Afghanistan

  • Aha, eine komplexe Betrachtung arbeitet sich also daran ab warum, welche (Menschen-)Typen an gewissen Stellen innerhalb dieses Systems sitzen? Was Bitteschön ist denn daran komplex? Das grenzt doch schon an eine Art Schubladendenken mit einem Schuss Verschwörungstheorie.

    Ja, es gibt sicherlich auch einen Beamten- und Verwaltungsklüngel. An den ganz wichtigen Stellen ist sicherlich auch mal direkt ein Lobbyist tätig. Aber ist das jetzt wirklich die Diskussion, die hier Deiner Ansicht nach geführt werden muss? Ok, dann frage ich Dich mal nach dem „Typen“ der da sitzt. Beschreibe den doch mal bitte.


    Und was die „Verteidigung“ evtl. Angeklagter betrifft; freilich gab es keine Knarre in den jeweiligen Büros, dafür aber halt Paragraphen, Hierarchien und sicherlich auch mal abschreckende Beispiele von Kollegen, die pragmatisch handeln wollten und jetzt irgendwo Essen ausliefern.

    Wahrscheinlich war sogar mal wieder jemand krank oder hatte Urlaub.

    Auf Ministerebene ist hier allerdings kaum etwas anderes hervorzubringen als peinliche Schuldzuweisungen oder halt konsequente Schuldeingeständnisse. Welchem „System“ war denn jetzt bspw. Seehofer in dieser Situation der letzten 2 Wochen verpflichtet? Warum setzte er sich, mit all seiner Macht nicht für mehr Pragmatismus ein? Das würde mich wirklich interessieren. Ich bin da nicht mit dabei zu sagen : „Er konnte nicht anders, falscher (Bau-)Typ.“ Vielleicht hat er es ja auch, nur ging es dann nicht weiter…warum? Ich weiß das nicht und habe nur eine ungefähre Ahnung.


    Vielleicht habe ich Dich ja auch falsch verstanden, aber der Habitus StaatsAngestellter kann nicht Gegenstand der Diskussion sein. Ich denke man muss im Nachhinein mal wirklich Ansprüche an eine komplette Verwaltung formulieren und diese dann auch evaluieren. Nur das jetzt an dubiosen „Typen“ festzumachen? Ich weiß nicht.

  • An Weihnachten spricht niemand mehr über Afghanistan, falls wir da nicht aus Grund XY doch wieder mit der NATO reinballern.

    Frauenrechte und Mädchenschulen.

    Deswegen ist die Energiewende ja so gefährlich, sobald wir vom Öl unabhängig sind, gibt's keine Ausreden mehr. Dann müssen wir leider leider unsere Exalliierten Scheichs, Sultane, Emire, Kalifen, und what not zum Wandel in Frauenfragen zwingen.

  • Aha, eine komplexe Betrachtung arbeitet sich also daran ab warum, welche (Menschen-)Typen an gewissen Stellen innerhalb dieses Systems sitzen?

    Natürlich. Wer schafft es mit welchen Eigenschaften durch den Parteiapparat nach oben und wer, aus dieser Selektion, dann auf einen Ministerposten? Die komplexe Frage ist aber nicht diese, denn das wissen wir ja, sondern warum sitzen da solche Typen? Warum werden die systematisch nach oben gespült, während so jemandem wie Marco Bülow nur der Weg in die Partei Die Partei bleibt?


    Noam Chomsky hat das mal für den Journalismus analysiert und beschrieben und ich denke hier gibt es parallelen in der Politik. An diesem Fiasko in Afghanistan zeigt es sich besonders gut. Deshalb gehört es hier hin.


    Das grenzt doch schon an eine Art Schubladendenken mit einem Schuss Verschwörungstheorie.

    Wieso? Ich finde das sagt jetzt mehr über Dich aus.


    Ok, dann frage ich Dich mal nach dem „Typen“ der da sitzt. Beschreibe den doch mal bitte.

    Das hatte ich schon:

    Danton 1.1

    Ich glaube Dir das. Und ich meine es nicht böse, wenn ich sage, das zerschellt trotzdem an meinem „Zynismus". Das Personal in den Ministerien ist nicht ohne Grund von dieser Qualität. Diese Inkompetenz, Flexibilität und Kaltschnäuzigkeit eigenes maximal-unehrenhaftes Verhalten einfach wegzunicken ist da ein Einstellungskriterium. Es gibt sicher auch in der Politik Menschen mit Rückgrat - aber die kommen nicht auf solche Posten.


    Es ist, wie du fast sagst: Das Problem ist nicht individuell, es ist strukturell.


    Und was die „Verteidigung“ evtl. Angeklagter betrifft; freilich gab es keine Knarre in den jeweiligen Büros, dafür aber halt Paragraphen, Hierarchien und sicherlich auch mal abschreckende Beispiele von Kollegen, die pragmatisch handeln wollten und jetzt irgendwo Essen ausliefern.

    Ja eben! Das ist doch das System. Wer anders handelt, wird aussortiert. Aber eben nicht erst auf dem Ministerposten, sondern schon lange vorher. Kennst Du Menschen in Parteien? Die erklären Dir das.


    Welchem „System“ war denn jetzt bspw. Seehofer in dieser Situation der letzten 2 Wochen verpflichtet? Warum setzte er sich, mit all seiner Macht nicht für mehr Pragmatismus ein?

    Welchen Pragmatismus meinst Du denn? Nach seinem Pragmatismus läuft ja alles tutti. Und für alles, was da gerade nicht so gut aussieht: Sorry, wir haben da etwas unterschätzt.


    Und damit sind wir wieder beim Anfang und der Kritik von Marcus Grotian.

  • Ich sag mal so, man muss bei der Bewertung sicherlich die Zeiträume, über die man spricht, gut voneinander abgrenzen. Die Lage eskalierte vor gut 10 Tagen am 15.August. Und trotzdem berichtet M.Grotius am 24.08.2021, dass Ortskräfte auch ZU DIESEM Zeitpunkt noch vor bürokratische Hürden gestellt wurden. Und das kann, bei diesem PR-Desaster, nicht mehr der politische Wille gewesen sein. Man hat es also nicht geschafft innerhalb einer Woche, auch als es um Leben und Tod ging, auf sachgerechte und funktionierende bürokratische Prozesse umzustellen. Und davon rede ich. Normalerweise hätten sich noch am 15. August alle Entscheidungsträger, die innerhalb dieser Prozesse etwas zu sagen haben, in einem Raum zusammenfinden müssen um einen neuen Prozess auszuarbeiten. Das wäre dann so eine Veranstaltung gewesen, die so lange gedauert hätte bis es eben fertig ist. Das fand alles nicht statt. Und an diesen Stellen sieht man eben nichts anderes als eine bräsige Beamtenmentalität. Selbst als Seehofer noch am 19.8. Visaverfahren nach Landung und Sicherheitsüberprüfung als Verfahren bekannt gab änderte sich laut Grotius nichts. Und darum ging es mir.


    Hm, also über diesen kurzen Zeitraum war da denke ich nicht viel zu erwarten. Ich weiß auch nicht wie relevant Umstellungen in letzter Minute für diese Evakuierungsaktion gewesen wären.


    Die Frage ist natürlich wie das Verfahren läuft. Denn wenn Menschen in Afghanistan gegenüber deutschen Ansprechpartnern, die gerade zusammenpacken und selbst evakuiert werden, behördliche Vorgänge abwickeln wollen, dann hilft da aus meiner Sicht auch keine Prozessoptimierung mehr. Wenn sie von Afghanistan hier mit Behörden kommunizieren würden oder Leute, die hier sind, versuchen für sie etwas zu erreichen, dann ist das etwas anderes.


    Aber die Vorstellung, dass man in diesem Zeitraum vom 15. August bis heute alle hätte evakuieren können, wenn nur die Papiere gestimmt hätten, ist meines Erachtens falsch. Ein guter Teil der Leute ist ja nicht mal in Kabul, sondern irgendwo im Land. Diejenigen in Kabul können nicht zwangsläufig den Flughafen erreichen. Und ob man nur mit einem Visum ohne deutschen Pass auf den Flughafen gelassen worden wäre, bin ich auch nicht sicher.


    Das Versagen sehe ich da eher vorher, als in dieser akuten Situation.


    Die andere Frage ist, ob die Fälle, die Grotian angesprochen hat, nicht sowieso solche sind, wo Patenschaftsnetzwerk und Bundesregierung im Dissenz über den Anspruch auf Aufnahme sind. Da würde die Vorstellung bewusst gesetzter bürokratischer Hürden nämlich wieder greifen.


    Das ist eben keine Gleichgültigkeit, sondern eine im Vorfeld bewusst herbeigeführte Hürde, die nach genauen Abwägungen genau dafür sorgt, dass man


    [Evakuierung von Hilfskräften aktiv verhindert]


    ohne dass sie dann im akuten Moment aktiv verhindern werden muss. Deshalb werden dann auch Forderungen der Opposition Wochen vor der absehbaren Eskalation ignoriert.


    Ja, aber darin kommt meines Erachtens die Gleichgültigkeit zum Ausdruck. Dass man allgemein die Einwanderung aus Ländern wie Afghanistan erschwert, geschenkt, hier hätte man eben bewusst eine Entscheidung treffen müssen, das herkömmliche Verfahren für diesen Personenkreis auszusetzen. - Hat man ein stückweit sogar, denn ohne das Beschäftigungsverhältnis hätten die meisten Leute dort vermutlich gar keinen Zugang zur Einwanderung. - Und man hätte einen wirklichen Plan haben müssen, alle ausreisewilligen Personen mit Anspruch bis zu einem bestimmten Zeitpunkt aus dem Land zu holen. Aber dafür war es einfach nicht wichtig genug, man hat nur die Möglichkeit eröffnet und dann war es die Verantwortung der Leute und ihrer zivilgesellschaften Unterstützer, die Hürden zu nehmen und die Ausreise zu organisieren, bezahlen usw.


    Hätte man so einen Plan gehabt, sagen wir bis Ende September, und dann wären die jetzigen Ereignisse dazwischengekommen, bliebe offen - war es absehbar, hat man es rausgeschoben - aber meine Kritik würde sich vermutlich in Grenzen halten. Mich regen die Vorgänge der letzten Tage also nicht wirklich auf, sondern sie werfen einfach nur ein Schlaglicht auf alles, was vorher nicht geschehen ist.

  • War ja seit 5 Tagen quasi täglich lauter gemutmaßt...


    Die Anschläge/Selbstmordbomber kennen wir ja von irakischen/syrischen Märkten/Menschenmengen zur genüge, jede größere Menschenansammlung ist für die ein lukratives Ziel.


    Das passt ja fast zu gut in den Zeitplan, leerer Flughaufen, noch 3 Tage für die Militärevakuierung.

  • Dieser Hinterhofkrieg hatte seinerzeit auch zu einer gewissen Radikalisierung unter den Uiguren geführt. (Wobei man das glaube ich in einer Linie mit der Mobilisierung islamischer Kämpfer gegen die sowjetische Präsenz sehen muss.) Ein stückweit kann man die Überreaktion der chinesischen Regierung in Xinjiang also auch darauf zurückführen. Von guten Beziehungen zu den Taliban verspricht man sich wohl, eine Unterstützung des uigurischen Widerstands von Afghanistan aus möglichst auszuschalten.


    Hier ist ein Artikel, der diese Sicherheitsinteressen Chinas in den Vordergrund hebt:


    https://www.eastasiaforum.org/…er-is-bad-news-for-china/

  • Man hat schon vor langer Zeit angefangen Journalisten "auszufliegen", gegen ihren Willen, Ronzheimer was not amused.


  • Ist das ein Satire-Blatt? Oder ist da jemanden was rausgerutscht?


  • Um nochmal meinen Kommentar von vorhin ein zweites Mal aufzugießen:


    Man interessiert sich jetzt sehr für einen Anschlag in Kabul, es gibt ein ZDF-Spezial. Hier die Liste an Anschlägen in Afghanistan, wo man dies als Randnotiz kurz vor Lottozahlen und Wetterbericht serviert bekommen hat.


    https://de.m.wikipedia.org/wik…l%C3%A4gen_in_Afghanistan


    In diesem Zusammenhang auch noch einmal schön das "aber-es-geht-um-jetzt-Frau-Wissler" von Markus Lanz zu Gemüte führen. Die Betroffenheitsbigotterie ist widerlichst!

  • [...] An Weihnachten spricht niemand mehr über Afghanistan, falls wir da nicht aus Grund XY doch wieder mit der NATO reinballern

    US-Präsident Joe Biden hat nach den Anschlagen am Flughafen in Kabul eine deutliche Warnung an die Verantwortlichen gerichtet und mit Vergeltung gedroht. "An diejenigen, die diesen Angriff ausgeführt haben: Wir werden nicht vergeben, wir werden nicht vergessen, wir werden euch jagen und wir werden auch dafür bezahlen lassen", sagte Biden. Das US-Militär werde Einsätze gegen die für den Anschlag verantwortliche Terrormiliz Islamischer Staat (IS) durchführen, kündigte er an.


    Hehe....?(

  • Kulturbeauftragter der Taliban für Inklusion ... Holy Woke : )



  • Mehr Waffen in Afghanistan liegen lassen wie Russland an Gesamt-Militärausgaben hat ...


    Sie haben mehr Blackhawks wie 85% der Länder der Welt ...


  • Mehr Waffen in Afghanistan liegen lassen wie Russland an Gesamt-Militärausgaben hat ...


    Sie haben mehr Blackhawks wie 85% der Länder der Welt ...



    Ja, buhu wäh.

    Das war selbstverständlich Absicht, jeder normale Fahrzeug-, Teileinheits-, Einheitsführer der den Befehl bekommt sein Großgerät da stehen zu lassen fragt sofort nach in welchem Zustand es bleiben soll.

    Das wird eine good will Geste an irgendeine Talibummfraktion sein die moderat (besser im Verhandeln) ist.

  • Da ist auch viel gepanzertes Gerät kolonnenmäßig über die iranische Grenze gefahren - die Fuhrparks der afghanischen Sicherheitskräfte waren denen egal, die haben die stehenlassen, Uniform ausgezogen und abgehauen ...


    In Syrien haben die USA damals auch ein ganzes Lager innerhalb von Tagen verlassen, da war sicher weniger zu holen, aber als ein russisches Kamerateam reinging war es noch komplett voll - fertig zum weiterbetrieb.



    : )


  • Mehr Waffen in Afghanistan liegen lassen wie Russland an Gesamt-Militärausgaben hat ...


    Sie haben mehr Blackhawks wie 85% der Länder der Welt ...



    Naja, es wäre schon schwierig gewesen, dem afghanischen Militär das Material wieder aus den Händen zu nehmen. Auch wenn im Nachhinein klar ist, dass es für die Wehrhaftigkeit keinen Unterschied gemacht hätte.


    Kann das eigenltich sein, das unsere Regierung tatsächlich ziemlich überrumpelt wurde damit, wie schnell die USA jetzt doch abgezogen sind?


    After Afghanistan, the Pax Americana is over – as is Nato. About time too (Guardian)


    Kann ich nicht zustimmen, die "Pax" Americana hat Trump erledigt. Die NATO leider nicht. Und:


    Zitat

    The Bush-Blair invasion of Iraq was a historic mistake. Barack Obama’s Syria cop-out was shaming, for the opposite reason.


    Äh.

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