Nach der Wahl ist vor der Wahl - US-Politik nach Trump

  • Er geht ja nicht davon aus, dass sie es von sich aus machen, sondern dass man sie durch politischen Druck, Demonstrationen, Kampagnen und weitere Gegenkandidaten gegen Establishmentdemokraten bei primaries, dahin bringen muss, dass sie etwas tun.

    Kannst Du ein paar Beispiele aus den letzten Jahrzehnten dafür nennen, wo diese Aktionen dazu geführt haben, dass Demokraten etwas für den Durchschnittsbürger getan haben?


    Ich würde sagen, Uygur ist da alles andere als naiv. was die Notwendigkeit angeht. Er ist sehr ambitioniert, was die politischen Möglichkeiten der Linken diesen Druck zu erzeugen angeht, und das könnte man vielleicht naiv nennen.

    Uygurs politische Gespür hat er ja erst neulich gezeigt. Stichwort Congressional seat bid (er hat verloren, und das ist noch freundlich ausgedrückt).

    Schlimmer noch, er bremst ja aktiv all jene aus, die schon JETZT das machen, was er groß verkündet zu tun, falls die Demokraten gewinnen.

    Aber was soll er sagen. Die Linke hat halt diese Runde verloren und sein Credo scheint zu sein, einfach immer weiter kämpfen.

    Eine Selbstreflektion ist das, was ich bei vielen vermisse. Eine kritische Zwischenbilanz des eigenen Wirkens und Verhaltens. Ein Aufarbeitung von Dingen, die man hätte besser machen können, und müssen, und eine Liste von Dingen, bei denen man bleibt.

    Er aber spult sinnentleert sein Programm weiter ab. Den Gedanken, dass die größte Zugeständnisse der Politiker vor und nicht nach einer Wahl abzugewinnen sind - will oder kann er nicht haben.

    Dabei wäre das doch gerade auch seiner Agenda nach der richtige Schritt: demonstrieren gegen das Nichteinhalten von Versprechen ist das eine. Was wollen sie bei Biden sagen? Da ist es eben genau das andere:

    "Look, here is the deal. You all knew I said I will not advocate M4All. You knew it was about getting rid of Trump. It worked. As a matter of the fact, you go what you wanted!"


    Uygur: *furious pikachu face*

  • Kannst Du ein paar Beispiele aus den letzten Jahrzehnten dafür nennen, wo diese Aktionen dazu geführt haben, dass Demokraten etwas für den Durchschnittsbürger getan haben?


    Gegenfrage: Gab es denn solche Aktionen seitens der Linken in den letzten Jahrzehnten? Die sind ja erstmal marginalisiert worden durch Clinton, dann kam Bush, dann hat man zu sehr an Obama geglaubt, dann kam Trump. In all den Jahren haben die Demokraten sicherlich etliche Dinge für den Durchschnittsbürger getan, aber das hatte wenig damit zu tun, dass sie von progressives dazu gezwungen wurden. Die Gewerkschaften hatten vielleicht mehr damit zu tun. Aber die gehen auch immer mehr den Weg der Beeinflussung durch Spendengelder, weil sie an politischer Schlagkraft als Organisationen verlieren, zumal auf nationaler Ebene, und da stehen sie in Konkurrenz mit anderen Großspendern.


    Schlimmer noch, er bremst ja aktiv all jene aus, die schon JETZT das machen, was er groß verkündet zu tun, falls die Demokraten gewinnen.


    Hast du dafür mal ein Beispiel?


    Dabei wäre das doch gerade auch seiner Agenda nach der richtige Schritt: demonstrieren gegen das Nichteinhalten von Versprechen ist das eine. Was wollen sie bei Biden sagen? Da ist es eben genau das andere:

    "Look, here is the deal. You all knew I said I will not advocate M4All. You knew it was about getting rid of Trump. It worked. As a matter of the fact, you go what you wanted!"


    Jemandem irgendwelche Versprechungen auf Politik, die derjenige nicht teilt, abzuringen, scheint mir jetzt auch nicht wirklich aussichtsreich. Würde Biden Medicare-For-All versprechen und dann entsprechend seiner Präferenz nicht umsetzen, hätte er tausend Ausreden parat, warum es nicht möglich oder anderes wichtiger war. Überhaupt Biden hat vermutlich nicht mal eine zweite Amtszeit. Der hat keinen Anreiz irgendwelche Wahlversprechen umzusetzen. Und wenn man für das, was man will, demonstrieren geht, sind hatte-ich-nicht-versprochen auch nicht die magischen Worte mit denen alle Demonstranten wieder abziehen. Also dass er das sagen könnte, ist aus meiner Sicht ziemlich irrelevant.


    Der andere Aspekt, wer soll jemandem wie Uygur abnehmen, dass er bereit wäre Biden die Unterstützung zu versagen und eine zweite Amtszeit von Trump zu riskieren. Das wäre ja nötig, um Zugeständnisse abzupressen. Das nimmt ihm niemand ab. Da liegt eben auch das Problem, warum ein Trump der Linken nicht in die Hände spielt. Das Establishment kann sich mit ihm arrangieren. Die Demokraten haben richtig Geld mit Trump gemacht. Die Linke ist näher an den Gruppen, die die Dysfunktionalität des Staates hart trifft, wenn sie nicht direkt von ihm angegriffen werden.


    Übrigens denke ich auch nicht, dass Uygur glaubt, man könnte Biden dazu bringen Medicare-For-All zu unterstützen. Kämpfen muss man um die versprochenen Krumen.

  • Gegenfrage: Gab es denn solche Aktionen seitens der Linken in den letzten Jahrzehnten? Die sind ja erstmal marginalisiert worden durch Clinton, dann kam Bush, dann hat man zu sehr an Obama geglaubt, dann kam Trump. In all den Jahren haben die Demokraten sicherlich etliche Dinge für den Durchschnittsbürger getan, aber das hatte wenig damit zu tun, dass sie von progressives dazu gezwungen wurden. Die Gewerkschaften hatten vielleicht mehr damit zu tun. Aber die gehen auch immer mehr den Weg der Beeinflussung durch Spendengelder, weil sie an politischer Schlagkraft als Organisationen verlieren, zumal auf nationaler Ebene, und da stehen sie in Konkurrenz mit anderen Großspendern.

    Es gab sicher einiges, was Demokraten für den Bürger getan haben - in der Regel aber doch Leute, welche nicht an der Spitze sitzen.

    Wie sah es denn seit 2016 aus? Progressives wurden in den Medien immer wieder zum Thema - aber auch diese bekundeten wiederholt Loyalität zu Pelosi.


    Hast du dafür mal ein Beispiel?

    TYT-Programm. Wann wurde in den letzten 7 Jahren inhaltlich über die Demokraten gesprochen? Ja, Progressive Leute wurden besprochen - aber inhaltlich? Strukturell? Es war ja einer der Gründe, warum Jimmy Dore der Truppe den Rücken gekehrt hat - er war einer der wenigen, die nicht nur über Trump, sondern Dems gesprochen haben.
    Die Main host von TYT drängten und drängen ihre Zuschauer it einer Penetranz zur Wahl des "lesser of 2 evils", es ist ein Jammer.

    Selbst ein einer Situation wie jetzt mit Corona gibt es keinen Kampf für Healthcare, eher das fortwährende Entrücken davon. Da muss die Frage lauten: warum? Warum kann das Thema jetzt nicht gepusht werden? Was hat das mit "but Trump?!" zu tun?

    Als Sanders noch im Rennen war, war der Zuspruch von M4All bei ~70 % insgesamt. Bei den Reps bis zu knapp über 50 %. Wie hat man diese Zeit genutzt? Dummes Russiagate Gedöhns davor, und dann im Anschluss Corona und wie kacke Trump ist. Mal inhaltlich die eigene Partei in den Vorteil für die Wähler zu drücken - nö. Das könne man dann ja nach der Wahl machen.


    Jemandem irgendwelche Versprechungen auf Politik, die derjenige nicht teilt, abzuringen, scheint mir jetzt auch nicht wirklich aussichtsreich. Würde Biden Medicare-For-All versprechen und dann entsprechend seiner Präferenz nicht umsetzen, hätte er tausend Ausreden parat, warum es nicht möglich oder anderes wichtiger war.

    Na, aber hallo. Und deswegen muss Druck gemacht werden. Jeden Tag. Da sollte eben nicht in einer verdammten Pandemie mal ein paar Monate Pause gemacht werden, um mal eben Trump loszuwerden.

    Mir ist schleierhaft, wie die Alternative - "später Druck machen" - irgendeinen Vorteil bringen sollen. Außer dass natürlich Trump weg wäre.

    Der andere Aspekt, wer soll jemandem wie Uygur abnehmen, dass er bereit wäre Biden die Unterstützung zu versagen und eine zweite Amtszeit von Trump zu riskieren. Das wäre ja nötig, um Zugeständnisse abzupressen. Das nimmt ihm niemand ab.

    Ja, ein auf Inhalte bedachter Progressiver würde imo sich eben mit Inhalten beschäftigen. Er könnte argumentieren, warum er was besser findet. Uygur und Co. haben sind nun allerdings (schon 2016) in eine Sackgasse manövriert: Trump is bad, aber auch die Dems sind nicht ganz das Gelbe vom Ei. Wenn Dems kritisiert werden, steht das größere Übel womöglich besser da, daher geht es primär gegen Trump. Das ist keine progressive Politik. Das ist Verhinderungspolitik, ohne inhaltlichen Kern. Als establ. Demokrat würde ich Tränen lachen.

    Da liegt eben auch das Problem, warum ein Trump der Linken nicht in die Hände spielt. Das Establishment kann sich mit ihm arrangieren. Die Demokraten haben richtig Geld mit Trump gemacht. Die Linke ist näher an den Gruppen, die die Dysfunktionalität des Staates hart trifft, wenn sie nicht direkt von ihm angegriffen werden.

    Gleich gilt für die größeren Portale - wie eben auch TYT. Die Mitgliederzahlen gehen hoch (bei den Konservativen ebenso) - da wird dann weiter 0815 mit platten Sprüchen polarisiert.


    Übrigens denke ich auch nicht, dass Uygur glaubt, man könnte Biden dazu bringen Medicare-For-All zu unterstützen. Kämpfen muss man um die versprochenen Krumen.

    Der Kampf ist dann was? Den zu wählen, von dem man ausgeht, dass er einen im Anschluss bekämpft?

    Und was ist die Hoffnung nach 4-8 Jahren Biden? "Endlich" wieder Republikaner? Da klappt es dann besser?

  • 2016 haben die Demokraten verloren. Ich verstehe die Analogie ehrlich gesagt nicht.

    Das ist der Punkt. Biden braucht die demokratischen Senatoren und Abgeordneten, um zu regieren. Auf ihn kann man Druck ausüben. Trump lässt sich von Sanders oder Warren überhaupt gar nichts sagen, weitere 4 verlorene Jahre.

  • TYT-Programm. Wann wurde in den letzten 7 Jahren inhaltlich über die Demokraten gesprochen?


    Also wenn ich mal was davon sehe, sind sie doch mit ihrer Kritik sehr breit aufgestellt. Auch sehr viel Kritik an den Demokraten, auch inhaltlich. Ist nicht Uygur mal bei MSNBC gegangen worden, weil er denen zu Obama-feindlich war?


    Selbst ein einer Situation wie jetzt mit Corona gibt es keinen Kampf für Healthcare, eher das fortwährende Entrücken davon. Da muss die Frage lauten: warum? Warum kann das Thema jetzt nicht gepusht werden? Was hat das mit "but Trump?!" zu tun?


    Wird schon irgendwo strategisch sein. Wenn man jetzt einen Streit mit Biden über Medicare-For-All vom Zaun bricht, spielt man vielleicht Trump in die Hände, vorallem wenn Biden am Ende nicht darauf eingeht. Und die Priorität bei Uygur - und er ist steht ja da auch für viele andere - ist offenkundig Trump zu besiegen. Kann man falsch finden, aber ist eben so. Deshalb wollte die Linke ihren eigenen Kandidaten durchsetzen, damit sie beides, policy und den Sieg über Trump, bekommt. Nur ich denke, es ist ziemlich klar, policy gibt es bei einem zweiten Sieg von Trump eben auch nicht.


    Uygur und Co. haben sind nun allerdings (schon 2016) in eine Sackgasse manövriert: Trump is bad, aber auch die Dems sind nicht ganz das Gelbe vom Ei.


    Wie gesagt deshalb hat Trump als Rosskur nicht funktioniert. Die Vorstellung war, dass er die Wähler so verschreckt, dass sie linken statt rechten Populismus wählen. In der Realität zeigt sich, er hat die Linken so verschreckt, dass sie zähneknirschend nochmal das Establishment unterstützen. Ich würde nicht mal sagen, dass die Linke dahingehend gespalten wurde, denn die Fraktion, die meint, man müsste jetzt Biden die Gefolgschaft versagen, um sich dadurch politische Macht zu verschaffen, ist ja doch eher klein.


    Gleich gilt für die größeren Portale - wie eben auch TYT. Die Mitgliederzahlen gehen hoch (bei den Konservativen ebenso) - da wird dann weiter 0815 mit platten Sprüchen polarisiert.


    Denke ich tatsächlich weniger. Das wirkliche Geld macht man im Washingtoner System mit Spendengeldern. Um Abonnements betteln ist da im Vergleich schon ein recht hartes Brot. Also wenn sie Geld machen wollten, ist die Anfeindung des Establishment kein besonders guter Weg. So ein Omidyar, der das belohnt, kommt dann doch recht selten vorbei.


    Der Kampf ist dann was? Den zu wählen, von dem man ausgeht, dass er einen im Anschluss bekämpft? Und was ist die Hoffnung nach 4-8 Jahren Biden? "Endlich" wieder Republikaner? Da klappt es dann besser?


    Der Kampf gegen Biden beginnt natürlich erst, wenn dieser gewonnen hat, und dann halt so bald wie möglich einen progressive ins Präsidentenamt bekommen oder vielleicht ist Harris empfänglicher für Druck, wenn sie den doch recht eingefahrenen Biden vorzeitig ablöst.


    Ich meine, das ist alles mit der Annahme gesagt, dass dieses ganze politische System sich fortsetzen wird. Ich würde da nicht drauf wetten.

  • Joe Biden’s Campaign Is Making It Very Clear: They Will Push Austerity in the White House

    "Almost no one noticed it, but earlier this month, a top Joe Biden advisor indicated that the entire agenda Biden is campaigning on won't be pursued once he's in the White House. Instead, Biden's inner circle appears wedded to the ideology of austerity."


    ...und keine Sau im großen Medienzirkus interessiert sich dafür - because hey, at least he's not Trump!


    Das beste ist, Biden und Harris (die Kandidaten des neoliberalen Establishments) und das neoliberale Establishment können weiter alles was irgendwer an progressiven Reformen von ihnen fordern möge damit abbügeln, dass es leider nicht finanzierbar sei und gleichzeitig die Schuld dafür komplett Trump in die Schuhe schieben, weil er ja schliesslich das Defizit mit seinen Steuererleichterungen so in die Höhe getrieben habe.


    Win-Win!

  • Wird schon irgendwo strategisch sein.

    o.0

    Sehr wohlwollende Haltung. Was wäre dann die Strategie?

    Wer Hoffnung auf die 'Empfänglichkeit' von Harris setzt, muss Optimist sein - oder ihre politische Vergangenheit ausblenden.

    Glaub, we can agree to disagree.

  • o.0

    Sehr wohlwollende Haltung. Was wäre dann die Strategie?


    Also keine Strategie um Medicare-For-All zu bekommen, falls du das verstanden hast, sondern um Trump zu besiegen. Biden anzugreifen und gleichzeitig zu sagen, aber wählt ihn trotzdem, Trump ist noch schlimmer, wäre eine inkonsistente Botschaft und würde das Ziel Trump wegzubekommen sabotieren. Den Kampf aufzuschieben bis nach der Wahl, ist wenn man so will strategisch, insofern das überhaupt reflektiert wird. Zumal, Biden das entsprechende Versprechen abzuringen, ist das eine, denn sobald es um die Einlösung ginge:


    Das beste ist, Biden und Harris (die Kandidaten des neoliberalen Establishments) und das neoliberale Establishment können weiter alles was irgendwer an progressiven Reformen von ihnen fordern möge damit abbügeln, dass es leider nicht finanzierbar sei und gleichzeitig die Schuld dafür komplett Trump in die Schuhe schieben, weil er ja schliesslich das Defizit mit seinen Steuererleichterungen so in die Höhe getrieben habe.


    Man hätte vielleicht eine medienwirksame Kampagne während der Biden-Sanders-Verhandlungen inszenieren müssen. Eventuell hätte Druck an dieser Stelle mehr herausgeholt. Ich weiß nicht, ob das neben Epidemie, Wirtschaftskrise und Black-Lives-Matter-Massendemonstrationen drin war.


    Wer Hoffnung auf die 'Empfänglichkeit' von Harris setzt, muss Optimist sein - oder ihre politische Vergangenheit ausblenden.


    Nun, als Vizepräsidentin, die durch die Hintertür an die Macht kommt, wäre sie schwächer. Sie ist auch jünger und hat sich auch mehr als Wendehals im Wahlkampf gezeigt als Joe "Vote for Trump" Biden. Es ist vorstellbar, dass sie noch mehr auf Druck reagiert. Wie gesagt es geht nicht darum, den Präsidenten dahin zu bekommen, dass er die linke Agenda unterstützt. Dessen Macht ist innenpolitisch sowieso nicht allzu groß, Trump hat durch die Erzeugung von institutioneller Dysfunktionalität vermutlich schon das meiste in negativer Richtung herausgeholt.


    Ich frag mich nur, was Bernie davon hat, das Spiel mizuspielen.


    Finde ich ehrlich nicht schwer zu verstehen. Die priorisieren alle Trump wegzubekommen.


    Es ist immer leichter von außen und wenn man richtig zornig ist, zu empfehlen es einfach noch mal mit mehr Chaos zu versuchen. Ich meine, das ist ja irgendwo das Ergebnis, wenn man die Chancen von Biden aktiv beschädigen würde. Viele Leute in der akuten Situation überzeugt das nicht.


    Und ich will wirklich nicht sagen, dass der Entzug von Unterstützung, da wo es weh tut, nicht auch genutzt werden kann, um sich Macht zu verschaffen. Aber so wie es bisher mal skizziert wurde, scheint es auf den Spieltheorieklassiker Chicken hinauszulaufen. Man muss dann eben bereit sein, den Fuß nicht vom Gaspedal zu nehmen. Mir fällt auf, wenn ich mal an eine Reihe von Vertretern auf den beiden Seiten dieses Streits denke: Sanders ist ein Jude, Uygur hat einen muslimischen Hintergrund, Mehdi Hasan könnte man hinzunehmen, der ist Muslim, Ocasio-Cortez ist Lateinamerikanerin auf der anderen Seite Kyle Kulinski, Jimmy Dore oder auch Krystal Ball alle soweit ich weiß Teil der Mehrheitsethnie. Vielleicht ist einfach der Unterschied, wieviel die glauben zu verlieren zu haben.

  • Das ist das selbe elende Propaganda-Spiel das auch hierzulande immer wieder gespielt und von sämtlichen VertreterInnen des gehobenen Bürgertums weiter verbreitet wird - auch wenn sie für linksliberale "Blätter" schreiben:

    Bloß keine KandidatInnen aufstellen, die sich zu weit links dessen positionieren, was als bürgerliche Mitte™ verklärt, und ausgerechnet von Leuten medienwirksam als gesellschaftlicher Konsens proklamiert wird, die dem Alltag der profanen Mittelschicht schon lange in höhere Sphären entschwebt sind. Das verschreckt den Wähler. Das versteht er nicht. Da wählt er lieber rechts.

    Im Unterschied zu den hiesigen Verhältnissen brauchen die Demokraten landesweit im Schnitt einen Vorsprung von vier bis acht Prozent zu den Republikanern, um eine gute Chance zu haben Präsidentschaft, Senat und Repräsentantenhaus zu gewinnen. Was wiederum Voraussetzung ist, um auch nur irgendwas größeres durchbringen zu können.


    Bei ungefähr gleicher Wahlbeteiligung beider Lager müssen die Demokraten also Wähler auf ihre Seite ziehen, die sich den Republikanern näher wähnen als den Demokraten.

  • Bei ungefähr gleicher Wahlbeteiligung beider Lager müssen die Demokraten also Wähler auf ihre Seite ziehen, die sich den Republikanern näher wähnen als den Demokraten

    Ja eben. Und Medicare4all findet nicht nur bei der Stammwählerschaft Anklang.


    Damit hätte man gerade jetzt sicher auch ein paar moderate Republikaner-WählerInnen überzeugen können. Zumal die ja auch nicht alle völlig begeistert von Trump sind.

  • Ich frag mich nur, was Bernie davon hat, das Spiel mizuspielen. Ach ich weiß schon, so eie Naseweis hatte hier kürzlich einen Artikel verlinkt, indem uns erklärt wurde, wieviel Bernie in Biden steckt. Ich laufe Gefahr wieder in Zynismus zu verfallen.

    Vielleicht wurde er bedroht und erpresst. Wäre nicht der erste Politiker.

  • Ne, hier liegt schon wieder ein Missversätndnis vor. Er sollte sich nicht komplett dagegen stellen, aber ein wenig Druck würde nicht nur helfen, Zugeständnisse zu bekommen, sondern auch als Anti-Trump Partei glabwürdiger zu wirken.


    Ja, das sehe ich grundsätzlich genauso. Auch mit Bezug zur eigenen Glaubwürdigkeit bei den Wählern, die sich an einem orientieren. Mein Punkt war vorallem auf Themen gemünzt, wo man die Standpunkte schon ausgetauscht hat und einfach nochmal den Dissenz öffentlich darstellen würde. Wenn sich die Biden-Kampagne zum Beispiel an Vereinbarungen nicht hält, dann sollte das schon beantwortet werden.


    Sanders macht aber den Jubel-Pogessive. In keinster Weise zu verstehen, im Gegenseatz zum korrupten Rest.


    Da man nicht wirklich auf der gleichen Seite steht, kann man bei diesem Balance-Akt leicht auf ein Extrem verfallen. Tatsächlich bin ich mir gar nicht mal so sicher, ob das hier der Fall ist oder nicht einfach der Eindruck durch die mediale Abbildung erzeugt wird. Sanders wird einfach nicht mehr als Opposition gegenüber Biden behandelt. Und auch früher hat er viele Sachen nur auf Nachfrage kommentiert.

  • Im Unterschied zu den hiesigen Verhältnissen brauchen die Demokraten landesweit im Schnitt einen Vorsprung von vier bis acht Prozent zu den Republikanern, um eine gute Chance zu haben Präsidentschaft, Senat und Repräsentantenhaus zu gewinnen. Was wiederum Voraussetzung ist, um auch nur irgendwas größeres durchbringen zu können.


    Und aus linker Sicht hat man selbst mit einer solchen Konstellation eine nur sehr geringe Chance sowas wie Medicare-For-All durchzubringen. Massiver Druck von der Straße schon eingerechnet.


    Sie versuchen es lieber mit einem Themen, bei dem die Reps auch liefern. Imerialismus. Da fragt sich der beworbene freilich, warum nicht das Original wählen. Die Antwort darauf soll Trump lauten. :rolleyes:


    Noch haben sie ein Imperium und Trump ist richtig schlecht darin es zu verwalten. Also wäre einem das wichtig, ein echter Grund Biden zu wählen. Auch wenn er kein Obama ist.

  • "Look", warum jetzt so spezifisch.


    Weil Clive sich auf das Beispiel Medicare-For-All konzentriert hat, bin ich mal dabei geblieben.


    Mein Punkt war, dass Sanders sich 200%ig hinter die Kampagne stellt. Vorauseilendes Cheerleading, wo er auch einfach Schweigen könnte.


    Ist das so? Ich habe in letzter Zeit wenig von Sanders gehört. Eigentlich habe das Gefühl, dass er überwiegend schweigt.


    Sogar der Slogan America First wurde adaptiert.


    Diese Diskussion war ja schon immer Unsinn. Jede typische nationale Regierung stellt die Interessen des eigenen Landes direkt hinter ihre eigenen. Trump ist außergewöhnlich darin, dass er das nicht tut. Da gibt es im Wesentlichen nur seine eigenen Interessen. Ansonsten ist er ja mehr Nativist als Nationalist.


    Bidens Leute wollen das empire erhalten, während Trump es für gegeben nimmt, dass die USA die führende Weltmacht sind und kein Konzept davon hat, dass dieser Status auch gepflegt werden muss. Da hindert einen Republikaner nur Indoktrination auf demokratische Schwäche, das auch so zu erkennen. Diese Indoktrination ist freilich stark. Aber das ist wiederum egal, weil das empire ein Elitenprojekt ist und jenseits der Wohlfühl-Murica-Rhetorik auch dem Durchschnittsrepublikaner völlig egal.


    Rider in Twix umbenennen hat schon 2016 nicht funktioniert.


    Also ja, wenn die Biden-Kampagne darauf setzt republikanische Wähler abzugreifen, wäre das Zeitverschwendung. Anders dagegen Establishment-Republikaner, die Trump nicht abkönnen. Man würde hoffen, dass die da auf Spendenjagd sind, aber könnte auch nur sowas wie die blödsinnige Fixierung des demokratischen Establishments auf republikanische Zustimmung sein.

  • Biden anzugreifen und gleichzeitig zu sagen, aber wählt ihn trotzdem, Trump ist noch schlimmer, wäre eine inkonsistente Botschaft und würde das Ziel Trump wegzubekommen sabotieren.

    Das ist diese fatale Schwarz-Weiß Denke. Praktisch gibt sie Biden einen Freifahrtschein. Er kann machen, was er will, die Gefolgschaft ist ihm sicher.

    Das Ziel sollte imo nicht sein Trump "wegzubekommen". nicht "against someone", sondern "for something". Betrachtet man das dann genauer, dann würde letzteres ersteres inkludieren - vorausgesetzt die Ziele von Dems und Reps sind unvereinbar - und schon da offenbart sich ja der Irrsinn.

    Nehmen wir an, Biden geht volles Rohr auf M4All - was das für einen boost geben könnte! Wie es die Wählerschaft mobilisieren könnte. Ich hoffe mir ein "sehr" herbei, denn wissen, weiß ich es nicht.

    "I am not Trump, although I am as much for M4All as he, which is not at all! *creepy laughter*. Vote for me!"

    Wen will er damit erreichen?


    Das subsidies for fossil fuel Durcheinander rundet das Bild abermals ab.

  • Ist das so? Ich habe in letzter Zeit wenig von Sanders gehört. Eigentlich habe das Gefühl, dass er überwiegend schweigt.

    Genau. Er schweigt, und lässt seine verkorkste 'Revoliution' ausbluten.

    Das ist alles nicht neu. Während Pelos Kennedy endorsed, bleibt Sanders im Hintergrund - keine Unterstützung für Markey.

    Mir tut sowas weh, weil es mich daran erinnert, wie sehr er Canova hat hängen lassen gegen die unsägliche Wassermann Schultz.

  • Das Ziel sollte imo nicht sein Trump "wegzubekommen". nicht "against someone", sondern "for something".


    Naja, ich denke ich habe rübergebracht, dass für einen Teil der Linken, und das Ausgangsbeispiel Cenk Uygur gehört dazu, damit, dass sie ihr for something nicht bekommen haben nur noch against someone bleibt.


    Ansonsten diese Gegenüberstellung wird ja vorallem im Kontext der Wählermobilisierung diskutiert, dass man nicht immer wieder die Leute nur gegen etwas abstimmen lassen kann, sondern ihnen auch eine positive Vision im Aussicht stellen muss. Wenn man aber schon als Ziel hat, jemand wegzubekommen, dann ist das eben die persönliche Präferenz. Und daran habe ich nichts auszusetzen.

  • Naja, ich denke ich habe rübergebracht, dass für einen Teil der Linken, und das Ausgangsbeispiel Cenk Uygur gehört dazu, damit, dass sie ihr for something nicht bekommen haben nur noch against someone bleibt.

    Sie haben es ja nichtmal versucht, ihr something zu bekommen. Sofort als Clinton verloren hat, wurden diese "progressives" zu "regressives", da sie nur noch den Ausgangspunkt zurückhaben wollten - nämlich Trump weg. Wie es da aussehen würde - egal, halt irgendwie "besser". Der Rest kommt dann "danach".


    Das ist in etwas so als hätten die Civil Rights Movement gesagt: wir wollen unsere Rechte, aber das stecken wir zurück, erstmal den Präsidenten wechseln! Bis dahin wollen wir nichts mehr von Rassismus hören!!!


    A (against someone) mit B (for something) zu verbinden - das scheint Dir unvorstellbar?


    Ansonsten diese Gegenüberstellung wird ja vorallem im Kontext der Wählermobilisierung diskutiert, dass man nicht immer wieder die Leute nur gegen etwas abstimmen lassen kann, sondern ihnen auch eine positive Vision im Aussicht stellen muss.

    Die Demokraten haben keine positive Vision. Selbst Sanders wurde vom establishment derart zusammengetreten, dass selbst er viel weniger Leute mobilisieren konnte als angenommen.

    Wenn man aber schon als Ziel hat, jemand wegzubekommen, dann ist das eben die persönliche Präferenz. Und daran habe ich nichts auszusetzen.

    Eine Präferenz ist eine Sache, eine fanatische Überzeugung, der sich ausnahmslos alles unterzuordnen hat, ist eine andere. Bei Uygur könnte man meinen, wenn er die Erde hochjagen könnte und damit Trump loswerden könnte, würde er sofort "OF COUUUUUUUURSE!" grölen.


    Ich habe daran eine ganze Menge auszusetzen.

  • Sie haben es ja nichtmal versucht, ihr something zu bekommen. Sofort als Clinton verloren hat, wurden diese "progressives" zu "regressives", da sie nur noch den Ausgangspunkt zurückhaben wollten - nämlich Trump weg. Wie es da aussehen würde - egal, halt irgendwie "besser". Der Rest kommt dann "danach".


    Das kann man so nicht stehen lassen. Tatsächlich haben sie getan, was dir vorschwebt:


    A (against someone) mit B (for something) zu verbinden [...]


    Natürlich waren sie gegen Trump mit den großen Gegendemonstrationen usw., aber die Linke hat auch etliche neue Organisationen gegründet, um den Erfolg der Sanders-Bewegung weiter zu tragen und hat ihre Kandidaten auf unterschiedlichen Ebene in die Politik bekommen. Green New Deal oder Medicare-For-All wurden in dieser Zeit als Programme von der Linken entwickelt. Der Versuch eine positive Vision umzusetzen, war schließlich die Sanders-Kampagne und ein kleinerer Teil hing auch noch bei Warren mit drin. Da ist es halt gescheitert. Und die Kampagne wurde auch noch im Lauf von links zum Beispiel für zu viel Zurückhaltung kritisiert.


    Durch die Niederlage in Kombination mit der Epidemie ist erstmal viel Elan verloren gegangen und danach in die Black-Lives-Matter-Proteste gewandert. Und ein Großteil der Linken kommt ja gar nicht in den Medien vor oder hat nach Einstellung der Präsidentschaftswahlen einen nationalen Fokus. Die engagieren sich jetzt eben für die lokalen Volksentscheide, Kongress- und sonstigen Wahlen. Auch Uygur sprach in dem Video, was du verlinkt hast, von einem PAC mit dem linke Kandidaten unterstützt werden.


    [...] das scheint Dir unvorstellbar?


    Ich gebe hier die Sichtweise anderer Leute wieder. Vorstellen kann ich mir vieles. Aber wenn es darauf hinausläuft, Biden könnte dieses oder jenes tun. Ja natürlich, aber macht er halt nicht.


    Die Demokraten haben keine positive Vision


    Genau und deshalb gibt es auch keinen anderen Wunsch an sie, als dass sie Trump ablösen.

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