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Auch die Idee, Staatliche Grundstücke günstig für private Bauherren abzugeben, - so wie die fdP es ebenfalls fordert - würde an diesen grundsätzlichen Problemen der Vermarktung eines knappen, aber lebensnotwendigen Gutes nichts ändern.
Es würde damit nur noch mehr privates Eigentum geschaffen, welches dann weiter am Markt verwertet werden könnte.
Eine viel bessere Alternative zum privaten Wohneigentum wäre gemeinschaftliches Eigentum, bei dem nicht einzelne Individuen oder Familien die alleinige Verfügungsgewalt und das Verwertungsrecht am knappen Gut Wohnraum inne haben, sondern eine Gemeinschaft der BewohnerInnen (Hausverein, Genossenschaft, o.ä.) die nur gemeinsam darüber entscheiden kann, wie damit zu verfahren ist und idealerweise Regelungen trifft, die verhindern, dass Wohneigentum überhaupt noch auf dem "freien" Markt angeboten werden kann.
Die LINKE würde z.B.wohl am liebsten das Wohneigentum komplett verstaatlichen, bzw. es - wie die berliner Initiative zur "Enteignung" großer Vermieterkonzerne vorschlägt - in das Eigentum einer Gesellschaft öffentlichen Rechts überführen.
Allerdings haben wir in der Vergangenheit schon häufig gesehen, dass solches staatliches Eigentum bei klammen Staatskassen auch gerne mal massenhaft an Investoren verschleudert wird - selbst da wo die Linkspartei an der Staatsregierung beteiligt war.
Auch bei der Vergemeinschaftung oder Vergesellschaftung gibt es unterschiedliche Formen mit Vor- und Nachteilen. Die sicherste Variante, um Wohnimmobilien nachhaltig dem Markt zu entziehen und somit einen Anstieg der Mieten zu verhindern, praktiziert derzeit das Mietshäuusersyndikat.
Für solche linken Modelle ist allerdings nur sehr wenig bis gar keine staatliche Förderung zu haben, so dass das bei den heutigen Preisen in vielen Fällen nicht mehr finanzierbar ist. Wollte man den Mietenwahnsinn und die laufende Betongold-Bonanza in den Innenstädten dauerhaft unterbinden, müsste man allerdings genau solche kollektiven Modelle fördern, anstatt - wie die fdP - nach immer neuen Wegen zu suchen, wie man das Marktgeschehen noch weiter Individualisieren kann.
Ein weiteres - und leider hoch explosives - Thema bei der Mietenfrage ist der Umstand, dass heute ja längst nicht nur von spekulativen Privatanlegern und Investmentfirmen in Betongold investiert wird, sondern auch von saatlichen Pensions- und Rentenfonds, die aufgrund mangelnder "sicherer" Investitionsmöglichkeiten mit Billionen von weltweitem Anlagekapital auf die Immobilienmärkte drängen und so die Preise weiter in die Höhe treiben, während viele Menschen, die ihre Rücklagen für den Lebensabend - so wie die fdP das für richtig hält - auf solche Kapitalmarktvehikel gesetzt haben, sich die Mieten nicht mehr leisten können.
Wenn die Immobilienblase dann unweigerlich irgendwann platzen sollte, stünden nicht nur die Renditejäger blöd da, sondern auch Millionen von RentnerInnen weltweit, die dann leider nichts mehr von ihrer Kapitalgedeckten Altersvorsorge hätten.
Aber auch hiervon profitieren zur Zeit vor allem die großen privaten Investmentfirmen und ihre AnlegerInnen, die immer häufiger Partnerschaften mit den staatlichen Fonds eingehen, um ihr eigenes Anlagekapital mit den Rücklagen der beitragszahlenden ArbeitnehmerInnen aufzuhebeln. Und genau für dieses Klientel machen Leute wie Christian Lindner Politik.