielle Ungleichheit immer mehr Menschen klar macht, dass dieser Fortschritt für sie ein leeres Versprechen ist.


    Je wertebasierter und postmaterialistischer sich die politische Klasse dabei selbst definiert - und in Deutschland sind die Grünen die führende postmaterialistische Kraft -, umso weiter entfernt sie sich damit von den materiellen ökonomischen Grundlagen ihres eigenen ideologischen Wertesystems und umso angreifbarer wird sie damit für innere wie äußere Feinde, die sich auf andere, zumeist archaischere Werte berufen und damit einen vermeintlichen Ausweg aus der grassierenden Verlustangst anbieten.


    Und umso eiserner - bis hin zur militärischen Eskalation - versucht sie, diese ideologische Position zu behaupten, um sich selbst und ihren politischen Subjekten nicht eingestehen zu müssen, dass ihre ganzen schönen Werte nichts wert sind, wenn man sich dafür nichts zu Essen kaufen kann.

  • Ich bin jetzt übrigens auch Christian Lindner-Fan.



    Diese neue Ehrlichkeit, mit welcher der CEO einfach ganz konsequent seine neoliberale Ideologie aus dem letzten Jahrtausend weiter durchknüppelt ohne sich dabei irgendeinen moralischen Firlefanz in tarngrün überzuhängen ist einfach toll!

  • Wird ja besonders lustig, wenn wir gerade fröhlich Industrien an- und abschalten.


    wird noch lustiger:



    :thumbup::thumbup::thumbup:

  • wird noch lustiger:



    :thumbup::thumbup::thumbup:

    "Überstunden" und "Wohlstand" empfinde ich als diametrale Angelegenheit.

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